Inhaltsbeschreibung
Nicht nur die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, auch die langen Jahre der deutschen Besatzung haben sich ins kollektive Gedächtnis vieler Europäerinnen und Europäer eingebrannt. Die Historikerin Tatjana Tönsmeyer geht in ihrer umfassenden Studie den erniedrigenden Erfahrungen von Menschen in europäischen Ländern unter deutscher Herrschaft nach und interessiert sich vor allem für ihre Überlebensstrategien und kleine, in den Alltag eingebettete Widerstandsformen.
Grundlagen sind Berichte, Tagebucheinträge und Zeugenaussagen von Zivilistinnen und Zivilisten aus ganz Europa – von Norwegen bis Griechenland und von Frankreich bis in die Sowjetunion. Das allgegenwärtige Risiko, dass harmlos wirkende Situationen tödliche Wendungen nehmen konnten, charakterisierte das auf Bedrohung und Gewalt aufbauende Besatzungsregime. Oftmals waren junge Männer und jene mittleren Alters kriegsbedingt abwesend, verwundet oder gefallen, sodass sich Frauen, Kinder sowie ältere Männer in einer schweren Versorgungslage einer großen Zahl deutscher Männer – Soldaten und Zivilisten – gegenübersahen. Trotz aller Gewalt sei es zum Beispiel im besetzen Frankreich eher möglich gewesen, sich mit den Besatzern zu arrangieren als in den östlichen Ländern, wo die antislawische „Herrenmenschenattitüde“ immer härter und rücksichtsloser angewendet wurde. In extremer Weise litten Jüdinnen und Juden an allen besetzten Orten, da sie millionenfach in Ghettos gesperrt, durch Einsatzgruppen erschossen oder in Vernichtungslagern ermordet wurden, während Unterstützung durch die lokale Bevölkerung von den Besatzern brutal bestraft wurde.