Unter dem Eindruck des
Die Vorgeschichte
Nach dem ersten Weltkrieg erlitt das Deutsche Reich erhebliche Gebietsverluste und musste hohe Reparationszahlungen leisten. Vom neu gegründeten Völkerbund war es zunächst ausgeschlossen. Die junge Weimarer Republik war zunächst wirtschaftlich geschwächt, innenpolitisch instabil und außenpolitisch isoliert.
Die Unterzeichnung des
Als Deutschland Ende 1922 mit seinen Reparationszahlungen in Rückstand geriet, marschierten im Januar 1923 französische und belgische Truppen ins Ruhrgebiet ein. Die deutsche Bevölkerung reagierte mit passivem Widerstand, indem sie u. a. die Arbeit niederlegte. Die Besatzungsmächte antworteten mit rigorosen Maßnahmen wie Betriebsstilllegungen und Ausweisung von Beamten. Die daraus resultierenden Probleme belasteten die deutsche Wirtschaft erheblich, führten zu Versorgungsengpässen und stürzten Deutschland in eine Hyperinflation.
Stresemanns Außenpolitik
Im August 1923 übernahm
Das Inkrafttreten des Plans, die dadurch weitgehend erfüllten wirtschaftlichen Forderungen Frankreichs und die erweiterten Handlungsspielräume der deutschen Regierung führten zu einer Verbesserung des internationalen politischen Klimas. Im Januar und Februar 1925 begann der deutsche Außenminister Gustav Stresemann geheime Verhandlungen mit Großbritannien und Frankreich über die Möglichkeit eines Sicherheitspaktes.
Die Verträge
Kernstück der Locarno-Verträge war der zwischen Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien geschlossene gegenseitige Externer Link: Garantievertrag. Darin verpflichteten sich Deutschland, Belgien und Frankreich zur Anerkennung der im Vertrag von Versailles festgelegten deutschen Westgrenzen und zur friedlichen Streitbeilegung. Deutschland erkannte zudem die Entmilitarisierung des Rheinlandes an. Großbritannien und Italien übernahmen Sicherheits- und Verteidigungsgarantien für den Fall einer Vertragsverletzung oder eines Angriffs. Der Garantievertrag wurde durch bilaterale Schiedsverträge ergänzt, die Deutschland jeweils mit Externer Link: Belgien, Externer Link: Frankreich, Externer Link: Polen und der Externer Link: Tschechoslowakei abgeschlossen hat. Diese Verträge verpflichteten die beteiligten Staaten, sich im Falle diplomatisch nicht beizulegender Streitigkeiten dem Spruch eines Schiedsgerichts oder des Ständigen Internationalen Gerichtshofs zu unterwerfen. Am selben Tag wurden darüber hinaus bilaterale Garantieverträge zwischen Frankreich und Polen sowie zwischen Frankreich und der Tschechoslowakei unterschrieben. Diese zwei Verträge wurden zwar nicht als Anlagen dem Schlussprotokoll beigefügt, aber in ihm erwähnt, sodass sie ebenfalls zu den Locarno-Verträgen gezählt werden können.
Kein „Ostlocarno“
Deutschland erkannte zwar die bestehende Westgrenze an, behielt sich aber die Möglichkeit einer Revision der Ostgrenze vor. Mit dem Versailler Vertrag hatte das Deutsche Reich große Gebiete im Osten vor allem an Polen abtreten müssen. Schiedsverträge Deutschlands mit Polen und der Tschechoslowakei sahen allerdings vor, dass Streitigkeiten zu Grenzfragen zwischen den Ländern durch eine internationale Kommission geklärt werden sollten, deren Bildung in den Verträgen festgelegt wurde.
Innenpolitik und internationale Beziehungen nach Locarno
Die in Locarno erzielten Ergebnisse wurden sowohl von nationalkonservativen und rechtsradikalen als auch von linken politischen Kräften der Weimarer Republik kritisiert: Während die NSDAP und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) die Verträge wegen der territorialen Zugeständnisse im Westen ablehnten, befürchtete die KPD, die Verträge könnten dazu führen, dass das Deutsche Reich mit den westlichen Staaten eine Front gegen die sozialistische Sowjetunion bilden würde. Erst nachdem die DNVP die damalige Regierung unter Reichskanzler Hans Luther (1925-1926) verlassen hatte, wurden die Verträge mit Hilfe der oppositionellen SPD im Reichstag ratifiziert.
Außenpolitisch war Locarno für Deutschland ein großer Erfolg. Nicht nur wurde das Reich 1926 in den
Der Anfang vom Ende – Die Nazis besetzen das Rheinland
Was bleibt von „Locarno“?
Über die zu ihrer Zeit als epochal wahrgenommene historische Bedeutung der Verträge von Locarno gehen die Meinungen auseinander. So wird der „Geist von Locarno“ auch heute noch als Beispiel für eine versöhnungsbereite Diplomatie gepriesen, die mit ihrem Fokus auf Zusammenarbeit und gegenseitiges Vertrauen, wie es der Historiker Ewald Grothe in einem Interview formuliert hat, als „geradezu symbolhaft für eine internationale Verständigungspolitik“ gesehen werden kann. Auch waren die Verträge Grundlage für den