Inhaltsbeschreibung
Demokratien erfahren zunehmend autoritären Gegenwind. Ihre aktuelle Krise hänge direkt mit einem Verlust des Gemeinwohlgedankens zusammen, so Aleida und Jan Assmann. Der teils rücksichtslose Wettbewerb um Wählerstimmen zwischen den demokratischen Parteien und ihre fehlende Konsensbereitschaft könne langfristig dazu führen, dass radikale Kräfte die Demokratie als Ganze aushebeln. Während Gemeinwohl ein Anliegen sei, das alle in einer kleineren oder größeren Gruppe betreffe, handele es sich bei Gemeinsinn um eine Fähigkeit, die einzelnen Menschen zugesprochen wird.
Die beiden Kulturwissenschaftler bestimmen neu, was Gemeinsinn sein kann und leiten dies aus der Philosophiegeschichte ab. Sie beschäftigen sich mit Schlüsselbegriffen wie Solidarität, Brüderlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Empathie und Respekt und setzen sich mit unterschiedlichen Menschenbildern und Beziehungsstrukturen innerhalb und außerhalb Europas auseinander. Zivilgesellschaftliche Maßnahmen, die von Gemeinsinn angeleitet werden, sind für sie beispielsweise das Engagement für Bedürftige durch die Tafeln, für die Umwelt durch gemeinsame Aufräum- oder Protestaktionen und für die Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen wie die „Stolpersteine“.