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Vorschulerziehung in der UdSSR | APuZ 25/1959 | bpb.de

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APuZ 25/1959 Vorschulerziehung in der UdSSR

Vorschulerziehung in der UdSSR

HORST E. WITTIG

im Mittelpunkt der ostpädagogischen Forschung

Unionsrepublik: Llkrainische SSR Grusinische SSR Kasachische SSR Jahr: 1951 1949 1950 1952 Kindergärten:

3 000 519 651 693 rund Kinder: 164 000 23 883 25 000 31 670 Usbekische SSR

Friedrich Fröbels Gedanke einer Erneuerung des Lebens und der gesamten Menschheit sollte vom Grund einer Gesundung der Familien ausgehen und mit der bewußten Erziehung des Kleinkindes beginnen. Fröbels Idee eines „allgemeinen deutschen Kindergartens“ war ursprünglich weniger eine Erziehungsinstitution als der Idealzustand, für jede Mutter als Kinder-Gärtnerin in der eigenen Familie erreichbar. Die Mutter sollte in ihrer Familie ein glückliches Heranwachsen der eigenen Kinder möglich machen. Der „Kindergarten" war in dieser Form nicht zur Entlastung der Mutter, sondern als die Form einer echten Familien-erziehung im Elternhaus gedacht. Von diesen Vorstellungen der bewußten Erziehung schon des Kleinkindes kam Fröbel zur Gründung von Kindergärten. Er schuf die Erzieherinnenausbildung, eine Fabrikation von Spiel-und Beschäftigungsmitteln für Kinder und baute Erziehungseinrichtungen in Blankenburg und Marienthal auf. Auch anderen konkreten pädagogischen Aufgaben widmete er sich mit voller Hingabe.

Die Bedeutung Fröbels für die Vorschulerziehung wird von der Sowjetpädagogik anerkannt, die ihn als Höhepunkt der klassischen Pädagogik sogar neben Pestalozzi stellt. Fröbels „Kindergarten“ versteht die Sowjetpädagogik als eine Institution, in der das Wesen einer „entwikkelnd-erziehenden Menschenbildung“ lebendig werden soll. Außerdem erfülle dieser Kindergarten die Aufgabe, beim Kind im Vorschulalter die Grundlagen einer künftigen Weltanschauung zu entwickeln. Fröbel habe die Methoden der geistigen Entwicklung ausgearbeitet, ein System didaktischer Spiele und Beschäftigungen, von Beobachtungen und Arbeiten der Kinder in der Natur geschaffen. Auch seine Übungen mit einem eigens dafür geschaffenen Material, das dem Kind die elementaren Erkenntnisse vermitteln und seinen Verstand entwickeln soll, habe sich für die Sowjetpädagogik als nützlich erwiesen, wird im Lehrbuch des Moskauer Staatlichen Pädagogischen „Lenin" -Instituts für Vorschulerziehung anerkannt

Neben dieser Würdigung findet sich jedoch scharfe Kritik am pädagogischen System Fröbels und seinen „ideologischen Grundlagen“. Auch die Fröbelforschung der westlichen Welt wird kritisch auf ihre Bezugnahme zum Gesellschaftsproblem untersucht. Neben Fröbel kritisiert die sowjetische Forschung auch Maria Montessori, der die Schaffung eines Systems der Kleinkindererziehung zugeschrieben wird, das den Bedürfnissen der im Imperialismus herrschenden Klasse gedient habe. Dann folgt der radikale Sprung in die Gegenwart. In der UdSSR soll das Sowjetschulwesen und die Vorschulerziehung nach Lenins Vorstellung „. . . die Schulung, Erziehung und Bildung der neuen Generationen. die die kommunistische Gesellscltaft aufbauen werden, nicht auf die alte Art betreiben“

Eine „neue Art der Vorschulerziehung“ und damit ihre höchste Form soll es nach der offiziellen sowjetischen Interpretation nur in der UdSSR geben. Aus diesem Grund ist das sowjetische Volksbildungssystem auch zum Vorbild und Muster in den assoziierten Staaten der Volksdemokratien und in der „DDR“ bestimmt worden Dieser Vorbildcharakter der sowjetischen Vorschulerziehung soll sich auf Grund der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen ergeben, durch die das Sowjetsystem seine dominierende Position in der kommunistisch gelenkten Welt fundiert glaubt. Der sowjetische Aufbau des Sozialismus habe erstmalig die Vorschulerziehung in ein geschlossenes und einheitliches System der Volksbildung eingegliedert. „Zum Volksbildungs-system gehören die Vorsdtulanstalten (Kindergärten, Kinderspielplätze, Kleinkinderheime), in denen eine Gemeinscltaftserziehung vom 3. bis zum 7. Lebensfahr erfolgt“ In dem auf der 2. Tagung der V. Legislaturperiode des Obersten Sowjets der LIdSSR vom 22. bis 2 Dezember 1958 verabschiedeten „Gesetz über die Festigung der Verbindung der Schule mit dem Leben und über die Weiterentwicklung des Volksbildungssystems in der UdSSR" heißt es: „Die Probleme der kommu-nistischen Erziehung der Werktätigen, im besonderen der heranwadtsen-den Generation, werden zur zentralen Frage in der Tätigkeit der staatlichen und öffentlichen Organisationen“. Weiter wird es in den 42 Artikeln dieses Gesetzes als notwendig bezeichnet, „sdton von den ersten Unterridttsjahren an die Kinder darauf vorzubereiten, daß sie im weiteren an gesellschaftlich nützlicher Arbeit teilnehmen sollen“ 5). Über die einschneidenden Maßnahmen, durch die das gesamte sowjetische Erziehungswesen umgewandelt wird, und alle Fragen, die Aufbau, Form und Zielsetzung des Schulwesens der LIdSSR betreffen, wurde in der Sowjetunion vor dem XXL Parteitag der KPdSLI rege diskutiert. Auch die Vorschulerziehung wird davon betroffen. Sie rückt mit den gegenwärtig sehr aktuellen Erziehungsfragen in den Mittelpunkt der ostpädagogischen Forschung. Aber auch wegen der Bedeutung dieser innersowjetischen Vorgänge für das mitteldeutsche Erziehungswesen, rechtfertigen sich die nachfolgenden Ausführungen, in denen Theorie und Praxis der Vorschulerziehung in der LIdSSR behandelt werden sollen.

Erziehungspolitische Absichten und ökonomische Gründe

Kindergärten: Kinder: 1927/28: 2 132 104 386 1928/29: 2 449 128 392 1929/30: 3 093 170 389 1930/31: 5 690 331 623

In der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts setzte die Institutionalisierung des „Kindergartens“ ein, der damit zum festen Bestandteil unseres Bildungswesens wurde. Die Ideen Fröbels und seiner Anhänger Diesterweg, Seidel, Goldschmidt, Lange, Marenholtz-Bülow u a blieben weiterhin wirksam. Neben dem allgemeinen Bildungsbedürfnis sind für diese Institutionalisierung auch ökonomische Gründe zu beachten, durch die im weiteren Verlauf der Entwicklung auch dem Staat Erziehungsaufgaben für das vorschulpflichtige Kind zufielen. Diese Entwicklung wurde durch den Fortschritt der Produktions-und Wirtschaftsbedingungen begünstigt. In den wenig industrialisierten Ländern, zu denen vor allem das zaristische Rußland gehörte, waren solche Veränderungen der ökonomischen Verfassung noch nicht feststellbar. Daher verblieben dort die Aufgaben der Kleinkindererziehung noch in der meist intakten bäuerlichen, patriarchalisch geordneten Familie. Diese gab ein gutes Klima für die Erziehung der Kleinkinder im Sinne der Ursprungsidee eines „Kinder-Gartens“ ab. Somit ist für diese Zeit nur eine niedrige Anzahl staatlich organisierter und geleiteter Kindergärten im zaristischen Rußland feststellbar. Sicher ist dies nicht allein auf die noch verhältnismäßig intakte Familienerziehung zurückzuführen, aber Rückschlüsse darauf sind durchaus möglich. Graf Moltke schreibt in einem Brief vom 7. September 1856 aus Rußland: „Die Vermehrung der Familie, bei uns ein Gegenstand der Sorge September 1856 aus Rußland: „Die Vermehrung der Familie, bei uns ein Gegenstand der Sorge, ist in Ru/lland ein Zuwadrs an Reichtum. Alles drängt zur frühzeitigen Heirat. Der Einzug selbst der mittellosesten Schwiegertodtter ist ein Freudenfest der Familie. Sie bringt arbeitende Hände mit, und für ihre Söhne werden schon bei der Geburt die Ad^erparzellen zugelegt“ 6). Diese Erfahrungen vermittelte Graf Moltke zwar im Zusammenhang mit der „Mir“, aber vielleicht darf aus ihr auch das Erziehungsklima erkannt werden, das die Kleinkinder in solchen Familien fanden. Wenn es im zaristischen Rußland am Vorabend der Oktoberrevolution nur annähernd 5 000 Kinder in staatlicher Vorschulerziehung und 1915/16 nur 300 Kindergärten gegeben haben soll, so wäre aus dieser Zahl nur eine breite Familienerziehung der Kleinkinder ablesbar 7). Von der sowjetischen Erziehungspolitik wird die Tatsache jedoch kritisiert, daß es im Rußland der Jahre 1915/16 nur 300 Kindergärten gegeben hat

Nach 1917 begann mit der Ausgliederung bestimmter ökonomischer Aufgaben aus dem Familienverband auch die Herausreißung solcher institutioneller Funktionen, die trotz Wandels der Wirtschaftsverfassung noch in der Familie verblieben waren. Der als „Desintegration“ bezeichnete Funktionsverlust der Familie war verbunden mit der „Desorganisation“ (R. König) der internen familiären Gruppenverfassung. Dieser doppelte Funktionsverlust der russischen Familie nach 1917 zeigte neben sozialer Mobilität der russischen Menschen eine Verminderung der spezifischen Aufgaben von Mann und Frau, woraus eine weitere Auflösung und fortschreitende Disharmonie der familiären Restfunktionen resultierte. Dabei wurden vor allem die Erziehungsaufgaben der Familie betroffen. Diese familienzerstörende Politik der Sowjets nach der Oktoberrevolution kam aus dem marxistischen Dogma und seiner Interpretation der Familie als vernichtungswürdiges Element der kapitalistischen Welt und Überbleibsel der Bourgeoisie. Familienerziehung sollte durch „soziale Erziehung" ersetzt werden. Auf einer pädagogischen Konferenz in Petersburg wurde 1918 erklärt: „Wir müssen die Kinder vom sdtäd-

lichen Einfluß der Familie befreien. Es muß nun ganz offen gesagt werden, daß sämtliche Kinder zu nationalisieren sind. Vom ersten Tag ihres Lebens sollen sie in den Kindergärten und in den Sdtulen im sozialistischen Geiste erzogen werden. Hier sollen sie sich das ABC des Kommunismus aneignen. Hier sollen sie zu wirklichen Kommunisten aufwachsen.

