Inhaltsbeschreibung
Rassistische Denkmuster leben in Deutschland fort – doch werden sie oft geleugnet. So werden Menschen, die auf rassistische und antisemitische Äußerungen hierzulande aufmerksam machen, nicht selten mit Beschimpfungen und Hasskommentaren attackiert, gerade weil viele sich durch den Vorwurf von Rassismus angegriffen fühlen, wie die Journalistin Gilda Sahebi beobachtet.
Diese Erfahrung hat sie dazu animiert, tiefer in die Geschichte der „Rassen“-ideologie in Deutschland und ihre heutigen Ausprägungen einzutauchen. Die von diesen Denkmustern geprägten Debatten um das Staatsbürgerschaftsrecht, über Einwanderung, Einbürgerung und den Umgang mit Zugewanderten und Minderheiten gab es schon in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik, und sie umfassen bis heute eine Vielfalt an Positionen, von liberal bis volkstümlich, die sich zu unterschiedlichen Zeiten politisch durchsetzen konnten. Ihre tödlichste Form habe die Menschenverachtung in der Zeit des Nationalsozialismus gefunden, doch habe diese Haltung eine Vorgeschichte und zeige sich in verschiedenen Variationen auch nach 1945 immer wieder. Die Schwelle der Gewaltanwendung, so Sahebi, werde umso niedriger, je mehr Raum rassistischen Narrativen in der Öffentlichkeit gegeben werde und je weniger sie adressiert werden können. Deshalb sei das Schweigen darüber sehr gefährlich – für die Betroffenen, aber auch für die Demokratie insgesamt.