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Editorial | bpb.de

Editorial

Johannes Piepenbrink

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"Nun sag’, wie hast du’s mit dem Gendern?" Die Frage nach der Art und Weise geschlechtergerechten Sprachgebrauchs scheint zur modernen Gretchenfrage geworden sein. Sie betrifft nicht nur ausnahmslos alle, die Deutsch sprechen oder schreiben, sie ist oftmals auch mit einem Bekenntnis beziehungsweise der Zuschreibung einer Haltung verbunden, die weit über sprachliche Geschmacksfragen hinausweist und bis ins Weltanschauliche reicht. Die vehement geführte Debatte um Gendersternchen und generisches Maskulinum – und um alles, was dazwischen liegt – trägt mitunter Züge eines Kulturkampfs, bei dem Sprache nur stellvertretend für andere gesellschaftliche Großthemen verhandelt wird.

Das Anliegen geschlechtergerechter Sprache erscheint indes nicht vermessen: Es geht um die sprachliche Gleichberechtigung und Sichtbarmachung aller Geschlechter, um die heutige gesellschaftliche Realität besser abzubilden, als es allein mit männlichen Personenbezeichnungen möglich sei. Denn auch, wenn sie geschlechterübergreifend gemeint sind, erzeugen männliche Formen nach wie vor eher Vorstellungen von Männern. Während Beidnennungen wie Bürgerinnen und Bürger oder Ärztinnen und Ärzte zumindest in öffentlichen Anreden mittlerweile Standard sind, entzündet sich Streit vor allem um Schreib- und Sprechweisen, die auch nicht-binäre Menschen einschließen – etwa Bürger*innen und Ärzt:innen.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt Genderzeichen im Wortinnern bislang nicht zur Aufnahme ins amtliche Regelwerk, konstatiert aber zugleich, dass geschlechtergerechte Sprache eine gesellschaftliche Aufgabe sei, "die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden kann". Zugleich führen Kommunen und Hochschulen Leitfäden zur Umsetzung geschlechtergerechter Sprache ein, die ebendiese Zeichen nahelegen. Die Vielfalt dazwischen spiegelt sich auch in APuZ wider: Ob und wie gegendert wird, überlassen wir unseren Autorinnen und Autoren.