Inhaltsbeschreibung
Russland führt Krieg. Unter dessen Brutalität leidet vor allem die überfallene Ukraine. In Russland selbst werden Gegner des autokratischen Regimes kaltgestellt. Denk- und Lebensweisen, Institutionen und Personen mit dem Verdikt des Dekadenten, Schädlichen oder Feindlichen sehen sich, so Michael Thumann, brachialer staatlicher Verfolgung ausgesetzt. In einem Klima der Angst und des Rückzugs all derer, die in Putins Russland keinen Platz mehr haben, sei die Zivilgesellschaft stillgelegt, die Wirtschaft auf Kriegswichtiges fokussiert und seien die Beziehungen zu demokratisch verfassten Gesellschaften stranguliert. Staatliche Lüge und Propaganda habe das Weltbild vieler Menschen so verzerrt, dass persönliche Freiheit und Grundrechte nicht einmal mehr vermisst würden. Hingegen seien die Cliquen der Kriegs- und Krisengewinnler in Russland, aber auch in Nachbarstaaten unter Putins Kuratel auf Gedeih und Verderb an ihn gefesselt. Thumann lebt und arbeitet seit seiner Studienzeit wiederholt in Russland, zurzeit als außenpolitischer Korrespondent der ZEIT.
Eindringlich beschreibt er, wie das einst spannende und herausfordernde, riesige Land unter Putin zu einer Diktatur herabgesunken sei. Ihre skrupellosen Protagonisten verkauften, gepaart mit Vernichtungsdrohungen gegen den Westen, das Unrecht des Stärkeren, den Profit ihrer Getreuen sowie die Tilgung all dessen, was Russland einst mit der Demokratie verband, als dessen vermeintlich ruhmreichen Weg zurück zu imperialer Größe.