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Dokument 4.1: "Wiegenlied einer sowjetdeutschen Mutter in der sibirischen Verbannung" von Dominik Hollmann | Russlanddeutscher Samisdat | bpb.de

Russlanddeutscher Samisdat Abschnitt I: Einführung A. Deutsche Dissidenten, Oppositionelle und Nonkonformisten im sowjetischen Unrechtsstaat (1950er–1980er Jahre) B. Russlanddeutscher Samisdat und das Umfeld seiner Entstehung C. Anmerkungen zu den Quellen Abschnitt II: Quellenteil Teil 1: Der Kampf um die Autonomie und für nationale und bürgerliche Gleichberechtigung Dokument 1.1: Brief von Viktor Schneider an Stalin und an die Zeitung "Prawda", April 1951 Dokument 1.2: Brief von Therese Chromowa an Nikita Chruschtschow über die Frage der Wiederherstellung der Autonomen Republik der Wolgadeutschen, 15. September 1961 Dokument: 1.3 Brief von Reinhardt Köln an Nikita Chruschtschow über die Rehabilitierung der Wolgadeutschen, 8. April 1963 Dokument 1.4: Die Orenburger Initiative: Ein Appell an die deutsche Bevölkerung der Sowjetunion, August 1964 Dokument 1.5: Erste Delegation der Deutschen in Moskau in Fragen der Wiederherstellung der Autonomie. Informationsbericht über historische Hintergründe und gegenwärtige Lage der deutschen Bevölkerung in der UdSSR, 9. Januar 1965 Dokument 1.6: Erste Delegation der Deutschen in Moskau in Fragen der Wiederherstellung der Autonomie. Empfang der Teilnehmer durch den Staatspräsidenten Anastas Mikojan, 12. Januar 1965 Dokument 1.7: Zweite Delegation der Deutschen in Moskau in Fragen der Wiederherstellung der Autonomie. Verkürzte Niederschrift des Gesprächs beim Empfang der Teilnehmer durch den Staatspräsidenten Anastas Mikojan, 7. Juli 1965 Dokument 1.8: Zweite Delegation der Deutschen in Moskau in Fragen der Wiederherstellung der Autonomie. Eine kritische Bestandsaufnahme der Ergebnisse des Treffens mit dem Staatspräsidenten Anastas Mikojan, 9. Juli 1965 Dokument 1.9: Dritte Delegation der Deutschen in Moskau in Fragen der Wiederherstellung der Autonomie. Aufzeichnung der Unterredung von vier Vertretern der Delegation mit dem Leiter des Empfangsbüros des ZK der KPdSU, 15. Juli 1967 Dokument 1.10: Appell der in der Sowjetunion lebenden Bürger deutscher Nationalität an die Organisation der Vereinten Nationen, 18. Mai 1973 Dokument 1.11: Inhaltsverzeichnis und Vorwort der Herausgeber des Samisdat-Sammelbandes "Re Patria", 1974 Dokument 1.12: Antrag der Eheleute Ruppel für den Austritt aus der sowjetischen Staatsbürgerschaft, aus "Re Patria", 1974 Dokument 1.13: Die Begründung des Auswanderungsbegehrens durch den Bürger Jakob Damm, aus "Re Patria", 1974 Teil 2: Intellektueller Samisdat Dokument 2.1: Brief der deutschsprachigen Schriftsteller, März 1965 Dokument 2.2: Konstantin Wuckert über das Alltags- und Berufsleben der Deutschen in Zentralasien und Beziehungen zu der einheimischen Bevölkerung, Juni 1976 Dokument 2.3 Ein Appell und offener Brief an die sowjetischen Wissenschaftler. Gewidmet der Wiedergeburt der deutschen Nation in der UdSSR, 1982 Dokument 2.4 Eingabe der Schauspieler und Mitarbeiter des Deutschen Dramatheaters in Temir-Tau, Kasachstan, an den 27. Parteitag der KPdSU, Ende 1985 – Angang 1986 Teil 3: Kampf um die Ausreise aus der UdSSR nach Deutschland (BRD und DDR) Dokument 3.1: Flugblatt, geschrieben von Wladimir Hoffmann, in dem zur Ausreise in die Bundesrepublik aufgerufen wird, 1957 Dokument 3.2: Lage der Deutschen in der Unionsrepublik Estland, 1974 Dokument 3.3: "Fremdes Brot." Valentin Wiens über die Verfolgung der deutschen Aktivisten, die für das Recht auf Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland kämpfen, 1975 Dokument 3.4: Brief von Konstantin Wuckert an die Staatschefs der UdSSR, BRD und DDR über das Recht der deutschen Sowjetbürger auf Ausreise in die BRD oder in die DDR, Juni 1976 Dokument 3.5 Verzweifelter Hilferuf von 583 Deutschen aus der Sowjetunion, 1976 Teil 4: Künstlerische und volkskundliche unzensierte Werke Dokument 4.1: "Wiegenlied einer sowjetdeutschen Mutter in der sibirischen Verbannung" von Dominik Hollmann Dokument 4.2: Liedertextsammlung "Unsere Stimme", Typoskript, Oktober 1965 Abschnitt III: Lebensläufe einiger nonkonformer Aktivisten und Dissidenten Erich (Erhard) Abel Therese Chromowa Eduard Deibert Wjatscheslaw Maier Andreas (Andrej) Maser Ludmilla Oldenburger Friedrich Ruppel Friedrich Schössler Konstantin Wuckert Abkürzungsverzeichnis

