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Literatur im Nationalsozialismus: Überblick Werke und Autoren | Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg | bpb.de

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Literatur im Nationalsozialismus: Überblick Werke und Autoren

J.W. Aust Thomas Aust J.W. Aust / Thomas Aust

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Viele der nichtfaschistischen, in Deutschland verbliebenen Schriftsteller waren nicht bereit, sich auf die verordnete literarische Linie des Regimes festlegen zu lassen. Ihnen blieb nur der Weg in die "Innere Migration".

Der deutsche Autor und Bruder des Literatur-Nobelpreisträgers Thomas Mann, Heinrich Mann (links), mit seiner Ehefrau Nelly bei ihrer Einreise in die USA 1940. (© AP)

Faschistische und profaschistische Literatur

Im Mittelpunkt dieser Literatur standen, wie auf der im "Dritten Reich" alljährlich stattfindenden und in Weimar eröffneten "Woche des deutschen Buches" von Goebbels wiederholt verkündet, "Buch und Schwert". Diese Schriftsteller propagierten in ihren Werken die NS-Ideologie, wollten mit Führerkult, Rassenhass, insbesondere gegen Juden, der Vermittlung nationaler Überheblichkeit, der Idee einer"Volksgemeinschaft", Blut-und-Boden-Mystik und Antikommunismus durch ihre Literatur das deutsche Volk bereit machen für den kommenden Angriffskrieg. Wie von den NS-Führern für die Propaganda gefordert, sollte auch der Inhalt ihrer Werke und die dort verwendete Sprache einfach und unkompliziert, einprägsam und verständlich sein. Der "heroische", "heldische" Mensch stand als positiver Held, als Vorbild, im Mittelpunkt. Der Leser sollte sich an ihm begeistern, sich mit diesem identifizieren. Und der Held musste ein deutscher oder ein germanischer Typ sein. Hanns Johst, der führende dieser Schriftsteller, kam dem in seinem Schauspiel "Schlageter" nach, ebenso Eberhard Wolfgang Möller mit seinem "Frankenburger Würfelspiel".

Gleiches, dann auch in einer "völkischen" Bearbeitung historischer Stoffe, ist für die epischen Werke von Ernst Guido Kolbenheyer ("Deutsches Bekenntnis. Unser Leben"), Hans Friedrich Blunck ("Wolter von Plettenberg"), Otto Gmelin ("Konradin reitet"), Hjalmar Kutzleb ("Der erste Deutsche") und Mirko Jelusich ("Der Traum vom Reich") zu sagen. Neben mehr oder weniger offener Glorifizierung Hitlers und seines Aufstiegs, eingearbeitet in die literarischen Stoffe, wie bei Hanns Johst mit der Widmung zu seinem Schauspiel "Schlageter", standen Werke mit einem primitiven Antisemitismus wie Friedrich Sieburg in "Es werde Deutschland".

Das bäuerliche Leben im Sinne der NS-Mystik sowie in Verbindung mit der Forderung nach der Eroberung neuen Landes, entsprechend der "Volk-ohne-Raum"-Theorie, gestalteten mit Romanen und Erzählungen Hermann Stehr ("Das Geschlecht der Maechler"), Emil Strauß ("Lebenstanz") und Hans Grimm ("Lüderitzland"). Grimm war es auch, der 1926 den Roman "Volk ohne Raum" geschrieben hatte.

Romane, Erzählungen, Novellen und Kurzgeschichten zur Verherrlichung des Krieges und des "Heldentodes" schufen z. B. Edwin Erich Dwinger ("Panzerführer"), Hans Zöberlein ("Stoßtrupp 1917") und Heinrich Zerkaulen ("Jugend von Langemarck"). Solchen Forderungen schlossen sich auch einige auslandsdeutsche Schriftsteller an. Als einer ihrer Vertreter soll hier der sudetendeutsche Schriftsteller Gottfried Rothacker ("Das Dorf an der Grenze") genannt werden. Andere Autoren, wie Hanns Johst ("Die Begegnung", gemeinsam veröffentlicht mit "Mutter ohne Tod") waren bemüht mit Novellen und Erzählungen die Idee von der Volksgemeinschaft, Rassentheorie und Blut-und-Boden-Mystik ihren Lesern zu vermitteln.

Die NS-Lyrik sollte zum einen Grundlage der Lieder der NS-"Bewegung" sein, war ansonsten von der "Einfachheit" (Goebbels über HJ-Lieder: "etwas flach".), von der Brutalität der dort verwendeten Sprache, aber auch von romantisierender Hitler-Verehrung geprägt. Vertreter dieser NS-Lyriker waren unter anderem Heinrich Anacker ("Die Trommel") und Herybert Menzel ("Deutschland heiliges Deutschland").