Unser praktisdtes Problem besteht darin, die Mütter zu zwingen, ihre Kinder der Sowjetregierung anzuvertrauen“ Aus diesem Grund erweiterte das Sowjetregime die Vorschulerziehung im Gegensatz zum zaristischen Rußland beträchtlich. Im Jahre 1927/28 wuchsen aus den 300 zaristischen Institutionen mit 5 000 Kindern schon 2 086 Kindergärten mit 104 000 Kindern. N. K. Krupskaja erklärte auf dem I. Allunionskongreß der Erzieher an Vorschuleinrichtungen am 5. Juli 1931: „Wir brauchen eine kommunistische Erziehung der Kinder, und das erfordert, daß sie eine beträchtliche Zeit, wenn auch nidtt den ganzen Tag, in Kindergärten betreut werden. Es ist erstens notwendig, alle Kinder zu erfassen, und zweitens, den vorsdtulischen Erziehungseinrichtungen einen kommunistischen Charakter zu geben"

Lenin führte in seinem Aufsatz „Der große Anfang“ jedoch noch einen anderen Grund für diesen Ausbau der Vorschulerziehung an: „Kinderkrippen, Kindergärten, das sind Beispiele soldter Ansätze, das sind jene einfachen, voraussetzungsfreien . . . Mittel, die wirklich imstande sind, die Frau zu befreien und ihre Ungleichheit mit dem Manne im Hinblid^ auf ihre Rolle in der gesellsdiaftlidten Produktion und im gesellschaftlidten Leben zu verringern und zu beseitigen“ Lind die Gattin Lenins, N. K. Krupskaja, schrieb in einem Aufsatz über „Die vorschulische Erziehung der Kinder“, daß in der UdSSR „die gesell-sdiaftlidte Arbeit einen sehr großen Umfang hat, so daß die Mutter, wenn sie nidtt an der Werkbank steht, gesellsdtaftliche Arbeit leistet.“ Daher sei es notwendig, „alle Kinder in der vorsdtulisdten Erziehung zu erfassen, in erster Linie die der Arbeiterinnen. . . . Jetzt, da die Frau in der Produktion tätig ist, gibt es ja niemanden, dem sie die Kinder überlassen kann“

Von solchen rein ökonomischen Gründen ging die Kodifizierung im Artikel 122 der Stalinschen Verfassung aus, in der den sowjetischen Frauen die gleichen Rechte wie dem Mann zugebilligt werden. „Die Möglichkeit zur Verwirklichung dieser Redite wird der Frau dadurdi gewährleistet, daß sie dem Mann gleichgestellt ist im Recht auf Arbeit, auf Entlohnung der Arbeit, auf Erholung, auf Sozialversicherung und auf Bildung, ferner durch staatlichen Sdtutz der Interessen von Mutter und Kind, durch staatliche Hilfe für kinderreiche und alleinstehende Mütter, durch Gewährung eines vollbezahlten Schwangerscltaftsurlaubs, durch das umfassende Netz von Entbindungsheimen, Kinderkrippen und -gärten“ Diesem „Recht auf Arbeit“ steht jedoch die Pflicht zur Arbeit gegenüber, unterstrichen durch die absolute Sanktion aus der Musterverfassung von 1918: „Wer nicht arbeitet, soll audt nidtt essen.“ Eine umfassende Gesetzgebung auf dem Gebiet des Arbeitsrechtes engt die Privilegien der Sowjetfrau in ein System staatlich dirigierter Pflichtarbeit ein, in dem die Kinderkrippen und -gärten bestimmte Funktionen erhielten. Diese sind nicht von pädagogischen, sondern von ökonomischen Motiven getragen. Die offizielle Sowjetstatistik von 1939 stellte schon 25 000 Kindergärten mit mehr als einer Million Kindern heraus, außerdem 50 000 Kinderkrippen mit sieben Millionen Kleinkindern. 150 000 saisonbedingte Kinderkrippen mit vier Millionen Kindern, während der Erntezeit und im Verlauf anderer Saisonarbeiten gebildet, kommen jährlich dazu

Dieses breite System der Vorschulerziehung wurde seit der Oktoberrevolution mit riesigen finanziellen Aufwendungen entwickelt. In Moskau soll es 1 140 Kindergärten geben (19 58), von denen z. B.der zur Fabrik „Kautschuk“ gehörige Werkskindergarten eine jährliche Zuwendung von 3 30 000 Rubel erhält. Dazu kommen gestaffelte Beträge, die von den Eltern erhoben werden und die etwa 2 5 bis 3 5 Prozent der Kosten für die täglichen Mahlzeiten betragen. Außerdem fließen in die Werkskindergärten noch bestimmte materielle Leistungen der betreffenden Betriebe, die für möglichst vollkommene Ausgestaltung ihrer Erziehungseinrichtungen sorgen. Damit üben sie einen Anreiz auf die weib-liehen Arbeitskräfte aus, die bei der Suche nach Arbeitsplätzen auch auf die Qualität der Werkskindergärten sehen, in denen ihre noch nicht schulpflichtigen Kinder während des Arbeitstages untergebracht werden.

Zwei Motive fanden sich hinter dem gewaltigen Ausbau der sowjetischen Vorschulerziehung: l. ErziehungspolitischeAbsicht e n der allmächtigen KPdSU. Durch Zerschlagung der Familienerziehung in der sogenannten „anarcho-kommunistischen Periode“ der Sowjetpädagogik und bis zum Ende der 20er Jahre war die Nationalisierung der Kinder geplant. Die „nationalisierten Kinder“ sollten durch sozialistische Kollektiverziehung ganz im Sinne der Partei heranwachsen. 2. Ökonomische Gründe im Zuge der Industrialisierung. . Der Sowjetwirtschaft sollte die Masse der weiblichen Arbeitskräfte zugeführt werden. Diese konnten ihre Kinder in die Obhut der Vorschulerziehung geben und der Produktionsarbeit nachgehen.

Ideologisch begründete die kommunistische Staatspartei den Ausbau der Vorschulerziehung damit, daß den Kindern schon vor der Schule „die elementaren Gewohnheiten der sozialistischen Gesellschaft, nämlich Ordnung und Disziplin, Freundschaft und Kameradsdraft zwischen den Kindern, die Liebe zu unserer großen Heimat, zur Kommunistischen Partei, zu den Führern des Volkes, die Liebe und Achtung zur sowjetischen Armee, zu ihren heldenhaften Kämpfern, zu den besten Mensdten des Landes anerzogen wird“ Der Frau und Mutter sei durch die fortschrittliche Verfassung der Sowjetunion mit dem Recht auf Arbeit die Möglichkeit gegeben, am sozialistischen Aufbauwerk teilzunehmen, da ihre Kinder während der Arbeitszeit vom Staat nicht nur behütet und gepflegt, sondern auch auf das künftige Leben in der kommunistischen Gesellschaftsordnung vorbereitet würden. Im Kapitalismus dagegen, so argumentiert die Sowjetpropaganda werden die Frauen durch Fabrik-und Büroarbeit nur ausgebeutet. In den kapitalistischen Kindergärten, so will es die Sowjetpädagogik weiterhin glaubhaft machen, stehen den Kindern nicht jene fortschrittlichen Möglichkeiten der Erziehung offen, wie sie die Sowjetkinder in der Vorschulerziehung erleben dürfen.

Kindergärten, Kinderkrippen, Kinderklubs

Kindergärten: Kinder: 1927/28: 2 132 104 386 1928/29: 2 449 128 392 1929/30: 3 093 170 389 1930/31: 5 690 331 623

In der sowjetischen Vorschulerziehung (Doskolnoje vospitaniije) werden die Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren erfaßt. Diese noch nicht schulpflichtigen Kinder („Vorschulalter") sollen im Kindergarten (detskij sad) neben der Förderung und Pflege ihrer physischen Entwicklung in die einfachsten Formen des sozialen Verhaltens eingeführt werden. Es werden ihnen auch „die Elementarkenntnisse aus der Natur und dem gesellschaftlichen Leben“ vermittelt Haupttyp ist der Kindergarten mit drei oder vier Kindergruppen, die altersmäßig aufgebaut werden. In der jüngsten Gruppe sind die Kinder im Alter von drei bis vier Jahren, in der mittleren Gruppe die Kinder von vier bis fünf, in der ältesten Gruppe die Kinder von sechs bis sieben Jahren zusammengefaßt.

Kinderkrippen in Städten und auf dem Land nehmen Kinder im sogenannten „frühkindlichen Alter“ von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr. Im allgemeinen werden Kleinkinder im Alter von vier bis sechs Wochen, nur in Ausnahmefällen von der Geburt an ausgenommen. Kinderkrippen gibt es schon für größere Häuser, Wohnblocks, Fabriken, Distrikte, Kolchosen, Sovchosen. Außerdem werden Saison-Kinderkrippen während der Erntezeit mit zeitlicher Begrenzung von fünf bis sieben Monaten im Jahr gegründet. Im Durchschnitt nehmen die Kinderkrippen zwischen 20 und 150 Kinder auf, größere Krippen in Fabriken bis zu 250 Kleinkinder. Dabei werden die Kinder meist in fünf Gruppen eingeteilt: 1 Kleinstkinde und 150 Kinder auf, größere Krippen in Fabriken bis zu 250 Kleinkinder. Dabei werden die Kinder meist in fünf Gruppen eingeteilt: 1 Kleinstkinder (bis zu sieben Monate). 2. Ältere Kleinstkinder (sieben bis zwölf Monate). 3. Jüngere Gruppen (ein Jahr bis achtzehn Monate). 4. Mittlere Gruppen (bis zu zwei Jahren).

