Friedenflechten & Medien 30 Jahre Erfahrungen aus Südosteuropa
Anfang der 1990er Jahre erschütterten die Kriege auf dem Balkan nicht nur die politische Ordnung, sondern veränderten auch Gesellschaft und Medien tiefgreifend.
In vielen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens galt Journalismus bis dahin als klar strukturierter Beruf mit gesellschaftlichem Ansehen und weitgehend unter der Kontrolle eines sozialistischen Staates. Dabei spielte die staatliche Nachrichtenagentur Tanjug eine zentrale Rolle: Sie war die Stimme der Blockfreien Bewegung, unterhielt Korrespondenten in Afrika, Asien und Lateinamerika und bot eine alternative Perspektive zu den Machtblöcken des Westens und Ostens.
Mit dem Zerfall Jugoslawiens wandelte sich der Journalismus grundlegend – nicht selten unter nationalistischen Vorzeichen. Andererseits wurde das journalistische Arbeiten zunehmend zu einem Akt des gesellschaftlichen Engagements – auch im Dienst des Friedens.
Erfahrene Journalistinnen und Journalisten mit dem Schwerpunkt Südosteuropa diskutieren über die Rolle von Nachrichten und den Menschen, die dahinterstecken, beim Friedenstiften - Una Hajdari, Livia Klingl, Michael Martens und die Professorin Lejla Turčilo, moderiert von Gemma Pörzgen.
Una Hajdari
Una Hajdari, geb. 1992, ist Journalistin aus dem Kosovo, die international über politische und gesellschaftliche Themen in Südosteuropa berichtet. Ihre Arbeit erscheint unter anderem in The New York Times, Politico und Foreign Policy. Sie setzt sich für eine differenzierte, transnationale Perspektive auf die Region ein und beleuchtet insbesondere Herausforderungen rund um Demokratie, Medienfreiheit und soziale Gerechtigkeit. Mit ihrem kritischen Blick fördert sie das Verständnis für komplexe politische Dynamiken im westlichen Balkan. Für ihre Arbeit wurde sie 2021 mit dem Solidaritätspreis der Südosteuropa-Gesellschaft ausgezeichnet. 2018 war sie Elizabeth Neuffer Stipendiatin am MIT.
Livia Klingl
Livia Klingl, geb. 1956 in Wien, ist Journalistin, Publizistin und Buchautorin. Sie studierte Grafik sowie Französisch in Wien, Paris und Siena. Ihre journalistische Laufbahn begann beim ORF, später war sie u. a. für Der Standard und den Kurier tätig, wo sie neun Jahre lang das Außenpolitik-Ressort leitete. Als Kriegsreporterin berichtete sie aus zahlreichen Krisengebieten wie dem Balkan, Afghanistan und dem Irak. Seit ihrer Pensionierung konzentriert sie sich auf das Schreiben von Sachbüchern und Romanen. Sie veröffentlichte verschiedene Bücher, darunter Menschen zwischen den Fronten (2002), Die Russen kommen (2008), Wir können doch nicht alle nehmen! (2015), Lauter Fremde! (2017) sowie den Roman Der Lügenpresser (2018) und Biedermeiern (2019).
Michael Martens
Michael Martens, geb. 1973 in Hamburg, aufgewachsen dort und in der Lüneburger Heide. Nach dem Abitur und einem Jahr in Chicago arbeitete er ab 1995 als Redakteur russlanddeutscher Zeitungen in Zentralasien, Kasachstan, der Ukraine und St. Petersburg. 2001 trat er in die Nachrichtenredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein. Es folgten Auslandseinsätze in Afghanistan sowie ab 2002 als Balkan-Korrespondent in Belgrad. Von 2009 bis 2018 berichtete er auch über die Türkei, seit 2015 aus Athen. Seit 2019 lebt er in Wien und berichtet von dort über Südosteuropa.
Lejla Turčilo
Lejla Turčilo wurde 1977 in Sarajevo geboren und ist Professorin für Journalismus und Kommunikation an der Universität Sarajevo. Sie studierte, promovierte und lehrt dort, mit einem Fokus auf Medien, politische Kommunikation und digitale Gesellschaft. Sie ist Autorin mehrerer Fachbücher, darunter Online Communication and Offline Politics (2006) und New Normal and Media (2021), und hat über 30 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht. Ihre Forschung behandelt u. a. Medienpolitik, Desinformation und Hate Speech. Derzeit forscht sie zur Rolle der Medien im Ukrainekrieg und gesellschaftlicher Polarisierung. Turčilo ist in zahlreichen internationalen Projekten aktiv, etwa zu Medien- und Informationskompetenz. Sie absolvierte Austauschprogramme in Oxford und den USA und erhielt Stipendien u. a. von der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem US-Außenministerium.
Gemma Pörzgen
Gemma Pörzgen ist eine deutsche Journalistin mit Schwerpunkt Osteuropa und Medienfreiheit. Sie studierte Politikwissenschaft und Slawistik, arbeitete zunächst bei der Frankfurter Rundschau und später als Auslandskorrespondentin. In den 2000er Jahren war sie als Auslandskorrespondentin in Belgrad tätig – zunächst für Südosteuropa, später berichtete sie als Nahost-Korrespondentin aus Israel und den palästinensischen Gebieten. Seit 2006 lebt sie in Berlin als freie Journalistin und Moderatorin. Sie ist Chefredakteurin der Zeitschrift Ost West. Europäische Perspektiven und langjähriges Vorstandsmitglied von Reporter ohne Grenzen. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit Stipendien der Robert-Bosch-Stiftung und des IWM Wien.
Hinweise zur Veranstaltung
Veranstaltungsadresse:
Museum für Kommunikation Frankfurt
Schaumainkai 53 (Museumsufer)
60596 Frankfurt
Veranstalter:
Bundeszentrale für politische Bildung und Museum für Kommunikation Frankfurt
Anmeldung:
Teilnahmegebühr: kostenfrei