Die ökonomische Situation der Krankenhäuser in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert - drei von vier Krankenhäusern schrieben 2024 Verluste. Seitens der Politik besteht die Sorge, dass ohne Reformen viele Kliniken schließen müssen. Insbesondere Kommunen warnen vor einer Insolvenzwelle. Kritikern gilt das deutsche Krankenhaussystem als zu teuer und ineffizient. Die Betreiber weisen das zurück.
Was ist bisher beschlossen?
Um die Lage der deutschen Krankenhäuser zu verbessern, brachte bereits die vorherige
Das Gesetz trat zum 1. Januar 2025 in Kraft, die Umsetzung erfolgt schrittweise und dauert voraussichtlich bis 2029. Die aktuelle Bundesregierung aus Union und SPD will die Reform in mehreren Punkten nachjustieren (Externer Link: Krankenhausreformanpassungsgesetz, KHAG). Es soll beispielsweise mehr Ausnahmen für Kliniken geben, um die ländliche Versorgung sicherzustellen. Auch ist geplant, die Reform zu größeren Anteilen seitens des Bundes zu finanzieren, um die gesetzlichen Krankenkassen und die Länder zu entlasten. Die wesentlichen Elemente der Reform sollen jedoch bestehen bleiben.
Wer ist verantwortlich für die Gesundheitspolitik und das Gesundheitssystem?
Trotz der teilweisen Privatisierung unterliegt der Gesundheitssektor hierzulande
Dem Bund kommt dabei die zentrale Bedeutung zu, vor allem mit Blick auf die Sozialversicherung sowie die wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser. Die Bundesländer verfügen hingegen nur über relativ geringe gesundheitspolitische Kompetenzen. Die Länder sind unter anderem für die Krankenhausplanung zuständig, sie müssen etwa dafür Sorge tragen, dass es genügend Klinikplätze in jeder Region gibt.
Die Kommunen unterliegen der Aufsicht durch die Länder und setzen Bundes- und Landesrecht als Pflichtaufgabe um. Doch auch auf kommunaler Ebene bestehen gewisse Spielräume zur eigenständigen Gestaltung der Gesundheitsförderung und Prävention vor Ort.
Viele maßgeblichen Entscheidungen für das Gesundheitssystem werden allerdings auf Bundesebene getroffen - insbesondere jene, die die Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung betreffen.
Die Europäische Union gewinnt regional zwar an Bedeutung für die Gesundheitspolitik, dennoch steuert sie in der Gesundheitspolitik weniger als in anderen Politikfeldern.
Welche Ziele verfolgt die Krankenhausreform?
Das bisherige Vergütungssystem soll grundsätzlich reformiert werden: In Zukunft soll die Honorierung durch die gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht mehr wie bislang hauptsächlich über die Zahl der behandelten Patienten (Fallpauschalen) erfolgen. Fallpauschalen setzen die Krankenhäuser unter finanziellen Druck. Durch das System haben Krankenhäuser einerseits einen Anreiz, die Kosten pro Behandlungsfall zu senken. Gleichzeitig ist es lukrativ, die Zahl der Behandlungsfälle zu erhöhen, die finanziell unter der ausgezahlten Pauschale liegen. Laut Studien führt das teils dazu, dass mehr operiert wird, als eigentlich notwendig.
Ab 2027 sollen schrittweise 60 Prozent der Gelder von gesetzlichen Krankenkassen an die Kliniken allein dafür fließen, dass sie bestimmte Geräte und Leistungen zur Verfügung stellen - die sogenannte Vorhaltevergütung. Nur die restlichen 40 Prozent sollen über Fallpauschalen finanziert werden. Darüber hinaus sieht die Reform weitere staatliche Krankenhauszuschüsse vor. Die Maßnahmen dienen dazu, den Kostendruck auf die Kliniken zu reduzieren.
Die einzelnen
Wie finanzieren sich Krankenhäuser in Deutschland?
Krankenhäuser werden in Deutschland über zwei Wege finanziert: Die Bundesländer bezahlen die Investitionskosten, während die gesetzlichen Krankenkassen die Betriebskosten durch Versicherungsbeiträge finanzieren.
Zu den Investitionskosten zählen zum Beispiel die Ausgaben für Neubauten oder neue Geräte. Unter die Betriebskosten fallen Behandlungskosten inklusive sogenannter Vorhaltekosten - also die Kosten für Personal und den Erhalt bestehender Infrastruktur. Die Behandlungskosten werden durch die Krankenkassen als Kombination von einer Pflegepersonalkostenvergütung sowie
2024 zahlten die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) knapp 102 Milliarden Euro an die Kliniken. In den vergangenen Jahren sind die Kosten kontinuierlich gestiegen. 2020 lagen die GKV-Ausgaben für Krankenhausbehandlungen noch bei 82 Milliarden Euro.
