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Zum Einsatz der Comic-Reportagen im Unterricht | Didaktische Materialien (OER) | bpb.de

Didaktische Materialien (OER) Zum Einsatz der Comic-Reportagen im Unterricht AB: Der freie Platz AB: Fremdkörper AB: Uncharted Waters AB: Auf der Viersener Wartebank AB: Zwischen den Saiten AB: Wohnungsfragen AB: Von der Sahara in die U-Bahn AB: Es geschah in Lichtenberg AB: Mit dem Trauma im Gepäck AB: Das passende Puzzlestück AB: Brot, Salz und verrückter Käse AB: Ein ausgekochter Plan

Zum Einsatz der Comic-Reportagen im Unterricht Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen

René Mounajed Stefan Semel

/ 12 Minuten zu lesen

Das "Alphabet des Ankommens" ist besonders geeignet, um sich im Unterricht mit Themen wie Fremdheit und Alterität auseinanderzusetzen. Schüler können die Comic-Reportagen dabei in Bezug zu eigenem Wissen oder eigenen Erfahrungen setzen und sie sachlich sowie moralisch beurteilen. Die Arbeitsaufträge bedienen alle drei Anforderungsbereiche und sehen kognitive wie kreative Zugänge vor.

Blocks und Schulbücher (© picture alliance / Bildagentur-online/Tetra)

Die vorliegenden Comic-Sequenzen sind binnen weniger Tage im Rahmen eines Workshops im März 2017 von Journalisten und Journalistinnen, Künstlerinnen und Künstlern entwickelt worden. Sie besitzen demnach Workshopcharakter; das bedeutet, dass sie weder in der grafischen Umsetzung "perfekt" gestaltet noch in der inhaltlichen Gestaltung vollständig durchdacht worden sind: Workshop-Resultate stellen meistens eher nur Zwischenergebnisse dar, die mit zeitlichem Abstand und evtl. wechselnder Expertise weiterentwickelt werden. Dieser etwas unfertige Zustand der vorliegenden Arbeiten mindert jedoch nicht deren Botschaft oder Substanz – Im Gegenteil: Der den Reportagen zugrundeliegende inhaltliche Kern ist für die Rezipienten vielleicht sogar noch klarer erkennbar und greifbarer.

Die zwölf Comic-Reportagen widmen sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Perspektiven dem Themenkomplex "(Zwangs-)Migration – Ankommen in Deutschland" und zeigen anhand von realen Schicksalen auf, wie gut – oder eben wie schwierig – die Integration von Geflüchteten in Deutschland 2015 und in Folge verlaufen ist und wahrgenommen wurde. Wir können in den Reportagen Menschen mit herausragendem ehrenamtlichem Engagement erleben, aber auch Behördenmitarbeiter, die ihre Macht missbrauchen; wir lesen von engagierten Geflüchteten und von ihnen wenig freundlich gesinnten Deutschen. Hier zeigt sich dann auch die Wahl des Comics als passendes Medium der Reportagen, da der Comic in seiner Geschichte oftmals die Alltagswelt der Menschen präferiert und kleine Geschichten mit Zeitgeschichte verbindet.

Freie Bildungsmaterialien

Global Open Educational Resources (CC, Jonathas Mello) Lizenz: cc by/3.0/de

Die im Kapitel "Didaktische Materialien (OER)" versammelten Texte stehen Ihnen als freie Bildungsangebote unter der Lizenz Externer Link: CC BY-NC-SA 4.0 zur Verfügung. Das bedeutet, dass Sie die Texte des Kapitels in bearbeiteter und veränderter Form veröffentlichen oder an andere weitergeben dürfen. Das Bearbeitungsrecht schließt jedoch nicht die zitierten Quellentexte ein. Voraussetzung für die Nutzung ist die Nennung der Urheber René Mounajed und Stefan Semel und der Quelle bpb.de, ein Hinweis auf etwaige Bearbeitungen sowie die Weitergabe unter derselben Lizenz und ausschließlich zu nicht-kommerziellen Zwecken. Letzteres erstreckt sich nicht auf staatlich anerkannte Schulen, auf Nachhilfeinstitute und vergleichbare Einrichtungen.

