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Die Flucht- und Vertreibungskrise in der Demokratischen Republik Kongo | Migrationspolitik im Fokus | bpb.de

Migrationspolitik im Fokus Archiv Monatsrückblick Migrationspolitik – Mai 2024 Juni 2024

Die Flucht- und Vertreibungskrise in der Demokratischen Republik Kongo Migrationspolitik im Fokus

Vera Hanewinkel Christina Mecke

/ 10 Minuten zu lesen

Die Demokratische Republik Kongo zählt weltweit zu den Ländern mit den meisten Binnenvertriebenen. Ein Blick auf die vielschichtigen Ursachen.

In der Demokratischen Republik Kongo gibt es seit Jahrzehnten bewaffnete Konflikte, die häufig mit dem Kampf um die Kontrolle über die Rohstoffvorkommen des Landes verknüpft sind. (© picture-alliance/AP, Moses Sawasawa)

Die Zahl der Interner Link: Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, steigt seit Jahren kontinuierlich. Ende 2024 Externer Link: waren nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) global rund 123,2 Millionen Menschen auf der Flucht, vor zehn Jahren waren es noch knapp 60 Millionen. Bei den meisten Geflüchteten handelt es sich um Binnenvertriebene, also Menschen, die innerhalb ihrer Länder vor Krieg, Verfolgung, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen ausweichen. Ihre Zahl belief sich Externer Link: laut International Displacement Monitoring Centre (IDMC), der weltweit führenden Beobachtungsstelle für Binnenflucht, Ende 2024 auf 73,5 Millionen Menschen (Ende 2023: 68,3 Mio.).

Zu den Ländern mit den weltweit meisten dieser Binnenvertriebenen zählt die Demokratische Republik Kongo. Dort gab es 2024 Externer Link: 6,9 Millionen Binnenvertriebene – bis Mai 2025 stieg diese Zahl noch weiter bis auf 7,8 Millionen. Zusätzlich lebten Ende Mai 2025 Externer Link: knapp 1,2 Millionen Kongoles:innen als Flüchtlinge in anderen afrikanischen Staaten. Trotz des enormen Umfangs der Fluchtbewegungen ist die Flucht- und Vertreibungskrise in der Medienberichterstattung kaum präsent. Das geringe internationale Interesse an der Situation im Kongo trägt dazu bei, dass die humanitäre Hilfe für die Betroffenen unterfinanziert bleibt und es nur wenige diplomatische Bemühungen zur Befriedung der Konflikte gibt, die die Fluchtbewegungen verursachen. Daher zählt die Situation in der Demokratischen Republik Kongo für den Norwegian Refugee Council zu den Externer Link: „am meisten vernachlässigten Vertreibungskrisen der Welt“.

Hintergründe

Der Externer Link: Fragile States Index 2024 stuft die Demokratische Republik Kongo als einen der instabilsten Staaten der Welt ein. Die Ursachen reichen weit zurück: Von 1885 bis 1908 war das Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo zunächst Privateigentum des belgischen Königs Leopold II. Anschließend wurde es bis zur Unabhängigkeit 1960 zur Kolonie des Staates Belgien. Die koloniale Ausbeutung der Menschen, der Natur und der Bodenschätze Kongos hinterließen tiefe Spuren in der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Struktur des Landes. Sie erschweren bis heute die Entwicklung stabiler staatlicher Institutionen. Nach der Unabhängigkeit wurde Interner Link: Patrice Lumumba zum Premierminister gewählt, doch noch im selben Jahr stürzte ihn der spätere Diktator Joseph-Désiré Mobutu, im Januar 1961 wurde er ermordet. Nach einer fünfjährigen, gewaltsamen politischen Krise putschte sich Mobutu (der sich später in Mobutu Sese Seko umbenannte) 1965 an die Macht und nannte das Land Zaire. Er errichtete eine Interner Link: Diktatur, in der Korruption, Ausbeutung, Repression und schwere Menschenrechtsverletzungen herrschten. Während er sich selbst durch den Export von Bodenschätzen bereicherte, zerfielen Staat, Wirtschaft und Infrastruktur und kämpften große Teile der Bevölkerung ums Überleben. Die Nachwirkungen seines bis 1997 andauernden Regimes sind bis heute spürbar.

Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es vor allem im Osten Kongos eine Vielzahl komplexer gewaltsamer Konflikte unterschiedlicher Intensität, an denen eine bisweilen unüberschaubare Anzahl an Akteuren aus dem In- und Ausland beteiligt war und ist. In den Provinzen Ituri, Nord-Kivu, Süd-Kivu und Tanganyika operieren heute Externer Link: mehr als 120 Milizen und bewaffnete Gruppen. Der kongolesische Staat schafft es nicht, sein Gewaltmonopol durchzusetzen. Die staatlichen Streitkräfte des Kongo (FARDC) haben keine vollständige Kontrolle über den Osten des Landes und können die Sicherheit der Bevölkerung nicht gewährleisten. Stattdessen sind Teile des kongolesischen Militärs selbst in die Gewalthandlungen verstrickt, begehen Menschenrechtsverletzungen und kooperieren bisweilen mit Rebellengruppen, was die Konflikte weiter schürt. Auch aus Nachbarländern wird regelmäßig im Ostkongo interveniert, welcher als Rückzugsgebiet für bewaffnete Gruppierungen dient, die unter anderem in Burundi oder Ruanda aktiv sind.

Im Zentrum des aktuellen Hauptkonflikts stehen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der kongolesischen Armee und der Rebellengruppe „Bewegung 23. März“ (kurz: M23). Diese wurde vor über zehn Jahren von Angehörigen der kongolesischen Armee gegründet und UN-Berichten zufolge vom Nachbarland Ruanda finanziell und militärisch unterstützt. Nach einer ruhigen Phase griff die M23 ab 2021 wieder zu den Waffen; international Aufmerksamkeit erlangte dann Ende Januar/Anfang Februar 2025 die Einnahme der Millionenstädte Goma und Bukavu. Die Mitglieder der Rebellengruppe gehören hauptsächlich der Volksgruppe der Tutsi an und geben vor, den Schutz ethnischer Tutsi im Kongo gewährleisten zu wollen. Allerdings stehen Beobachtern zufolge wirtschaftliche Interessen in der Region im Vordergrund: So ist der Osten des Kongo reich an Rohstoffen und Bodenschätzen, die vor allem in der Elektroindustrie benötigt werden – etwa das Erz Coltan, das aus der IT-Branche nicht wegzudenken und in Handys, Computern oder Spielkonsolen enthalten ist. Verschiedene Akteure ringen um die Kontrolle über diese Rohstoffe, deren Abbau und Handel. Wie andere Rebellengruppen ist auch die M23 in den Schmuggel von Rohstoffen und Bodenschätzen involviert. Diese werden illegal über die Grenze nach Ruanda oder Uganda geschafft, von wo sie dann als „konfliktfreie“ Rohstoffe weiterverkauft werden, zum Beispiel nach Europa. Vom Export der ursprünglich aus dem Kongo stammenden Rohstoffe profitiert die ruandische Wirtschaft: Gold etwa macht inzwischen ein Drittel der Exporte des Landes aus und mit der Ausweitung der Kontrolle der M23 über Gebiete im Osten Kongos ist auch der Export von Coltan gewachsen. Ruanda bestreitet zwar offiziell die Zusammenarbeit mit den M23-Rebellen, nach Angaben der UN kämpfen aber 3.000 bis 4.000 ruandische Soldaten an deren Seite.

Zu den Ursachen der Konflikte im Osten des Kongo zählen neben den wirtschaftlichen Interessen an der Kontrolle über die Rohstoffvorkommen auch Konflikte um Ressourcen wie Land und Wasser, Machtstreben sowie Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, etwa den Hutu und Tutsi. 1994 kam es in Ruanda zu einem Völkermord: Radikale Hutu ermordeten Angehörige der Ethnie Tutsi sowie gemäßigte und oppositionelle Hutu. Dem Völkermord fielen in rund 100 Tagen laut UN bis zu eine Million Menschen zum Opfer. Mehr als eine Million Menschen flohen damals in den Kongo, darunter sowohl bedrohte Tutsi als auch Täter – wie etwa Angehörige der ehemaligen ruandischen Regierung, Streitkräfte der Hutu-dominierten Armee sowie Mitglieder der von Hutu gegründeten paramilitärischen Interahamwe-Miliz. In den Flüchtlingslagern entstanden so neue paramilitärische Zusammenhänge, woraufhin der Erste Kongokrieg (1996-1997) folgte: Ruanda warf Mobutu vor, Hutu-Rebellen Schutz zu bieten. Deshalb unterstütze Ruanda zusammen mit Uganda und Angola kongolesische Rebellengruppen, die sich zur Allianz der Demokratischen Kräfte für die Befreiung des Kongo (Alliance des Forces Démocratiques pour la Libération du Congo, AFDLC) zusammenschlossen und gemeinsam 1997 den Sturz Mobutus herbeiführten.

