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Weltfrauentag am 8. März
Redaktion
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Seit mehr als einem Jahrhundert wird am Internationalen Frauentag auf Frauenrechte aufmerksam gemacht und die Gleichstellung der Geschlechter gefordert. Auch in Deutschland sind Frauen vielfach benachteiligt.
Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Seinen Interner Link: Ursprung hatte der Frauentag 1909 in den USA. Von dort verbreitete er sich nach Europa. Externer Link: 1975 wurde er von den Vereinten Nationen am 8. März als Internationaler Frauentag institutionalisiert. Von den 193 Mitgliedstaaten hatten Anfang vergangenen Jahres 49 Länder keine Gesetze, die Interner Link: Frauen vor häuslicher Gewalt schützen. In 18 Ländern können Ehepartner laut einer Externer Link: Studie der Weltbank aus dem Jahr 2022 ihren Frauen verbieten, einer Arbeit nachzugehen. Frauen und Mädchen sind häufiger von Armut, Hunger und unzureichender Gesundheitsversorgung betroffen. Frauen verdienen grundsätzlich weniger und werden öfter um ihr Recht auf Bildung gebracht.
Internationaler Frauentag 2023
Der Externer Link: Internationale Frauentag 2023 der Vereinten Nationen steht unter dem Motto: "Digitalisierung für Alle: Innovation und Technologie für die Gleichstellung der Geschlechter". In vielen Ländern werden Frauen vom Erlernen des Umgangs mit Computern oder anderen modernen Technologien ferngehalten. Dies beschneidet die beruflichen Möglichkeiten von Mädchen und Frauen und damit eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt. Laut UN Women wird dadurch das Wachstum der Weltwirtschaft massiv verringert.
Der Zugang zum Internet und technischem Fortschritt ermöglicht Frauen Selbstermächtigung, Unabhängigkeiten (z.B. durch Mobiltelefonnutzung, Online-Banking und -Handel) und Bildung. Allerdings nutzen im Schnitt weniger Frauen als Männer das Internet, insbesondere in arabischen und afrikanischen Ländern. Grund dafür sind unter anderem fehlende finanzielle und technische Ressourcen, sowie ungleiche Rechte. Diese digitale Kluft hat auch zur Folge, dass weniger Frauen den digitalen Raum mitgestalten. Darüber hinaus sind Frauen in sozialen Netzwerken verstärkt digitaler Gewalt ausgesetzt.
TextauszugWas ist digitale Gewalt?
In einer Welt, die zunehmend durch die digitalen Medien bestimmt wird, kommt es immer öfter zu Fällen von digitaler Gewalt. Sie ist mittlerweile ein weitverbreitetes Phänomen und ist eng verknüpft mit der "analogen" Gewalt. Das bedeutet, dass die reale Gewalt im digitalen Raum fortgesetzt wird, beispielsweise bei Partnerschaftsgewalt. Der Begriff umfasst verschiedene Formen der Herabsetzung, Belästigung, Diskriminierung und Nötigung anderer Menschen mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel über Soziale Netzwerke, in Chaträumen, beim Instant Messaging und/oder mittels mobiler Telefone. Zu den Besonderheiten digitaler Gewalt zählen:
Digitale Gewalt findet rund um die Uhr statt: Die Belästigungen enden nicht nach der Schule oder der Arbeit. Digitale Gewalt findet überall dort statt, wo digitale Medien genutzt werden, also auch zuhause.
Digitale Gewalt erreicht ein großes Publikum: Im Internet veröffentlichte Verunglimpfungen verbreiten sich sehr schnell vor einem großen Publikum und können nur schwer gelöscht werden.
Täterinnen und Täter agieren häufig anonym: Die scheinbare Anonymität im Internet senkt die Hemmschwelle und die erschwert Möglichkeit der Rückverfolgung.
Digitale Gewalt entsteht selten spontan: Die Diskriminierung bestimmter Personengruppen wird durch Hassrede und gezielte Kommentare im digitalen Raum systematisch und bewusst weitergeführt, um einen Ausschluss bzw. Rückzug der diskriminierten Gruppen zu bewirken.
In Deutschland ist nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Externer Link: jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt geworden. Betroffen sind Frauen aus allen sozialen Schichten und jeden Alters. Mädchen und Frauen mit Behinderung sind je nach Gewaltform zwei bis dreimal häufiger betroffen als der Bevölkerungsdurchschnitt.
Einer Externer Link: Auswertung des Bundeskriminalamts zufolge wurden 2021 über 143.604 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Das sind zwar etwa 3 Prozent weniger als im Vorjahr, jedoch stieg Partnerschaftsgewalt Externer Link: im Fünfjahrestrend um 3,4 Prozent an. Die Dunkelziffer wird deutlich höher geschätzt, da Straftaten oftmals nicht zur Anzeige gebracht werden. In 80 Prozent der Fälle waren die Opfer weiblich, in etwa ebenso groß war der Anteil der männlichen Täter (79 Prozent). Die Abnahme der Anzeigen von Partnerschaftsgewalt im Jahr 2021 geht laut BMFSFJ möglicherweise auf ein während der Pandemie verändertes Anzeigeverhalten sowie eine erschwerte Aufdeckung solcher Taten durch Dritte zurück.