So spannend die Auseinandersetzung mit den vorliegenden Reportagen auch ist, so schwierig ist sie aufgrund des aufgezeigten Workshopcharakters in Bezug auf schulisches Lernen im Politik- und Geschichtsunterricht: Sie lassen viele Fragen offen. Mitunter arbeiten sie plakativ oder mit Vorurteilen bzw. Halbwahrheiten und setzen notwendiges Hintergrundwissen voraus. Mehrfach werden Sachaspekte thematisiert, die für schulisches Lernen kaum relevant sind. Für den Unterricht sind diese Sequenzen aber auch nicht gefertigt worden.

Aus der didaktischen Perspektive leitet sich daraus ab, dass die vorliegenden Sequenzen im Unterricht der Sekundarstufe II eingesetzt werden sollten. Jüngere Schülerinnen und Schüler sind mit den Arbeiten eher überfordert. Dafür sind die Comic-Reportagen für den Einsatz in der Erwachsenenbildung ausgesprochen gut geeignet, gerade dann, wenn manche Lernende selbst über einen Fluchthintergrund verfügen.

Aufgrund ihrer Beschaffenheit liegt das zentrale didaktische Potenzial der Reportagen in der Auseinandersetzung mit historisch-politischer Alterität: So können die Schülerinnen und Schüler die Reportagen zu eigenem Wissen oder eigenen Erfahrungen in Beziehung setzen sowie sachlich und moralisch beurteilen. Auch üben sich die Schülerinnen und Schüler in der Wahrnehmung des Fremden als dem Anderen (Alterität) und es bieten sich ihnen Lernanlässe zur Perspektivübernahme. Es empfehlen sich also Unterrichtseinsätze als inhaltliche Vertiefungen und Bewertungen des Themas und darauf aufbauend methodisch kreative Verfahren im Umgang mit dem Material (Fortsetzungen zeichnen oder schreiben, innere Monologe entwerfen u.a.). Wichtig im Umgang mit den Reportagen ist die Erkenntnis, dass die Comic-Reportagen selbst Darstellungen und nicht Quellen der Gegenwart oder Geschichte sind; die Berichte und Materialien, auf denen sie beruhen, stellen in diesem Fall die Quellen (es ließe sich hier auch von "Interner Link: Oral history" sprechen) dar.

Die in diesem Kapitel versammelten zwölf Arbeitsblätter widmen sich jeweils einer Comicreportage. Daher können sich die Lehrkräfte auf eine Auswahl von Reportagen beschränken oder mit allen arbeiten. Bei der Bearbeitung eignen sich kooperative methodische Verfahren (Think-Pair-Share) in Partner- oder Gruppenarbeit. Die Arbeitsaufträge bedienen jeweils alle drei Anforderungsbereiche und sehen kognitive wie kreative Zugänge vor.

Ergänzt werden diese Einzelauseinandersetzungen durch ein Unterrichtsprojekt (Simulationsspiel), das versucht, zumindest sechs der zwölf Reportagen miteinander zu verbinden und in Beziehung zueinander zu setzen. Im Rahmen einer fiktiven Talkshow sollen sechs Figuren aus sechs Reportagen aus ihren Perspektiven zum Thema "Angekommen in Deutschland" Stellung nehmen und miteinander ins Gespräch kommen. Als weitere Kompetenzförderung wird dadurch die Auseinandersetzung mit der Kategorie der Multiperspektivität berücksichtigt.

Didaktischer Kommentar zu den Arbeitsblättern

Der freie Platz

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Der freie Platz" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Aus der der Hilfe für Geflüchtete, die es 2013 von der italienischen Insel nach Hamburg verschlagen hatte, ging 2015 der FC Lampedusa hervor. Heute sind knapp 40 Spieler im Verein aktiv, sie müssen keine gültigen Papiere vorzeigen. Die fünf Trainerinnen kommen aus der Frauenmannschaft des FC St. Pauli. Mehr Informationen finden sich auf Externer Link: http://fclampedusa-hh.de

Zu Aufgabe 2: Schülerinnen und Schüler können hier gegebenenfalls von eigenen Erfahrungen berichten. Viele Vereine arbeiten mit Geflüchteten.

