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Städtische Bevölkerung | Anthropozän | bpb.de

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Städtische Bevölkerung Menschen in Milliarden

/ 2 Minuten zu lesen

Das Jahr 2008 markiert einen Meilenstein der Menschheitsgeschichte: Über die Hälfte aller Menschen leben seitdem in städtischen Gebieten, Tendenz weiterhin steigend. Während die Urbanisierung ökologische und soziale Probleme mit sich bringt, wird Städten das Potenzial für soziale und ökologische Veränderungen zugesprochen.

Einführung

"Die Stadt erscheint im Holozän"

Die ältesten Städte mit mehreren tausend Einwohner*innen gab es vor etwa 10.000 v. Chr. in Südwestasien. Bis zur Moderne blieben große Städte selten. Dies liegt primär darin begründet, dass Städte einen Überschuss an landwirtschaftlicher Produktion für ihre Bevölkerung benötigen. In vormodernen Zeiten war die landwirtschaftliche Produktivität meist derart niedrig, dass die Menschen selber die Felder bewirtschaften mussten, und daher mehrheitlich auf dem Land lebten. Fehlende Transportmittel erschwerten zusätzlich die Beförderung von Nahrung, so dass Städte vor allem an schiffbaren Flüssen und Küsten entstanden.

Legende

OECD

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (englisch: Organisation for Economic CO-operation and Development, OECD) umfasst 35 Mitgliedstaaten (Stand 2017). In der OECD sind die meisten Länder mit einem global betrachtet hohem Pro-Kopf-Einkommen vertreten. Während ihr Anteil an der → Weltbevölkerung lediglich 18% beträgt, liegt ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 74% (Stand 2010).

BRICS

Die BRICS-Staaten sind ein informeller Zusammenschluss von fünf Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die in den vergangenen Jahrzehnten ein relativ hohes Wirtschaftswachstum (von 5-10%) aufweisen konnten. Etwa 43% der → Weltbevölkerung leben in den BRICS-Staaten, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 16% liegt (Stand 2010).

Übrige

Die Anzahl aller Nicht-OECD- und BRICS-Länder umfasst 154 Staaten. Ihr Anteil an der → Weltbevölkerung beträgt 39%, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei lediglich 10% liegt (Stand 2010).

Historische Entwicklung

Mit der industriellen Revolution begann Anfang des 19. Jahrhunderts in England die Verstädterung, die sich bis heute fortsetzt und immer weitere Regionen der Erde einbezieht. 1800 lebten etwa 8,4 % der Weltbevölkerung in Städten. 1950 waren es bereits knapp ein Drittel. Seit 2008 leben erstmals über die Hälfte aller Menschen in Städten. Nach Schätzungen der UNO wird sich ihre Zahl bis 2050 von heute knapp 4 Mrd. auf 6,5 Milliarden Menschen erhöhen.

Der Graph zeigt, dass sich die Urbanisierung seit dem Zweiten Weltkrieg am schnellsten in den heutigen nicht OECD-Ländern vollzieht. Gründe für die massenhafte Zuwanderung aus ländlichen Gebieten ist die Modernisierung der Landwirtschaft ("Grüne Revolution") und die Industrialisierung. Ähnlich wie während der industriellen Revolution in Europa sind die Verwaltungen mit der Geschwindigkeit des Zuwachses überfordert. Elendsviertel (sog. Slums) entstehen an den Stadträndern, in denen die Menschen unter prekären Verhältnissen (provisorische Behausungen, extreme Wohndichte, fehlende Infrastruktur) leben müssen. Laut Amnesty International lebt heute etwa jeder siebte Mensch in einem Slum.

Die Stadt im Anthropozän

Obwohl nur die Hälfte aller Menschen in Städten leben, nutzen alle Städte zusammen derzeit 75% der weltweit eingesetzten Energie und verursachen 80% aller Treibhausgas-Emissionen. Auch die Luftverschmutzung durch Verbrennung von Kohle in der Schwerindustrie und zur Stromerzeugung und den dominierenden Autoverkehr (→ Transport) ist ein Problem großer Städte. Zu den besonders von Sommersmog belasteten Megastädten zählen Beijing, Shanghai oder Mexiko-Stadt. Der städtische Lebensstil ist damit zu einem entscheidenden Antreiber des Anthropozäns geworden. Sie zu ökologischen Orten umzugestalten, ist eine zentrale der Herausforderungen unserer Zeit.

Stadt als ökologischer Ort

Städten wird aufgrund ihrer Bevölkerungsdichte, ihrer räumlichen Kompaktheit und ihrer ökonomischen Aktivität ein großes Potenzial für soziale und ökologische Veränderungen zugesprochen. So könnte eine Abkehr vom PKW-Verkehr und eine Förderung nachhaltiger Mobilität wie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs die Treibhausgas-Emissionen erheblich reduzieren und die Lebensqualität der Menschen steigern. Das Wohnen in Stadthäusern ermöglicht außerdem energieeffizienteres Heizen als es bei Einfamilienhäusern außerhalb von Städten der Fall ist.

Quellen / Literatur

McNeill, J. R., & Engelke, P. (2012): Mensch und Umwelt im Zeitalter des Anthropozän. In Geschichte der Welt. C.H. Beck, Harvard Up, Berlin.

Seto, K. C., Sánchez-Rodríguez, R., und Fragkias, M. (2010): The New Geography of Contemporary Urbanization and the Environment. Annual Review of Environment and Resources, 35(1), 167–194.

Siemens AG. (2011): Pictures of the Future. Siemens AG, Esslingen.

Steffen, W., Broadgate, W., Deutsch, L., Gaffney, O., & Ludwig, C. (2015): The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration. The Anthropocene Review, 2(1), 81–98.

Fussnoten

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