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Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten von Jugendlichen in den neuen Bundesländern | APuZ 38/1992 | bpb.de

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APuZ 38/1992 Politische Einstellungen und Grundpositionen Jugendlicher in Ostdeutschland Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten von Jugendlichen in den neuen Bundesländern Zur Situation der Jugendhilfe in Leipzig Berufsausbildung und Arbeitsmarktchancen Jugendlicher in den alten Bundesländern

Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten von Jugendlichen in den neuen Bundesländern

Harry Müller/Wilfried Schubarth

/ 17 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Im Beitrag werden empirische Ergebnisse einer neueren Jugendstudie dargestellt, die zeigen, daß fremden-feindliche, nationalistische, autoritäre, antisemistische u. a. rechtsextreme Orientierungen bei einem nicht unbeträchtlichen Teil ostdeutscher Jugendlicher verbreitet sind und seit 1990 z. T. zugenommen haben. Die tendenzielle Zunahme rechtsextremer Orientierungen betrifft dabei vorrangig die politisch ganz rechts eingestellten Jugendlichen (Tendenz zur Radikalisierung des rechten Spektrums). Zugleich wird die Multidimensionalität und Differenziertheit des Rechtsextremismus-Syndroms belegt, welches auch die Dimension der Gewalt einschließt. Die Gewaltbereitschaft hat insbesondere unter männlichen Jugendlichen ein beachtliches Ausmaß angenommen. Im zweiten Teil des Beitrags werden Ergebnisse zu aktuellen Befindlichkeiten (Bedrohungsängste, Lebens-zufriedenheit, Selbstwerterleben) ostdeutscher Jugendlicher vorgestellt und kommentiert.

Die von Peter Förster, Walter Friedrich und uns gemeinsam erarbeitete Studie sollte auch über die Entwicklung von Rechtsextremismus, Fremden-feindlichkeit und Gewaltbereitschaft ostdeutscher Jugendlicher sowie über ihre grundlegenden aktuellen Lebensbefindlichkeiten (Bedrohungsängste, Lebenszufriedenheit u. a.) Aufschluß geben. Die dazu vorliegenden Hauptergebnisse werden von uns im folgenden dargestellt.

I. Rechtsextremismus

Tabelle 1: Rechtsextreme Orientierungen ostdeutscher Jugendlicher 1992 (Angaben in Prozent)

1. Dimensionen des Rechtsextremismus

Tabelle 3: Einstellungen ostdeutscher Jugendlicher zu Gewalt 1992 (Angaben in Prozent)

Seit dem Umbruch im Herbst 1989 und der damit verbundenen Enttabuisierung unerwünschter gesellschaftlicher Erscheinungen im Realsozialismus hat es eine wachsende Zahl von Publikationen zu Problemen des Rechtsextremismus in Ostdeutschland gegeben diese konzentrieren sich jedoch zumeist auf Aussagen über Verbreitung und Erscheinungsformen des Rechtsextremismus oder stellen mögliche Deutungsmuster bzw. Erklärungsansätze dar. Dagegen bestehen nach wie vor Defizite sowohl im Hinblick auf Entwicklungstendenzen in diesem Bereich als auch hinsichtlich der Dimensionierung und Strukturierung des Rechtsextremismus-Syndroms. Als ein besonderes Forschungsdesiderat ist in diesem Zusammenhang die empirische Überprüfung theoretischer Konstrukte zur Beschreibung des Rechtsextremismus-Phänomens an der konkreten Siutuation Ostdeutschlands anzusehen. Ein solches Konstrukt ist das von Wilhelm Heitmeyer entwickelte Modell, nach dem beim Rechtsextremismus zwei Grundelemente zusammenfließen: zum einen die Ideologie der Ungleichheit zur Interpretation gesellschaftlicher Realitäten und zum anderen verschiedene Varianten der Gewaltakzeptanz zur Umsetzung von Ungleichheitsideologien Dieses Modell wird im folgenden zur Beschreibung unserer Untersuchungsergebnisse zum Rechtsextremismus herangezogen, wobei wir zunächst empirische Befunde zur Verbreitung von Fragmenten bzw. Facetten der Ideologie der Ungleichheit, daran anschließend zur Gewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft und schließlich zur inneren Struktur des Rechtsextremismus-Syndroms vorstellen. a) Rechtsextreme Orientierungen Als Facetten der Ideologie der Ungleichheit bzw. als Ideologiefragmente rechtsextremen Denkens werden in der Fachliteratur u. a. nationalistische, rassistische, fremdenfeindliche, autoritäre, sozialdarwinistische, antisemitische und die NS-Zeit verharmlosende Denkweisen angeführt Wie stark solche Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen verbreitet sind, zeigt Tabelle 1.