5. Ältere Gruppen (zwei bis drei Jahre). Oft kommt es vor, daß Vierjährige vor Eintritt in den Kindergarten noch kurzfristig in die 5. Gruppe der Kinderkrippe ausgenommen werden, damit sie später besser den besonderen Anforderungen des Kindergartens genügen 18).

Neben diesen beiden festen Institutionen bestehen Kinderspielplätze in den „Kulturparks“ und „Kinderstädten“, auf denen unter fachkundiger Leitung im Zusammenhang mit der Schule bestimmte Erziehungsaufgaben verwirklicht werden. In den Schulferien wird unter solchen Umständen acht bis zehn Stunden außerschulische Arbeit auch mit Kindern im Vorschulalter durchgeführt. Zu diesen Einrichtungen kommen Kinderlesehallen, -theater und außerschulische Arbeitsgemeinschaften im „Klub für Kinder“ und „Haus der Kultur", in denen auch die Kinder aus Krippen und Gärten beschäftigt werden. Auch sämtliche Sportanlagen sind für den Besuch von Kindern im Vorschulalter eingerichtet 19).

Ein Beispiel für den Tagesablauf („Regime“) im Kindergarten soll für eine mittlere Gruppe mit vier-bis fünfjährigen Kindern angeführt werden 20).

Sommerhalbjahr 8 . 00 LIhr Aufstehen, Toilette, Besichtigung, Gymnastik, Sammlung der ankommenden Kinder 9 . 00 Uhr Frühstück 9. 30 LIhr Pflichtbeschäftigungen 10. 30 Uhr Spaziergang, Spiele im Freien oder in der Halle 13. 00 LIhr Mittagessen 13. 30 LIhr Mittagsschlaf 15. 20 Uhr Spiel und Beschäftigung 16. 00 Uhr Vesperbrot 16. 30 LIhr Spaziergang, Spiele an der Luft, Krankenpflege 19 . 00 LIhr Abendessen, Entlassung der Kinder, die zu Hause schlafen 20 . 00 Uhr Nachtruhe In der RSFSR wurden 1941 insgesamt 14 33 5 ständige Kindergärten mit 723 400 Kindern gezählt, Ende 1944 schon 16 251 Kindergärten mit 1 185 500 Kindern registriert. In anderen Unionsrepubliken der UdSSR soll die Vorschulerziehung folgenden Stand gehabt haben

Im Jahre 1949 gab es insgesamt 26 8 59 ständige Kindergärten mit 1 267 000 Kindern. Ob mit dem quantitativen Wachstum der Kindergärten und steigenden Zahlen der Kinder auch die pädagogischen Erfolge wachsen, ist aus den sowjetischen Statistiken leider nicht abzulesen. Die Zahlen sind auch nicht nachprüfbar. Sie vermitteln — trotz aller Vorbehalte — ein deutliches Bild der Anstrengungen, die in der UdSSR auf dem Gebiet der vorschulischen Erziehung erfolgen. Es ist darum nicht überraschend, wenn A. S. Makarenko 1939 in seinem Aufsatz „Die Kinder im Landes des Sozialismus“ schrieb: „Kinderkrippen. Kindergärten und Kinderklubs wurden zu notwendigen Elementen des Sowjetlebens, und niemand in der UdSSR kann sich ein Leben ohne diese Einrichtungen vorstellen“

Die Ausbildung der Fachkräfte für die Vorschulerziehung erfolgt in Moskau, Leningrad, Gorki, Molotov und Rostov am Don. Die Große Sowjet-Enzyklopädie von 1939 nennt neunzehn solcher Ausbildungsstätten im Gesamtgebiet der UdSSR. Am „Moskauer Staat-liehen , W. I. Lenin'Institut“ und am „Leningrader Staatlichen Pädagogischen , A. I. Herzen'Institut“ befinden sich sogenannte wissenschaftliche Aspiranturen (etwa unseren Assistentenstellen an den Universitäten vergleichbar, jedoch mit obligatorischem Weiterstudium und vorgeschriebenen Forschungsaufträgen). Diese dienen der Vorbereitung auf die wissenschaftliche Laufbahn in der Vorschulerziehung.

Das von Professor Ogorodnikov, dem Verfasser des bekannten Lehrbuches der Pädagogik, geleitete „Moskauer Staatliche Pädagogische , W. I. Lenin'Institut“ nimmt unter den übrigen 74 pädagogischen Instituten (etwa unseren Pädagogischen Hochschulen vergleichbar) der RSFSR die wichtigste Stelle ein. Es entstand 1930 bei der Aufteilung der zweiten Moskauer Universität in das Technologische, Medizinische und Pädagogische Institut. Von den 4 000 Studenten waren 1952 insgesamt 93 Prozent Frauen. Das Institut hat acht Fakultäten. Darunter eine Fakultät für Pädagogik, die wiederum in Lehrstühle für Psychologie, Vorschulpädagogik u. a. unterteilt ist. Ein solcher „Lehrstuhl“ kann nicht mit einem Lehrstuhl unserer Universitäten verglichen werden. Der sowjetische Lehrstuhl (kafedra) entspricht mehr einem Institut in unserem Sinne, zu dem z. B.des „Lehrstuhles für allgemeine Pädagogik“ (Prof. Ogorodnikov neben der Leitung des Gesamtinstitutes) vier Professoren, elf Dozenten, sechs Hilfskräfte, vier Laboranten und achtzehn Aspiranten gehören. Auch an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der RSFSR wird die Vorschulerziehung vertreten. Bei den Ministerien für Volksbildung in den einzelnen Unionsrepubliken befinden sich zentrale Kabinette für Vorschulerziehung.

Selbstverständlich wird die gesamte Vorschulerziehung vom Sekretariat beim ZK der KPdSU geleitet und in allen Instanzen, die sich mit der Vorschulerziehung befassen, von Ministerien über Institute bis zum kleinsten Kindergarten, hat die KPdSLI in Schlüsselpositionen zuverlässige Parteimitglieder mit Überwachungs-und Lenkungsfunktionen betreut. Ein solches wichtiges funktionelles Glied im Kindergarten ist die Position der Direktorin. Die heute in der amerikanischen Sowjet-forschung tätige Nina M. Sorochenko übermittelt aus der Erfahrung ihrer eigenen Tätigkeit in verschiedenen Institutionen der sowjetischen Vorschulerziehung: „As a rnle the directress was a Party member, osten an , activist'or , stakkanovite‘. Kindergarten directress were appoin-ted by tke Section of People's Education (ONO), nursery directresses by the Section of Public Health — in both cases with the approval of the local Party cell or district comwittee. It was throught the directress that Soviet policy and ideology permeated into pre-sdtool education"

Phantastische Planzahlen

Der Fünfjahrplan (piatiletka) 1928 bis 1933 war die Rückkehr von der NEP (Neue Ökonomische Politik) zum Kommunismus. Er brachte neben einem Aufbauprogramm die bis zur Gegenwart überlieferte Zahlenphantastik, die auch auf das kulturelle Gebiet Übergriff. Der Kultur-feldzug 1928 bis 193 3 sollte als „kultureller Fünfjahrplan“ die zur Durchführung der Industrialisierung notwendigen technischen Kader produzieren. Durch diese kulturelle Kampagne wollte die Sowjetregierung mit der vollständigen Durchführung der allgemeinen Schulpflicht und anderen kulturellen Voraussetzungen die neue Ordnung des Sozialismus schaffen. Auch für die Vorschulerziehung wurden Planzahlen aufgestellt: Die Zahl der Kinder in den Kindergärten sollte von 107 000 in den Jahren 1927/28 auf 217 000 bis 1932/33 gesteigert werden. Das entsprach einem Zuwachs von 102, 8 Prozent, womit dem System der Vorschulerziehung aufgetragen war, den Prozentsatz von 0, 6 der Gesamtzahl aller sowjetischen Kinder (im Alter von vier bis acht Jahren) bis 1932/33 auf 1, 2 Prozent zu erhöhen.

Diese wenigen Ziffern des kulturellen Fünfjahrplanes machen die Steigerung der Quantität auf Kosten der Qualität deutlich. S. Hessen und N. Hans überliefern die scharfe Kritik selbst der Sowjetpresse und der meisten Narkomprose an den astronomischen Ziffern des Planes, die sogar von Parteimitgliedern als geradezu lächerlich bezeichnet wurden Das Wachstum des Bildungswesens im Rahmen dieses Planes nimmt einen solch phantastischen Charakter an, daß die nachfolgenden Zahlen nur noch den propagandistischen und klassenkämpferischen Charakter der sowjetischen Statistik ausdrücken können

Als beste Illustration zu diesen Planziffern mag ein Beispiel gelten, das aus dem weltberühmten Magnitostroj überliefert wurde, dessen 3 000 Arbeiterkinder im Vorschulalter auf drei überfüllte Kinderspiel-plätze angewiesen waren, die maximal 200 Kinder fassen konnten. Ein Kindergarten war in dieser von den Sowjets so gerühmten Stadt nicht vorhanden: „Die Finanzabteilung hat in dem Voranschlag des Magnitostroj alle Geldsummen gestrichen, die für die Unterhaltung der Anstalten der Vorschulerziehung bestimmt waren. Die Arbeiterinnen, die kleine Kinder haben, pochen an die Türen aller Organisationen und flehen sie um irgend eine Edte, wo ein Kindergarten untergebracht werden könnte. Sie verpflidtten sich sogar, alle Ausgaben für den Kindergarten aus ihrem Arbeitslohn zu begleidten. Alles umsonst. Nur in seltenen Fällen schenkte man ihnen Gehör“

Neben die Mängel in der materiellen Versorgung muß die Frage nach den Fachkräften gestellt werden, die bei einem solchen Anwachsen der Zahl von 170 000 auf 3 30 000 Kinder in den Vorschulinstitutionen notwendig waren. Nach S. Hessen und N. Hans konnte die Zahl der Absolventen sämtlicher Pädagogischen Techniken der Sowjetunion im Jahre 1928/29 keine 20 000 und die der Pädagogischen Institute keine 5 000 betragen. Diese 2 5 000 neuen Lehrkräfte reichten aber nicht aus, bei weitem nicht, dem gewaltigen Aufbau des Schulwesens nachzukommen. Die 6 5 000 unbesetzten Lehrämter wurden daher durch Absolventen der vierjährigen Volksschule ergänzt, die in den Sommerferien einen drei-oder viermonatigen Lehrer v o r bildungskursus absolvieren mußten Dieses Dilemma durchzieht den gesamten „Kulturfeldzug“. Es gab phantastische Planziele, aber kaum Lehrer, die solche Planziffern erfüllen konnten. „Da alle besseren Schüler im Sowjetsdtulwesen die siebenjährige Schule im 15. oder 16 Lebensjahr beenden und in einem Technikum oder in einer Fabriksjugendsdrule ihre Bildung fortsetzen, so wird man hier zu Lehrern gerade die schled-itesten Schüler oder die Pedt-vögel, die nichts besseres finden konnten, nehmen müssen“ Hinter diesen Tatsachen dürfte sich der Glaube an die Macht der Zahl, an die Wunder der Technik, die der Bolschewismus in seiner Propaganda klug zu nützen verstand, jedoch negativ auswirken, besonders dort, wo die Zukunft dieses sozialistischen Staates liegen sollte: bei den Kindern! Aber solche Tatsachen blieben von der Parteiführung unbeachtet. Der Fünfjahrplan nahm auf allen Gebieten den Charakter eines gigantischen Wetteiferns der Sowjetunion mit Amerika und den anderen westlichen Ländern an, die nach Stalins Weisung überflügelt werden sollten — auch in der Vorschulerziehung.

