Die vorgezogene Parlamentswahl am 29. Oktober war notwendig geworden, weil die bisherige Regierung Anfang Juni ihre Mehrheit verloren hat. Aus den
Premierminister des Regierungsbündnisses wurde Dick Schoof. Der parteilose, ehemalige Chef des Geheimdienstes folgte auf den zuvor knapp13 Jahre als Regierungschef amtierenden Mark Rutte von der VVD. Sowohl VVD als auch NSC hatten darauf bestanden, dass keinesfalls der PVV-Vorsitzende Geert Wilders Regierungschef würde. Dieser ist u.a. wegen seiner fremdenfeindlichen Äußerungen äußerst umstritten. Nach einem für die Koalitionspartner nicht annehmbaren 10-Punkte-Plan zur Migrationspolitik von Wilders, verließ dieser im Juni dieses Jahres die Regierungskoalition. Ende August verließ dann auch die Partei NSC die Koalition, nachdem sie keine Unterstützung für schärfere Sanktionen gegen Israel erhalten hatte. Mit der übrig gebliebenen VVD und der BBB wäre die Fortführung einer Minderheitsregierung zwar grundsätzlich möglich, diese aber kaum handlungsfähig gewesen.
So wird in den Niederlanden gewählt
Die
Gewählt wird die Zweite Kammer nach dem
Eine Besonderheit des politischen Systems der Niederlande ist die Unvereinbarkeit von Abgeordnetenmandat und Regierungsamt, das heißt Parlamentsabgeordnete, die ein Regierungsamt bekleiden wollen, müssen vor ihrer Ernennung ihr Mandat niederlegen. Es soll die Unabhängigkeit des Parlaments stärken.
Das waren die zentralen Themen im Wahlkampf
Der Wahlkampf in den
Ein zentrales und zugleich polarisierendes Thema bleibt die Migrations- und Asylpolitik. Schon die (nun gescheiterte) Vorgängerregierung wollte die Asyl- und Zuwanderungszahlen stärker reduzieren. „Wegen der Emotionalität ist hier der Mobilisierungsfaktor wohl am größten“, schätzt Daniel Mügge, Professor mit dem Schwerpunkt Politische Ökonomie an der Universität von Amsterdam. Im Wahlkampf der liberal-konservativen, rechtskonservativen und rechten Parteien spielt das Thema die entscheidende Rolle. Die PVV wirbt damit, die Migration massiv zu begrenzen, Flüchtlinge sollen an der Grenze zurückgewiesen werden. Im Vergleich zu den Vorjahren ging die Zahl der Asylsuchenden in den Niederlanden 2025 bislang zwar insgesamt zurück, die Parteien streiten im Wahlkampf aber auch über die richtigen Konzepte bei der Integration der bereits im Land lebenden Geflüchteten. Vor allem die Unterbringung und Verteilung von Asylsuchenden gilt hier als Problem. Parteien im rechten Spektrum setzen in diesem Zusammenhang auch auf das Thema der Sicherheitslage in den Niederlanden. Auch wenn die Kriminalitätsrate weit geringer ist als noch in den 2000er- oder 2010er-Jahren, könnte Mügge zufolge das Thema Wähler mobilisieren.
Wie in anderen europäischen Staaten spielt auch der russische Angriff auf die Ukraine 2022 und die damit zusammenhängende Finanzierung der NATO-Verteidigungsausgaben eine Rolle. Ein
So sind die Wahlaussichten der Parteien
Externer Link: Jüngsten Umfragen (Stand: 20. Oktober 2025) zufolge könnte die PVV mit knapp über 20 Prozent erneut als stärkste Kraft hervorgehen. Damit würde die Partei zwar unter ihrem Ergebnis von 2023 mit damals fast 24 Prozent liegen, müsste aber mit geringeren Verluste rechnen als die anderen an der Regierung beteiligten Parteien.
Deutliche Verluste drohen der liberal-konservativen VVD. Sie könnte laut Meinungserhebungen von etwa 15 auf rund 10 Prozent abrutschen. BBB könnte nach rund 5 Prozent bei der Wahl 2023 auf nur noch 2 Prozent kommen. Die erst 2023 gegründete Partei NSC, die sich selbst als Anti-Establishment-Partei versteht, lag laut Prognosen zuletzt nur noch bei gut 1 Prozent – Ende 2023 kam sie noch auf knapp 13 Prozent. Die bislang stärkste Oppositionskraft ist das Bündnis PvdA/GL – bestehend aus der sozialdemokratischen „Partei der Arbeit“ und der „GrünLinks“-Partei. Wie bereits 2023 treten sie mit einer gemeinsamen Liste an. In Umfragen lag das Bündnis zuletzt mit knapp über 16 Prozent leicht über ihrem Ergebnis von 2023 (15,5 Prozent).
Auf einen deutlichen Stimmenzuwachs im Vergleich zu 2023 kann der christdemokratische CDA laut Umfragen hoffen – von 3,3 Prozent auf knapp 16 Prozent. Die sozial-liberalen „Democraten 66“ (Demokraten 66, D66) würden laut Meinungsforschern aktuell auf 11 Prozent der Stimmen kommen (2023: 6,2 Prozent), die weit links stehende „Sozialistische Partei“ (Socialistische Partij, SP) auf 3 Prozent (2023: 3,1 Prozent); und die rechtskonservative Partei „JA21“, die bei der letzten Wahl 1 Prozent der Stimmen erhielt, stand in Umfragen zuletzt bei 8 Prozent.
Zersplittertes Parteiensystem
Daneben haben noch eine Vielzahl an Klein- und Kleinstparteien Chancen ins Parlament einzuziehen. Bei der Wahl 2023 schafften 15 Parteien den Einzug ins Parlament, 2021 waren es 17. Die Zersplitterung des Parteiensystems ist in der äußerst niedrigen Zugangshürde begründet. Auch dieses Mal dürften Mehrheitsbildungen schwierig werden, ein erneutes Vierer-Bündnis könnte die Wahrscheinlichkeit für politisch instabile Verhältnisse erhöhen. Das Mitte-Links-Lager versucht daher zu punkten, indem es den Wählern mehr Stabilität verspricht.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Die Parteien des Mitte-Rechts- und Rechts-Spektrums kommen in Umfragen auf 40 bis 45 Prozent. Eine Koalition aus PVV und VVD ist derzeit kaum vorstellbar, da VVD eine erneute Zusammenarbeit im Vorfeld ausschloss. Auch diverse andere Parteien wollen kein Bündnis mit Wilders eingehen. Möglich wäre eine Koalition von Mitte-Rechts- bis Mitte-Links-Parteien. Rechnerisch hätte aktuell laut Umfragen eine Koalition aus PvdA/GL, der D66, der PVV sowie der CDA eine Mehrheit.