Tabelle 4: Faktorenanalyse (Faktormatrix) * zum Rechtsextremismus-Syndrom, differenziert nach Geschlecht: 1992

Tabelle 1 belegt, daß allen angeführten (tendenziell) rechtsextremen Aussagen von einem nicht unbeträchtlichen Teil der Jugendlichen zugestimmt wird, am meisten von Lehrlingen und Schülern der 8. -10. Klassen. Dabei verwundert insbesondere, in welchem Ausmaß bei ostdeutschen Jugendlichen nicht nur nationalistische und frem-denfeindliche, sondern auch rassistische, sozialdarwinistische und antisemitische Denkweisen anzutreffen sind. Auf die Einstellung ostdeutscher Jugendlicher zu Ausländern soll aufgrund der zentralen Bedeutung dieser Dimension für den Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern etwas näher eingegangen werden.

Tabelle 5: Rechtsextreme Orientierungen im Zeitvergleich: 1988-1992

In jüngster Zeit wird in einigen Meinungsumfragen und speziellen Jugenduntersuchungen übereinstimmend auf die weite Verbreitung der Ausländerablehnung bzw. -feindlichkeit in den neuen Bundesländern hingewiesen Die genannten Zah-len liegen dabei über den Vergleichswerten der Jugendlichen aus Westdeutschland oder aus anderen westeuropäischen Ländern

Tabelle 6: Rechtsextreme Orientierungen ostdeutscher Jugendlicher in Abhängigkeit vom politischen Standort: 1990 und 1992

Die Grundeinstellung zu Ausländern wurde in unserer Studie mit drei Indikatoren gemessen, die alle ganz ähnliche Werte reflektieren. Aus Vergleichsgründen stellen wir die Antworten auf die Frage dar, wie die Jugendlichen die Zahl der Ausländer in Ostdeutschland bewerten (vgl. Tabelle 2).54 Prozent der jungen Sachsen betonen ihre ablehnende Einstellung gegenüber Ausländem; sie halten es für erforderlich, die Zahl der Ausländer in Ostdeutschland (die gegenwärtig ca. ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht) zu verringern. Der Vergleich zu unserer Studie Ende 1990 läßt darauf schließen, daß in den letzten eineinhalb Jahren der Anteil der negativ zu Ausländem eingestellten 14-bis 25jährigen seit Ende 1990 um ca. fünf Prozent (in den Teilpopulationen von zwei bis 12 Prozent) gestiegen ist. Weibliche Jugendliche urteilen zu 10 bis 15 Prozent positiver als ihre männlichen Altersgefährten.

Tabelle 7: Zustimmung zur Losung „Deutschland den Deutschen“ bei Mitgliedern und Sympathisanten rechtsextremer Gruppierungen 1990 und 1992 (Angaben in Prozent)

Als zentrale Determinante erweist sich erwartungsgemäß auch der politische Standort: Je stärker die Identifikation mit der rechten Position, desto intensiver ist der Ausländerhaß und desto geringer die Chance, diese Einstellung abzuschwächen. Doch sollte nicht übersehen werden, daß Ablehnung und Feindlichkeit gegenüber Ausländem auch bei Jugendlichen, die politisch nicht rechtsorientiert sind, anzutreffen ist: Rechtsextreme sind fast ausschließlich auch gegen Ausländer, aber nicht alle, die gegen Ausländer sind, sind auch Rechte.

Tabelle 8: Bedrohungserleben ostdeutscher Jugendlicher durch Zeitereignisse: 1992

Auffallend groß ist der Einfluß der Herkunftsfamilie. Jugendliche, deren Väter Facharbeiter oder Meister sind, lehnen zu 20 bis 30 Prozent häufiger Ausländer ab als solche, deren Väter einen Hochschulabschluß besitzen. Die Funktion der Familie, die Chancen der Eltern und deren Verantwortung bei der Einstellungsbildung Heranwachsender werden damit deutlich unterstrichen. Die 14-bis 18jährigen lehnen Ausländer vor allem deshalb ab, -weil sie die komplizierte Wohnungslage verschärfen (74 Prozent), -weil sie auf Kosten Deutschlands gut leben wollen (58 Prozent), -weil sie uns die Arbeitsplätze wegnehmen (55 Prozent), -weil sie schnell zu Gewalt und Kriminalität neigen (38 Prozent).

Tabelle 9: Lebenszufriedenheit ostdeutscher Jugendlicher 1992

Andere Gründe treten weiter zurück.

Tabelle 10: Abhängigkeit der Zufriedenheit von anderen Differenzierungsmerkmalen 1992

Die jungen Leute differenzieren klar zwischen den Ausländem, haben ganz unterschiedliche Sympathiebeziehungen zu den Menschen verschiedener Nationen bzw. Bevölkerungsgruppen. Auf einer Sympathie-Antipathie-Skala halten US-Amerikaner und Franzosen die Spitzenplätze der Sympathie. Juden und Russen kommen auf mittlere Sympathie-Werte; Polen, Türken und Zigeuner (Roma, Sinti) werden 1992 als stark unsympathisch empfunden -ebenso wie Ende 1990. b) Gewaltakzeptanz und Gewaltbereitschaft Zum zweiten Grundelement des Rechtsextremismus, der Gewaltakzeptanz bzw. -bereitschaft, wurden durch unsere Studie u. a. die folgenden Ergebnisse ermittelt (vgl. Tabelle 3):

Tabelle 11: Selbstwerterleben bei ostdeutschen Schülern und Lehrlingen 1992

Von den Lehrlingen und den Schülern der 8. bis 10. Klasse lehnt nur gut die Hälfte Gewalt konsequent ab, dagegen schließt rund jeder vierte körperliche Gewalt gegenüber Personen nicht aus.

