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Editorial | bpb.de

Editorial

Anne-Sophie Friedel

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Die erste Dampflokomotive fährt in einem Eisenwerk im südlichen Wales: Die Konstruktion des Ingenieurs Richard Trevithick, ein liegender Hochdruckdampfkessel mit Schornstein auf einem Fahrgestell, zieht am 21. Februar 1804 fünf Waggons mit zehn Tonnen Eisen und 70 Personen über 15 Kilometer weit. Da sie für die Schienen zu schwer ist, die eigentlich für Pferdewagen vorgesehen sind, wird sie bald nicht mehr eingesetzt. Die Technik allerdings wird fortentwickelt, und 1825 kann zwischen der Bergbaustadt Darlington und dem Hafen von Stockton im Nordosten Englands die erste Eisenbahnlinie der Welt in Betrieb genommen werden. Zehn Jahre später folgt die erste deutsche Eisenbahnverbindung zwischen Nürnberg und Fürth.

Mit der Eisenbahn beginnt in Europa eine Revolution. Das neue Verkehrsmittel ist so schnell, sicher und günstig wie keines zuvor, und im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts beschleunigt der Ausbau des Eisenbahnnetzes nicht nur den Personen- und Gütertransport sowie das Post- und Nachrichtenwesen, sondern auch die Industrialisierung und die wirtschaftliche Integration. Die historische Entwicklung hin zu unserem heutigen Alltag und der globalen Wirtschaftsweise ist eng mit der Eisenbahn verknüpft.

Heute verbinden über eine Million Schienenkilometer weltweit Städte, Regionen und Kontinente miteinander. Als Verkehrs- und Transportmittel ist die Eisenbahn durch die Konkurrenz auf der Straße und in der Luft jedoch ins Hintertreffen geraten und kündet – zumindest in Deutschland – kaum mehr von der Überwindung von Raum und Zeit: Die Deutsche Bahn gilt als chronisch verspätet, überlastet und zu teuer, die Infrastruktur als marode. Die oftmals gegensätzlichen Ansprüche ökonomischer Effizienz und öffentlicher Daseinsvorsorge stellen das staatseigene Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Dabei birgt die Schiene angesichts des Klimawandels das größte Potenzial, Treibhausemissionen zu reduzieren.