Auftrag der Partei an die Sowjetfamilie

Das mit der gigantischen Wirtschaftsplanung verbundene strenge Autoritätsprinzip wurde mit der Ablösung des Volksbildungskommissars Lunacarskij und seiner Ersetzung durch General Bubnov auch auf das sowjetische Bildungswesen übertragen, was auch für die Vorschulerziehung entsprechende Folgen hatte. Damit verbunden war eine verstärkte Hinwendung zu realen Prinzipien, die überbetont wurden. Der Schule wurde aufgetragen, die für den „Aufbau des Sozialismus“ notwendigen Spezialisten heranzubilden Diese Forderung der KPdSU an die Schule mußte ihren Niederschlag im System der Vorschulerziehung finden. Am 5. 9. 1931 beschloß das Politbüro des ZK der KPdSU die Sicherung eines genau festgesetzten Umfanges von systematisierten Kenntnissen, damit eigentlich die Wiedereinführung der Lernschule. Alles Experimentieren wurde untersagt, auch die Projektmethode. So war mit einem General als Volksbildungskommissar „der uninitteibare und öffentlid-ie Einfluß der liberalen russischen Reformpädagogik auf die sowjetisdie Schulpolitik endgültig besiegelt“

Diese „Stabilisierung“ des Schulwesens wurde auf dem XVII. Parteitag der KPdSU sanktioniert und mit dem zweiten Fünfjahrplan von 193 3 an durch das allerdings nur propagandistisch proklamierte Prinzip der „allgemeinen polytechnischen Arbeitsschule“ fortgesetzt. Alle diese Maßnahmen wirkten sich auch auf die Vorschulerziehung aus. Ihre materiellen Bindungen verbesserten sich zwar. Sie hatte sich aber wie alle Erziehungsinstitutionen den schul-und erziehungspolitischen Leitlinien der Partei unterzuordnen. Gerade für die vorschulische Erziehung spielt in dieser Entwicklung der Beschluß des ZK der KPdSLI gegen die Theorie und Praxis der Pädologie vom 4. 7. 1936 eine große Rolle, die durch die Lehre Makarenkos abgelöst wurde. Diese „stellte den Kollektiv-begriff des Sozialismus in den Mittelpunkt und proklamierte die Erziehung zum Sowjetpatriotismus als eines der wichtigsten Ziele“ Neben der Betonung des Kollektivbegriffs in der Erziehungslehre A.

S. Makarenkos zeichnete sich der bereits vollzogene Wandel in der für die Vorschulerziehung so relevanten Erziehungspolitik ab. Der Bahnbrecher dieser Entwicklung, Makarenko, erklärte in einem Aufsatz über Sowjetkinder: „Am Beispiel ihrer Eltern und ihrer ganzen Umgebung sehen sie, daß ihnen jedes Wirkungsfeld und alle Wege offen stehen und daß der Erfolg voll und ganz von ihrem Fleiß und ihrem ehrlidten Bemühen im Schulunterricht abhängt“ Der Begründer der modernen Sowjetpädagogik, A. S. Makarenko, beschäftigte sich mit der vordem verschmähten und zur Auflösung bestimmten Familie. Ihr wurden neue Erziehungsfunktionen zugewiesen, die nach den politischen Gegebenheiten ausgerichtet waren. Makarenko gedachte seine Gedanken im Spätwerk zu einer größeren Theorie der Familienerziehung auszubauen.

Damit wollte er den Eltern — die er als Pioniere der sowjetischen Familienpädagogik bezeichnete — bei ihren Erziehungsaufgaben helfen.

Er stellte in den Materialien zu seinem „Buch für Eltern“ den Mitgliedern der Sowjetfamilie folgende Fragen: „Es wurde ihnen ein Kind geboren, sagen wir, ein Mädchen. Sie haben es Natasdia genannt. Dann sagen Sie, zu was für einen Menschen Sie ihre Tod'iter erziehen wollen? . . . Ja, Sie wollen, daß Ihre Todtter zu einem neuen Mensd^en, einer Kommunistin heranwächst, daß sie eine ergebene Bolsdrewikin wird . . , daß sie die Ausbeutung haßt, ein gebildeter, wissender, qualifizierter Mensdt wird. . . . Weldte Maßnahmen aber ergreifen Sie, damit sie so wird?“

Diese kurze Textstelle (aus dem beachtenswerten und für unsere pädagogische Diskussion noch viel zu wenig erschlossenen Werk Makarenkos) zeigt die veränderte Haltung der Sowjetpädagogik in bezug auf die Familienerziehung. Diese wurde nun wieder zu einem bestimmenden Faktor in der gesamten Erziehungspolitik. Der Sowjetstaat trat aber nun mit konkreten Forderungen an die Sowjetfamilie heran: Erzieht den neuen, den kommunistischen, den Sowjet-Menschen! Nicht allein die Schule oder die Partei wurden dazu bemüht, sondern die Familie selbst hatte nunmehr die von der Partei vorgeschriebene Erziehung zum Sowjetmenschen durchzuführen. Neben dieser Wiederentdeckung und Neuformulierung der Familienerziehung wurden aber auch die vorschulischen Erziehungsinstitutionen ausgebaut. Die Eltern hatten auch dabei bestimmte Aufgaben zu erfüllen, da sie durch Versammlungen, Seminare, Ausschüsse und Kommissionen an die systematische Erziehungsarbeit der Schule gebunden wurden. So war ihnen die doppelte Pflicht aufgegeben: Intensivierung und Aktivierung der Erziehung in der Familie und aktive Beteiligung der Eltern an der Gestaltung des außer-familiären Erziehungsgeschehens, in Vorschulerziehung und Schule. Im „Lehrbuch der Pädagogik" heißt es: „Die sowjetisdie Familie bemüht sidi. . .der Sdiule bei ihrer Unterrichts-und Erziehungsarbeit zu helfen und die Kinder zu Haus in der gleichen Richtung zu erziehen, wie es die Sdiule tut“ Dieser Auftrag an die Sowjetfamilie ergeht von der Partei, die als bestimmender und durchdringender Machtfaktor das sowjetische Leben total gestaltet. Existenz und Aufstieg des Sowjetmenschen richtet sich allein nach der Ausführung des Parteiauftrages, den auch parteilose Sowjetbürger als verbindlich zu betrachten haben. Damit erfüllt die Familie gleichsam in der Intimsphäre ihres häuslichen Erziehungsraumes den Parteiauftrag, der bisher nur an die Erziehungsinstitutionen des Sowjetstaates gerichtet wurde. Familie und Volksbildungswesen hatten nunmehr vereint in gleichen Bemühungen die Forderung der Partei zu erfüllen: Erziehung des neuen Menschen, des künftigen Erbauers der klassenlosen Gesellschaft. Auch der Vorschulerziehung fielen dabei wichtige Aufgaben zu. Wenn in der Praxis dieser Parteiauftrag auch oft zu entgegengesetzten Ergebnissen kam (vgl. die Erscheinung des Hooliganism und Stiljagism, das „Halbstarkenproblem" der Sowjetunion), so ändern diese „Ergebnisse“ der Sowjetpädagogik nichts am Prinzip der totalitären Erziehung.

Diskussionen um die Vorschulerziehung

Nach dem XX. Parteitag ergaben sich auch für die Vorschulerziehung wichtige Veränderungen. Vor allem wurde der materielle Ausbau der Kinderkrippen und -gärten stärker betrieben. Folgt man den offiziellen Kontrollziffern für die Thesen zum Referat N. S. Chruscevs auf dem XXL Parteitag, die am 12. November 195 8 angenommen wurden, so dürfte im Zusammenhang mit den „Fragen der kommunistischen Erziehung, des Volksbildungswesens und der Entwicklung von Wissenschaft und Kultur“ das vorschulische Erziehungswesen noch weiter ausgebaut werden: „Die Zahl der Kinder in den Kindergärten wird von 2 280 000 im Jahre 1958 auf 4 200 000 steigen“ Solchen Zukunftsperspektiven stehen jedoch in verstreuten Aufsätzen schon seit je vermehrte und scharfe Kritik an Theorie und Praxis der Erziehung im Kindergarten gegenüber. An dieser seit Jahren durchgeführten öffentlichen Diskussion nehmen nicht nur Vorschulerzieher und -erzieherinnen aus der Praxis teil, sondern auch viele Eltern, die in Sorge um die Fehler und Mängel in der Vorschulerziehung sind. Positiv an dieser Kritik ist die disziplinierte Auseinandersetzung, in der alle Teilnehmer unbeschönigt die Schwächen der Kindergartenerziehung aufdecken. Die Dis-B liehen , W. I. Lenin'Institut" und am „Leningrader Staatlichen Pädagogischen , A. 1. Herzen'Institut“ befinden sich sogenannte wissenschaftliche Aspiranturen (etwa unseren Assistentenstellen an den Universitäten vergleichbar, jedoch mit obligatorischem Weiterstudium und vorgeschriebenen Forschungsaufträgen).

Diese dienen der Vorbereitung auf die wissenschaftliche Laufbahn in der Vorschulerziehung.