Gewalt gehört für viele Frauen weltweit zum Alltag
Interner Link: Sexualisierte Gewalt wird zudem als Waffe nicht nur, aber vor allem gegen Frauen in Kriegen eingesetzt. Sie ist Teil nahezu aller bewaffneter Konflikte und wird seit den Massenvergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina in den 1990er Jahren verstärkt in der Öffentlichkeit und Politik anerkannt. Derzeit wird sexualisierte Gewalt insbesondere angesichts des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine wahrgenommen und thematisiert.
Eine weitere extreme Form von Interner Link: Gewalt gegen Frauen sind Femizide, das heißt die Ermordung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Alle elf Minuten geschieht weltweit im Durchschnitt ein Femizid. In Deutschland passiert dies jeden dritten Tag.
Massive Verschlechterung der Frauenrechte in Iran und Afghanistan
Weltweit werden Frauen und Mädchen strukturell benachteiligt und diskriminiert. So wurden in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 die RInterner Link: echte von Frauen und Mädchen massiv eingeschränkt – beispielsweise dürfen Mädchen keine weiterführenden Schulen und Frauen keine Universitäten mehr besuchen.
In Iran werden Frauen seit Jahrzehnten unterdrückt. Seit September vergangenen Jahres Interner Link: protestieren landesweit viele Menschen, darunter insbesondere Frauen, gegen Polizeigewalt und die Interner Link: moralischen Vorstellungen der Staatsführung und die Unterdrückung. Doch das iranische Regime geht bislang mit äußerster Brutalität und Zensur gegen Demonstrierende vor. Insbesondere junge Demonstrierende nutzen Soziale Medien als Sprachrohr zur Außenwelt.
Schlechter bezahlt und häufiger arm
In Interner Link: Deutschland, wo Frauen gesetzlich gleichgestellt sind, gibt es nach wie vor strukturelle Benachteiligung, obwohl die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern, die sogenannte "Gender Pay Gap", in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist: Sie sank von 23 Prozent im Jahr 2006 auf 18 Prozent 2022, wobei die Vergleichbarkeit der jüngsten Zahlen mit denen der Vorjahre wegen neuer Erhebungsmethoden nur eingeschränkt möglich ist. Fest steht: Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen fällt um fast ein Fünftel geringer aus als der von Männern. Die Kluft ist vor allem in Westdeutschland groß: Sie lag 2022 im Westen bei 19 Prozent, im Osten dagegen nur bei 7 Prozent.
Frauen in höheren Positionen und Ämtern unterrepräsentiert
Während Frauen besonders überrepräsentiert in "systemrelevanten Berufen" sind und etwa als Erzieherinnen oder Pflegerinnen arbeiten, sind sie besonders unterrepräsentiert in den Führungsetagen der Unternehmen: Zwar ist der Anteil der Frauen in Spitzenjobs in der deutschen Wirtschaft in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Dennoch war zuletzt in den 200 größten deutschen Firmen nur knapp Externer Link: jedes siebte Vorstandsmitglied eine Frau. Im August 2021 trat ein Externer Link: Gesetz in Kraft, demzufolge in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern künftig mindestens eine Frau sitzen muss. Für Aufsichtsräte vieler Großunternehmen gibt es bereits seit 2016 eine Quote von 30 Prozent bei Neubesetzungen. Im Spätherbst 2021 betrug der Anteil der Frauen in den Aufsichts- beziehungsweise Verwaltungsräten der 200 größten deutschen Firmen deshalb fast 31 Prozent. Auch in anderen Bereichen wie der Wissenschaft steigen Frauen weniger häufig auf: Lediglich 27 Prozent der hauptberuflichen Professuren waren im Wintersemester 2021/2022 mit Frauen besetzt.
Auch in der Politik sind Frauen unterrepräsentiert. Anfang 2021 waren einer Externer Link: Untersuchung der Interparlamentarische Union (IPU) zufolge weltweit von 152 Staatsoberhäuptern lediglich neun Frauen, unter 193 Regierungschefs waren es nur 13. Die Zahl der weiblichen Parlamentsmitglieder steigt seit Jahren – 2021 waren nach IPU-Angaben weltweit 26,1 Prozent der Abgeordneten Frauen. Im Deutschen Bundestag liegt der Frauenanteil in der laufenden Legislaturperiode bei rund 35 Prozent – 4 Prozentpunkte mehr als zu Beginn der vorherigen Amtsperiode im Herbst 2017. Im weltweiten IPU-Ranking liegt Deutschland damit beim Frauenanteil in den nationalen Parlamenten auf Platz 45 von 188.
Reproduktive Rechte von Frauen in vielen Ländern nicht gewahrt
In vielen Ländern der Welt werden die reproduktiven Rechte von Frauen, wie sie von den Vereinten Nationen 1994 formuliert wurden, nicht hinreichend beachtet. Zu ihnen gehört etwa das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben, auf den Zugang zu effektiven Verhütungsmitteln sowie auf Gesundheitsvorsorge für eine sichere Schwangerschaft und Geburt.
In mehreren Ländern wurden die Möglichkeiten für einen Schwangerschaftsabbruch in jüngster Zeit massiv eingeschränkt. In Polen sind Abtreibungen seit 2020 in der Regel illegal. Nach einem Interner Link: Urteil des Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr verschärften zudem viele US-Bundesstaaten ihre Abtreibungsgesetze – manche verboten Schwangerschaftsabbrüche de facto.
Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau ermordet. Doch Gewalt gegen Frauen setzt weit vor einem Femizid ein. Partnerschaftliche oder familiäre Gewalt sind ein gesamtgesellschaftliches Problem.
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