Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Theodor Heuss (FDP) | Grundgesetz und Parlamentarischer Rat | bpb.de

Grundgesetz und Parlamentarischer Rat Kurzüberblick Das Grundgesetz seit 1949 Deutsche Einheit Veränderungen Das BVerfG Karlsruher "Politik" Europäische Integration Der Weg zum Grundgesetz Erste Schritte Warum keine Verfassung? Streitpunkte Neuland Zentrale Artikel Ein neues Deutschland Auf der anderen Seite Biografien Konrad Adenauer – erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Hannsheinz Bauer (SPD) Max Becker (FDP) Ludwig Bergsträsser (SPD) Paul Binder (CDU) Adolf Blomeyer (CDU) Heinrich von Brentano (CDU) Johannes Brockmann (Zentrumspartei) Paul de Chapeaurouge (CDU) Thomas Dehler (FDP) Georg Diederichs (SPD) Fritz Eberhard (SPD) Adolf Ehlers (SPD) Hermann Fecht (CDU) Albert Finck (CDU) Andreas Gayk (SPD) Otto Heinrich Greve (SPD) Rudolf-Ernst Heiland (SPD) Wilhelm Heile (DP) Hubert Hermans (CDU) Theodor Heuss (FDP) Anton Hilbert (CDU) Fritz Hoch (SPD) Hermann Höpker Aschoff (FDP) Werner Hofmeister (CDU) Jakob Kaiser (CDU) Rudolf Katz (SPD) Theophil Heinrich Kaufmann (CDU) Josef Ferdinand Kleindinst (CSU) Gerhard Kroll (CSU) Adolf Kühn (CDU) Karl Kuhn (SPD) Wilhelm Laforet (CSU) Robert Lehr (CDU) Lambert Lensing (CDU) Paul Löbe (SPD) Friedrich Löwenthal (SPD) Friedrich Maier (SPD) Hermann von Mangoldt (CDU) Karl Sigmund Mayr (CSU) Walter Menzel (SPD) Willibald Mücke (SPD) Friederike Nadig (SPD) Erich Ollenhauer (SPD) Hugo Paul (KPD) Anton Pfeiffer (CSU) Hans Reif (FDP) Max Reimann (KPD) Heinz Renner (KPD) Ernst Reuter (SPD) Heinrich Rönneburg (CDU) Albert Roßhaupter (SPD) Hermann Runge (SPD) Hermann Schäfer (FDP) Kaspar Gottfried Schlör (CSU) Carlo Schmid (SPD) Adolph Schönfelder (SPD) Josef Schrage (CDU) Carl Schröter (CDU) Josef Schwalber (CSU) Hans-Christoph Seebohm (DP) Kaspar Seibold (CSU) Josef Seifried (SPD) Elisabeth Selbert (SPD) Jean Stock (SPD) Walter Strauß (CDU) Adolf Süsterhenn (CDU) Otto Suhr (SPD) Friedrich Wilhelm Wagner (SPD) Felix Walter (CDU) Helene Weber (CDU) Helene Wessel (Zentrumspartei) Ernst Wirmer (CDU) Friedrich Wolff (SPD) Hans Wunderlich (SPD) Gustav Zimmermann (SPD) Georg August Zinn (SPD) Verfassungsgeschichte Verfassungsgeschichte vor 1848 1848-1871 Weimarer Verfassung NS-Staat Nach der Katastrophe Redaktion Quiz: Grundgesetz & Parlamentarischer Rat

Theodor Heuss (FDP)

Prof. Dr. Erhard H.M. Lange

/ 3 Minuten zu lesen

Im Parlamentarischen Rat

Foto: Haus der Geschichte / Bestand Erna Wagner-Hehmke (© Foto: Haus der Geschichte / Bestand Erna Wagner-Hehmke )

Im Sommer 1948 wird Theodor Heuss vom Landtag Württemberg-Badens in den Parlamentarischen Rat gewählt. Dort übernimmt er den Vorsitz der FDP-Fraktion. Neben dem Ältestenrat gehört er als Mitglied dem Hauptausschuss und dem Ausschuss für Grundsatzfragen an und arbeitet im Fünferausschuss und im Siebenerausschuss mit. Unter seinem Einfluss nimmt die FDP im Rat häufig eine vermittelnde Position ein und trägt so wesentlich zu einer Verständigung über das Grundgesetz bei. Dabei überzeugt er durch seine dezidierten historischen und staatsrechtlichen Kenntnisse sowie seine geistvolle Rhetorik. Geradezu symbolische Bedeutung hat für ihn das freiheitliche Vorbild der Paulskirchenverfassung von 1849.

Die Arbeiten am Grundgesetz will er als einen offenen Prozess gestalten. Regelmäßig berichtet er über das Bonner Geschehen in der "Rhein-Neckar-Zeitung". Zugleich gewinnt damit für ihn der "Gefühlswert" der Einzelformulierungen des Verfassungstexts besonderes Gewicht. So lehnt er von vornherein die Schaffung eines inhaltlichen Provisoriums, wie es etwa von Carlo Schmid (SPD) angestrebt wird, ab.