Das von Professor Ogorodnikov, dem Verfasser des bekannten Lehrbuches der Pädagogik, geleitete „Moskauer Staatliche Pädagogische , W. I. Lenin'Institut“ nimmt unter den übrigen 74 pädagogischen Instituten (etwa unseren Pädagogischen Hochschulen vergleichbar) der RSFSR die wichtigste Stelle ein. Es entstand 1930 bei der Aufteilung der zweiten Moskauer Universität in das Technologische, Medizinische und Pädagogische Institut. Von den 4 000 Studenten waren 1952 insgesamt 93 Prozent Frauen. Das Institut hat acht Fakultäten. Darunter eine Fakultät für Pädagogik, die wiederum in Lehrstühle für Psychologie, Vorschulpädagogik u. a. unterteilt ist. Ein solcher „Lehrstuhl“ kann nicht mit einem Lehrstuhl unserer Universitäten verglichen werden. Der sowjetische Lehrstuhl (kafedra) entspricht mehr einem Institut in unserem Sinne, zu dem z. B.des „Lehrstuhles für allgemeine Pädagogik“ (Prof. Ogorodnikov neben der Leitung des Gesamtinstitutes) vier Professoren, elf Dozenten, sechs Hilfskräfte, vier Laboranten und achtzehn Aspiranten gehören. Auch an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der RSFSR wird die Vorschulerziehung vertreten. Bei den Ministerien für Volksbildung in den einzelnen Unionsrepubliken befinden sich zentrale Kabinette für Vorschulerziehung.

Selbstverständlich wird die gesamte Vorschulerziehung vom Sekretariat beim ZK der KPdSLI geleitet und in allen Instanzen, die sich mit der Vorschulerziehung befassen, von Ministerien über Institute bis zum kleinsten Kindergarten, hat die KPdSU in Schlüsselpositionen zuverlässige Parteimitglieder mit Überwachungs-und Lenkungsfunktionen betreut. Ein solches wichtiges funktionelles Glied im Kindergarten ist die Position der Direktorin. Die heute in der amerikanischen Sowjet-forschung tätige Nina M. Sorochenko übermittelt aus der Erfahrung ihrer eigenen Tätigkeit in verschiedenen Institutionen der sowjetischen Vorschulerziehung: „As a rule tke directress was a Party Meniber, osten an , activist'or , stakhanovite‘. Kindergarten directress were appoin-ted by tlie Section of People's Edacation (ONO), nursery directresses by the Section of Public Health — in both cases with the approval of the local Party cell or district comntittee. lt was throught the directress that Soviet policy and ideology permeated into pre-sdwol education"

Phantastische Planzahlen

Der Fünfjahrplan (piatiletka) 1928 bis 1933 war die Rückkehr von der NEP (Neue Ökonomische Politik) zum Kommunismus. Er brachte neben einem Aufbauprogramm die bis zur Gegenwart überlieferte Zahlenphantastik, die auch auf das kulturelle Gebiet Übergriff. Der Kultur-feldzug 1928 bis 193 3 sollte als „kultureller Fünfjahrplan" die zur Durchführung der Industrialisierung notwendigen technischen Kader produzieren. Durch diese kulturelle Kampagne wollte die Sowjetregierung mit der vollständigen Durchführung der allgemeinen Schulpflicht und anderen kulturellen Voraussetzungen die neue Ordnung des Sozialismus schaffen. Auch für die Vorschulerziehung wurden Planzahlen aufgestellt: Die Zahl der Kinder in den Kindergärten sollte von 107 000 in den Jahren 1927/28 auf 217 000 bis 1932/33 gesteigert werden. Das entsprach einem Zuwachs von 102, 8 Prozent, womit dem System der Vorschulerziehung aufgetragen war, den Prozentsatz von 0, 6 der Gesamtzahl aller sowjetischen Kinder (im Alter von vier bis acht Jahren)

bis 1932/33 auf 1, 2 Prozent zu erhöhen.

Diese wenigen Ziffern des kulturellen Fünfjahrplanes machen die Steigerung der Quantität auf Kosten der Qualität deutlich. S. Hessen und N. Hans überliefern die scharfe Kritik selbst der Sowjetpresse und der meisten Narkomprose an den astronomischen Ziffern des Planes, die sogar von Parteimitgliedern als geradezu lächerlich bezeichnet wurden Das Wachstum des Bildungswesens im Rahmen dieses Planes nimmt einen solch phantastischen Charakter an, daß die nachfolgenden Zahlen nur noch den propagandistischen und klassenkämpferischen Charakter der sowjetischen Statistik ausdrücken können

Als beste Illustration zu diesen Planziffern mag ein Beispiel gelten, das aus dem weltberühmten Magnitostroj überliefert wurde, dessen 3 000 Arbeiterkinder im Vorschulalter auf drei überfüllte Kinderspiel-plätze angewiesen waren, die maximal 200 Kinder fassen konnten. Ein Kindergarten war in dieser von den Sowjets so gerühmten Stadt nicht vorhanden: „Die Finanzabteilung hat in dem Voransddag des Magnitostroj alle Geldsummen gestridten, die für die Unterhaltung der Anstalten der Vorschulerziehung bestimmt waren. Die Arbeiterinnen, die kleine Kinder haben, podien an die Türen aller Organisationen und flehen sie um irgend eine Ecke, wo ein Kindergarten untergebracht werden könnte. Sie verpflidtten sidt sogar, alle Ausgaben für den Kindergarten aus ihrem Arbeitslohn zu begleichen. Alles umsonst. Nur in seltenen Fällen schenkte man ihnen Gehör“

Neben die Mängel in der materiellen Versorgung muß die Frage nach den Fachkräften gestellt werden, die bei einem solchen Anwachsen der Zahl von 170 000 auf 3 30 000 Kinder in den Vorschulinstitutionen notwendig waren. Nach S. Hessen und N. Hans konnte die Zahl der Absolventen sämtlicher Pädagogischen Techniken der Sowjetunion im Jahre 1928/29 keine 20 000 und die der Pädagogischen Institute keine 5 000 betragen. Diese 25 000 neuen Lehrkräfte reichten aber nicht aus, bei weitem nicht, dem gewaltigen Aufbau des Schulwesens nachzukommen. Die 65 000 unbesetzten Lehrämter wurden daher durch Absolventen der vierjährigen Volksschule ergänzt, die in den Sommerferien einen drei-oder viermonatigen Lehrer v o r bildungskursus absolvieren mußten Dieses Dilemma durchzieht den gesamten „Kulturfeldzug". Es gab phantastische Planziele, aber kaum Lehrer, die solche Planziffern erfüllen konnten. „Da alle besseren Sdtüler im Sowjetschulwesen die siebenjährige Sdmle im 15. oder 16 Lebensjahr beenden und in einem Technikum oder in einer Fabriksjugendsdtule ihre Bildung fortsetzen, so wird man hier zu Lehrern gerade die schlechtesten Schüler oder die Pedi-

vögel, die nichts besseres finden konnten, nehmen müssen Hinter diesen Tatsachen dürfte sich der Glaube an die Macht der Zahl, an die Wunder der Technik, die der Bolschewismus in seiner Propaganda klug zu nützen verstand, jedoch negativ auswirken, besonders dort, wo die Zukunft dieses sozialistischen Staates liegen sollte: bei den Kindern! Aber solche Tatsachen blieben von der Parteiführung unbeachtet. Der Fünfjahrplan nahm auf allen Gebieten den Charakter eines gigantischen Wetteiferns der Sowjetunion mit Amerika und den anderen westlichen Ländern an, die nach Stalins Weisung überflügelt werden sollten — auch in der Vorschulerziehung.

Auftrag der Partei an die Sowjetfamilie

Das mit der gigantischen Wirtschaftsplanung verbundene strenge Autoritätsprinzip wurde mit der Ablösung des Volksbildungskommissars Luna^arskij und seiner Ersetzung durch General Bubnov auch auf das sowjetische Bildungswesen übertragen, was auch für die Vorschulerziehung entsprechende Folgen hatte. Damit verbunden war eine verstärkte Hinwendung zu realen Prinzipien, die überbetont wurden. Der Schule wurde aufgetragen, die für den „Aufbau des Sozialismus" notwendigen Spezialisten heranzubilden Diese Forderung der KPdSU an die Schule mußte ihren Niederschlag im System der Vorschulerziehung finden. Am 5. 9. 1931 beschloß das Politbüro des ZK der KPdSU die Sicherung eines genau festgesetzten Umfanges von systematisierten Kenntnissen, damit eigentlich die Wiedereinführung der Lernschule. Alles Experimentieren wurde untersagt, auch die Projektmethode. So war mit einem General als Volksbildungskommissar „der unMittelbare und öffentliche Einfluß der liberalen russischen Reformpcidagogik auf die sowjetische Schulpolitik endgültig besiegelt"

Diese „Stabilisierung" des Schulwesens wurde auf dem XVII. Parteitag der KPdSU sanktioniert und mit dem zweiten Fünfjahrplan von 1933 an durch das allerdings nur propagandistisch proklamierte Prinzip der „allgemeinen polytechnischen Arbeitsschule" fortgesetzt. Alle diese Maßnahmen wirkten sich auch auf die Vorschulerziehung aus. Ihre materiellen Bindungen verbesserten sich zwar. Sic hatte sich aber wie alle Erziehungsinstitutionen den schul-und erziehungspolitischen Leitlinien der Partei unterzuordnen. Gerade für die vorschulische Erziehung spielt in dieser Entwicklung der Beschluß des ZK der KPdSU gegen die Theorie und Praxis der Pädologie vom 4. 7. 1936 eine große Rolle, die durch die Lehre Makarcnkos abgclöst wurde. Diese „stellte den Kollektiv-

begriff des Sozialismus in den Mittelpunkt und proklamierte die Erziehung zum Sowjetpatriotismus als eines der wichtigsten Ziele"

Neben der Betonung des Kollektivbegriffs in der Erziehungsichre A.

S. Makarcnkos zeichnete sich der bereits vollzogene Wandel in der für die Vorschulerziehung so relevanten Erziehungspolitik ab. Der Bahnbrecher dieser Entwicklung, Makarenko, erklärte in einem Aufsatz über Sowjetkinder: „Am Beispiel ihrer Eltern und ihrer ganzen Umgebung sehen sie, daß ihnen jedes Wirkungsfeld und alle Wege offen stehen und daß der Erfolg voll und ganz von ihrem Fleiß und ihrem ehrlichen Bemühen im Schulunterricht abhängt" Der Begründer der modernen Sowjetpädagogik, A. S. Makarenko, beschäftigte sich mit der vordem verschmähten und zur Auslösung bestimmten Familie. Ihr wurden neue Erziehungsfunktionen zugewiesen, die nach den politischen Gegebenheiten ausgerichtet waren. Makarenko gedachte seine Gedanken im Spätwerk zu einer größeren Theorie der Familienerziehung auszubauen.