Der neue kongolesische Präsident Laurent-Désiré Kabila führte den alten Staatsnamen Demokratische Republik Kongo wieder ein, ihm gelang es allerdings nicht, einen Neuanfang einzuleiten. Anhaltende Konflikte zwischen rivalisierenden Rebellengruppen, der darauffolgende Angriff eines Bündnisses (Burundi, Ruanda, Uganda) im Ostkongo zur Bekämpfung dieser Gruppen und die Gegenwehr des Kongos und einer Allianz (Angola, Namibia, Simbabwe, Sudan) führten zum Zweiten Kongokrieg (1998-2003). Dieser wird aufgrund der vielen involvierten afrikanischen Staaten auch als „afrikanischer Weltkrieg“ bezeichnet. 1999 wurde eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen in den Kongo entsandt. 2010 wurde daraus die Mission zur Stabilisierung der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO), der es aber nicht gelang, den Frieden im Land zu sichern. Im Dezember 2023 beschloss der UN-Sicherheitsrat schließlich den Abzug der UN-Truppen.

Situation der Binnenvertriebenen

Seit den 1990 Jahren kam es durchgängig zu diversen und wiederkehrenden Vertreibungen im Kongo. Anders als für Interner Link: Flüchtlinge, für deren Schutz es internationale Abkommen wie die Interner Link: Genfer Flüchtlingskonvention gibt, existieren keine verbindlichen Regelungen für Binnenvertriebene. Ihr Schutz obliegt den Staaten, in denen sie sich bewegen und dessen Staatsangehörige sie (zumeist) sind. Zwar haben die Vereinten Nationen 1998 erstmals Leitlinien zur Binnenvertreibung (Guiding Principles on Internal Displacement) veröffentlicht. Es handelt sich dabei allerdings nur um Empfehlungen für Regierungen und Nichtregierungsorganisationen zum Umgang mit Binnenvertriebenen. Rechtlich bindend ist hingegen das 2009 beschlossene Externer Link: „Übereinkommen der Afrikanischen Union zum Schutz und zur Unterstützung von Binnenvertriebenen in Afrika“, die sogenannte Kampala Konvention, die bis heute jedoch nicht von allen 55 Mitgliedstaaten unterzeichnet und ratifiziert worden ist. Die Demokratische Republik Kongo hat dieses Abkommen 2010 unterzeichnet und 2014 ratifiziert. Die Ratifizierungsurkunde ist jedoch erst Externer Link: 2022 bei der Afrikanischen Union hinterlegt worden. Bis heute hat es allerdings im Kongo kaum nennenswerte Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Binnenvertriebenen gegeben. All dies hat zur Folge, dass viele kongolesische Binnenvertriebene angeben, nie staatliche Unterstützung erhalten zu haben. Das zeigt etwa ein Forschungsprojekt, auf dessen Ergebnisse u.a. im Report Globale Flucht 2024 hingewiesen wird.