Zu Aufgabe 3: Lampedusa ist die südlichste Insel Italiens und gehört geografisch schon zu Afrika. Sie liegt nur 138 Kilometer vor der tunesischen Küste und ist Anlaufziel vieler Afrikaner auf ihrer Flucht nach Europa. Allein während des "Arabischen Frühlings" 2011 kamen fast 48.000 Geflüchtete auf die nur 20 Quadratkilometer große Insel. Schlagzeilen machte Lampedusa u.a. im Oktober 2013, als vor der Insel mindestens 366 vor allem aus Somalia und Eritrea stammende Menschen ertranken, nachdem ihr Boot Feuer gefangen hatte und kenterte.

Zu Aufgabe 4: Durch ihren Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad sind Nationalspieler wie Mesut Özil und Jerôme Boateng Brückenbauer und können eine Vorbildfunktion für andere Migranten besitzen. Darüber hinaus bringt der Fußball unterschiedlichste Menschen zusammen.

Zu Aufgabe 5: Die Trainerin engagiert sich, weil es sie, wie sie selber sagt, "happy macht." Wie geht sie aber mit Rückschlägen und Enttäuschungen wie dem Abschiebebescheid um?

Fremdkörper

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Fremdkörper" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Ihr Lebensweg führt sie von den palästinensischen Gebieten nach Bangladesch und wieder zurück. Danach geht sie nach Deutschland. Dabei beschäftigt sie sich zunehmend mit feministischen Positionen.

Zu Aufgabe 2: Nicht alle UN-Mitglieder erkennen die palästinensischen Gebiete – dazu gehören das Westjordanland (engl. Westbank), Ost-Jerusalem und der Gaza-Streifen – als eigenständigen Staat an. Auf manchen arabischen Karten fehlt dafür der israelische Staat.

Zu Aufgabe 3: Sie fühlt sich aufgrund ihrer Herkunft und Kleidung stigmatisiert.

Zu Aufgabe 4: Es könnte herausgearbeitet werden, dass beide Frauen das Tragen eines Kopftuchs nicht als Ausdruck der Unterdrückung, sondern als Zeichen von Selbstbestimmtheit sehen. In der Besprechung der Aufgabe wäre deutlich zu machen, dass beide Frauen übersehen, dass das Kopftuch ("Hijab") auch Ungleichheit zwischen den Geschlechtern erzeugt.

Uncharted Waters

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Uncharted Waters" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Herr Sukarno wollte bereits als Kind auswandern. 2001 kommt er für ein Studium nach Hamburg und arbeitet für deutsche Firmen. 2015 wollte er sich selbständig machen.

Zu Aufgabe 2: Der eigentliche Grund für Herrn Sukarno, Deutschland wieder zu verlassen, ist die stetige Belastung durch die deutsche Bürokratie, die aufgrund ihrer teilweise wenig flexiblen Ausrichtung Migrantinnen und Migranten kaum den nötigen Freiraum gewährt, um sich erfolgreich eine Existenz aufzubauen.

Zu Aufgabe 3: Hintergrundinformation: Im Wintersemester 2015/16 studierten laut Externer Link: DAAD 3.626 Indonesierinnen und Indonesier in Deutschland.

Auf der Viersener Wartebank

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Auf der Viersener Wartebank" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Lazkin ist ein Bürgerkriegsflüchtling, in seiner Heimatstadt haben Terrororganisationen und Milizen gewütet. Geeignete Informationsquellen zum Bürgerkrieg in Syrien sind u.a.: Das Konfliktporträt im Interner Link: bpb-Dossier Innerstaatliche Konflikte, das Externer Link: Deutsche Rote Kreuz, Externer Link: Amnesty International und Externer Link: Human Rights Watch.

Zu den Aufgaben 2 und 3: Subsidiärer Schutz greift, wenn weder Flüchtlingsschutz noch Asylberechtigung gegeben sind. Dieser "provisorische" Schutz gilt zunächst für ein Jahr, in dieser Zeit ist ein Familiennachzug nicht möglich. Durch das neue Integrationsgesetz dürfen Geflüchtete ihren Wohnsitz nicht mehr frei wählen. Geeignete Informationsquellen zum Thema subsidiärer Schutz sind u.a. Externer Link: www.bamf.de und Externer Link: www.bundesregierung.de

Zu Aufgabe 4: Folgende Aspekte könnten Hassan bewegen: Einsamkeit, Sehnsucht nach und Sorge um die Familie zu Hause; all diese Aspekte zehren an seinen Kräften – ein Zustand, der vermutlich nur wenig integrationsfördernd ist.

