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Vor 75 Jahren: Unabhängigkeit Indiens

Redaktion

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Am 15. August 1947 wurde Indien von Großbritannien unabhängig. Als Folge der Teilung Britisch-Indiens in das mehrheitlich muslimische Pakistan und das überwiegend hinduistische Indien kam es zu blutigen Unruhen.

Am 15. August 1947 entließ Großbritannien Interner Link: Indien in die Unabhängigkeit. Das mehrheitlich von Muslimen bewohnte und zuvor zu Britisch-Indien gehörende Pakistan wurde abgespalten und erklärte sich bereits einen Tag zuvor für unabhängig. Im November 1949 verabschiedete eine konstituierende Versammlung die Verfassung Indiens. Diese trat 1950 in Kraft und schuf einen föderalen Staat mit starken zentralistischen Elementen. Seither ist Indien die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt. Zum ersten Ministerpräsidenten des Landes wurde 1947 Jawaharlal Nehru gewählt.

Seit dem Beginn der Interner Link: britischen Kolonialisierung Indiens regte sich Widerstand gegen die Fremdherrschaft. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts fielen Südindien und die Gangesebene unter britische Kontrolle, bis Mitte des 19. Jahrhunderts kamen große Teile des Subkontinents hinzu. Großbritannien herrschte lange Zeit indirekt mithilfe der Britischen Ostindien-Kompanie (EIC) über die Region. Die EIC zog Steuern ein und schloss militärische Allianzen mit lokalen Fürsten.

Die britische Kolonialherrschaft

Großbritannien war an Indien vor allem als Rohstofflieferant interessiert, gleichzeitig gaben die Kolonialherrscher vor, das Land an Fortschritt und Liberalismus teilhaben zu lassen. Die Kolonialmacht setzte bei ihrer Indien-Politik auf ihre militärische Überlegenheit. Die weitgehende Entmachtung der herrschenden Klasse des Landes und die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen führten 1857 zu einem gewaltsamen Aufstand. Mehrere indische Regimenter erhoben sich gegen die britischen Befehlshaber und die Ostindien-Kompanie. Weite Teile der ländlichen Bevölkerung unterstützten dabei die indischen Söldner. Loyale britische Einheiten schlugen den Aufstand blutig nieder. Infolge dessen geriet Indien unter direkte britische Herrschaft. Die indische Bevölkerung wurde weiterhin massiv benachteiligt und unterdrückt.

1885 gründeten indische Nationalisten den Indischen Nationalkongress (INC). Zunächst setzte sich der von Hindus dominierte INC für eine weitgehende Geleichstellung von Indern und Briten ein – später stand die Forderung nach Unabhängigkeit im Vordergrund. 1905 teilte der britische Vizekönig die muslimisch-hinduistische Provinz Bengalen. Die Spannungen zwischen Hindus und Muslimen verschärften sich in der Folge. Interner Link: 1906 gründeten Muslime aus ganz Indien als Gegengewicht zum INC die Muslimliga.

Gandhis gewaltfreier Widerstand

Anfang des 20. Jahrhunderts forderten indische Nationalisten noch einen geeinten und von Großbritannien losgelösten indischen Nationalstaat. In der Zeit des Ersten Weltkriegs erlebten die Unabhängigkeitsbefürworter massiven Zulauf. Viele Inder lehnten den Kriegseintritt Britisch-Indiens ab, nicht selten agierten Muslime und Hindus dabei gemeinsam Interner Link: gegen die britischen Besatzer.

Nach Kriegsende hofften viele Inder wegen des indischen Kriegsbeitrags auf Zugeständnisse Großbritanniens. Ein Entgegenkommen bei der politischen Partizipation markierte dieInterner Link: Montagu-Chelmsford-Reformen von 1921: Diese sahen vor, dass jeder zehnte Mann das Wahlrecht erhielt. Die Provinzen bekamen weitreichende gesetzgeberische Kompetenzen. Die Kongresspartei unter der Führung von Mahatma Gandhi reichten die Reformen jedoch nicht aus. Gandhi gelang es, aus dem INC eine Massenbewegung zu machen. Er rief zu landesweiten Aktionen des Interner Link: gewaltfreien Widerstands auf. Obwohl Gandhi und viele seiner Anhänger ins Gefängnis kamen, wuchs die Interner Link: Unabhängigkeitsbewegung stetig an. 1935 gestand Großbritannien dem Land demokratischere Föderalstrukturen, jedoch keine Unabhängigkeit, zu.

Im Zweiten Weltkrieg nutzte das britische Empire Indien als Operationsbasis. Hungersnöte hatten eine Radikalisierung der Kongresspartei zur Folge, der zivile Ungehorsam der Bevölkerung gegen die britische Kolonialherrschaft wurde stärker. Doch die Proteste wurden niederschlagen. Die Forderung der Muslimliga nach der Schaffung eines muslimischen Separatstaates namens Pakistan gewann derweil zunehmend Anhänger. Laut der von der Muslimliga verbreiteten "Zwei-Nationen-Theorie" könnten Hindus und Muslime nicht friedlich und gleichberechtigt in einem Staat mit Hindu-Mehrheit zusammenleben.

Zwar einigten sich Muslimliga und Kongresspartei unter Vermittlung der seit 1945 in Großbritannien amtierenden Labour-Regierung 1946 auf mehr Autonomie für die Provinzen, eine gemeinsame Interimsregierung kam jedoch nicht zustande. Die Situation eskalierte, in mehreren Landesteilen kam es zu blutigen Übergriffen gegen Minderheiten. Allein in Kalkutta starben 1946 bei Unruhen nach offiziellen Angaben 4000 Menschen.

Die Teilung Britisch-Indiens

Im Juni 1947 kündigte der britische Vizekönig, Lord Mountbatten, seinen Unabhängigkeitsplan an. Demnach fielen überwiegend muslimische Provinzen an Pakistan, überwiegend hinduistische an Indien. Die Fürstenstaaten, darunter auch Interner Link: Kaschmir, sollten sich selbst für die jeweilige Zugehörigkeit entscheiden. Die Provinzen Punjab und Bengalen wurden geteilt. Gandhi und Nehru waren gegen die Teilung, akzeptierten die innerhalb von nur zehn Wochen umgesetzte Lösung jedoch letztlich ebenso wie Vertreter der Muslimliga.

Die Umsetzung des Mountbatten-Plans hatte gravierende Folgen: Mehr als zehn Millionen Menschen auf beiden Seiten der neuen Grenze mussten fliehen, wurden umgesiedelt oder vertrieben. Vor allem in den nun geteilten Regionen Punjab und Bengalen kam es zu Gewaltexzessen. Landesweit kamen mehr als eine Million Menschen ums Leben.

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