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KonterBUNT: App gegen Stammtischparolen

Lea Schrenk

/ 3 Minuten zu lesen

Stammtischparolen schlagfertig kontern und für eine demokratische Gesellschaft einstehen – wie das gehen kann, zeigt die App KonterBUNT.

(© Screenshot/KonterBUNT)

Was tun, wenn an der Supermarktkasse rassistische Bemerkungen fallen oder ein Verwandter auf dem Familienfest beginnt, sexistische Witze zu erzählen? Die Augen verdrehen, dagegenhalten oder doch einfach so tun, als ob man nichts gehört hätte? Die App KonterBUNT, die von den Landeszentralen für politische Bildung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gemeinsam mit verschiedenen Verbänden und Bildungseinrichtungen entwickelt wurde, will ermutigen, "sich überhaupt auf eine Diskussion einzulassen und für eine demokratische Gesellschaft zu streiten". Wer reagiert, unterstützt erstens die Betroffenen solcher Äußerungen und signalisiert ihnen, dass sie nicht alleine sind. Zweitens zeigt er oder sie den Zuhörerinnen und Zuhörern, die sich ihrer eigenen Position vielleicht nicht sicher sind, dass menschenverachtende oder abwertende Aussagen inakzeptabel sind.

Im Rahmen eines Mini-Spiels bietet die App die Gelegenheit, verschiedene Strategien und Argumente gegen Vorurteile und Parolen auszuprobieren. Dafür werden die Nutzerinnen und Nutzer auf dem Weg durch eine farbenfrohe Ortschaft in mehreren Levels mit Stammtischparolen konfrontiert. Innerhalb von 60 Sekunden müssen sie in Alltagssituationen (z. B. auf dem Bolzplatz, in der Disko oder beim Essen in der Betriebskantine) ihre Antwort auswählen, während ein Stimmungsanzeiger die Reaktion des Gegenübers verdeutlicht.

Nach jedem Level wird die Gesprächsführung ausgewertet: Wurden inhaltliche Argumente genutzt? Hat der/die Nutzer/-in eine Gesprächsstrategie angewendet? Der große ‚Showdown‘ wartet auf dem Familienfest, auf dem die Verwandtschaft in kürzester Zeit die unterschiedlichsten Vorurteile auftischt. Wer auch diese Herausforderung gemeistert hat, kann die vorherigen Stationen erneut besuchen und seine Argumentationsfähigkeit gezielt in bestimmten Bereichen trainieren.

Im Mini-Spiel durchlaufen die Userinnen und User verschiedene Stationen. (© Screenhsot/KonterBUNT)

Die Auswahl der Stammtischparolen beruht auf dem Konzept der Interner Link: Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF), welches diverse Diskriminierungsmuster wie Rassismus und Antisemitismus, aber auch Sexismus oder Homophobie umfasst. Sie alle eint, dass sie von einer Ungleichwertigkeit der Menschen bzw. einer Unterscheidbarkeit von höher- und minderwertigen gesellschaftlichen Gruppen ausgehen. Als Stammtischparolen werden deswegen plakative Äußerungen verstanden, die Menschen aufgrund eines bestimmten Merkmals zu gesellschaftlichen Gruppen zuteilen und diese abwerten.

Das Parolenverzeichnis bietet einen Überblick über verschiedene Stammtischparolen. (© Screenshot/KonterBUNT)

KonterBUNT ermöglicht einen ortsunabhängigen und spielerischen Zugang zum Thema Stammtischparolen, der kein Vorwissen voraussetzt. Hintergrundtexte in der App z.B. im Parolen-Verzeichnis und auf der Externer Link: Projektwebseite bieten neben den praktischen Übungen die Möglichkeit, sich vertieft mit einzelnen Erscheinungsformen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und Strategien zur Gegenrede auseinanderzusetzen. Geeignet ist die App daher als spielerisches Argumentationstraining für Interessierte ab ca. 16 Jahren. Für Schulklassen und andere Lerngruppen bietet sie einen Anknüpfungspunkt, sich anhand von exemplarischen Stammtischparolen mit dem Phänomen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und ihren Ausdrucksformen zu beschäftigen.

Update zur Weiterentwicklung

Die App KonterBUNT wird stetig weiterentwickelt. Insbesondere im Hinblick auf Perspektiven von Diversität wurden seit der Entwicklung Änderungen vorgenommen. So wurde die App barriereärmer gestaltet und einige Einstiegstexte mit Hinweisen auf möglicherweise verletzende Inhalte und Parole versehen.

In Zusammenarbeit mit der GEW Niedersachsen und dem Niedersächsischen Kultusministerium wurden Externer Link: Materialien für den Einsatz der App im Schulunterricht entwickelt.

Die Unterrichtseinheiten wurden zwischen Februar und November 2020 von ehrenamtlich engagierten Lehrkräften der GEW-Arbeitsgruppe "Demokratie braucht Haltung" entwickelt und zusammengestellt. Den Einheiten vorangestellt sind wichtige Tipps und Hinweise zum Einsatz der Materialien und zur Berücksichtigung der "Betroffenenperspektive" von Dr. Nkechi Madubuko.

Die Materialien eignen sich sowohl für den Fachunterricht als auch für (jahrgangsgemischte) Projektwochen, z. B. im Rahmen der Arbeit von "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage".

Die App steht kostenlos für Android oder iOS zur Verfügung und kann außerdem im Browser gespielt werden.

Zielgruppe:
Einzelpersonen oder Gruppen ab ca. 16 Jahren

Art des Angebots:
App und Webseite mit Spiel und Hintergrundinformationen, Externer Link: Schulbegleitmaterial zum Einsatz der App im Unterricht

Inhalt:
Stammtischparolen kontern, Argumente strategisch einsetzen

Anbieter:
Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt

Link:
Auf der Externer Link: Projektwebsite im Browser spielbar oder als App downloadbar

Lea Schrenk arbeitet seit April 2019 als Volontärin im Fachbereich Multimedia bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Ihr Schwerpunkt liegt auf digitaler politischer Bildung. Sie hat Politische Bildung und Deutsch auf Lehramt in Potsdam und Izmir studiert und war anschließend bei der KOOPERATIVE Berlin im Bereich historisch-politische Bildung tätig.