Zwischen den Saiten

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Zwischen den Saiten" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Der Musikstudent Rami Olsen lernt Ziad Khawam bei einer Musiksession kennen. Sie treten gemeinsam auf. Rami ist beeindruckt von Ziads Wissen und Können und möchte ihm zu mehr Öffentlichkeit verhelfen.

Zu Aufgabe 2: Als Musiker gerät er in das Visier des sogenannten Islamischen Staats (IS), der Musik genauso wie alle musisch-ästhetischen Ausdrucksformen ablehnt.

Zu Aufgabe 3: Die Schülerinnen und Schüler berichten von eigenen Erfahrungen. Weiterführende Beispiele gibt es u.a. auf dem Informationsportal Externer Link: Musik und Integration des Deutschen Musikrats oder auch in diesem Externer Link: Spiegel-Artikel aus dem Jahr 2014.

Zu Aufgabe 4: Die Saiten beziehen sich auf das besondere Musikinstrument, das im Comic vorgestellt wird. Gleichzeitig steht Ziad auch zwischen den "Seiten" von Orient und Okzident. In seiner Heimat war er ein Star, hier kennt niemand seine Musik. Auf seinem Externer Link: YouTube-Kanal kann man ihn das Kanun spielen sehen.

Wohnungsfragen

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Wohnungsfragen" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Ahmad lernt engagierte deutsche Mitmenschen kennen, zugleich erfährt er aber auch das Gefühl absoluter Ohnmacht beim Jobcenter. Thematisiert werden kann anhand des Comics aber auch die Überforderung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den für Geflüchtete zuständigen Behörden. Auch das Thema Amtsmissbrauch wird angedeutet: So scheint es in der vorliegenden Reportage um bewusste Fehlentscheidungen zu gehen, die nur dank der Unterstützung deutscher Ehrenamtlicher verhindert werden konnten.

Zu Aufgabe 2: Die unterschiedliche Farbgebung steht zunächst für zwei Zeitebenen: Die grünen Sequenzen erlebt der Reporter, rote Sequenzen spielen in der Vergangenheit und beruhen auf den Erzählungen der Helferin und des Flüchtlings – der Reporter war nicht dabei. Dazu kommt sie Symbolik der Farben: Rot steht für Gefahr, in diesem Fall die drohende Nichtanerkennung. Grün steht für Hilfe und Unterstützung.

Zu Aufgabe 3: In der arabischen Welt werden Möbel etc. in der Tat nur aufgebaut geliefert (hier werden in der Regel viele Trinkgelder bezahlt, damit die Sachen auch wohlbehalten ihren Standplatz erreichen). Der Schrankaufbau nimmt in der Reportage die Funktion einer Metapher ein: Bis das wirkliche Ankommen in Deutschland gelingt, sind viele Handgriffe (Formulare, Behördengänge, Sprachtests u.a.) nötig – und besser geht es, wenn man nicht allein ist.

Zu Aufgabe 4: Die Comicreportage zeigt, wie wichtig ehrenamtliches Engagement von Deutschen für Geflüchtete ist: Ob ein begleiteter Gang zum Amt, ein Schrankaufbau, eine Wohnungsvermittlung etc. Aber wo ist die Grenze? Bei Marcel ist sie bei der Aufnahme von Geflüchteten in der WG erreicht – ist das okay oder sollte er seinem Herzen einen "Ruck" geben? Wann wird die Lebensaufgabe zur Lebens-Aufgabe? Aus den Dialogen der Schülerinnen und Schüler könnte sich eine Pro-Contra-Diskussion ergeben.

Von der Sahara in die U-Bahn

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Von der Sahara in die U-Bahn" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Merhawis Weg führte von Eritrea über den Sudan nach Libyen. Von dort wagte er die Überfahrt an die italienische Küste. Sowohl die Durchquerung der Sahara als auch die Überquerung des Mittelmeers sind lebensgefährlich. Merhawi sucht eine bessere und sicherere Zukunft in Europa. Weiterführende Informationen zu Eritrea finden Sie z.B. unter: Externer Link: https://freedomhouse.org/report/freedom-world/2016/eritrea

Zu Aufgabe 2: Deutsche scheinen verschlossener zu sein, gleichzeitig küssen sich Paare in der Öffentlichkeit. In Merhawis Fantasie tauchen Bilder aus Eritrea auf, die sich mit seinem Leben in Deutschland vermischen. Die braunen Farbtöne zeigen die Wärme der Heimat, die deutsche Gegenwart wirkt grau und kalt.

