Inhaltsbeschreibung
Vom Anstieg rassistischer Gewalt und der Einschränkung des Asylrechts in den Nachwendejahren über die sogenannte Willkommenskultur 2015 und 2016 bis hin zu aktuellen Diskussionen um eine rigidere Grenzpolitik: Der Historiker Klaus Neumann untersucht die gesellschaftlichen und politischen Debatten rund um die Aufnahme von Flüchtlingen, Asylsuchenden sowie Aussiedlerinnen und Aussiedlern in Deutschland seit dem Mauerfall. Eine kritische Auseinandersetzung mit den vergangenen drei Jahrzehnten, so die Hoffnung des Autors, könne schematischen und verkürzenden Argumentationslogiken entgegenwirken und eine aufgeklärte Debatte über Fragen des Umgangs mit Schutzsuchenden in Gang setzen.
Vor dem Hintergrund bundesweiter Entwicklungen beschäftigt der Autor sich anhand zweier lokaler Fallbeispiele, im Westen Hamburgs und im südöstlichen Sachsen, mit den konkreten Entscheidungen und Handlungen vor Ort. Seine Gespräche und Recherchen zeigen, wie Behörden, Lokalpolitikerinnen und -politiker sowie zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure die Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten und anderen Schutzsuchenden über die Jahre aushandelten. Die Befunde widerlegen zum Teil pauschale regionale Zuschreibungen und verweisen auf die Bedeutung lokaler institutioneller Rahmenbedingungen, der jeweiligen Partizipationskultur, aber auch einzelner Engagierter. Zudem wird offenbar, wie sehr Fragen des Umgangs mit Geflüchteten mit Debatten über Rassismus, Identitäten und demokratische Teilhabe verknüpft sind.