Zurzeit ist in Deutschland wieder viel von der Frauenbewegung und vom Verhältnis der Geschlechter die Rede. Leben wir inzwischen in einer geschlechtergerechten Gesellschaft? Was muss für dieses Ziel getan werden und wollen wir das überhaupt?
Um in dieser Meinungsvielfalt nicht den Überblick zu verlieren und vor allem die Argumente pro und contra besser einschätzen zu können, lohnt es sich, die historische Entwicklung der Frauenbewegung in Deutschland nachzuvollziehen: Wie verlief der Weg der Emanzipation und wie wurde welche Diskussionen wann geführt? Erst so kann deutlich werden, an welchem Punkt wir derzeit stehen, was schon alles erreicht wurde und wo es noch viel zu tun gibt.
1800-1865
Wie alles begann – Frauen um 1800
Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit hatte die französische Revolution versprochen. Allerdings nicht für Frauen, wie diese recht schnell erkennen mussten. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als sich selber aufzumachen und um ihre Bürgerinnenrechte zu kämpfen.
1865-1914
Die Frauenbewegung organisiert sich
1865 entstand in Leipzig der erste Frauenbildungs-
verein. Diese Gründung trat eine Lawine los. In den nächsten Jahrzehnten wuchs die Frauenbewegung stark an. Die Themen der Zeit reichten von Bildung bis zum Kampf ums Frauenwahlrecht.
1914-1918
Frauen im Ersten Weltkrieg
Durch eine Unterstützung des Krieges würde die Anerkennung als Staatsbürgerin näher rücken – so waren die Hoffnungen. Aber es gab auch eine pazifistische Minderheit, die versuchte andere Wege zu gehen.
1919 -1933
Bubikopf und kurze Röcke
Die Weimarer Republik brachte das lange ersehnte Frauenwahlrecht. Trotz dieses Erfolges brachen aber keine rosigen Zeiten für die Frauenbewegungen an, denn der Nachwuchs blieb aus und die Gesellschaft bewegte sich immer stärker in Richtung Diktatur.
1933 -1945
Ein Ende mit Schrecken
Im Nationalsozialismus endete erst einmal die Geschichte der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts. Die neuen Machthaber setzten auf eigene Frauenorganisationen und auf einen neuen Frauentyp.
1945 -1968
Frauen und Männer sind gleichberechtigt
Direkt nach der Befreiung Deutschlands 1945 entstanden erste Frauenorganisationen, die am politischen Wiederaufbau der späteren BRD teilhaben wollten. Besonders wichtig für die weitere Entwicklung wurde der Kampf der Kasseler Juristin Elisabeth Selbert um Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes.
1945 -1980
Auferstanden aus Ruinen
In der späteren DDR entstanden politisch aktive Frauenausschüsse, die sich hier zum Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) zusammenschlossen. Der DFD wurde später zur DDR-Massenorganisation der Frau.
1950 - 1990
Fast vergessen - die Frauenfriedensbewegung in der BRD
Im Westen galt in den 1950er Jahren die Beschäftigung mit dem Frieden als kommunistische Agitation. Trotzdem gründete sich der Demokratische Frauenbund Deutschland im Westen mit dem Ziel, für den Frieden zu arbeiten und eine Wiederbewaffnung der BRD zu verhindern.
1968 -1989
Ein Tomatenwurf und seine Folgen
Ein Tomatenwurf war 1968 das Startsignal für eine zweite Welle der Frauenbewegung im Westen. Mit spektakulären Aktionsformen prägten die meist jungen Frauen für viele Jahre das Bild eines neuen Feminismus.
1980 -1989
Frauengruppen unter dem Dach der Kirche
In der DDR dominierte die Frauenpolitik der SED das offizielle Bild. Ab den 1980er Jahren aber gelang es verschiedenen Frauenoppositionsgruppen – die vor allem unter dem Dach der Kirche organisiert waren – ein anderes Frauenbild und ein anderes Gesellschaftsbild zu diskutieren.
nach 1989
Ungleiche Schwestern – Frauenbewegung seit 1989
Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1989 stellte auch die Frauenbewegungen in West und Ost vor die Aufgabe, zusammenwachsen zu müssen. Dabei waren die Ausgangsbedingungen denkbar unterschiedlich.
1945 - heute
Wie weiter – offene Fragen und neue Positionen
Und heute? Frauen leben nach wie vor nicht in einem feministischen Paradies. Viel bleibt noch zu tun. Was macht die Frauenbewegung heute? Wo ist sie und was wird diskutiert?
Ohne Frauen keine Revolution
Freigabe der Anti-Baby-Pille, gleicher Lohn für gleiche Arbeit und Abschaffung des Paragraphen 218: Die Forderungen der Neuen Frauenbewegung waren vielfältig. Doch zunächst mussten Frauen innerhalb der Protestbewegung selbst gegen machohaftes Verhalten und männliche Machtstrukturen kämpfen.
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Online-Angebot
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