Hervorgegangen aus der Reichswehr der Weimarer Republik, trugen die Streitkräfte des nationalsozialistischen Deutschland seit dem 15. März 1935 den Namen Wehrmacht. Mit ihren drei Teilen Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe wurde die Wehrmacht zum wichtigsten Instrument von Hitlers Eroberungspolitik während des Zweiten Weltkrieges.
Aufrüstung
Musterungsausweis der Polizeibehörde von Oels: Die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1935 hatte umgehend Folgen für den wehrpflichtigen Teil der Bevölkerung. (© Deutsches Historisches Museum)
Musterungsausweis der Polizeibehörde von Oels: Die Wiedereinführung der Allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1935 hatte umgehend Folgen für den wehrpflichtigen Teil der Bevölkerung. (© Deutsches Historisches Museum)
Diesen Krieg im Blick, begann der NS-Staat bereits 1933 ein gewaltiges Aufrüstungsprogramm. Umgesetzt wurde es zunächst unter Umgehung, ab 1935 unter offenem Bruch des Versailler Vertrages. Als Folge davon wuchs die Friedensstärke des Heeres innerhalb von sechs Jahren um mehr als das siebenfache, diejenige der Marine um das Fünffache. Fast aus dem Nichts entstand ab 1935 eine große Luftwaffe, obwohl durch den Versailler Vertrag eigentlich verboten. Ebenfalls 1935 wurde die Allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, um die notwendige personelle Grundlage für die Aufrüstung zu schaffen. Die allgemeine Mobilmachung erhöhte die Gesamtstärke der Wehrmacht bis zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 auf 4,5 Millionen Soldaten.
Für Deutschland besaß aufgrund seiner geopolitischen Lage schon immer die Armee die weitaus größte Bedeutung. So dienten auch in der Wehrmacht zu Kriegsbeginn fast neun von zehn Soldaten im Heer (3,7 Mio.), dagegen diente nur jeder zehnte Soldat in der neuen Luftwaffe (400.000) und sogar nur jeder 90. Soldat in der Kriegsmarine (50.000). Die Gesamtstärke stieg im Laufe des Krieges auf das Doppelte an (1943: 9 Mio.), wobei das Heer der mit weitem Abstand größte Wehrmachtteil blieb.
Führungsorganisation
Anfangs mit Vorsicht, doch Zug um Zug gewann Hitler die Kontrolle über den Militärapparat. Sofort nach dem Tod von Reichspräsident Paul von Hindenburg am 2. August 1934 ließ er die Soldaten auf sich als "Obersten Befehlshaber der Wehrmacht" vereidigen. Nach Kritik aus der Militärführung an seinem riskanten Kriegskurs Ende 1937 ergriff er wenig später eine günstige Gelegenheit, drängte den Reichskriegsminister, Werner von Blomberg, aus dem Amt und übernahm selbst die direkte Befehlsgewalt über die Wehrmacht.
"Fahneneid"Die Eidesformel der Soldaten der Wehrmacht:
"Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen."
An die Stelle des Kriegsministeriums trat am 4. Februar 1938 das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) unter Wilhelm Keitel, einem ihm besonders ergebenen General. Gleichzeitig brachte das Regime durch eine Intrige den Oberbefehlshaber des Heeres zu Fall und ersetzte ihn durch einen schwachen Nachfolger. Im Krieg verschaffte sich Hitler mit Hilfe des OKW bestimmenden Einfluss auf die militärstrategische Planung und die Führung der militärischen Operationen. Seine Bedeutung als Feldherr wurde noch größer,
Reichenau-Befehl zum Verhalten der Truppe im Ostraum von 1941: Die Order unterwarf die Soldaten den Zielen des von Hitler gewollten rassenideologischen Vernichtungskrieges und trug hierdurch zur Brutalisierung der deutschen Kriegführung in der Sowjetunion bei. (© Bundesarchiv)
als er Ende 1941 auch den direkten Oberbefehl über das Heer übernahm. Gleichzeitig zeigte er sich als militärischer Führer zunehmend überfordert. Das OKW war nicht in der Lage, dieses Defizit auszugleichen und die notwendige Funktion einer übergeordneten Führungsinstanz auszuüben. Vielmehr erhielten die Oberbefehlshaber von Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe ihre Befehle durch Hitler, besaßen direkten Zugang zu ihm und konnten daher das OKW überspielen. Weiter erschwert wurden militärische Planung und Führung auf höchster Ebene durch die Sonderstellung des Oberkommandos der Luftwaffe unter Reichsmarschall und Luftfahrtminister Hermann Göring.
Die Führung der Wehrmacht (Interner Link: Grafik öffnet als hochauflösende PDF-Datei) (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
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Diese militärische Spitzengliederung war trotz ihrer erheblichen Mängel von Hitler gewollt, weil sie ihn zur entscheidenden Autorität in allen wichtigen Fragen machte. So sicherte er seine persönliche Herrschaft. Insofern war sie typisch für den NS-Staat. Hitler nutzte die Rivalität unter den Wehrmachtteilen aus, deren Eigeninteressen die gemeinsame Kriegsführung zusätzlich behinderten.
Von der Zersplitterung der Führungsorganisation am stärksten betroffen war die Landkriegführung. Der hierfür zuständige Generalstab im Oberkommando des Heeres (OKH) hatte mit Einrichtung des OKW bereits 1938 seinen Vorrang als erste militärische Beratungsinstanz der Politik verloren. Die Konkurrenz mit dem OKW führte ab 1940 zur Aufteilung der wachsenden Anzahl von Kriegsschauplätzen zwischen OKW und OKH. Ab Sommer 1941 war der Generalstab im Wesentlichen nur noch für den Hauptkriegsschauplatz Ostfront zuständig.
Neue Wege der Ausbildung: Die Dienstvorschrift 656/27, auch "Tigerfibel" genannt, vom 1. August 1943 war eine Im Comicstil und Truppenjargon gehaltene Anleitung für die immer komplexeren Waffen- und Fahrzeugtechnik des Panzers VI "Tiger". Externer Link: Ein kompletter Einblick in die "Tigerfibel" ist hier zu finden.
Neue Wege der Ausbildung: Die Dienstvorschrift 656/27, auch "Tigerfibel" genannt, vom 1. August 1943 war eine Im Comicstil und Truppenjargon gehaltene Anleitung für die immer komplexeren Waffen- und Fahrzeugtechnik des Panzers VI "Tiger". Externer Link: Ein kompletter Einblick in die "Tigerfibel" ist hier zu finden.
Unter Hitler als direktem Vorgesetzten sah er sich ab 1942 immer mehr zu einem reinen Ausführungsorgan degradiert.
Kriegseinsatz
Trotz der Mängel an der Führungsspitze hatten die deutschen Feldzüge der ersten Kriegsjahre durchschlagenden Erfolg. Er beruhte nicht zuletzt auf einem allgemein hohen Ausbildungsstand der Soldaten und den Fähigkeiten der Truppenführer und ihrer Stäbe. Die in der deutschen Armee traditionelle Kultur des Führens mit Auftrag ("Auftragstaktik") machte die deutsche Landkriegführung besonders flexibel und effizient. Mit zunehmender Kriegsdauer schlugen diese Faktoren weniger zu Buch, weil schlechter ausgebildete, oft minder taugliche Reservisten, zudem in unzureichender Zahl, die ausgebluteten älteren Jahrgänge ersetzen mussten. Zudem büßte die deutsche Kampfführung infolge von Hitlers starren Haltebefehlen ihre Beweglichkeit ein und wurde verlustreicher.