Die Islamische Republik Iran verbindet republikanische und theokratische Institutionen. Der "Herrschende Rechtsgelehrte" hat eine zentrale Machtstellung, zugleich gibt es politischen Wettstreit im Land. Viele Iraner und Iranerinnen fordern mehr politische Freiheit. Zunehmend geht es ihnen aber auch um Arbeit und soziale Gerechtigkeit. Denn 40 Jahre nach der Islamischen Revolution kriselt die Wirtschaft: Das Land leidet unter internationalen Sanktionen und unter Korruption. Die Ökonomie wird dominiert durch das Militär und religiöse Stiftungen, die in erster Linie sich selbst bereichern. Nicht zuletzt sieht sich das Land mit gravierenden Umweltproblemen konfrontiert.
Neben diesen inneren Krisen baut Iran außenpolitisch seinen Einfluss in der Region aus. Doch nicht nur die Rivalität mit Saudi-Arabien ist bedrohlich, auch die Konflikte mit Israel und den USA eskalieren immer wieder. Erfahren Sie im Dossier mehr über ein facettenreiches Land, das aktuell gleich mehrere Krisen zu lösen hat.

Wilfried Buchta
Machtkonstante Theokratie: Iran nach 1979
Irans politisches System ist einmalig: Es verschränkt republikanische und theokratische Institutionen. Trotz ideologischer Widersprüche sowie innen- und außenpolitischer Krisen ist die Islamische Republik bemerkenswert stabil. Der Iran-Experte Wilfried Buchta erklärt, warum.

Alessandro Topa
Machtgefüge Iran: Kleriker, Garden – und eine Generation ohne Einfluss
Irans Machtverteilung ist komplex: Es gibt Formen des politischen Pluralismus – und zugleich einen Revolutionsführer mit enormer Machtfülle. Alessandro Topa skizziert das Machtgefüge – von den "Gründungsvätern" über die Revolutionsgarden bis hin zur Gruppe der unter 40-Jährigen.

Cornelius Adebahr
Das internationale Atomabkommen: ein Erfolg mit Verfallsdatum
Das internationale Abkommen zum iranischen Atomprogramm von 2015 galt als großer diplomatischer Erfolg. Dann stiegen die USA aus. Der politische Analyst Cornelius Adebahr skizziert die Vorgeschichte und was vom "Deal" geblieben ist.

Azadeh Zamirirad
Regionalmacht Iran: Interessen, Mittel und Verbündete
Iran hat den Zusammenbruch des Iraks und die Folgen des Arabischen Frühlings nutzen können, um seinen Einfluss in der Region auszubauen. Teheran wird dabei von drei wesentlichen Interessen getrieben, sagt die Iran-Expertin Azadeh Zamirirad.
Interview mit Kaveh Madani
Irans Wasserkrise: Missmanagement und anhaltende Konflikte
Bevor er das Land verlassen musste, war Kaveh Madani stellvertretender Leiter des iranischen Umweltministeriums. Der Wissenschaftler spricht über Irans Wasserkrise und ihre Ursachen. Umweltschutz sei ohne Frieden und Stabilität in der Region nicht möglich.
Interview mit Bijan Khajehpour
"In der Coronakrise sind die Sanktionen eine Katastrophe für Iran"
Iran ist besonders hart vom Ausbruch des neuartigen Coronavirus betroffen. Zum Missmanagement des Staates kommt das fehlende Vertrauen der Bürger hinzu, sagt der Wirtschaftsexperte Bijan Khajehpour. Das Gesundheitssystem leide zudem unter den US-Sanktionen.
Iran in Infografiken

Katajun Amirpur
Irans Zivilgesellschaft: Die Hoffnung auf Reformen ist verflogen
Die Wirtschaft in Iran kriselt. Hinzu kommt die Gefahr eines Krieges. Doch obwohl Perspektiven fehlen, gibt es Freiräume und mutige Menschen. Katajun Amirpur wirft einen Blick auf die aktuelle Situation.

Shabnam von Hein
Das Herz der iranischen Zivilgesellschaft – die Frauenbewegung
Seit fünf Generationen kämpfen Frauen in Iran für mehr Rechte. Ihre Bewegung ist tief verwurzelt in der Gesellschaft – auch, weil sich viele dieser Frauen stets für die Rechte aller eingesetzt haben. Die Journalistin Shabnam von Hein skizziert die Frauenbewegung in Iran.

