Wie viele Asylanträge werden in Deutschland gestellt?
Bei Asylverfahren wird seit 1995 zwischen Erst- und Folgeanträgen unterschieden: Beantragt ein Asylsuchender das erste Mal Asyl, liegt ein Erstantrag vor. Wird ein Asylantrag zurückgenommen oder vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt, hat der Asylsuchende die Möglichkeit, einen Folgeantrag zu stellen. Ob ein Folgeverfahren aufgenommen wird, entscheidet das Bundesamt.
Im laufenden Jahr 2022 gingen beim BAMF 44.908 Erstanträge und 6.681 Folgeanträge auf Asyl ein (Stand: April 2022). Im Jahr 2021 wurden insgesamt 190.816 Asylanträge in Deutschland gestellt.
Nachdem die Zahl der in Deutschland gestellten Asylanträge Mitte der 1980er Jahre stark angestiegen war, war sie Interner Link: nach einer Grundgesetzänderung und dem sogenannten "Asylkompromiss" seit Mitte der 1990er Jahre kontinuierlich zurückgegangen. Seit 2007/2008 stiegen die Zahlen erneut.
2016 erreichte die Anzahl der Asylanträge einen Höchststand: Zwischen Januar und Dezember 2016 zählte das BAMF 745.545 Erst- und Folgeanträge auf Asyl und damit mehr als im Vorjahr. 2015 hatten 476.649 Menschen in Deutschland Asyl beantragt.
Seitdem sind die Antragszahlen wieder zurückgegangen. Zwischen Januar und Dezember 2017 nahm das Bundesamt insgesamt 222.683 Erst- und Folgeanträge auf Asyl entgegen, im selben Zeitraum des Jahres 2018 waren es noch 185.853 Anträge, 2019 noch 165.938 Anträge und 2020 insgesamt 122.170 Anträge.
Wie verteilen sich die Anträge auf die Bundesländer?
Im laufenden Jahr 2022 haben Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen die meisten Asylerstanträge entgegengenommen. In den letzten drei Jahren wurden die meisten Erstanträge in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg gestellt. Diese Bundesländer müssen nach dem sogenannten Externer Link: Königsteiner Schlüssel die meisten Asylsuchenden aufnehmen. Der Königsteiner Schlüssel regelt die Verteilung der Asylbewerber auf die einzelnen Bundesländer.
Rückblick: Wie viele Asylsuchende kamen in Deutschland an?
Zahlen zu bei ihrer Ankunft in Deutschland registrierten Asylsuchenden werden seit Mitte 2018 nicht mehr veröffentlicht. Daher ist hier nur ein Rückblick möglich.
Die Anzahl der monatlich gestellten Asylanträge lag in den Jahren 2017 und 2018 leicht höher als der Zugang von Asylsuchenden. Von Januar bis Dezember 2017 wurden 186.644 Asylsuchende in Deutschland registriert, zwischen Januar und April 2018 gab es 54.790 Registrierungen. Die meisten von ihnen stammten aus Syrien, Irak und Nigeria, aber auch die Türkei und die Russische Föderation waren unter den zehn meistgenannten Herkunftsländern.
Bis Ende 2016 waren nur die Asylantragszahlen zentral vom BAMF erhoben worden. Seit 2017 gab es eine offizielle Asylgesuchstatistik, in der auch alle ankommenden Flüchtlinge und Asylsuchende zentral erfasst wurden, die noch keinen Antrag auf Asyl gestellt haben. Die Asylgesuchstatistik hat die Erfassung durch das sogenannte EASY-System ersetzt. Bei den im EASY-System erfassten Asylsuchenden konnten Fehl- oder Doppelregistrierungen nicht ausgeschlossen werden. Ein direkter Vergleich der Asylgesuchstatistik mit den EASY-Zahlen der Vorjahre ist daher nicht sinnvoll.