Inhaltsbeschreibung
Bahnfahren ist klimafreundlich – doch das übrige Image der Bahn scheint angekratzt: Bahnreisende in Deutschland beklagen Verspätungen und überfüllte, unzuverlässige oder entfallene Verbindungen. Weichen, Gleise und Stellwerke sind veraltet, überlastet und störanfällig. Ein Ziel der in den 1990er-Jahren privatisierten Deutschen Bahn war die marktwirtschaftlich motivierte unternehmensrechtliche Trennung der Eisenbahninfrastruktur von den Leistungen des Personen- und Güterverkehrs.
Johann-Günter König beschreibt, wie diese Absage an die Gemeinwohlorientierung zugunsten des Wettbewerbs unter dem Dach der Deutsche Bahn AG zu einem verschachtelten, teils konkurrierenden Geflecht von Institutionen und Zuständigkeiten geführt habe. Das Gewinninteresse als Leitmaxime erkläre, warum vor allem in umsatzrelevante Projekte investiert und das Angebot weithin anhand ökonomischer Kriterien konzipiert werde. Schädlich seien zudem die aufgeblähte, teils gar europaweite Bürokratie sowie die hausgemachte Konkurrenz zwischen Personen- und Güterverkehr um Trassen, aber auch um Personal und Material, was etwa an der schleppenden Digitalisierung, Zugausfällen sowie der Stilllegung von Bahnhöfen und Strecken ablesbar sei. König lädt zur Rückbesinnung auf ein integriertes Staatsbahnsystem mit klaren Strukturen ein, wie es heute etwa noch in der Schweiz bestehe. Auf diese Weise ließe sich, so seine Überzeugung, das Potenzial der deutschen Bahn als klimafreundlicher, der Daseinsvorsorge dienender Verkehrsträger weitaus besser heben, das seit der Privatisierung mehr und mehr brachliege.