Dies steht in einem engen Zusammenhang mit der Auffassung, daß Gewalt zur Durchsetzung eigener Interessen manchmal notwendig ist. Sie wird in erster Linie von männlichen Jugendlichen vertreten.

Während etwa jeder dritte männliche Schüler und Lehrling körperliche Gewalt gegenüber anderen Personen nicht ablehnt, ist dies bei weiblichen Jugendlichen nur etwa jede fünfte. Männliche Ju-gendliche vertreten auch viel stärker die Meinung, daß Gewalt ein legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen sei.

Entsprechend unserer Studie haben sich bereits vier Prozent der männlichen Lehrlinge und ein bis zwei Prozent der männlichen Schüler an gewalttätigen Aktionen gegen Ausländer beteiligt, indem sie z. B. „Jagd auf Ausländer gemacht“ und/oder ein Ausländerwohnheim angegriffen haben. Weitere 15 Prozent der männlichen Lehrlinge und fünf bis zehn Prozent der männlichen Schüler wären dazu bereit, während nur gut die Hälfte der männlichen Lehrlinge und 70 bis 80 Prozent der männlichen Schüler auf keinen Fall an solchen Aktionen teilnehmen würden. Von den weiblichen Jugendlichen schließen das 80 bis 90 Prozent für sich völlig aus.

Relativ groß ist die Gewaltbereitschaft auch, wenn der Adressat die Polizei bzw. Vertreter der „Gegenseite“ sind: Fünf bis zehn Prozent der männlichen Schüler und Lehrlinge haben bei solchen Aktionen schon mitgemacht und nur 34 Prozent der männlichen Schüler der 11. /12. Klassen, 41 Prozent der männlichen Lehrlinge und 47 Prozent der männlichen Schüler der 8. bis 10. Klassen lehnen dies in jedem Fall ab. Selbst von den Mädchen schließen nur gut die Hälfte die Teilnahme an solchen Auseinandersetzungen völlig aus

Eine Analyse der Gewaltbereitschaft entsprechend dem politischen Standort verdeutlicht, daß die gegen die Polizei bzw. Vertreter der „Gegenseite“ gerichtete Gewaltbereitschaft nicht nur bei den extrem rechten, sondern auch bei den extrem linken Jugendlichen recht groß ist. Dagegen ist die Gewalt gegen Ausländer klar bei den extrem rechten, z. T. auch bei den eher rechtsorientierten Jugendlichen zu verorten.

Die hohe Gewaltbereitschaft bei den extrem Rechten wird z. B. auch dadurch belegt, daß Mitglieder und Sympathisanten von Skins, Faschos und Hooligans mehrheitlich Gewalt gegen Ausländer ausüben würden bzw. dies schon getan haben (ca. 15 bis 20 Prozent der Anhänger solcher Gruppierungen haben bereits ein Ausländerwohnheim angegriffen), was auf einen sehr engen Zusammenhang zwischen rechtsextremen Orientierungen und Gewaltbereitschaft schließen läßt. c) Zur Struktur des Rechtsextremismus-Syndroms Durch die Ermittlung von Korrelations-und Regressionskoeffizienten sowie mittels Faktoranalysen wurde die Intensität der Zusammenhänge zwischen den einzelnen rechtsextremen Orientierungen/Ideologiefragmenten bzw.der Gewaltbereitschaft untersucht und so die innere Struktur des Rechtsextremismus-Syndroms weiter aufgehellt. Engere Zusammenhänge lassen sich dabei nicht nur zwischen nationalistischen, fremdenfeindlichen, rassistischen und autoritären Einstellungen nachweisen, sondern auch zwischen den ebengenannten sowie antisemitischen, antikommunistischen, revanchistischen, den Nationalsozialismus verharmlosenden bzw. neofaschistischen und gewaltakzeptierenden Orientierungen, was denkomplexen Charakter des rechtsextremen Einstellungssysdroms belegt. Wie Regressionsanalysen zeigen, ist das zentrale Moment im Selbstverständnis rechtsorientierter Jugendlicher die Fremden-feindlichkeit

Das Vorhandensein eines komplexen und vielgestaltigen Rechtsextremismus-Syndroms, das auch die Dimension der Gewaltakzeptanz bzw. -bereitschaft einschließt, wird durch Faktorenanalysen bestätigt und weiter modifiziert. Tabelle 4 zeigt die Ergebnisse einer Faktorenanalyse, durchgeführt mit 17 Variablen aus einer der beiden Teil-studien.

Sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Jugendlichen kristallisieren sich folgende drei Faktoren heraus:

Faktor 1: der Rechtsextremismus-Kern, zu dem fremdenfeindliche, nationalistische, antisemitische, antikommunistische, rassistische, revanchistische und z. T. neofaschistische Orientierungen gehören;Faktor 2: die Gewalt-Dimension;

Faktor 3: die Konservatismus-Dimension.