Dokument 4.1: "Wiegenlied einer sowjetdeutschen Mutter in der sibirischen Verbannung" von Dominik Hollmann

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Wiegenlied einer sowjetdeutschen Mutter in der
sibirischen Verbannung

Schlaf, mein Kind, mein lieber Knabe!
Dunkel ist die Nacht.
Nur der Mond am Wanderstabe
hält allein noch Wacht.

An dem schönen Wolgastrande
waren wir zuhaus.
Doch man trieb mit Schmach und Schande
uns von dort hinaus.

Malte uns ‘nen schwarzen Flecken
auf die freie Brust.
Mussten leiden Greul und Schrecken,
Kummer und Verdruss.

Jeden Sowjetdeutschen nennt man
Diversant, Spion...
Schlaf, mein kleiner deutscher Landsmann!
Schlaf, mein kleiner Sohn!

Und auch du in deiner Wiege
hast schon diesen Fleck,
denn trotz aller großen Siege,
niemand wischt ihn weg.

In dem großen Sowjetlande
jedem blüht sein Glück.
Du allein bleibst ein Verbannter,
denn zum heimatlichen Strande
darfst du nicht zurück.
Viele schöne Worte sagt man
einst auch dir, mein Sohn.
Doch solang den Fleck wir tragen,
ist es schnöder Hohn.

Schlaf mein Kind, beim Silberscheine,
bist noch klein und schwach,
weißt noch nicht, warum ich weine,
nichts von Hass und Schmach.

Wachse Kind! Straff deine Sehnen!
Sei kein stummer Knecht!
Denk an deiner Mutter Tränen
und verlang dein Recht!

Dominik Hollmann,
Krasnojarsk 1948/1963

Fussnoten

Fußnoten

  1. Zu diesem und anderen Gedichten des Schriftstellers schreibt sein Enkel Rudolf Bender: Sie wurden an Freunde geschickt und in Briefen, ohne den Autor zu nennen, weiterverbreitet. Einige wurden zu den Melodien bekannter russischer Lieder gesungen, wie z.B. das Gedicht "Mein Heimatland" zu der Melodie von "Stenjka-Rasin-Lied", und wurden so zu "Volksliedern". Das Gedicht "Wiegenlied einer sowjetdeutschen Mutter in der sibirischen Verbannung" hat eine Vorgeschichte. Als meine älteste Schwester 1948 geboren wurde und meine Eltern den Geburtsschein im Standesamt beantragt hatten, wurde ihnen mitgeteilt, dass das Neugeborene erst in der Liste der Verbannten bei dem örtlichen Kommandanten eingetragen werden muss. Nur dann, mit der schriftlichen Erlaubnis des Kommandanten, dürften sie wieder kommen. Meine Mutter hat über den Vorfall ihrem Vater Dominik Hollmann geschrieben und so entstand das Gedicht. Externer Link: http://wolgadeutsche.net/bibliothek/ufer/Die_Ufer_D_Hollmann.pdf (auf Deutsch und Russisch)

  2. Quelle: Fuks V. (Viktor Fuchs): Rokovye dorogi povolžskich nemcev. 1763-1993 gody. Istoričeskie fakty. Dokumenty. Obraščenija k vlastjam. Pis’ma. Vospominanija lic presledujemogo naroda [Verhängnisvolle Wege der Wolgadeutschen. 1763–1993. Historische Fakten. Dokumente. Eingaben an die Machtorgane. Briefe. Erinnerungen von Personen aus den Reihen des verfolgten Volkes]. Krasnojarsk 1993, S. 136. Hier wurde das Entstehungsjahr des Gedichtes allerdings mit April 1963 angegeben.