Damit wollte er den Eltern — die er als Pioniere der sowjetischen Familienpädagogik bezeichnete — bei ihren Erziehungsaufgaben helfen.

Er stellte in den Materialien zu seinem „Buch für Eltern" den Mitgliedern der Sowjetfamilie folgende Fragen: „Es wurde ihnen ein Kind geboren, sagen wir, ein Mädchen. Sic haben cs Natascha genannt. . . . Dann sagen Sic, zu was für einen Menschen Sic ihre Tochter erziehen wollen? . . . Ja, Sic wollen, daß Ihre Tochter zu einem neuen Menschen, einer Kommunistin hcranwächst, daß sic eine ergebene Bolschewikin wird . . . daß sic die Ausbeutung haßt, ein gebildeter, wissender, qualifizierter Mensch wird. . . . Welche Maßnahmen aber ergreifen Sie, damit sie so wird?"

Diese kurze Textstelle (aus dem beachtenswerten und für unsere pädagogische Diskussion noch viel zu wenig erschlossenen Werk Makarcnkos) zeigt die veränderte Haltung der Sowjetpädagogik in bezug auf die Familienerziehung. Diese wurde nun wieder zu einem bestimmenden Faktor in der gesamten Erziehungspolitik. Der Sowjetstaat trat aber nun mit konkreten Forderungen an die Sowjetfamilie heran: Erzieht den neuen, den kommunistischen, den Sowjet-Menschen! Nicht allein die Schule oder die Partei wurden dazu bemüht, sondern die Familie selbst hatte nunmehr die von der Partei vorgeschriebene Erziehung zum Sowjetmenschen durchzuführen. Neben dieser Wiederentdeckung und Neuformulierung der Familienerziehung wurden aber auch die vorschulischen Erziehungsinstitutionen ausgebaut. Die Eltern hatten auch dabei bestimmte Ausgaben zu erfüllen, da sie durch Versammlungen, Seminare, Ausschüsse und Kommissionen an die systematische Erziehungsarbeit der Schule gebunden wurden. So war ihnen die doppelte Pflicht ausgegeben: Intensivierung und Aktivierung der Erziehung in der Familie und aktive Beteiligung der Eltern an der Gestaltung des außer-familiären Erziehungsgeschehens, in Vorschulerziehung und Schule. Im „Lehrbuch der Pädagogik" heißt es: „Die sowjetische Familie bemüht sich . . .der Schule bei ihrer Unterrichts-und Erziehungsarbeit zu helfen und die Kinder zu Haus in der gleichen Richtung zu erziehen, wie es die Schule tut" Dieser Auftrag an die Sowjetfamilie ergeht von der Partei, die als bestimmender und durchdringender Machtsaktor das sowjetische Leben total gestaltet. Existenz und Ausstieg des Sowjetmensehen richtet sich allein nach der Ausführung des Parteiauftrages, den auch parteilose Sowjetbürger als verbindlich zu betrachten haben. Damit erfüllt die Familie gleichsam in der Intimsphäre ihres häuslichen Erziehungsraumes den Parteiaustrag, der bisher nur an die Erziehungsinstitutionen des Sowjetstaates gerichtet wurde. Familie und Volksbildungswesen hatten nunmehr vereint in gleichen Bemühungen die Forderung der Partei zu erfüllen: Erziehung des neuen Menschen, des künftigen Erbauers der klassenlosen Gesellschaft. Auch der Vorschulerziehung fielen dabei wichtige Ausgaben zu. Wenn in der Praxis dieser Parteiauftrag auch oft zu entgegengesetzten Ergebnissen kam (vgl. die Erscheinung des Hooliganism und Stiljagism, das „Halbstarkenproblem" der Sowjetunion), so ändern diese „Ergebnisse" der Sowjetpädagogik nichts am Prinzip der totalitären Erziehung.

Diskussionen um die Vorschulerziehung

Nach dem XX. Parteitag ergaben sich auch für die Vorschulerziehung wichtige Veränderungen. Vor allem wurde der materielle Ausbau der Kinderkrippen und -gärten stärker betrieben. Folgt man den offiziellen Kontrollziffern für die Thesen zum Referat N. S. Chruevs auf dem XXL Parteitag, die am 12. November 1958 angenommen wurden, so dürfte im Zusammenhang mit den „Fragen der kommunistischen Erziehung, des Volksbildungswesens und der Entwicklung von Wissenschaft und Kultur" das vorschulische Erziehungswesen noch weiter ausgebaut werden: „Die Zahl der Kinder in den Kindergärten wird von 2 280 000 im Jahre 1958 auf 4 200 000 steigen" Solchen ZukunftsPerspektiven stehen jedoch in verstreuten Aufsätzen schon seit je vermehrte und scharfe Kritik an I heorie und Praxis der Erziehung im Kindergarten gegenüber. An dieser seit Jahren durchgeführten öffentlichen Diskussion nehmen nicht nur Vorschulerzieher und -erzieherinnen aus der Praxis teil, sondern auch viele Eltern, die in Sorge um die Fehler und Mängel in der Vorschulerziehung sind. Positiv an dieser Kritik ist die disziplinierte Auseinandersetzung, in der alle Teilnehmer unbeschönigt die Schwächen der Kindergartenerziehung ausdecken. Die Diskussion wurde in verschiedenen Zeitschriften publiziert. Ihren besonde-ren Schwerpunkt fand sie vor dem XX. Parteitag, daher sei dieser Abschnitt der Kritik an der Vorschulerziehung der Gegenwart nachfolgend dargestellt.

Vor allem wurde die angebliche Verbundenheit der sowjetischen Vorschulerziehung mit den „schädlichen Theorien der bürgerlichen Vorschulpädagogik“ gerügt und das Postulat einer breiteren theoretischen Grundlage der kommunistischen Vorschulerziehung in der Sowjetunion aufgestellt. A. P. Usova schrieb in einem Artikel über „Die Arbeitsaufgaben auf dem Gebiet der Muttersprache im Kindergarten" daß die bürgerliche reaktionäre Pädagogik und Psychologie Einfluß auf die sowjetische Vorschulpädagogik gewonnen habe. Die Untersuchung der Autorin über die „Kindersprache“ gipfelt in der Betonung der Einheit von Denken und Sprache im Sinne der Aufsätze über die Sprachwissenschaft (Vgl. Anm. 40). A. P. Usova kommt von diesen kritischen Betrachtungen zu neuen Aufgaben für die Vorschulerziehung: „Wenn der Kindergarten mit den Kindern n A. P. Usova kommt von diesen kritischen Betrachtungen zu neuen Aufgaben für die Vorschulerziehung: „Wenn der Kindergarten mit den Kindern nach einem Programm arbeitet, das die Aneignung des Wortschatzes und des grammatikalischen Baus der Muttersprache sicherstellt, wird er der Schule große Hilfe leisten.“ Die Vorschulerziehung soll also ganz bewußt darauf abgestellt werden, die Schulvorbereitung der Kinder in den Kindergärten energischer und planmäßiger nach einem festen Programm zu betreiben. Ein solches „Programm“

wird jedoch nicht von den Bedürfnissen des Kindes ausgehen, sondern— wie alle Erziehungsplanung in der UdSSR — nach den Forderungen der Erziehungspolitik ausgerichtet sein.

Diese Absichten werden durch P. Sabalina, Kandidatin der Pädagogischen Wissenschaften aus Taschkent, in einem Beitrag „Über schädliche Theorien in der Vorschulpädagogik“ unterstützt 38). Die Autorin kritisiert die schlechte theoretische Vorbereitung der Erzieherinnen in den Kindergärten auf ihre Erziehungsaufgaben. Sabalina greift damit aber nicht die praktische Arbeit in der Vorschulerziehung an, sondern die Rückständigkeit in der theoretischen Grundlage. Dabei kritisiert sie die drei grundlegenden Werke der sowjetischen Vorschulerziehung, nach denen sich die Ausbildung der Erzieherinnen bislang richtete 39). In diesen drei Werken will die Sabalina Reste der „reaktionären bürgerlichen Theorien der freien Erziehung und der Selbstentwiddung“ erkannt haben. In allen diesen Werken wird die Aufstellung eines bestimmten Erziehungsplanes in den Kindergärten abgelehnt. Sabalina geißelte die Verfasser der drei Werke und ihre Anhängerschaft als ein „Araktschejev-Regime der Vorschulerziehung“, das aber „seit dem genialen Werk Stalins über die Sprad^wissenschaft längst überwunden sei“ 40).

In weiteren Beiträgen dieser Diskussion taucht immer wieder die Forderung auf, die Partei möge auch der Kindergartenerziehung solche fest umrissenen Aufgaben stellen wie sie die Schule habe. Ferner sei es dringend notwendig, im Kindergarten verstärkt die Vorbereitung der Kinder auf die Schule zu betreiben „Beobachtungen haben gezeigt, daß Kinder, die aus Kindergärten in die Schule kamen, durdi höhere geistige Disziplin auffallen“ Damit vertritt die Autorin G. Tkacova die Meinung, daß die Kinder durch stärkere Anleitung in den Pflicht-beschäftigungen (die in der ältesten Gruppe des Kindergartens die Zeit von 40 Minuten nicht übersteigen darf) unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden besser auf die Schule vorbereitet werden könnten. Aber aus der Praxis der Kindergartenarbeit wurde diesen Angriffen entgegengehalten, daß die Kinder nicht nur in den Pflichtbeschäftigungen auf die Schule vorbereitet werden, sondern auch noch durch andere Pflichtaufgaben, die während des ganzen Tages gegeben werden!

