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Hinweise zu AB 4: Autobahnbau als Konfliktthema in der Politik | Die Autobahn – Kampf um die A 49 | bpb.de

Die Autobahn – Kampf um die A 49 Hintergrund: Proteste gegen den Bau der A 49 "Ich bin sicher nicht objektiv. Ich versuche es." Arbeitsblätter Arbeitsblatt 1: Personen und Standpunkte Arbeitsblatt 2: Autobahnbau als Konfliktthema Arbeitsblatt 3: Protest und Widerstand Filmausschnitte Arbeitsblatt 4: Objektiv oder parteiisch? Hinweise für Lehrende Hinweise zu AB 1: Personen und Standpunkte Hinweise zu AB 2: Autobahnbau als Konfliktthema Hinweise zu AB 3: Protest und Widerstand Hinweise zu AB 4: Autobahnbau als Konfliktthema in der Politik Redaktion

Hinweise zu AB 4: Autobahnbau als Konfliktthema in der Politik

/ 7 Minuten zu lesen

Mit den Materialien gehen die Lernenden der Frage nach, ob ein Dokumentarfilm überhaupt objektiv sein kann, aber auch, wie filmische Mittel wie Kameraperspektive, Bildausschnitt, Schnitt, Musik oder Geräusche die Wahrnehmung des Publikums beeinflussen. Sie setzen sich zudem mit der kontroversen Rezeption des Films auseinander und entwickeln Regeln für faire Diskussionen.

Klassen: ab 8. Klasse
Fächer: Politik, Sozialkunde/Gesellschaftskunde, Deutsch, Wahlpflichtbereich Fotografie/ Film / Multimedia
Interner Link: Hier geht es zum Arbeitsblatt.

Der Dokumentarfilm „Die Autobahn – Kampf um die A49“ lässt Menschen verschiedener Interessengruppen zu Wort kommen. Dennoch wird er vom Publikum sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die einen empfinden den Film als einseitige Propaganda, andere sehen die verschiedenen Positionen ausgewogen dargestellt. In dem Arbeitsblatt gehen die Lernenden der Frage nach, ob ein Dokumentarfilm überhaupt objektiv sein kann, aber auch, wie filmische Mittel wie Kameraperspektive, Bildausschnitt, Schnitt, Musik oder Geräusche die Wahrnehmung des Publikums beeinflussen.

1. Wie beeinflussen filmische Mittel die Wahrnehmung?

Dauer: 25-30 Minuten (ca. 7 Min. Erklärfilm + 5 Min. Filmausschnitte, 15-20 Minuten Bearbeitung der Fragen und Zusammentragen)
Lernziele: Die SuS setzen sich mit verschiedenen Mitteln und Strategien von Dokumentarfilmen auseinander. Sie entnehmen einem kurzen Erklärfilm Informationen, die sie dann auf Ausschnitte des Dokumentarfilms „Die Autobahn – Kampf um die A49“ anwenden.

a) Die SuS schauen sich den 7-minütigen Erklärfilm „Dark Eden vs. Die Wiese“ an. Dieser stellt am Beispiel zweier Dokumentarfilme filmästhetische Mittel vor, die dazu eingesetzt werden, Emotionen beim Publikum zu erzeugen. Die SuS arbeiten diese Mittel und Strategien heraus.

Lösungsvorschläge:

  • Erweiterung der Wahrnehmung durch Filmtechnik: Spektakuläre Bilder, Schwenks, Kamerafahrten, Lichtstimmungen, Panoramen, Luftaufnahmen, Spezialobjektive erweitern die Wahrnehmung, extreme Nahaufnahmen, Zeitlupen, Zeitraffer (Tage in Sekunden)

  • Filmmusik: hohe emotionale Wirkung

  • Underscoring: Musik untermalt Stimmung der Bilder, ahmt Bewegungen rhythmisch nach

  • Tondesign: subtiles Mittel. Originale oder hinzugefügte Geräusche bilden die sog. „Atmo“. Künstliche Soundeffekte, Originalgeräusche werden hochgepegelt und mit Spezialmikrofonen wahrnehmbar gemacht.

  • Montage: Bilder werden zu informativen oder spannenden Sequenzen zusammengefügt

  • Voice-over: Typisch für Dokumentarfilme, prägt Gefühlseindruck. Wissensvermittlung, Sprachduktus und Wortwahl, manchmal persönliche Kommentare der Filmemacher/-innen

  • Appelle an das Publikum: Formulieren Lösungsansätze oder mahnen

b) Die SuS arbeiten heraus, wie diese oder ähnliche filmische Mittel im Dokumentarfilm „Die Autobahn“ angewendet werden und welche Emotionen damit bei den Betrachtenden erzeugt werden.

Lösungsvorschläge bzw. mögliche/erwartbare Antworten der SuS.
Hinweis: Hier gibt es kein „richtig oder falsch“, denn es geht um subjektive Wahrnehmungen und Assoziationen.

Ausschnitt 1 (0:00 – 0:45 Min.)