Während beim Faktor 1 (RechtsextremismusKern) zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen kaum Unterschiede auftreten, gibt es bei Faktor 2 und 3 einige Modifikationen. Bei männlichen Jugendlichen umfaßt die Gewalt-Dimension (Faktor 2) auch autoritäre, sozialdarwinistische und biologistische Orientierungen, während diese Dimension bei weiblichen Jugendlichen auf Gewalt begrenzt ist. Die Konservatismus-Dimension (Faktor 3) wiederum wird bei weiblichen Jugendlichen durch autoritäre, patriarchalische, sozialdarwinistische und biologistische Orientierungen konstituiert bei männlichen Jugendlichen dagegen nur durch patriarchalische und biologistische Orientierungen.

Die Faktorenanalyse belegt somit die Multidimensionalität des Rechtsextremismus-Syndroms sowie seine Differenziertheit hinsichtlich des Geschlechts. Sie macht zugleich deutlich, daß die Gewalt-Dimension nicht ein äußeres, zusätzliches Element darstellt, sondern als ein dem Rechtsex­ tremismus-Syndrom inhärentes Moment angesehen werden kann. 2. Entwicklung rechtsextremer Orientierungen seit 1990

Auf eine gewisse Negativierung der Einstellungen zu Ausländern im Vergleich zur Untersuchung von Ende 1990 wurde oben bereits hingewiesen. Die zunehmende Ablehnung der Ausländer geht dabei überwiegend auf das Konto der Rechtsorientierten, extrem Linksorientierte sind demgegenüber signifikant toleranter, ausländerfreundlicher als die Vergleichsgruppe von 1990.

Vermutlich ist das auf vermehrte Kontakte und auf die Reflexion der und Diskussion über die dramatischen Ereignisse des vergangenen Jahres (Beispiel Hoyerswerda) zurückzuführen. Das steht in Einklang mit Ergebnissen, die eine Zunahme der Kontaktbereitschaft gegenüber Ausländem belegen. So ist z. B. die Bereitschaft, sich freiwillig neben eine(n) Ausländer(in) zu setzen oder eine(n) Ausländer(in) nach Hause einzuladen, leicht angewachsen, die soziale Distanz hat abgenommen -allerdings nur bei der Gruppe, die nicht rechtsorientiert ist.

Weitere Entwicklungstendenzen hinsichtlich ausgewählter rechtsextremer Orientierungen werden in Tabelle 5 deutlich. Wie aus Tabelle 5 und aus weiteren Analysen hervorgeht, haben insbesondere nationalistische und die NS-Zeit verharmlosende Denkweisen (Tabelle 5/Aussagen a und e) zugenommen. Unter Hinzuziehung von Untersuchungsergebnissen aus dem Jahr 1988 läßt sich dabei ein längerfristiger Trend feststellen, der sich allerdings seit der deutschen Vereinigung verschärft hat. Der Anstieg der genannten rechtsextremen Orientierungen betrifft alle untersuchten Gruppen von Jugendlichen sowie beide Geschlechter. Deutlich zugenommen haben auch die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden (Tabelle 5/Aussage b) und die Unterstützung der Forderung nach Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung, notfalls auch mit Gewalt (Tabelle 5/Aussage c). Dagegen wird der Forderung nach einem starken Führer insgesamt weniger zugestimmt; nur männliche Lehrlinge und männliche Schüler der 11. /12. Klassen stimmen im Vergleich zu 1990 stärker zu. Bei männlichen Jugendlichen lassen sich auch gewisse antisemitische Tendenzen (Tabelle 5/Aussage f) erkennen. So ist z. B.der Anteil der männlichen Lehrlinge, die der Aussage f zustimmen, von 19 Prozent (1990) auf 29 Prozent (1992) angestiegen.

Die tendenzielle Zunahme rechtsextremer Orientierungen betrifft, wie Tabelle 6 exemplarisch zeigt, nicht die gesamte Jugend, sondern nur die Jugendlichen, die sich politisch rechts von der Mitte einordnen

Zunehmende rechtsextreme Orientierungen sind somit vor allem am rechten Rand festzustellen, was den Prozeß der Radikalisierung des rechten Teils der Jugendlichen erneut bestätigt. Davon zeugen auch empirische Befunde, die eine Radikalisierung unter Mitgliedern und Sympathisanten rechtsextremer Gruppierungen belegen. Wir veranschaulichen dies exemplarisch anhand der Veränderungen in der Zustimmung zur Parole „Deutschland den Deutschen!“ zwischen Ende 1990 und April 1992 (vgl. Tabelle 7).