Das vorläufige Ergebnis dieser sich über längere Zeit erstreckenden Diskussion war die Forderung nach noch engerer Zusammenarbeit zwischen Erziehern in Kindergärten und Lehrern. Dabei sollten konkrete Maßstäbe ausgearbeitet werden, nach denen in den Institutionen der Vorschulerziehung die Vorbereitung der Kinder auf die Schule auszurichten sei. Prof. Sovjetov wies scharf die Meinung zurück, „daß eine Ausbildung des Kindes erst mit dem Augenblick seines Eintritts in die Schule beginnen müsse. . . . Soldte Erwägungen kommen den Ideen der bürgerlichen Pädagogik nahe, und sie sind bei reaktionären Pädagogen der kapitalistisdien Länder verständlich, die die Entwicklung und Ausbildung der Kinder der Werktätigen absichtlich einschränken. In unserem Laude, das den Kommunismus baut, wird alles getan, um die Ent-wicklung der heranwachsenden Generation so vollkommen wie irgend möglich werden lassen“

Frühsowjetische Pädagogik wenig beachtet

Das in der Folgezeit als Vorbereitungsanstalt auf den Besuch der Schule profilierte sowjetische Vorschulwesen trug jedoch in den ersten Jahren seiner Existenz, trotz aller Unordnung der Praxis, schlechter materieller Versorgung und Personalschwierigkeiten, einen gegenteiligen inneren Charakter. Heute ist die Praxis der Vorschulerziehung in der UdSSR nach festen Plänen reglementiert. Die Kindergärten werden finanziell so gut versorgt, daß neben vorzüglicher Ausstattung auch noch Ärzte und solches Pflegepersonal in den Personalplan gehören, wie es sich die westlichen Länder kaum leisten können. Zahlreiche Ausbildungsinstitute (s. o.) sorgen heute in der UdSSR für qualifizierten Nachwuchs. Bei dieser äußeren Verbesserung ist jedoch ein innerer Struktur-wandel vor sich gegangen. Trotz aller negativen äußeren Begleiterscheinungen der ersten Jahre nach der Revolution gab es damals so bedeutsame Pädagogen wie P. P. Blonskij, der zu Beginn der 20er Jahre über den Kindergarten in seiner Arbeits-Schule sagte: „Es muß auf das aller-dringlichste vor einer LImwandlung der , Kinderabteilungen‘ in eine Vorbereitungsklasse der Sdrule gewarnt werden. Wenn trotzdem eine solche Veränderung vor sich ginge, so würden wir ausrufen: die Pädagogen existieren nur, um die pädagogischen Ideen zu entstellen" Eine entschiedenere Ablehnung als diese konnte die Vorschulerziehung der sowjetischen Gegenwart nicht erfahren. Wenn Blonskij auch keine chinesische Mauer um seinen Kindergarten ziehen wollte, wie er sich selbst ausdrückte, so war er bei der Anwendung der Ideen Fröbels doch darum bemüht, die von der heutigen Sowjetpädagogik kritisierte und abgelehnte Idee einer „freien Erziehung“ im Kindergarten anzuwenden und mit neuen Inhalten zu füllen. Daß er dabei die heute von der sowjetischen Vorschulerziehung geforderte programmierte und geplante Erziehungsarbeit im dirigistischen Sinne ablehnt, wird aus vielen Stellen seines grundlegenden Buches über die „Arbeits-Schule" deutlich. Das zeigt die Verbundenheit dieses führenden Pädagogen der frühsowjetischen Reformpädagogik mit ähnlichen Bestrebungen in Westeuropa — einem geistigen Nährboden, dem diese Frühzeit der Sowjetpädagogik mehr verbunden war als dies allgemein angenommen wird. Ähnliche ideologiefreie Passagen, die genuine pädagogische Vorstellungen repräsentieren, finden sich in einem sehr interessanten Dokument, der maßgeblichen „Verordnung über die Einheits-Arbeitsschule der RSFSR“ vom 16. 10. 1918. Diese vom damaligen Volksbildungskommissar Lunacarskij unterzeichnete Verordnung ist nach Leonhard Froese jedoch „im wesentlidien Blonskij zuzusdireiben“ Es heißt in den Erläuterungen zu dieser Verordnung „Der Fröbelsche Kindergarten stellte die erste systentatische Anwendung des Arbeits- prinzips dar, und wir müssen auch für die folgenden Altersstufen eine Gestaltung des Unterrichts nach diesem Prinzip finden". Und an anderer Stelle: „Um keinen Preis werden wir die Persönlichkeit betrügen, in ihrer Entwicklung beschneiden oder sie gewaltsam in Formen zwängen“

Aber die Überlieferungen aus der wertvollen frühsowjetischen Entwicklung und ihre reformpädagogischen Tendenzen werden heute mehr in der westlichen Vergleichenden Erziehungswissenschaft objektiv untersucht als von der gegenwärtigen Sowjetpädagogik beachtet. Diese Behauptung muß aufrecht erhalten werden trotz solcher Tatsachen, daß in der UdSSR heute endlich wieder die (allerdings beschnittenen und entsprechend kommentierten) Werke der Pädagogen dieser Periode herausgegeben werden. Die Rückkehr zu ihren pädagogischen Prinzipien würde auch in der sowjetischen Vorschulerziehung manchen Wandel schaffen. Wenn damit eine deutliche Absage an die erziehungspolitischen Maßnahmen der Stalin-Zeit verbunden werden könnte, hätte die von Kairov und der Sabajeva formulierte These von der „Spezifik pädagogischer Erscheinungen“ endlich auch in der UdSSR eine Existenzgrundlage. Durch die sogenannte „zweite Polytechnisierung der Sowjetschule“ seit dem XX. Parteitag der KPdSU wurde diese These jedoch nicht realisiert

Keine Entwicklung zu pädagogischer Autonomie

Im Zuge der Umstrukturierung des sowjetischen Volksbildungssystems durch das Gesetz vom Dezember 19 5 8 und die „zweite Polytechnisierung der Sowjetschule“ wurden auch für die sowjetische Vorschulerziehung neue Perspektiven abgesteckt. N. S. Chruev kam bei der Behandlung aktueller Probleme der kommunistischen Erziehung im Zusammenhang mit den Kontrollziffern und Thesen zum XXI. Parteitag der KPdSU zu folgenden Planaufgaben, die der Vorschulerziehung aufgegeben sind: „Die neuen Aufgaben, die die Sowjetgesellschaft zu lösen hat, machen es dringend nötig, die Rolle des Staates bei der Kindererziehung und die Hilfe, die er der Familie erweist, weiterhin zu erhöhen. Je schneller wir alle Kinder in Kinderkrippen, Kindergärten und Sdwlinternaten erfassen, um so schneller und erfolgreidter werden wir die Aufgaben der kommunistischen Erziehung der heranwachsenden Generation lösen“

In den „Thesen“ und Kontrollziffern wurden Plan und Leitlinie der künftigen sowjetischen Erziehungspolitik bis 1965 abgesteckt. Wieder einmal werden der Vorschulerziehung und Sowjetschule überhöhte Aufgaben aufgebürdet. Aus der im Dezember 1958 legalisierten Reform des Bildungswesens der UdSSR ist auch unter dem Signum „polytechnische Erziehung“ keine Rückkehr zu den pädagogischen Vorstellungen eines Blonskij, Lunacarskij, einer Krupskaja oder anderer frühsowjetischer Pädagogen ablesbar. Auch bei den analogen Veränderungen im Erziehungswesen der assoziierten Länder des Ostblocks zeichnen sich für die Vorschulerziehung keine neuen Grundgedanken ab, aus denen eine Entwicklung zur pädagogischen Autonomie ersichtlich werden könnten. Aus diesem Grund darf die revolutionäre Bewegung im Bildungsgeschehen des Ostens kaum hoffnungsfroh ausgenommen werden. Schlußfolgerungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt, nur auf Grund der vorliegenden aktuellen Dokumente und ersten Berichte, dürften voreilig sein, da sich die Schul-und Erziehungspraxis noch kaum nach den Reformplänen ausgerichtet hat.

Für die sowjetische Vorschulerziehung wird jedoch schon heute deutlich, daß sie immer fester in die von der KPdSU dirigierte Erziehungspolitik verschmilzt, was aus der oben behandelten „Diskussion über Fragen der vorschulischen Erziehung“ hervorgeht. Die pädagogische Ostforschung vermochte aus der Sowjetpädagogik dennoch bestimmte Gemeinsamkeiten mit unserer eigenen Bildungsentwicklung zu verdeutlichen. Sie dürfen durch ihren rein pädagogischen Kern gemeinsamer Bildungsgehalte jedoch nicht über die von kommunistischer Ideologie durchdrungene sowjetische Erziehungswelt hinwegtäuschen. Diese steht im schroffen Gegensatz zu den Gemeinsamkeiten (die sich etwa in der Reformpädagogik finden lassen, etwa in der Diskussion Kerschensteiner-Blonskij, wenn diese auch die Gegensätze herausstellt!), sie betont auch mit Nachdruck die angeblich überholten pädagogischen Traditionen und Denkweisen unserer westlichen Bildungsvorstellungen, denen gegenüber sie sich als Fortschritt deklariert. Alle Gemeinsamkeiten enden an diesem Punkt des Widerspruchs, der keine Überbrückung duldet.

Es ist notwendig, diese Abgrenzung ständig vorzunehmen. Eine kritische Untersuchung der ideologisch fundierten, kollektivistischen Vorschulerziehung in der UdSSR sollte trotz aller Vorbehalte die Stimmen jener Sowjetpädagogen nicht vergessen, die einen russischen Beitrag zur Ausformung des abendländischen Menschenbildes leisteten. Sie wirken im Innern des Sowjetmenschen noch heute fort, wie es Klaus Mehnert in seinem Portrait nach zwölf Reisen in die Sowjet-Union von 1929 — 1957 feststellen konnte; denn die durch eine straffe Vorschulerziehung geformte, von der Sowjetschule und Parteischulung ausgerichtete russische Jugend der Gegenwart hält innerlich an Traditionen fest, die oft nicht mit der kommunistischen Ideologie zu vereinbaren sind. „Audi die akademische Jugend des Ostens konnte der studentisdien Tradition, Hüter der Freiheitsflamme zu sein, nidit ganz entfremdet werden“ Es wäre falsch, auf diese Tendenzen übertriebene Hoffnungen zu setzen, sie jedoch zu registrieren und in das Gesamtbild des jugendlichen Verhaltensmuster im sowjetischen Machtbereich einzubauen, dürfte jeder pädagogischen Ostforschung aufgegeben sein. Unsere Hoffnung auf einen politischen Strukturwandel in der SowjetUnion sollte auch die nachhaltige europäische Gültigkeit jener russischen Pädagogen beachten, die von der offiziellen Sowjetpädagogik ignoriert werden. Neben der gewandelten ökonomischen Grundlage des Sowjetstaates, den Problemen der modernen sowjetischen Industriegesellschaft, den Selbständigkeitstendenzen im Ostblock unter dem Begriff des „ Revisionismus", der nicht versiegten Freiheitsflamme in der Sowjetjugend und den Verbesserungen der materiellen Lage für viele So-wjetbürger, dürften die Traditionen wirkungsvoll bleiben, die aus der Frühzeit des Sowjet-Staates kommen, später aber als nichtbolschewistisch abgetan und verbannt wurden. Sie sind bedeutungsvoll genug, trotz einer gegenteiligen offiziellen Erziehungspolitik, im Innern der Sowjet-pädagogik fortzuwirken. Wo sie wirksam werden, dort unterstreichen sie die Gemeinsamkeiten mit den pädagogischen Bemühungen der westlichen Welt. Sie würden den Sowjetbürger befähigen, vom ideologischen zum menschlichen Inhalt seines Lebens zu finden. Der Keim einer solchen Entwicklung kann auch die sowjetische Vorschulerziehung im Innern verwandeln, wenn sie sich z. B.der Gedanken eines Blonskij erinnern würde. Dieser Sowjetpädagoge formuliert mit einem Gedanken zur Vorschulerziehung die gemeinsame Grundlage, auf der die genuinpädagogischen Bemühungen um das Kind in West und Ost vereint sind:

„Das Kind wird, dank unserer von innen ker und im Sinne der Erwek-kung seiner inneren Kräfte und EindrücJ^e wirkenden Tätigkeit, von selbst erzogen"

Fussnoten

Fußnoten

  1. E. A. Florina (Ed.), Lehrbuch für Vorschulerziehung, Moskau 1946, 36 (iuss .) Unterrichtspädagogischer Staatsverlag des Volksbildungsministeriums der UdSSR.

  2. W. I. Lenin, Ausgewählte Werke, Band II, Berlin 1952, S. 780 f. (Dietz Verlag).

  3. Vgl. Horst E. Wittig, „Der Kindergarten in der Sowjetzone", in: BLÄTTER DES PESTALOZZI-FRÖBEL VERBANDES, 9. Jg. (1958), Heft Nr. 3.

  4. Die Sowjetunion (ohne Verfasser), Heft 6: Bildung, Wissenschaft, Kultur, Bonn 1959, S. 3.

  5. „Die Sowjetunion heute", Beilage zu Heft Nr. 1 (103), 4. Jg (1959), Hrsg. Presseabteilung der Botschaft der UdSSR in der Bundesrepublik, Bonn 1959, S. 7 f.

  6. Vgl. E. N. Medinskij, Prosvescenije v SSSR, Moskva 1955, 47.

  7. Vgl. N. DeWitt, Soviet Professional Manpower. Its Education, Training and Supply, Washington, D. C. 1955, p. 8.

  8. Sergius Hessen — Nikolaus Hand, Fünfzehn Jahre Sowjetschulwesen, Langensalza-Berlin-Leipzig 1933, S. 18.

  9. N. K. Krupskaja, Ausgewählte Pädagogische Schriften, Berlin 1955, S. 160.

  10. V. I. Lenin, Socinenije, tom XXIV, str. 344.

  11. N. K. Krupskaja, a. a. O., S. 159.

  12. Vgl. Verfassung der UdSSR vom 5. 12. 1936, Artikel 122, u. a. in: Hans Joachim Mette, Russische Geschichte, Bonn 1949, S. 202 ff.

  13. Vgl. N. DeWitt, a. a. O., p. 8.

  14. Jessipow - Gontscharow, Pädagogik, 3. A. Berlin 1949, S. 59.

  15. Vgl. Boisaja Sovjetskaja Enciklopedija, tom 43 (1939), 698, 703.

  16. Ogorodnikow — Schimbirew, Lehrbuch der Pädagogik, Berlin 1953, S. 81.

  17. E. N. Medinskij, a. a. O., str. 52.

  18. E. N. Medinskij, a. a. O., str. 53.

  19. A. S. Makarenko, Werke, Band VII, S. 323.

  20. George L. Kline, a. a. O., p. 5.

  21. S. Hessen — N. Hans, a. a. O., S. 200.

  22. Ebda., S. 204.

  23. Ebda., S. 207.

  24. Ebda., S. 210.

  25. Ebda., S. 211.

  26. Vgl. Luigi Volpicelli, Die sowjetische Schule, Heidelberg 1958, S. 115 ff.

  27. Leonhard Froese, Ideengeschichtliche Triebkräfte der russischen und sowjetischen Pädagogik, Heidelberg 1956, S. 147.

  28. Ebda., S. 148.

  29. Horst E. Wittig, „Das Kollektiv in der Erziehungslehre A. S. Makarenkos", in: DIE PÄDAGOGISCHE PROVINZ — Staat und Gesellschaft in der politischen Bildung, 13. Jg. (1958), H. 4, S. 225 — 233

  30. A. S. Makarenko, Werke, Band VII, S. 321.

  31. A. S. Makarenko, Werke, Band IV, S. 544.

  32. Ogorodnikow-Schimbirew, a. a. O., S. 414.

  33. N. S. Chruev, Thesen des ZK der KPdSU und des Ministerrates der UdSSR, hrsg. als Beilage der Zeitschrift „Die Sowjetunion heute", Bonn 1958, S 39 (Thesen für das Referat N. S. Chruschtschows auf dem XXL Parteitag der KPdSU).

  34. George L. Kline, a. a. O., p. 5.

  35. S. Hessen — N. Hans, a. a. O., S. 200.

  36. Ebda., S. 204.

  37. Ebda., S. 207.

  38. Ebda., S. 210.

  39. Ebda., S. 211.

  40. Vgl. Luigi Volpicelli, Die sowjetische Schule, Heidelberg 1958, S. 115 1s.

  41. Leonhard Froese, Ideengeschichtliche Triebkräfte der russischen und sowjetischen Pädagogik, Heidelberg 1956, S. 147.

  42. Ebda,, S. 148.

  43. Horst E. Wittig, „Das Kollektiv In der Erziehungslehre A. S. Makarenkos", in: DIE PÄDAGOGISCHE PROVINZ — Staat und Gesellschaft in der politischen Bildung, 13. Jg. (1958), II. 4, S. 225 — 233

  44. A. S. Makarenko, Werke, Band VII, S. 321.

  45. A. S. Makarenko, Werke, Band IV, S. 544.

  46. Ogorodnikow-Schlmbiiew, a. a. O., S. 414.

  47. N. S. Chruev, Thesen des ZK der KPdSU und des Ministerrates der UdSSR, hrsg. als Beilage der Zeitschrift „Die Sowjetunion heute", Bonn 1958, S 39 (Thesen Ilir das Referat N. S. Chruschtschows auf dein XXL Parteitag der KPdSU).

  48. Vgl. Doskol'noje vospitanije, Nr. 5, Mai 1951, S. 1 ff.

  49. Mit der Bezeichnung „Araktschejev-Regime" wollte Stalin den sowjetischen Sprachwissenschaftler N. J, Marr und seine Schüler diffamieren. Diese rechneten in ihren Arbeiten die Sprache dem ideologischen überbau zu, da eine gegenteilige Ansicht aus dem Marxschen Denken nicht abzuleiten war. Stalin erklärte dagegen in seinem Kampf gegen Marr und das angeblich von diesem begründete „Araktschejev-Regime" in der Sprachwissenschaft:

  50. V. Gusejev, „Erzieht arbeitsame Kinder", Ucitelskaja Gazeta, Nr. 64 vom 11. August 1951.

  51. G. Tkacova, „Der Kindergarten und die Schule“, Ucitelskaja Gazeta, Nr. 80, vom 6. Oktober 1951.

  52. S. Sovjetov, „Der Vorschulerziehung muß eine naturwissenschaftliche Grundlage gegeben werden“, Ucitelskaja Gazeta, Nr. 103, vom 26. Dezember 1951.

  53. P. P. Blonskij, Die Arbeitsschule, I. Teil, Berlin 1921, S. 24.

  54. Leonhard Froese, „Sowjetische Menschenformung aus deutscher Sicht", in: AUS POLITIK UND ZEITGESCHICHTE, Beilage /58 der Wochen-zeitung „Das Parlament", Bonn 1958.

  55. VERORDNUNG über die Einheitsarbeitsschule vom 16. 10. 1918, in: Informationen und Material zur Vergleichenden Erziehungswissenschaft, Nr. 6/7, Berlin 1955, S. 13 ff.

  56. Leonhard Froese, a. a. O.

  57. Horst E. Wittig, „Die Marxsche Bildungskohzeption und die zweite Polytechnisierung der Sowjetschule", in: AUS POLITIK UND ZEITGE-SCHICHTE, Beilage IL/58 der Wochenzeitung „Das Parlament", Bonn 1953.

  58. Kontrollziffern zur Entwicklung der Volkswirtschaft in den Jahren 1959— 1965, Thesen zum Referat N. S. Chruevs auf dem XXL Parteitag der KPdSU, hrsg. von der Presseabteilung der Botschaft der UdSSR in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1958, S. 39.

  59. Vgl. Horst E. Wittig, „Die Verbindung des sowjetischen Erziehungssystems mit dem Leben“ (Zur Reform des Volksbildungssystems in der UdSSR vom Dezember 1958), Vortrag auf einer Tagung für Pädagogen im Internationalen Arbeitskreis Sonnenberg, in: HAMBURGER LEHRERZEI-TUNG, Jg. 1959, Hamburg 1959; Oskar Anweiler, „Die Reform des sowjetischen Bildungswesens", in: OSTEUROPA, 9. Jg. (1959), Heft 2/3, S. 128 ff.

  60. Klaus Mehnert, Der Sowjetmensch, 3. A., Stuttgart 1959, S. 218.

  61. Schon aus bestimmten soziologischen Einsichten Karl Mannheims läßt sich ein solcher Strukturwandel des gesamten Sowjetsystems ableiten. Mannheim vermittelte die Erkenntnis, daß die Problematik unserer Daseins-gestaltung (auch im Erziehungsgeschehen) über alle Grenzen relevant ist. Vorbehalte über die Existenz der kommunistischen Ideologie hindert die Gültigkeit der Einsichten Karl Mannheims nicht. Vgl. Karl Mannheim, Diagnose unserer Zeit, Zürich 1951, S. 72.

  62. K. Mehnert, a. a. O., S. 218

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