Zu Aufgabe 3 und 4: Viele Schülerinnen und Schüler haben Erfahrungen mit interkultureller Andersartigkeit, Verschiedenheit (vgl. "Alterität") im Ausland gemacht oder besitzen selbst einen Migrationshintergrund. Die Aufgabe hilft, die Perspektive als Fremde/r zu übernehmen und fördert Empathie.

Es geschah in Lichtenberg

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Es geschah in Lichtenberg" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Zu dieser Zeit waren bis zu 400 Personen, vor allem Familien, in der Notunterkunft Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg untergebracht. Der Musiklehrer bietet einen Trommelkurs für Flüchtlingskinder an. Er merkt, dass er unter den gegeben Umständen den Kindern eigentlich nicht wirklich etwas beibringen kann. Inzwischen wurde die Unterkunft geschlossen.

Zu Aufgabe 2: Während des Gesprächsverlaufs in der Kneipe fallen Vorurteile und Pauschalitäten ("Alle Bücher lügen", "Alle Politiker lügen"), die zu wiederlegen sind. Es wäre zu hinterfragen, ob bzw. was am Leben in der DDR "gut" war oder warum ausgerechnet "Muslime" nicht willkommen sind. Die Äußerungen zur Wahl können mit dem Wahlergebnis der AfD in Ostdeutschland (hoch) und den Beweggründen der Wählerinnen und Wähler (u.a. Protest) verglichen werden. Am Beispiel der Kneipenszene kann der Begriff "Parallelgesellschaft" diskutiert werden.

Zu Aufgabe 3: Es sollen noch einmal die verschiedenen Standpunkte der Protagonisten gezeigt werden. Der Musiker zweifelt selber an dem Projekt. Kann er es trotzdem rechtfertigen?

Zu Aufgabe 4: Die Journalistin wird die Szene in ihre Reportage integrieren. Begründet werden könnte dies u.a. mit der Arbeitsweise im Comicjournalismus ("Abbild der Realität"); vgl. dazu auch den Interner Link: Hintergrundtext zur Geschichte des Comicjournalismus in diesem Dossier.

Mit dem Trauma im Gepäck

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Mit dem Trauma im Gepäck" finden Sie Interner Link: hier.

Zu den Aufgaben 1 und 2: Die Externer Link: Flüchtlingsambulanz des UKE (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) wird in Kooperation mit der Stiftung "Externer Link: Children for Tomorrow" (Gründung der Tennisspielerin Steffi Graf) betrieben. Beide Homepages eignen sich zur Recherche. Es geht der Flüchtlingsambulanz um den "seelischen Wiederaufbau" stark traumatisierter Kinder und Jugendlicher (Behandlung von Traumafolgestörungen). Auslöser sind Naturkatastrophen, Technical Desaster, schwere Verkehrsunfälle, Kriege, Man-Made-Desaster und Todesbedrohungen oder -erlebnisse.

Zu Aufgabe 3: Schlimme Erlebnisse werden in kleinen, roten Kästchen abgebildet. Sie überdecken teilweise die Figuren und wirken wie Fetzen oder Splitter der Erinnerung. Die Signalfarbe Rot steht für Gefahr und Trauma.

Zu Aufgabe 4: Als Ideengeber kann dieser Externer Link: Flyer der Stiftung "Children for Tomorrow“ dienen.

Das passende Puzzlestück

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Das passende Puzzlestück" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Das Theaterprojekt HAJUSOM existiert seit 1999 in Hamburg in einem ehemaligen Hochbunker. Der Name setzt sich aus den Vornamen dreier ehemaliger Teilnehmer/-innen zusammen: Hatice, Jusef und Omied. Alle drei waren unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Auf der Externer Link: Homepage von HAJUSOM finden sich weitere Informationen zu dem Projekt.