Welche Kameraperspektiven werden gewählt?
Aus einem Auto / dicht über der Fahrbahn während der Fahrt, Vogelperspektive senkrecht auf die Autobahn herab, Blick auf das Autobahnende im Acker

Warum wurden diese Perspektiven gewählt – welchen Effekt hat dies auf das Publikum?
Man versetzt sich in verschiedene Rollen: Als Autofahrer/-in, Vogelperspektive für den großen Überblick, das Ende der Autobahn im Acker: Absurde/ ungewöhnliche Situation

Wie wirkt die Musik auf dich?
Sphärisch, bedrohlich, …

Wie wirken die gesprochenen Informationen? Ausschnitte aus Medienberichten, Nachrichtensprecherinnen (original oder gestellt – wird nicht aufgelöst)

Was fällt dir am Sounddesign/ an den Geräuschen noch auf?
Am Ende werden Baustellengeräusche als Geräusch verstärkt, dies wirkt störend, roh und fremd

Ausschnitt 2 (0:46 – 1:45 Min.)

Wie wirkt die Collage aus historischen Filmausschnitten und Audioaufnahmen auf dich?
Skurril, heiter, aus der Zeit gefallen, altmodisch, witzig (Frau hat ihre Haare im Gesicht, Auto ohne Fahrer, fährt selbst)

Wie wird Musik eingesetzt? Welche Emotionen löst sie aus?
Schnelle Musik, altmodische Film- oder Showmusik, im Zusammenspiel mit Bildern und Zitaten witzig und skurril

Was meinst du, warum wurden genau diese Bilder ausgewählt und an den Anfang des Films gesetzt?
Assoziationen: Absurdität des Autobahnbaus, Spaß am Fahren, Altmodische Ideen aus den 1950er-/1960er-Jahren, ist aus der Zeit gefallen, nicht mehr zeitgemäß, eine Zeit, wo Autofahren das große Zukunftsversprechen war, die Zeiten haben sich geändert

Ausschnitt 3 (1:56 – 3:14 Min.)

Welche Kameraperspektiven werden gewählt? Wie wurden die Aufnahmen wohl gemacht?
Luftaufnahmen mit Drohnen oder aus einem Hubschrauber, zunächst schräg/ mit Ausblick in die Weite, dann direkt von oben

Wie wirkt die Musik auf dich? Welche Emotionen werden erzeugt?
Sphärische Musik, gemischt mit Naturgeräuschen, mystisch, ruhig, friedlich, vielleicht auch „Ruhe vor dem Sturm“, bedrohlicher Unterton…

Welche anderen Geräusche sind wahrnehmbar? Wie wirken sie?
Helikoptergeräusche: Laut, störend, Eingriff in die Natur

  • Fasse zusammen, wie diese ersten Minuten des Films insgesamt auf dich wirken:

Welche Stimmung entsteht?
Spannungsverhältnis, mögliche Konfliktlinien: Zwischen Absurdität und Bedrohung, Natur versus Eingriffe des Menschen, Interesse/Wohlstand des Menschen gegen intakte Ökosysteme

Welche Themen werden angeschnitten?
Autobahn endet im Acker, wird seit vielen Jahren nicht weitergebaut, jahrzehntelange Planung, Bedeutung des Autobahnbaus für Politiker/-innen (Zukunft, Wirtschaft), Autofahren macht Spaß und ist bequem, der Wald als Ökosystem, Baustelle und Helikopter als Störfaktoren, Baumhäuser, Transparente und Waldbesetzer/-innen.

Kann man aus diesem Filmbeginn ablesen, wie die Filmemacher zu dem Autobahnbau stehen?
Eher auf Seite der Natur- und Klimaschützer, die Autobefürworter werden eher als Witzfiguren dargestellt, der Darstellung des Waldes viel Zeit eingeräumt, Straße wirkt wie Fremdkörper, Eingriff in die Natur

Hinweis: Natürlich sind hier auch andere Interpretationen und Sichtweisen möglich.

Ausschnitt 4 (9:00 – 10:07 Min.)

Man sagt manchmal: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Was wollten die Filmemacher mit den Bildern in dieser Filmminute, in der nicht gesprochen wird, wohl ausdrücken?
Man sieht und hört Zugvögel am Himmel, eine Wiese mit Schild Naturschutzgebiet, grasende Kühe, dann hört man Motorsägen und sieht Baumfällarbeiten: Waldarbeiter sägen Stämme an, Baumstämme fallen. Zunächst scheinbar unberührte, heile Natur, die unter Schutz steht, dann der gewaltsame und rohe Eingriff von Menschen, die die Natur zerstören.

Wie werden Musik und Geräusche eingesetzt? Was bewirken sie?
Naturgeräusche von Vögeln und Kühen werden vom Lärm der Kettensägen und berstenden Baumstämme übertönt/ gestört, sphärische Musik untermalt das Ganze und erzeugt eine melancholisch-bedrohliche und überwältigende Stimmung.

2. „Die Autobahn“ als Dokumentarfilm: objektive Berichterstattung oder „Propaganda“?