Während sich somit innerhalb der rechtsextremen Gruppierungen qualitative Veränderungen nachweisen lassen, hat sich im Vergleich mit 1990 die Zahl ihrer Mitglieder und Sympathisanten bei Schülern und Lehrlingen kaum verändert: je ein Prozent machen bei den Republikanern, Skinheads, Faschos bzw. Hooligans mit. Der Gesamt-anteil von Mitgliedern einer oder mehrerer der genannten Gruppierungen beträgt drei Prozent (männlich fünf Prozent). Rechnet man die Sympathisanten mit hinzu, ist das Potential der Gruppierungen bedeutend größer: Republikaner elf Prozent (männliche Lehrlinge: 27 Prozent), Skinheads sieben Prozent, Faschos und Hooligans je fünf Prozent. Der Gesamtanteil von Mitgliedern und Sympathisanten einer oder mehrerer Gruppierungen beträgt immerhin 15 Prozent (männlich: 21 Prozent).

Weitere, differenziertere Analysen sind notwendig, um die Entwicklung von Rechtsextremismus und Gewalt unter den Jugendlichen in den neuen Bundesländern genau verfolgen zu können und entsprechende Gegenstrategien einzuleiten.

II. Befindlichkeiten* 1

Tabelle 2: Bewertung der Zahl der Ausländer durch ostdeutsche Jugendliche 1992 (Angaben in Prozent)

Wie Menschen agieren und reagieren und wie sie ihr Leben bewältigen hängt wesentlich von ihrer Befindlichkeit ab. Psychische Spannung und Gelöstheit, die Stimmungslage, Ängste und Hoffnungen wie überhaupt die Übereinstimmung mit dem eigenen Selbst und der äußeren LeW'nssituation können das Handeln beeinflussen. Wohlgestimmtheit, positives Selbstwerterleben und Zukunftsoptimismus korrelieren miteinander. 1. Bedrohungserleben durch Zeitereignisse Neuere Meinungsumfragen, Medienberichterstattung und das reale Alltagsverhalten lassen erkennen, daß sich große Teile der ostdeutschen Bevölkerung von bestimmten Zeitereignissen bedroht fühlen, die ihr Lebensgefühl empfindlich beeinträchtigen. Die Menschen haben sich seit der politischen Wende trotz spürbarer Verbesserungen bei der individuellen Bedürfnisbefriedigung mit neuen Geschehnissen und bislang ungewohnten Daseins-bedingungen auseinanderzusetzen, zu denen sie bisher nicht genügend wirksame Verhaltensstrategien entwickeln konnten und für deren künftige Bewältigung wenig klare Konzepte vorhanden sind. Vor dem Hintergrund hoher Beschäftigungslosigkeit, zunehmender Kosten und Mietsteigerungen, eines ungewöhnlichen Konkurrenzdruckes im zwischenmenschlichen Bereich, der Zunahme von Kriminalität und Gewalt, einer anwachsenden Verunsicherung durch neue und schwer durchschaubare Rechtslagen u. v. a. m. entwickeln sich bei vielen Überforderungsängste, die sie kaum abzubauen in der Lage sind. In unserer Studie war zu prüfen, inwieweit die ostdeutsche Jugend Alltags-bedingungen der genannten Art als bedrohlich empfindet und welcher Art die personalen, sozialen und ökologischen Verknüpfungen zu Bedrohungsgefühlen sind. Die Ergebnisse bei der Gesamtpopulation lassen sich aus Tabelle 8 ablesen.

Wie sich aus der Zusammenfassung der ersten beiden Antwortpositionen ergibt, fühlen sich 85 Prozent von einer Zunahme von Aggressivität und Gewalt bedroht, 75 Prozent durch die Ausbreitung von Rechtsradikalismus, nahezu 70 Prozent von der zunehmenden Verteuerung des Lebens und 64 Prozent durch die Zunahme von Egoismus im Alltag. Diese Bedrohungsängste deuteten sich bereits im Jahr 1990 mit großer Deutlichkeit an; die genannten Merkmale zeigen also schon Dauerwirkung.

Die Befürchtung einer weiteren Verteuerung hat seitdem bei der Jugend sogar signifikant zugenommen (1990: 65 Prozent; 1992: 72 Prozent). Das Anwachsen von Linksradikalismus hingegen hat in den letzten Jahren als Bedrohungsgeschehen an Wirkung eingebüßt, dennoch ordnen sich hier 1992 noch 45 Prozent ein. Eine mögliche Arbeitslosigkeitoder die fehlende Perspektive einer beruflichen Ausbildung für Schulabsolventen wird von der Jugend heute weniger als Bedrohung empfunden als zwei Jahre zuvor (1990: 55 Prozent; 1992: 40 Prozent). Dies mag den realen Chancen Jugendlicher durchaus entsprechen: Junge Leute (vor allem junge Männer) erhalten viel eher einen Job, selbst wenn er in den alten Bundesländern gesucht werden muß. Mitbeeinflußt wird das Ergebnis auch vom ebenfalls diagnostizierten stark optimistischen Selbstvertrauen Jugendlicher.Es versteht sich von selbst, daß das Bedrohungserleben von politisch different eingestellten Jugendlichen unterschiedlich häufig angezeigt wird: Links Positionierte befürchten weitaus häufiger den Rechtsradikalismus (Linke: 93 Prozent, Rechte: 40 Prozent), die Aggressivität und Gewalt (Linke: 90 Prozent, Rechte: 74 Prozent), den Egoismus in den menschlichen Beziehungen (Linke: 70 Prozent, Rechte: 52 Prozent), Konflikte zwischen Ost und West (Linke: 43 Prozent, Rechte: 27 Prozent), eine persönliche Notlage (Linke: 39 Prozent, Rechte: 24 Prozent) sowie eine Kriegsverwicklung Deutschlands (Linke: 40 Prozent, Rechte 27 Prozent). Rechts Positionierte dagegen fühlen sich weitaus stärker von Ausländereinwanderungen (Rechte: 87 Prozent, Linke: 22 Prozent) sowie von Linksradikalismus (Rechte: 64 Prozent, Linke: 21 Prozent) beeinträchtigt. 2 2. Lebenszufriedenheit Die Zufriedenheit mit der Lebenssituation erweist sich als ein wichtiger Indikator zur Kennzeichnung der psychischen Gesamtsituation und damit der Stimmungslage unter der Jugend. Entsprechend unseren Untersuchungsergebnissen kann davon ausgegangen werden, daß die Grundstimmung der meisten jungen Leute (bis zu 85 Prozent) trotz aktueller Besorgnisse und Bedrohungsgefühle dennoch im großen und ganzen optimistisch ist, wenn es um die Erwartungen der eigenen individuellen Zukunft geht. Was zeigen nun vor diesem Hintergrund die Forschungsergebnisse zur Zufriedenheit mit bestimmten Merkmalen der aktuellen Lebens-situation (vgl. Tabelle 9)?