Hinzu kommen die Lebensbedingungen der Binnenvertrieben: Viele erfahren sexualisierte und physische Gewalt, Krankheiten wie Mpox oder Cholera breiten sich aus, während die gesundheitliche Versorgung entweder zu teuer ist oder gar nicht Externer Link: existiert. Viele sind traumatisiert, haben keinen Zugang zu fließendem Wasser und Externer Link: Elektrizität. 25 Millionen Kongoles:innen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 106 Millionen Menschen. Doch nur rund die Hälfte der finanziellen Bedarfe sind Externer Link: gedeckt. Die Binnenvertriebenen werden nicht amtlich registriert, zentrale Lager für sie gibt es gerade im Osten des Landes nur wenige, was die (internationalen) Hilfen für sie erschwert. Umso wichtiger sind familiäre und soziale Netzwerke, auch bei der Arbeitssuche. Im Kongo gibt es einen großen informellen Arbeitsmarkt mit häufig prekärer Beschäftigung. Um ihre Existenz zu sichern, pendeln viele Binnenvertriebene zwischen städtischen Gebieten und ihren ländlichen Herkunftsgemeinden, damit die Felder weiterhin bestellt und die Ernten eingeholt werden. Dabei kooperieren die Binnenvertriebenen mit Personen, die in den Herkunftsgemeinden verblieben sind und die täglich anfallende Arbeiten verrichten können. Aufgrund der verschiedenen Einzelkonflikte und des insgesamt dynamischen Konfliktgeschehens sind viele Menschen im Kongo mehrfach zur Flucht gezwungen. All das führt zu einem Leben unter prekären Bedingungen und einem Mangel an Perspektiven. Unter diesen Umständen gelingt es Rebellengruppen häufig, junge Männer zu rekrutieren, darunter auch Interner Link: Kindersoldaten. Die Hilfsorganisation Save the Children hat zusammen mit lokalen Partnerorganisationen allein in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 400 Kinder Externer Link: erfasst, die in der Demokratischen Republik Kongo von bewaffneten Gruppen zum Teil in Schulen oder auf der Straße rekrutiert wurden.

Kongolesische Geflüchtete im Ausland

Die allermeisten geflüchteten Menschen im Kongo sind Binnenvertriebene. Dennoch fliehen viele auch in die benachbarten afrikanischen Staaten, vor allem nach Externer Link: Uganda (knapp 576.000), Burundi (knapp 91.000) und Tansania (knapp 85.000) (Stand: Ende Juni 2025). Seit Januar 2025 haben 50.000 Kongoles:innen allein in Uganda Zuflucht gesucht. Insgesamt hat Uganda mehr Flüchtlinge aufgenommen als jedes andere afrikanische Land: Ende 2024 waren dort Externer Link: 1,7 Millionen Menschen als Flüchtlinge registriert, vor allem aus Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo. Das Land ist für seine liberale Flüchtlingspolitik bekannt: Flüchtlinge dürfen sich frei bewegen, sie dürfen arbeiten und haben Zugang zu grundlegenden öffentlichen Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Grundschulbildung – zumindest auf dem Papier. In der Praxis bestehen häufig Hürden, die etwa formellen Beschäftigungsverhältnissen entgegenstehen. Auch haben Menschen mit Flüchtlingsstatus keine Möglichkeit, die ugandische Staatsangehörigkeit zu erhalten, selbst wenn sie schon viele Jahre im Land leben. Kongos Nachbarländer Uganda und Burundi wiederum sind mit der großen Zahl der Geflüchteten überfordert, die Lager sind überfüllt, viele Kinder sind unterernährt und leiden an Malaria.

Die Versorgung der Geflüchteten wird aktuell auch durch den globalen Rückgang internationaler Hilfsgelder für das UN-Flüchtlingshilfswerk erschwert. Insbesondere die Entscheidung der USA, die Zahlungen an das UNHCR vorerst einzustellen, treffen es hart, handelt es sich doch um den traditionell wichtigsten Geldgeber der Organisation. Der Rückgang der Hilfszahlungen zeigt sich Externer Link: nach UNHCR-Angaben auch in Uganda und trägt dort zu einer unzureichenden Versorgung der Geflüchteten bei.

In Europa kommen trotz der zunehmenden Fluchtbewegungen nur vergleichsweise wenige Kongoles:innen an. In der gesamten EU sind 2024 Externer Link: nach Angaben der Europäischen Statistikbehörde Eurostat 12.520 Asylerstanträge von kongolesischen Staatsangehörigen gestellt worden. Die meisten Asylerstanträge von kongolesischen Staatsangehörigen wurden in Frankreich (9.295) registriert, gefolgt von Belgien (1.730). In Deutschland wurden von kongolesischen Staatsangehörigen 475 Erstanträge auf Asyl gestellt.

