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Baustein 3.3: Durchführung der Befragung | 8. Mai 1945 - erinnern heute | bpb.de

8. Mai 1945 - erinnern heute Einstieg (B1) M 01.04 Geschichtsvergessenheit und Geschichtsversessenheit revisited M 01.05 Die Rückkehr der Opfererinnerung M 01.06 Wider die Skandalisierung M 01.07 Geschichtsfernsehen M 01.08 "Erinnerungskultur ist nicht nur Camouflage" M 01.09 Karikatur: Geschichte zum Einsturz bringen Einstellungen zur NS-Zeit (B2) M 02.01 Methode: Vorbereitung und Durchführung der Entscheidungsübung M 02.03 Auswertungsbogen zur Entscheidungsübung M 02.08 Empirische Untersuchungen zum Geschichtsbewusstsein Auswertung der Daten (B4) M 04.01 Sechs-Punkte-Schema zur Auswertung von Umfragedaten M 04.02 Beispielhypothesen zur Analyse der Befragungsdaten Präsentation (B5) M 05.01 Beispiel einer Dokumentation der Befragungsergebnisse Projektevaluation (B6) M 06.01 Methode: Stummes Schreibgespräch Links und Literatur Links für den Unterricht Angebote in den Medien Sachinfos Literatur Redaktion

Baustein 3.3: Durchführung der Befragung

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Gerade bei Kooperationen mit anderen Schulen / Klassen sollte für die Durchführung ein verbindlicher Zeitrahmen entwickelt werden, die Interviews sollten z.B. innerhalb einer Woche durchgeführt werden.

Befragung eines repräsentativen Querschnitts der Bevölkerung oder einer bestimmten Zielgruppe?


Wenn keine Befragung der Jugendlichen an der Schule (und evtl. auch an Partnerschulen), sondern eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt durchgeführt werden soll, dann sollte ein repräsentativer Querschnitt erreicht werden. Die Zielsetzung dieses Arbeitsschrittes besteht darin, für die beabsichtigte Befragung eine repräsentative Stichprobenauswahl festzulegen. Hierbei ist es ratsam, die vorgängige, theoretische Erarbeitung der unterschiedlichen Auswahlverfahren, die von der empirischen Sozialforschung entwickelt wurden, kurz zu halten, um den Unterricht für die Lerngruppe an dieser Stelle nicht zu überfrachten. (Bei der Fehleranalyse könnte dieser Faden evtl. wieder aufgenommen werden.) Das Projektteam "Forschen mit GrafStat" an der Universität Münster unter Leitung von Prof. Sander stellt Ihnen auf Anfrage für Ihr Projekt eine repräsentative Stichprobe von Telefonnummern aus Ihrer Stadt zur Verfügung. (Anfragen an E-Mail Link: info@forschenmitgrafstat.de oder Tel 0251-83 222 22)

In einem Lehrer- bzw. Schülervortrag kann zunächst das Verfahren einer zufallsgesteuerten Stichprobenziehung erläutert werden, um den Schülerinnen und Schülern vor Augen zu führen, dass es einiger Mühe bedarf, um die Zufälligkeit der Auswahl zu gewährleisten. Daraus ergibt sich nun die Aufgabe, im gemeinsamen Unterrichtsgespräch ein durchführbares Verfahren zu bestimmen, nach dem die schülereigene Befragung erfolgen kann, je nachdem, ob eine schriftliche Befragung, eine Telefon- oder Straßenbefragung durchgeführt werden soll. (Hinweis zur Durchführung einer Straßenbefragung: Als praktikable Lösung bei einer Straßenbefragung lässt sich das aufwändige Quotenverfahren einführen. Jeder Interviewer erhält zunächst nur die Vorgabe, eine bestimmte Anzahl von Personen mit bestimmten Merkmalen (Alter und Geschlecht) zu befragen, wobei ferner bei diesem Verfahren darauf zu achten ist, dass die Befragungen räumlich über das ganze Stadtgebiet gestreut werden und zeitlich so gelegt sind, dass alle Bürgerinnen und Bürger (auch die Berufstätigen) erreicht werden. Daher scheiden z.B. Befragungen am Vormittag aus.

Die Anzahl der von jedem Interviewer durchzuführenden Befragungen am Telefon oder auf der Straße wird im vorliegenden Fall nach einem bewährten Erfahrungswert auf 12 bis 15 pro Schüler bzw. Schülerin begrenzt, aus der Anzahl der Interviewerinnen und Interviewer ergibt sich dann die Gesamtgröße der Stichprobe. Die Zusammensetzung des Kontingents von 12 bis 15 Befragungen nach Alter und Geschlecht der Probanden hat sich an der örtlichen Bevölkerungsstruktur auszurichten - diese Daten erhalten Sie beim lokalen statistischen Amt (Wichtiger Hinweis: Nach diesen Angaben können die Daten der eigenen Befragung vor der Auswertung "gewichtet" werden. Dazu muss aber das Alter der Befragten im Fragebogen in genau den Kategorien des örtlichen statistischen Amtes erfasst werden).