Im lebensweltlichen bzw. -nach Bronfenbrenner -ökologischen Bereich befriedigen am meisten die Beziehungen zu den Eltern (90 Prozent). Die positiven Beziehungen junger Menschen zu ihrer Familie sind seit Jahren in der DDR bzw. im Ostteil Deutschlands eine gewohnte Tatsache. Wie Korrelationen ergeben, sind solche im Prinzip sozialpsychischen Relationen im Jugendalter offensichtlich stark determiniert durch die materielle Lebenssituation im Elternhaus. Gegenwärtig sind die Jugendlichen bis zum 19. Lebensjahr auch mit den Wohnverhältnissen zu Hause zu 85 Prozent zufrieden. Dabei zeigt sich, daß diese Befindlichkeit stark von der finanziellen Situation im Elternhaus abhängt. Ist diese nicht so gut, schlägt dies meist auf die Zufriedenheit der Jugendlichen durch und Konflikte sind nicht selten. Dem entspricht, daß mit der wirtschaftlichen Lage in der Familie ca. 75

Prozent mehr oder weniger zufrieden sind, beim restlichen Viertel haben sich Schwierigkeiten verschiedener Art gehäuft. Wo die eigene Familie vergleichsweise finanziell schlechter als andere gestellt ist, sind nur 27 Prozent zufrieden, 73 Prozent sind es nicht. Das eigene Geld hat für Jugendlicheeine emanzipatorische Bedeutung. Die materielle Selbstbestimmung erweist sich als eine Entwicklungsaufgabe, die angesichts eines enorm wirkenden Konsumdrucks eine erstrangige Funktion erlangt. Von der persönlichen Liquidität hängt die Erfüllung vieler Lebensziele ab. Die kritischste Einschätzung erfährt die gesellschaftliche Entwicklunginsgesamt. Die Zufriedenheit variiert zwischen 50 und 65 Prozent (nur bei 10 Prozent uneingeschränkt!). Erwähnenswerte Zusammenhänge dieses Zufriedenheitsmerkmals mit anderen materiellen, politischen und psychischen Positionen soll Tabelle 10 verdeutlichen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Die gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklung im Lande ist ein Hauptfaktor, der sowohl die ökologische Lebenssituation als auch die psychische Befindlichkeit junger Leute tiefgreifend beeinflußt.

Im psychischen Bereich sind junge Leute am meisten zufrieden mit sich selbst. Sie verfügen über ein relativ stark strukturbestimmendes Selbstvertrauen. Über 86 Prozent leben im Einklang mit ihrem Charakter. Mehr als 90 Prozent sind mit ihrem Ansehen, das sie im Bekanntenkreis genießen, im allgemeinen zufrieden. Alles in allem sind mehr als90 Prozent mit ihrem Leben zufrieden, was der Unbeschwertheit der Jugend entspricht -mißt man doch seine Befindlichkeit auch daran, was man selbst aus seinem Leben zu machen gedenkt.

Die Zufriedenheitsbekundungen sind stärker gedämpft, wenn es darum geht, die eigene Situation in der Schule oder in der Ausbildung einzuschätzen. Die Zufriedenheitsquote liegt allgemein zwischen 68 und 75 Prozent. Bei einem Viertel bis zu einem Drittel müssen also aufgrund geäußerter Unzufriedenheit konflikthaft besetzte Probleme angenommen werden. Dies ist ein recht hohes Potential; am niedrigsten ist es bei den Lehrlingen (24 Prozent), am höchsten bei den Abiturienten (35 Prozent). In Schule und Ausbildung stoßen individuelle und gesellschaftliche Ansprüche aufeinander, wobei erstere nicht immer hinreichend erfüllt werden. Viele Jugendliche fühlen sich durch Versagens-und Mißerfolgserlebnisse frustriert. Die Neugliederung des Schulsystems ist mit vielen Unwägbarkeiten verbunden. Ein Großteil der Lehrer befand sich zum Zeitpunkt der Untersuchungen wegen ungeklärten Diensteinsatzes nicht gerade in einer aussichtsreichen und glücklichen Lage, was sich vermutlich auf die Schulzufriedenheit der Schüler übertragen haben wird.

