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Editorial | Deutschland 1933 | bpb.de

Deutschland 1933 Editorial Die Krise der Welt - 1933 und 2023 1923 als Schlüsseljahr für 1933? Ausnahmerecht, Gewalt und Selbstgleichschaltung. Die "Machtergreifung" der NSDAP 1933 "Alles erstirbt in Angst". Deutsche Juden im ersten Jahr der NS-Herrschaft 1933 in globalgeschichtlicher Perspektive Der Aufschwung der Anderen. Weimars ökonomische Krisenherde und der Aufstieg des Nationalsozialismus Medien und Propaganda 1933

Editorial

Johannes Piepenbrink

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Vor 90 Jahren endete die erste deutsche Demokratie: Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die Erwartung, er und die NSDAP würden sich als Teil einer nationalkonservativen Koalitionsregierung "einrahmen" und kontrollieren lassen, erwies sich als fatale Illusion: Binnen weniger Monate wurden die Koalitionspartner entmachtet, alle Grundpfeiler einer demokratischen Verfassungsordnung geschleift und die Errichtung einer völkischen Führerdiktatur eingeleitet. Politische Gegner wurden von Beginn an gewaltsam bekämpft und wie Angehörige von Gruppen, die nicht der "Volksgemeinschaft" zugerechnet wurden, gnadenlos ausgeschlossen, verfolgt und ermordet.

Mit welcher Geschwindigkeit Bürgerrechte und demokratische Prinzipien ausgehebelt werden konnten, erstaunt und erschreckt bis heute. Die Nationalsozialisten hatten sich nicht an die Macht putschen müssen, sondern sie friedlich übergeben bekommen. Zudem konnten sie sich der Unterstützung breiter Bevölkerungsteile gewiss sein: Aus beiden Reichstagswahlen 1932 war die NSDAP als stärkste Partei hervorgegangen. Nachdem Hitlers Putschversuch 1923 frühzeitig gescheitert war, erwies sich die "Legalitätsstrategie" der Nationalsozialisten als erfolgreich. Das verhasste "System" hatten sie von innen heraus zerstören können.

Einige Zeitgenossen erkannten früh die Gefahr, die von Hitler und seinen Getreuen ausging – dies spiegelt sich auch in den Karikaturen aus dem Frühjahr 1933, die diese Ausgabe durchziehen. Viele aber blendeten sie aus oder nahmen sie angesichts der existenziellen Krisen, die die rechtsextremen Verfassungsfeinde zu lösen versprachen, billigend in Kauf. Eines, so der Historiker Ian Kershaw, stand jedoch schon bald fest: "Nach dem 30. Januar 1933 sollte Deutschland nie mehr so sein wie vorher."