Zu Aufgabe 2: Aboubakar Badi Maiga ist 2011 aus Mali nach Deutschland geflohen und hat einen Asylantrag gestellt. Er gehört zum ständigen Ensemble von HAJUSOM. Zurzeit absolviert er eine Ausbildung zum Metallbauer. Auf der Homepage von HAJUSOM findet sich aktuell auch ein Bild von Abou mit folgendem Zitat: "Hajusom bedeutet für mich: eine besondere Gruppe, wo man gute Gefühle finden kann. Man lernt, wie man mit den vielen verschiedenen Leuten leben kann. Und für mich bedeutet HAJUSOM auch eine Heimat, wo ich Freunde gefunden habe."

Zu Aufgabe 3: Geflüchtete Menschen haben viele negative Geschichten im Gepäck. Zugleich fühlen sie sich in ihrer neuen Umgebung auch nicht eigentlich zu Hause, müssen Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede überwinden und meistern. Oftmals fehlen Anker- und Bezugspunkte, Menschen, zu denen sie Beziehungen aufbauen können. Auch die Antragsstellung bei den Behörden ist nicht so einfach. Daher sind solche Einrichtungen wie HAJUSOM von großer Bedeutung: Menschen begegnen Menschen, soziale Netze entwickeln sich, Probleme können angesprochen und gelöst werden.

Zu Aufgabe 4: Es geht darum, ein konkretes Projekt mit den Rahmenbedingungen vor Ort zu entwickeln: Räumlichkeiten, Kooperationspartner, Finanzierung, etc.

Brot, Salz und verrückter Käse

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Brot, Salz und verrückter Käse" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Alle Figuren in diesem Comic haben ein großes Interesse aneinander. Sie wollen sich begegnen und sich gegenseitig ihre Kultur vorstellen. So sieht gelingende Integration aus, könnte man meinen, aber beim Frühstück scheiden sich die Geister: die arabischen Gäste bevorzugen ihre mitgebrachten Speisen.

Zu Aufgabe 2: Ulrich ist darüber empört, äußert dies aber nicht laut. Die Unterrichtskonzeption zielt auf eine Konfrontation ab: Ulrich stellt seine Frage laut als Sprechblase und fordert so zum Dialog auf. Die arabischen Gäste haben wahrscheinlich keine religiösen Hintergründe für ihre Ablehnung des deutschen Frühstücks (außer es gibt Wurst mit Schweinefleisch), sie bevorzugen aber das arabische Brot, das man tunken oder füllen kann. Überhaupt sieht das arabische Frühstück gänzlich anders aus als das deutsche kontinentale Frühstück und erinnert mehr an ein Mittagessen.

Zu Aufgabe 3: Ob es daraufhin eine weitere Begegnung gibt, lässt die Reportage offen. Hier könnten die Schülerinnen und Schüler Mutmaßungen abgeben. Vielleicht wäre es für diese beiden Familien z.B. eine gute Idee, das nächste Mal gemeinsam zu kochen.

Ein ausgekochter Plan

Das Arbeitsblatt zur Comic-Reportage "Ein ausgekochter Plan" finden Sie Interner Link: hier.

Zu Aufgabe 1: Amer Saba lebt als syrischer Geflüchteter in Kiel. Tankstellenverkäufer, wie vom Jobcenter vorgeschlagen, möchte er nicht werden. Er kocht gerne für Freunde und Bekannte und ist dabei so erfolgreich, dass er gerne eine eigene Catering-Firma gründen würde. Das Jobcenter findet die Idee interessant und fordert einen Business-Plan ein.

Zu Aufgabe 2: Das Angebot entspricht nicht seiner Qualifikation: Amer Saba ist gelernter Koch und besitzt einen Master in Finanzwesen. In der Antwort sollte zudem Amers umtriebige, unternehmerische Persönlichkeit zum Ausdruck kommen. Hintergrundinformationen dazu finden Sie u.a. beim Auftritt Amer Sabas im Rahmen des Gründungs-Inkubators Externer Link: MoveOn. Wie man "Horra Osabo" kocht, lernt man hier: Externer Link: https://chefindisguise.com/2012/09/02/horaa-osbao (engl.)

Weitere Inhalte

Dr. René Mounajed, Jahrgang 1976; Gesamtschuldirektor in Niedersachsen. Dissertation zum Thema "Comics im Geschichtsunterricht“ (2009), zahlreiche Veröffentlichungen zur Comic-Didaktik.

Stefan Semel, Dipl. Päd., Jahrgang 1969; Realschullehrer in Karlsruhe.