Die Zuschüsse der Bundesländer für Investitionen gingen dagegen seit Jahren zurück. Zahlten die Länder 1993 noch 3,9 Milliarden Euro, waren es 2021 noch 3,3 Milliarden Euro. Weil viele Kliniken zuletzt erhebliche Verluste verzeichneten, haben viele Landkreise und kreisfreie Städte kommunale Krankenhäuser
Wie hoch sind die deutschen Gesundheitskosten im europäischen Vergleich?
Die laufenden
Die deutschen Krankenhausausgaben sind dagegen im europäischen Vergleich eher niedrig: Im Jahr 2022 lag der Anteil an Krankenhausausgaben bei 3 Prozent des deutschen BIP. Nur Norwegen (2,6 Prozent) gab weniger aus. An der Spitze der Auswertung lagen Dänemark (4,2 Prozent) und Österreich (3,7 Prozent). Das geht aus einer Externer Link: Auswertung des Deutschen Krankenhausinstituts hervor.
Wie steht es um die Krankenhausversorgung?
Die Zahl der Kliniken in Deutschland ist seit der Wiedervereinigung rückläufig. 1991 zählte Deutschland laut Externer Link: Bundesamt für Statistik noch 2411 Krankenhäuser - 2024 waren es noch 1841. Kamen in Deutschland im Jahr nach der Wiedervereinigung über 832 Klinikbetten auf 100.000 Einwohner, waren es 2023 noch 564.
Im europäischen Vergleich hat Deutschland zumindest in quantitativer Sicht eine sehr gute Versorgung mit Kliniken: Hierzulande gab es im Jahr 2023 die meisten Regionen, in denen Patienten eine Klinik in maximal 15 Minuten mit dem Auto erreichen konnten. Besonders viele dieser Regionen liegen in Süddeutschland und Nordrhein-Westfalen. In manchen ländlichen Regionen ist der Weg zu Kliniken aber auch in Deutschland Externer Link: mitunter weit. Durch die Klinikreform könnte die Zahl der Kliniken allerdings sinken.
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung kam 2019 zu dem Ergebnis, dass viele Krankenhäuser in Deutschland zu klein seien und oftmals nicht über die nötige Ausstattung und Erfahrung verfügten, um spezifische Notfälle angemessen zu behandeln. Die Autoren der Studie schlagen dagegen eine Konzentration auf deutlich unter 600 Kliniken vor. In diesen sei dann eine bessere Ausstattung, größere Spezialisierung sowie bessere personelle Ausstattung möglich, so die Argumentation.
Die Studie wurde mitunter stark kritisiert. Die Ergebnisse basieren auf dem Raum Köln/Leverkusen und gelten insbesondere für solche Ballungszentren. Damit seien die Ergebnisse etwa nicht für Rückschlüsse für den ländlichen Raum geeignet. Auch seien hohe Investitionen notwendig, um die dann verbliebenen Kliniken besser auszustatten. Externer Link: Andere Studien verweisen im Hinblick auf die hohen Gesundheitsausgaben in Deutschland eher darauf, dass eine stärkere Kooperation der unterschiedlichen Akteure auf Bundes- und Länderebene sowie zwischen Kliniken und ambulanter Versorgung notwendig sei.
Wie ist die wirtschaftliche Situation der Kliniken?
Einer Erhebung der Unternehmensberatung Roland Berger zufolge schrieben 75 Prozent der bundesweit für das Jahr 2024 untersuchten Kliniken nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr rote Zahlen - im Jahr 2019 war es dagegen mit 32 Prozent nur knapp jedes dritte Krankenhaus gewesen. Zugleich sank demzufolge der Anteil jener Kliniken, die einen Gewinn erwirtschafteten im gleichen Zeitraum von 48 Prozent auf nur mehr 18 Prozent.
Eine Erhebung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung kommt zu anderen Ergebnissen. Die Autoren schätzen für das Jahr 2024, dass 56 Prozent der Kliniken Verlust machten. Viele Kliniken leiden unter der etwa im Vergleich zu den 1990er-Jahren spürbar gesunkenen Auslastung ihrer Betten.
Wie viele private Krankenhäuser gibt es?
Die Zahl der privaten Krankenhäuser hat sich seit 1991 mit 750 mehr als verdoppelt. Damit waren zuletzt 40 Prozent aller Kliniken in privatwirtschaftlicher Hand. In Folge der Einführung des Fallpauschalen-Systems im Jahr 2000 folgte eine Privatisierungswelle öffentlicher Krankenhäuser, die erst ab 2009 abflachte.
Etwa 30 Prozent der Kliniken gehört einem freigemeinnützigen Träger wie etwa dem Deutschen Roten Kreuz oder einer Kirche. Die restlichen Krankenhäuser werden staatlich betrieben, etwa von einer Kommune oder einem Bundesland. Manche Häuser bieten nur eine Grundversorgung an, andere haben sich auf bestimmte Fachbereiche spezialisiert.