Dauer: 25-35 Min.
Lernziele: Die SuS setzen sich anhand verschiedener Texte mit unterschiedlichen Meinungen zum Film auseinander und interpretieren bzw. analysieren diese. Sie entwickeln eigene Standpunkte und begründen diese. Sie entwickeln ein Verständnis für Multiperspektivität und Pluralismus. Sie befassen sich mit dem Begriff Propaganda und ordnen den Film ein.

Im Film werden die Positionen der verschiedenen Gegner/-innen der Autobahn ausführlicher dargestellt als z. B. die der Befürworter/-innen und der Polizei. Dies mag zum einen daran liegen, dass der Filmemacher Klaus Stern selbst gegen den Bau der Autobahn ist. Man könnte auch argumentieren, dass es sich um eine Dokumentation über den Kampf gegen die Autobahn handelt und es daher nahe liegt, dass die Gegner/-innen mehr Raum bekommen. Sicherlich spielt es auch eine Rolle, dass viele Menschen nicht bereit waren, mit den Filmemachern zu sprechen, und dass auch die Polizei sehr genau auswählt, mit wem ihre Vertreter/-innen in welcher Situation sprechen (siehe Interview mit Klaus Stern). Der Film nimmt nicht unbedingt eine neutrale Position ein, sondern lässt Vertreter/-innen mit sehr unterschiedlichen Ansichten und Hintergründen zu Wort kommen. Propaganda ist ein starker Begriff, mit dem sich die Lernenden genauer auseinandersetzen sollten. Will der Film die Zuschauer/-innen gezielt beeinflussen oder manipulieren? Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten und die SuS werden sicherlich zu unterschiedlichen Standpunkten kommen, die es zu diskutieren gilt.

In der Kleingruppendiskussion entwickeln die SuS modellhaft einen Gegenentwurf zum Film, in dem andere Sichtweisen auf das Thema mehr Gewicht erhalten. Sie wenden das erlangte Wissen über filmische Mittel an und entwickeln es weiter, indem sie sich in die Rolle von Filmschaffenden versetzen.

Hinweis: Zum Begriff „Propaganda“ finden sich auf bpb.de hilfreiche Beiträge, z. B.

3. Vertiefung und Reflexion: Emotionale Themen diskutieren: Sind Regeln nötig?

Dauer: 15-20 Min.
Lernziele: Die SuS setzen sich vertiefend mit der Rolle von Regeln für kontroverse Diskussionen auseinander. Sie entwickeln eigene Regeln für Diskussionen on- und offline. Sie beschäftigen sich mit Grund- und Menschenrechten und mit einem angemessenen Umgang miteinander in einer pluralen und demokratischen Gesellschaft.

Die SuS setzen sich zunächst einzeln mit den Fragen auseinander, um dann zu zweit oder in Kleingruppen gemeinsame Regeln für einen fairen Umgang in Internetkommentaren / Social-Media-Chats bzw. in Präsenz-Diskussionsveranstaltungen zu entwickeln (der jeweilige Schwerpunkt könnte zugeteilt oder gewählt werden). Dieses Vorgehen kann mit der Externer Link: Methode „Kaskadisches Schreiben“ so lange fortgeführt werden, bis die gesamte Gruppe sich auf gemeinsame Regeln geeinigt hat.

Hinweise:
In den Regeln sollten Punkte wie Fairness und sachlicher Umgang miteinander eine Rolle spielen und es sollte deutlich werden, dass Beleidigungen und Abwertungen von Menschen oder Gruppen keinesfalls toleriert werden. Hier können Menschen- und Grundrechte thematisiert werden, z.B. das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber auch die Würde des Menschen und die Gleichwertigkeit aller Menschen. Falls diese Punkte von den Jugendlichen nicht selbst genannt werden, kann die Lehrperson durch Fragen eine Diskussion dieser Aspekte anregen.

Bei der Differenzierung von Regeln für Online-Diskussionen könnte zur Sprache kommen, dass dort Kommentare auch anonym veröffentlicht werden können und dass es dadurch zu einer Enthemmung und besonders vielen beleidigenden, verletzenden und auch strafrechtlich relevanten Äußerungen kommen kann. Dabei spielen auch die sogenannten Filterblasen eine wichtige Rolle. Viele Menschen bewegen sich bevorzugt in Gruppen mit einheitlichen Meinungen. Dort können sich Diskussionen hochschaukeln und es kann der Eindruck entstehen, dass die eigene Meinung von allen Menschen geteilt wird, was wiederum zu einem Absolutheitsanspruch führen kann.

Bei Präsenzveranstaltungen gibt es in der Regel gewisse Hemmschwellen, bestimmte Dinge auszusprechen. Hier kann es aber auch zu hitzigen emotionalen Debatten kommen, die im Extremfall zu tätlichen gewalttätigen Auseinandersetzungen führen können. Hier wäre eine mögliche Regel, dies zu verbieten und darauf zu achten, dass alle Menschen geschützt werden, insbesondere diejenigen, die in der Minderheit oder in der schwächeren Position sind.

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