3. Selbstwerterleben

Das Jugendalter zählt zu den „identitätskritischen Lebenslagen“. Die Heranwachsenden versuchen aufgrund der geforderten sozialen und personalen Selbstbestimmung als Entwicklungsaufgabe, aber auch gewachsener Kompetenzen, in verstärktem Maße die Frage nach der Erkenntnis des eigenen Selbst (Selbstkonzept) zu beantworten. Im Kontext von Selbstkonzepten muß zwischen kognitiven Selbstbildern, der emotionalen Einschätzung des Selbstkonzepts und einer motivationalen Komponente („Kontrollüberzeugung“) unterschieden werden. Die emotionale oder bewertende Komponente manifestiert sich als das Selbstwertgefühl im Sinne von Stolz oder Scham, von Überlegenheit oder Unterlegenheit, von Wohlbefinden und Selbstzufriedenheit, Selbstakzeptanz und Selbst-achtung.

In unserer Studie wurden emotionale und motivationale Identitätskomponenten zusammengefaßt als „Selbstwerterleben“ untersucht mit dem Ziel, die Verknüpfungen aufzudecken, die zwischen personaler Identität und politisch-ideologischer Extrempositionierung vermutet werden (vgl. Tabelle 11).

Wie schon erwähnt, betonen die Jugendlichen in ihrer Mehrheit ein starkes Selbstwerterleben, beurteilen sich in der Regel recht selbstbewußt. Das versetzt sie in die Lage, besser mit Hindernissen und Widersprüchen ihrer Lebensphase und den bedrohlichen Zeitereignissen fertig zu werden, Lebensprobleme leichter zu bewältigen. Daraus resultiert wohl auch die im vorigen Abschnitt dargestellte relativ positive Einschätzung ihrer Lebenssituation. Bei Zusammenfassung der Antwortpositionen 1 und 2 (Tabelle 11) sagen über 80 Prozent von sich, daß sie gar nicht anders sein möchten als sie sind. Mehr als 60 Prozent meinen, daß sie ein starkes Selbstvertrauen besitzen, fast ebenso viele betonen, daß sie für ihre Über-zeugungen durch dick und dünn gingen, etwa 40 Prozent charakterisieren sich als risikobewußt (die Mehrheit ist also eher vorsichtig). Im Verhältnis dazu erweisen sich weniger als verzagt. Allerdings haben 46 Prozent Angst vor der Zukunft und 33 Prozent fühlen sich einsam und allein. Besonders die Zukunftsangst ist ein personaler Faktor, der in starkem Maße von außen determiniert ist und mit einer Reihe von bewältigungsstrategischen Verhaltensweisen im engen Zusammenhang steht, u. a. mit gehäuften psychosomatischen Beschwerden, mit der problematischen Lösung von Lebenskonflikten durch häufigeren Alkoholkonsum und selbstverständlich mit gemindertem Selbstvertrauen. (Das wurde in unserer Studie ebenfalls untersucht.) Über 90 Prozent bezeichnen sich global betrachtet als lebensfroh und glücklich und betonen ihr Selbstvertrauen zu den eigenen Handlungszielen (Kontrollüberzeugungen). Ziemliche Abstriche werden gemacht, wenn es darum geht, sich als „voller Tatendrang“ zu bewerten, was als ein Anzeichen für einen gewissen Motivationsmangel unter der Jugend interpretiert werden kann. Dieser Schluß läßt sich auf Basis eines zeitgeschichtlichen Vergleichs ziehen: 1991 hatten sich in einer landesweiten Studie 90 Prozent als „voller Tatendrang“ bezeichnet, 1992 nur noch 82 Prozent. Die Motivationsverluste treten vor allem in der ersten Antwortposition (1991: 32 Prozent, 1992: 25 Prozent) hervor. Im Gleichklang mit dem starken Selbstbewußtsein schätzen sich aber die Jugendlichen als optimistisch und handlungsaktiv ein.

Auf die im Kontext der Studie gestellte Frage, „Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft?“, erhieli ten wir Antworten, die auf eine zuversichtliche Haltung der ostdeutschen Jugendlichen schließen lassen: 31 Prozent sehen ihre Zukunft optimistisch und 52 Prozent eher optimistisch als pessimistisch. Bestätigt durch die seit zwei Jahren fortlaufend gemessenen Ergebnisse zur gleichen Frage spiegelt sich hier eine sehr stabile Grundhaltung der heranwachsenden Generation im Osten Deutschlands wider.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Anm. 1 des Beitrages von Peter Förster/Walter Friedrich in diesem Heft.