Aktuelle Situation in der Demokratischen Republik Kongo

Gewalt, Kriege und Flucht im Kongo halten an, doch es gibt auch kleine Lichtblicke: 2019 wurde im Kongo erstmals seit der Unabhängigkeit von Belgien 1960 ein friedlicher Regierungswechsel durch Wahlen vollzogen. Seither ist Félix Tshisekedi Präsident des afrikanischen Landes. Er stieß wirtschaftliche, politische und soziale Reformen an, wie etwa eine kostenlose Grundschulbildung. 2024 ernannte er Judith Suminwa Tuluka zur ersten weiblichen Premierministerin der Geschichte des Landes.

Tshisekedi hatte sich auch um verbesserte diplomatische Beziehungen zu Ruanda bemüht. Doch nach den jüngsten Eskalationen durch die M23 brach der Kongo im Januar 2025 alle diplomatischen Beziehungen zum Nachbarland ab und die Gefahr einer direkten militärischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Staaten wuchs. Da Ruanda die M23-Rebellen unterstützt, haben viele Länder ihre Hilfen für das ostafrikanische Land eingeschränkt oder ausgesetzt – auch Deutschland. Vor allem die Regionalorganisationen East African Community (EAC) und South African Development Community (SADC) bemühen sich um Vermittlung zwischen den Konfliktparteien.

Im April 2025 begannen auf Vermittlung Katars Friedensgespräche zwischen Vertretern des Kongo und der Rebellengruppe M23; Katar und die USA initiierten zudem Verhandlungen zwischen den Regierungen Kongos und Ruandas. Mitte Juni Externer Link: einigten sich Vertreter:innen Kongos und Ruandas schließlich in Washington D.C. auf den Text für ein Friedensabkommen, welches am 27. Juni unterzeichnet wurde. Externer Link: Es enthält Bestimmungen zur Achtung der territorialen Integrität und ein Verbot von Feindseligkeiten. Ebenso sollen nichtstaatliche Gruppen entwaffnet und ein gemeinsamer Mechanismus zur Koordinierung der Sicherheit eingerichtet werden. Auch Flüchtlinge und Binnenflüchtlinge finden Erwähnung. Ihre Rückkehr soll erleichtert werden und sie sollen Zugang zu humanitärer Hilfe erhalten. Parallel zum Friedensabkommen handelten die USA bilaterale Wirtschaftsabkommen mit Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo aus. Die USA und Wirtschaftsunternehmen westlicher Staaten wollen in beiden Ländern investieren und die Infrastruktur für den Abbau von Bodenschätzen ausbauen, einschließlich der Verarbeitung von Mineralien in Ruanda. Beobachter:innen zufolge soll dies auch dem wachsenden Einfluss Chinas und Russlands in der Region entgegenwirken.

Während der gesamten Friedensverhandlungen gingen die Kämpfe im Kongo allerdings weiter. Die Ursachen der Konflikte beseitigt das Friedensabkommen nicht: Anhaltende Probleme wie die Konkurrenz um Rohstoffe, Korruption und Vetternwirtschaft, Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, eine schlechte Infrastruktur, mangelnde Gesundheitsversorgung, Bildung und Rechtstaatlichkeit stehen weiterhin einer Verbesserung der Gesamtsituation entgegen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Hinzu kommen Menschen, die innerhalb ihrer Länder durch Naturkatastrophen vertrieben worden sind. Diese werden aber im UNHCR-Bericht nicht berücksichtigt, da dieser sich allein auf Gewaltmigration konzentriert. Laut IDMC gab es Ende 2024 9,8 Millionen katastrophenbedingte Binnenvertriebene. Zählt man die Zahl der gewaltbedingten Binnenvertriebenen hinzu, belief sich die Gesamtzahl der Binnenvertriebenen Ende 2024 weltweit auf 83,4 Millionen, was in etwa der Einwohnerzahl Deutschlands entspricht.

Lizenz

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 4.0 - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International" veröffentlicht. Autoren/-innen: Vera Hanewinkel, Christina Mecke für bpb.de

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Weitere Inhalte

Vera Hanewinkel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.