Aus Zeitgründen kann es sinnvoll sein, den Schülerinnen und Schülern die Proportionen nach Altersgruppen ebenfalls vorzugeben. Sie müssen dann nur noch die Geschlechterverteilung innerhalb der Altersquoten festlegen, bevor sie daran gehen können, das Stadtgebiet in Befragungszonen aufzuteilen und jedem Interviewer einen Bereich anzuweisen, in dem er seine Befragung durchführen soll. Zweckmäßigerweise werden die Befragungszonen mit farbigen Stecknadeln auf einem Stadtplan markiert, was die räumliche Streuung der Erhebung anschaulich demonstriert.

Sofern es sich bei dem Befragungsprojekt um eine repräsentative Befragung handelt, kann die Bereitschaft der Bürger und Bürgerinnen, an der Befragung teilzunehmen. vor Ort erhöht werden, wenn die Schüler und Schülerinnen (die Schule) die Öffentlichkeit vorher über das Vorhaben informieren. Zur Information der Bevölkerung wird eine Pressemitteilung an die lokalen Zeitungen und Rundfunkstationen verschickt (Interner Link: M 03.07). Auch aus einem pädagogischen Grund ist auf diese Meldung nicht zu verzichten: Erstmals findet das Projekt eine Erwähnung in der Öffentlichkeit, was sich sicherlich positiv auf die Motivation der Jugendlichen auswirkt.

Die Eltern minderjähriger Schüler und Schülerinnen müssen vorher über das Projekt informiert werden, wenn die Telefoninterviews von zu Hause aus durchzuführen sind. Dazu ist die Einverständniserklärung der Eltern einzuholen (Interner Link: M 03.06). Außerdem ist es für die Akzeptanz und Unterstützung des Projektes wichtig, dass die Eltern frühzeitig ausreichend über Sinn und Zielsetzung informiert sind.

Rollenspiel - Vorbereitung der Lernenden auf die Interviews


Die Interviewsituation stellt wohl für die meisten Jugendlichen eine neue Erfahrung dar. Die Befragung erfolgt in der Regel selbsttätig und außerhalb des Unterrichts; der geschützte Schulraum wir von den Schülerinnen und Schülern verlassen. Die Verantwortung der Lehrperson in dieser Phase darf nicht unterschätzt werden, auch wenn die Schüler und Schülerinnen ‚lediglich´ per Telefon mit der außerschulischen Wirklichkeit konfrontiert werden.

Einerseits muss sichergestellt werden, dass durch adäquates Verhalten der Schüler eine erfolgreiche Durchführung der einzelnen Interviews und damit der Befragung insgesamt gewährleistet ist. Andererseits müssen die Jugendlichen auf mögliche Probleme vorbereitet sein, die während der Befragung auftreten können. Da der Lehrer während der Durchführung nicht unmittelbar erzieherische Hilfestellungen geben kann, ist eine sorgfältige Hinführung zur Interview-Situation notwendig. Jeder Schüler / jede Schülerin hat bereits eine schriftliche Anleitung für die Durchführung des Projektes mit grundlegenden Verhaltensregeln erhalten (Interner Link: M 03.02), die sich zum einen auf die Wahrung der Anonymität der Befragung beziehen und zum anderen den Schülern und Schülerinnen eine Anregung geben, in welcher Form sie die Bürger und Bürgerinnen möglichst freundliche ansprechen können, um deren Antwortbereitschaft zu gewinnen.

Da insbesondere bei jüngeren Lernenden eine latente Unsicherheit bezüglich der Durchführung der Interviews festgestellt werden kann ("Wie soll ich mich am Telefon verhalten?", "Kann ich überhaupt ein Interview per Telefon durchführen?", "Was mach ich nur, wenn mir ein Zeitzeuge von furchtbaren Kriegserlebnissen berichtet?", "Mit welchen Interviewpartnern werde ich es nur zu tun bekommen? Sind womöglich Neo-Nazis und Ewig-Gestrige darunter?", ...), sollte man nicht darauf verzichten, auf die Interview-Situation mit Hilfe von Rollenkarten vorzubereiten (Interner Link: M 03.05). Jeweils vier Jugendliche übernehmen die Rolle des Interviewers und die eines möglichen Bürgers, der befragt werden soll. Mit Hilfe dieser ‚spielerischen´ Form können Unsicherheiten bei den Schülern und Schülerinnen aufgefangen und abgebaut werden.

Da nach jedem nachgestellten Interview eine Reflexion vorgenommen wird, kann auf typische Fehler der Interviewer aufmerksam gemacht werden. z.B. ob das Verhalten der Interviewer angemessen war und ob der Interviewer die Hinweise des Leitfadens eingehalten hat (z.B. keine versteckten Hilfestellungen geben, keine inhaltlichen Diskussionen führen, freundlich bleiben und sich nicht provozieren lassen, ...). Die Jugendlichen erfahren so auch, dass mögliche Probleme durch adäquates Interviewer-Verhalten zu vermeiden sind, aber auch, dass unerwartete Interview-Situationen bewältigt werden können – der Hinweis an die Schüler, dass notfalls das Interview durch den Schüler abgebrochen werden kann (etwa bei beleidigendem Verhalten des Befragten), wird zusätzliche Sicherheit geben.

Abschließend kann es sinnvoll sein, aus dem Unterrichtsraum heraus per Mobil-Telefon ein Live-Interview bei eingeschaltetem Lautsprecher (Mithörfunktion) von einem Schüler führen zu lassen. Wenn die Schüler zunächst nicht wissen, dass der Angerufene eingeweiht ist, machen sie hier ihre ersten Erfahrungen mit einer realen Interview-Situation.

Fussnoten