An Halloween 2020 initiiert ein US-amerikanischer Ketchup-Hersteller eine TikTok-Challenge (auf deutsch: Herausforderung). Die Idee ist einfach, einen passenden Sound liefert das Unternehmen gleich mit. Unter dem dazugehörigen Hashtag #HeinzHalloween sammeln sich im folgenden mehr oder minder kurzweilige Videos in denen mit Ketchup Blut simuliert wird
Blut, Hustensaft-Hähnchen und die Porzellan-Challenge
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„Niemand kocht das wirklich“
Ein weiteres Lebensmittel steht im Zentrum einer anderen Challenge. Es handelt sich um ein Hühnchen, beziehungsweise um ein so genanntes schlafendes Hühnchen. In TikTok Videos wird gezeigt, wie man Hühnerbrüste zubereitet, dabei werden sie in einer blauen Flüssigkeit gekocht, die vor allem aus dem Hustensaft NyQuil besteht. Eine Abbildung des „Sleepy Chicken“ versehen mit der Überschrift „Deadly TikTok Challenges“ (deutsch: Tödliche TikTok-Challenges) wurden in der Befragung des TikTok CEOs Shou Zi Chew vor dem US-amerikanischen Kongress im März 2023 präsentiert. Shou Zi Chew, musste vor dem Kongress aussagen, da US-amerikanische Beamte Sicherheitsbedenken über die in chinesischem Besitz befindliche App geäußert hatten. In der über fünf Stunden dauernden Debatte wurde der CEO mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Der republikanische Abgeordnete Earl L. „Buddy“ Carter aus Georgia äußert vor dem Hühnchen-Poster sitzend, die Kommunistische Partei Chinas betreibe „psychologische Kriegsführung durch TikTok, um US-Kinder gezielt zu beeinflussen“, insbesondere durch gefährliche TikTok-Challenges.
Die Kombination aus überraschenden Bestandteilen, wie Hühnchen und Hustensaft, sowie konträre Emotionen wie Ekel und Erstaunen und einer Plattform, die zwar von vielen Kindern und Jugendlichen intensiv genutzt wird, aber nicht von ihren Eltern, führt unter anderem zu einer Vielzahl von Warnungen vor möglichen Gefahren der App. Vor allem wenn es reichweitenstarke Berichte über Todesfälle im Zusammenhang mit vermeintlichen TikTok-Challenges gibt. An dieser Stelle beispielhaft ist die so genannte Blackout-Challenge, die zu rund 20 Todesfällen in 18 Monaten geführt haben soll. Laut der britischen Zeitung The Independent waren 15 Opfer 12 Jahre oder jünger
Ähnlich verhält es sich mit weiteren vermeintlichen TikTok-Challenges wie der Cinnamon-Challenge (auf deutsch: Zimt-Challenge), bei der Nutzerinnen und Nutzer einen Esslöffel Zimt in 60 Sekunden ohne ergänzende Flüssigkeit herunter schlucken sollen. Auch diese gesundheitsgefährdende Aufgabe gab es lange vor TikTok.
Es empfiehlt sich eine kritische Betrachtung des Einzelfalles dahingehend, ob es sich bei vermeintlichen TikTok-Challenges auch wirklich um welche handelt. So ist bis heute nicht eindeutig nachvollziehbar, ob es sich bei der vermeintlichen Creed 3-Challenge
Mit einem Mindestmaß an Digitalkompetenz lassen sich Trends wie die Porzellan-Challenge, bei der Nutzerinnen und Nutzer das Porzellan ihrer Großeltern zerhacken, mahlen und dann durch die Nase ziehen, als Falschmeldung enttarnen. Schließlich handelt es sich hier um die bewusste Aktion eines TikTok Nutzers namens Sebastian Durfee, der dazu aufforderte, in Videos vor den Gefahren des übermäßigen Porzellankonsums zu warnen. „Helft mir, Videos mit dem Hashtag #porcelainchallenge zu erstellen, um die Babyboomer in Angst und Schrecken zu versetzen“, schrieb Durfee im Untertitel seines Videos. Eigentlich recht einfach zu erkennen. Trotzdem schaffte es die „gefährliche Challenge“ prominent als Meldung auf Fox News
Informationen für Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte, Kinder und Jugendliche
Weitere Informationen im Kontext Challenges bietet TikTok, beispielsweise den Externer Link: Leitfaden für Erziehungsberechtigte. Wer unabhängige Informationen sucht, findet diese unter anderem bei der EU-Initiative Externer Link: klicksafe. Hier gibt es auch konkrete Handlungsempfehlungen: Externer Link: Was tun bei gefährlichen Challenges? Die Landesanstalt für Medien NRW bietet mit Externer Link: Zebra ein kostenloses Angebot, bei dem sich individuelle Fragen zu Medien und dem digitalen Alltag stellen lassen. Der Externer Link: jugend.support ist ein Rat- und Hilfeangebot für Kinder ab 10 Jahren und Jugendliche in Zusammenarbeit von klicksafe mit dem Bundesfamilienministerium. Hier finden sich Informationen unter anderem zum Themenkomplex Externer Link: Influencer/-innen. Die gemeinnützige NGO Externer Link: HateAid setzt sich für Menschenrechte im digitalen Raum ein und engagiert sich auf gesellschaftlicher wie politischer Ebene gegen digitale Gewalt und ihre Folgen. Und berät und unterstützt auch individuell.
Weitere Inhalte
Marcus Bösch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAW Hamburg und forscht zu TikTok, politischer Kommunikation und Desinformation. Er veröffentlicht den wöchentlichen Newsletter Externer Link: Understanding TikTok.
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