Autonomes Fahren: Wie viele Räder hat die Zukunft?
Die Vorstellungen davon, wie wir uns in Zukunft - vor allem in den Städten - fortbewegen werden, sind sehr unterschiedlich. Während die einen die Zukunft im autonomen Fahren sehen, glauben andere, dass das Auto künftig nur noch eine untergeordnete Rolle spielen wird. Sicher ist: Lösungen müssen her.
Die Automobilindustrie sieht im autonomen Fahrzeug den Weg in die Zukunft. Spätestens seit Google im Jahr 2010 seine Ambitionen kundgab, in den Automobilmarkt einzusteigen, arbeiten die "klassischen" Automobilhersteller weltweit eifrig an ihren eigenen fahrerlosen Zukunftsautos. Glaubt man Forschern wie Dr. Daniel Göhring von der Berliner Forschungsgruppe Autonomos Berlin, könnten bereits 2020 die ersten selbstständigen Fahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs sein. Zunächst wohlmöglich nur auf den Autobahnen, da sich die Autos dort besser zurechtfinden und der Verkehrsfluss besser berechenbar ist - später dann aber auch in den Innenstädten.
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Dr. Daniel Göhring im Interview
Dennoch: Die Hoffnungen in die autonomen Fahrzeuge sind groß. Ältere Menschen sollen länger und sicherer am Verkehr teilnehmen können. Behinderte Menschen könnten sich ebenfalls leichter unabhängig fortbewegen. Autonome Carsharing-Dienste könnten es außerdem ermöglichen, die Fahrzeugdichte zu verringern. Vor allem aber soll man seine Zeit im Auto in Zukunft besser nutzen können.
Wir brauchen andere Modelle!
Längst nicht alle sind davon überzeugt, dass das autonome Fahrzeug die Mobilitätsprobleme der Zukunft lösen kann. Schon heute haben die meisten Großstädte mit einer enorm hohen Fahrzeugdichte zu kämpfen - eine Trendwende ist noch nicht in Aussicht. Gerade in den Entwicklungs- und Schwellenländern - allen voran in China - gilt das Auto zudem in der aufstrebenden Mittelschicht noch immer als Statussymbol. Das Resultat: verstopfte Straßen, Unfälle und schlechte Luft.i
Dr. Frank Wolter im Interview
Dass das Auto ganz von der Bildfläche verschwinden wird, glaubt allerdings auch Wolter nicht. Dennoch mahnt er, dass Mobilitätskonzepte immer ganzheitlich gedacht werden müssen. Autonome Fahrzeuge könnten so z.B. im öffentlichen Verkehr eine größere Rolle spielen. "Vor allem aber wird es darauf ankommen, die verschiedenen Verkehrssysteme mithilfe digitaler Informationstechnologien so miteinander zu vernetzen, dass man sie quasi 'ohne nachzudenken' nutzen kann." Die Vernetzung verschiedener Systeme soll letztendlich dazu beitragen, dass man in seiner Fortbewegung flexibler ist, als es einem das private Fahrzeug bieten kann.
Ein großes Problem bei den aktuellen Bemühungen um smarte Mobilitätskonzepte, so Wolter, ist die Tatsache, dass wir versuchen alle Lösungen zunächst rein technisch zu denken. Das greife aber meistens zu kurz: "Die autogerechte Stadt war ja auch eine technologische Revolution - verbunden mit dem Glauben, dass die Technologie Auto uns zufriedener, glücklicher und besser macht - und wie wir sehen, ist das nicht so."