Inhaltlich gilt sein Hauptinteresse der Präambel, der Staatssymbolik und den Grundrechten. Die Grundrechte sieht er ganz im Sinne der auf den Staat bezogenen Traditionen des deutschen Liberalismus ausschließlich als Hervorbringungen des Staats selbst. Sein Grundverständnis lässt viel Raum zum Kompromiss. Deshalb tragen zahlreiche der im Grundgesetz getroffenen Regelungen (Präambel, Name und Symbolik, Grundrechte, staatskirchenrechtliche Bestimmungen u.a.) in wesentlichen Elementen seine Handschrift. Auch lassen sich im Grundgesetz nur wenige Regelungen finden, die eine eindeutige Gegenposition zu seinen Auffassungen markieren.

Biografie

Geboren am 31. Januar 1884 in Brackenheim bei Heilbronn, gestorben am 12. Dezember 1963 in Stuttgart, evangelisch.

Theodor Heuss wächst als Sohn eines württembergischen Regierungsbaumeisters in Brackenheim auf, 1890 Umzug der Familie nach Heilbronn. 1902 Abitur. 1902-1905 Studium der Nationalökonomie und weiterer Fächer in München und Berlin, 1905 Promotion in München. Vielfältige Kontakte zur Kulturszene, stark beeinflusst durch die politischen Ideen Friedrich Naumanns, politisches Engagement für den Linksliberalismus. 1905-1912 Mitarbeiter der von Friedrich Naumann herausgegebenen Wochenschrift "Die Hilfe". 1909 Gründungsmitglied des Schutzverbands deutscher Schriftsteller (1925-1926 Vorsitzender). 1910-1918 Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei. 1912-1917 Chefredakteur der "Neckar-Zeitung" in Heilbronn.

Ab 1918 erneut in Berlin. 1918-1924 Geschäftsführer des Deutschen Werkbunds, ferner Redakteur der Wochenschrift "Deutsche Politik" (bis 1922). Schließt sich 1918 der Deutschen Demokratischen Partei (DDP, ab 1930 Deutsche Staatspartei) an. Ab 1920 Bezirksverordneter von Berlin-Schöneberg, 1929-1931 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung für Groß-Berlin. 1924-1928 und 1930-1933 Mitglied des Deutschen Reichstags. 1920-1933 Dozent an der Hochschule für Politik in Berlin, vielfältige publizistische Tätigkeit.

Obwohl Heuss dem Nationalsozialismus kritisch gegenübersteht, stimmt er am 23. März 1933, wenn auch widerwillig, dem "Ermächtigungsgesetz" zu. In der Folgezeit ohne regelmäßige berufliche Tätigkeit. Betätigt sich vor allem publizistisch und literarisch, schreibt zeitweise unter Pseudonym. Für den Lebensunterhalt sorgt hauptsächlich seine Ehefrau Elly Heuss-Knapp durch Tätigkeit in der Werbebranche. Herbst 1943 Übersiedlung von Berlin in den Raum Heidelberg. Lose Kontakte zum innerdeutschen Widerstand, von Goerdeler als künftiger Reichspressechef ausersehen.

1945-1949 Lizenzträger der Heidelberger "Rhein-Neckar-Zeitung". 1945-1946 Kultusminister von Württemberg-Baden. Parteipolitisch zunächst für eine Sammlung aller nicht-sozialistischen Kräfte der Mitte, erst später für eine selbständige liberale Partei. Januar 1946 Gründung der Demokratischen Volkspartei (DVP) in Stuttgart, im September 1946 wird Heuss zum Vorsitzenden der DVP in der Amerikanischen Besatzungszone gewählt. 1947-1948 Vorsitzender der nur kurze Zeit bestehenden Demokratischen Partei Deutschlands aller vier Zonen (gemeinsam mit Wilhelm Külz). 1946 Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung Württemberg-Badens, 1946-1949 Mitglied des Württemberg-Badischen Landtags.

Seit Anfang 1948 Honorarprofessor für politische Wissenschaften an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Im Dezember 1948 zum FDP-Parteivorsitzenden gewählt (bis Herbst 1949). August 1949 Wahl in den Deutschen Bundestag, jedoch kurz darauf Mandatsverzicht und Niederlegung aller politischen Ämter nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung. 1949-1959 Bundespräsident, als solcher sieht er es als seine Hauptaufgabe an, dem deutschen Volk wieder eine humanitäre geistige Grundlage zu geben und nach außen für neues Vertrauen zu werben.

Nachlass: Politischer Nachlass im Bundesarchiv, Koblenz; Publizistisch-literarischer Nachlass im Deutschen Literaturarchiv, Marbach; Kopien und weiteres Material im Archiv der Stiftung-Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart.

[Interner Link: Zurück zur Übersicht]

Fussnoten