  2. Vgl. z. B. Christoph Butterwege/Horst Isola (Hrsg.), Rechtsextremismus im vereinten Deutschland, Bremen 1990; Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), Ausländerfeindlichkeit und rechtsextreme Orientierungen bei der ostdeutschen Jugend, Leipzig 1992; Walter Friedrich/Wilfried Schubarth, Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen, in: Deutschland Archiv, 24 (1991) 10, S. 1052-1065; Hajo Funke, „Jetzt sind wir dran“. Nationalismus im geeinten Deutschland?, Berlin 1991; Karl-Heinz Heinemann/Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder. Jugend und Rechtsextremismus in Ostdeutschland, Köln 1992; Claus Leggewie, „Asylanten und so’n Rotz“. Xenophobie und extremer Nationalismus in Ostdeutschland, in: Sozialwissenschaftliche Informationen 20 (1991) 4, S. 245-252; Rudolf Leiprecht/Josef Held/Athanasios Marvakis/Hans Horn, „Jugendliche und Rechtsextremismus“. Laufende und abgeschlossene Forschungen in Ost-und Westdeutschland, Düsseldorf 1992; Wolfgang Melzer/Wojtek Lukowski/Lutz Schmidt, Deutsch-polnischer Jugendreport, Weinheim-München 1991; Armin Pfahl-Traughber, Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 3-4/92, S. 11-21; Bernd Siegler, Auferstanden aus Ruinen... Rechtsextremismus in der DDR, Berlin 1991. Insbesondere die angeführten Arbeiten von Pfahl-Traughber sowie Leiprecht u. a. geben einen guten Überblick über die Thematik.

  3. Zuletzt dargestellt in: Wilhelm Heitmeyer u. a., Die Bielefelder Rechtsextremismus-Studie, Weinheim -München 1992, S. 13ff.

  4. Vgl. z. B. R. Leiprecht u. a. (Anm. 2), S. 8ff.

  5. Vgl. z. B. die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Universität Potsdam, die u. a. besagen, daß etwa jeder zweite Jugendliche in Brandenburg ausländerfeindlich eingestellt ist. Vgl. Frankfurter Rundschau vom 25. Juni 1992, S. 4.

  6. Vgl. z. B. B. W. Melzer u. a. (Anm. 2), S. 126ff.; Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.), Schüler an der Schwelle zur deutschen Einheit (erscheint voraus. Herbst 1992); Eurobarometer: Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, November 1989, 8. 48.

  7. Walter Friedrich/Wilfried Schubarth, Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen, in: Deutschland Archiv, 24 (1990) 10, S. 1052-1065.

  8. Auf die hohe Gewaltakzeptanz unter ostdeutschen Jugendlichen verweisen auch andere aktuelle Untersuchungen, wie z. B. eine kleinere Befragung des Instituts für Soziologie der Leipziger Universität, derzufolge jeder dritte Leipziger Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren Gewaltaktionen von Rechtsradikalen gegen Ausländer befürwortet. Vgl. Leipziger Volkszeitung vom 6. Juli 1992, S. 13 oder die Studie „Jugend in Leipzig 1991“, durchgeführt von Leipziger Sozialforschem unter Leitung von Uta Starke.

  9. Das belegen auch Analysen zu Motiven für die Affinität zu rechtsextremen Gruppierungen, vgl. z. B. W. Friedrich/W. Schubarth (Anm. 2), S. 1062f.

  10. Dies könnte die These stützen, nach der die tradierte Frauenrolle für rechtsextreme weibliche Jugendliche deshalb attraktiv sei, da diese ein Leben der Unterwerfung zur Stärke erhebt. Vgl. Christine Holzkamp/Birgit Rommelspacher, Frauen und Rechtsextremismus, in: Sozial extra, (1991) 6, S. 18.

  11. Hierbei handelt es sich um Untersuchungen des ehemaligen Zentralinstituts für Jugendforschung Leipzig. Die Ergebnisse sind u. a. dargestellt in: K. -H. Heinemann/W. Schubarth (Anm. 2), S. 17ff.

  12. Vgl.den Beitrag von Peter Förster/Walter Friedrich in diesem Heft.

Weitere Inhalte

Harry Müller, Dr. sc. paed., geb. 1930; Studium der Psychologie in Leipzig; bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Direktor am Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig, seit 1991 Forschungsleiter in der Forschungsstelle Sozialanalysen Leipzig e. V. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit Walter Friedrich/Hrsg.) Zur Psychologie der 12-bis 22jährigen, Berlin 1981; Lebensorientierungen der Jugend der DDR, in: Walter Friedrich/Hartmut Griese (Hrsg.) Jugend und Jugendforschung in der DDR, Opladen 1991. Wilfried Schubarth, Dr. phil., geb. 1955; bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig; seit 1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Jugendinstitut München, Außenstelle Leipzig. Veröffentlichungen: (Hrsg. zus. mit Karl-Heinz Heinemann und Mitautor) Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder. Jugend und Rechtsextremismus in Ostdeutschland, Köln 1992; zahlreiche Beiträge zu Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit bei ostdeutschen Jugendlichen.