Guido Steinberg
Schiiten und Sunniten – ein politisch-religiöser Konflikt der Gegenwart
Die zwei wichtigsten Strömungen im Islam sind das Sunniten- und Schiitentum. Wie sich ein alter religiöser Gegensatz zu einem aktuellen politisch-religiösen Konflikt entwickelt hat, erklärt der Islamwissenschaftler Guido Steinberg.

Charlotte Wiedemann
Vielvölkerstaat Iran: Das Misstrauen der Regierung
Iran ist ethnisch und kulturell reich – im Westen ist das kaum bekannt. Die Situation der ethnischen Minderheiten ist unterschiedlich. Die Journalistin Charlotte Wiedemann erklärt die Diversität Irans.

Interview mit Amir Hassan Cheheltan
Gefangen in Arbeitslosigkeit und Inflation
Die Iraner haben das Vertrauen in ihre Regierung verloren, sagt der iranische Schriftsteller Amir Cheheltan. Die Menschen seien enttäuscht, die Wirtschaft steckt in einer Krise. Doch der anhaltende Konflikt in der Region spiele dem Regime in die Hände.

Interview mit Marcus Michaelsen
Zensur und Sperre: Iran arbeitet an nationalem Internet
In Iran wird die digitale Infrastruktur ausgebaut. Gleichzeitig wird das Netz zunehmend staatlich kontrolliert, und das Regime arbeitet an einem nationalen Internet. Marcus Michaelsen spricht über Gegenkulturen und die politische Schlagkraft des Internets.
Martin Beck
Erdöl, Klientelpolitik, Sanktionen: Irans sozioökonomische Entwicklung
Nach einer langen Wachstumsphase steckt Irans Wirtschaft tief im Abschwung. Auch aufgrund internationaler Sanktionen. Derweil kämpft die Gesellschaft mit Arbeitslosigkeit und sozialer Ungerechtigkeit. Martin Beck analysiert die sozioökonomische Entwicklung des Landes.
Alessandro Topa
Irans Geschichte: 1979-2019 – Zwischen Revolution, Reformversuchen und regionalem Hegemonieanspruch
1979 wurde die Islamische Republik Iran gegründet. Es folgten ein Krieg, Wiederaufbau, Reformbemühungen und deren Scheitern. Heute lahmt Irans Wirtschaft, internationale Sanktionen sind wieder in Kraft. Der Iran-Experte Alessandro Topa blickt auf 40 Jahre iranische Geschichte.
Monika Gronke
Irans Geschichte: 1941 bis 1979
Mit Duldung des Westens steigt Mohammed Reza Schah ab den 1950er Jahren zum Alleinherrscher auf. 1963 wird erstmals Ajatollah Ruhollah Chomeini politisch aktiv, der später zur identitätsstiftenden Figur der Islamischen Revolution werden sollte. Monika Gronke fasst die Ereignisse zusammen.
Videoprojekt
Atlas des Arabischen Frühlings
Die Video-Edition des Atlas des Arabischen Frühlings nimmt die Umbrüche in Tunesien, Libyen, Syrien, Ägypten und ihren Nachbarländern unter die Lupe und berichtet über deren überregionale Folgen.
Informationen zur politischen Bildung
Naher Osten
Was führte zum Arabischen Frühling, der 2011 im Nahen Osten die herrschenden Machtverhältnisse erschütterte? Und welche Bilanz lässt sich fünf Jahre später ziehen? Blick auf eine Region in der Krise.
Dossier
Antisemitismus
Antisemitismus ist eine antimoderne Weltanschauung, die in der Existenz der Juden die Ursache aller Probleme der heutigen Welt sieht. Das Dossier beleuchtet Geschichte und Gegenwart der Judenfeindschaft und hilft, sie zu entlarven.
Zuflucht gesucht
Navid aus Iran
Navid gehört zur Volksgruppe der Kurden und ist in Iran Unterdrückung ausgesetzt. Mit seiner Mutter flieht er nach Europa. Die Eingewöhnung fernab der Heimat fällt ihm nicht leicht.