Einige deutsche Schriftsteller, die nicht der NS-Bewegung angehörten, wurden von den Machthabern gefördert. Dies geschah, weil sie, wie Frank Thieß, öffentlich der NS-Idee gehuldigt und sich mit ihr solidarisiert hatten (im Vorwort zur Sonderausgabe seines Romans "Der Leibhaftige", 1933) oder weil man ihre Literatur für die Durchsetzung der faschistischen Ideen für ungefährlich hielt, wie bei Gertrud Freiin von Le Fort, die Faschismus und Krieg als göttliche Schickung und damit als unvermeidlich bekundete. Wenn, wie bei Hanns Johsts "Propheten", dessen frühe Werke dem von den NS bekämpften Expressionismus zugerechnet werden mussten, doch einmal ein Buch oder Drama eines NS- bzw. NS-nahen Schriftstellers verboten bzw. ein Drama abgesetzt wurde (wie Johsts "Einsamer"), hatte das für die schriftstellerische (bei Johst auch für die politische) Betätigung des Betroffenen zumeist keine weiteren Folgen. Er durfte weiter schreiben und veröffentlichen.

Widerstand

Gegen die Terrormaßnahmen des NS-Regimes, gegen seine Kunst- und Kulturfeindlichkeit, gegen seine Kriegsvorbereitungen und Kriege regte sich von Beginn an heftiger Widerstand der antifaschistischen Schriftsteller. Sie waren nicht davon überzeugt, dass die Nazis die errungene Macht, wenn sie abgewirtschaftet hatten, wieder hergeben würden. Eine wesentliche Erkenntnis bereits ihrer ersten Kämpfe gegen das NS-Regime war, dass nur durch das einheitliche, solidarische Handeln aller Hitlergegner eine Chance bestand, die Nazidiktatur zu beseitigen. In diesem Sinne handelten Dichter, wie Heinrich Mann, der sich im Februar 1933 öffentlich für eine antifaschistische Einheitsfront einsetzte.

In Deutschland verleumdet von den Führern und Gefolgsleuten des Regimes, die ihnen neben Besitz und Geld, Verträgen mit Verlagen und Buchhonoraren auch die deutsche Staatsbürgerschaft nahmen, organisierten die Exilierten den Widerstand, sowohl über illegal verbreitete Schriften nach Deutschland hinein, als auch in der Mobilisierung der Weltöffentlichkeit. Unterstützt von Schriftstellerkollegen aus anderen Ländern, wie Romain Rolland und H. G. Wells, erhoben sie ihre Anklagen auf den Sitzungen des internationalen PEN-Clubs, wie auf der 11. Jahreshauptversammlung, am 27. Mai 1933 in Dubrovnik.

In Deutschland verbotene Zeitschriften, wie die "AIZ" und die "Weltbühne" wurden im Ausland, in Prag beziehungsweise in Paris, bereits 1933 neu gegründet. Ihre Bücher wurden verlegt in Verlagen, die sich wieder-, wie der Malik-Verlag in Prag, oder neu gründeten. Neue Zeitschriften zur Verbreitung ihrer Werke entstanden. Als Beispiele seien genannt: am 1. September 1933 in Amsterdam die Monatszeitschrift "Die Sammlung", herausgegeben von Klaus Mann, unter Mitarbeit von Heinrich Mann und am 15. September 1933 in Prag die Monatszeitschrift "Neue deutsche Blätter" durch Wieland Herzfelde, Oskar Maria Graf, Anna Seghers und Jan Petersen. Schriftsteller, die in Deutschland verblieben waren, sich der Verhaftung entziehen konnten, organisierten sich im in der Illegalität neugegründeten Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS). Vorsitzender der Berliner Gruppe des BPRS war Hans Schwalm, der unter seinem Decknamen "Jan Petersen" 1934 das von ihm in Deutschland geschriebene Buch über die Jahre 1933-1934 in ihrer Auswirkung auf die einfachen Menschen unter dem Titel "Unsere Straße" im Ausland veröffentlichte. Sein Nachfolger als Leiter der Berliner Gruppe des Bundes, ab 1935, wurde Kurt Steffen. Als die Nazis die antifaschistischen Schriftsteller 1936 durch die Gestapo verhaften konnten, wurden am 7.Oktober 1936 Kurt Steffen, Willi Specht und Hans Eckel zu jeweils fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Auf Grund der Überwachungs- und Terrormaßnahmen des Regimes war es den Schriftstellern nur zeitlich begrenzt möglich, erfolgreich in Deutschland selbst im Sinne ihrer antifaschistischen Überzeugung zu wirken. Neben Flugblättern geschah dies durch die am 1. August 1933 erstmals von Jan Petersen, Günther Weisenborn und anderen illegal in Berlin herausgegebene Zeitschrift des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, "Stich und Hieb".

Gegen die von den Nazis betriebene Politik der "Entchristlichung Deutschlands" kämpften katholische und evangelische Christen wie Werner Bergengruen, Ernst Wiechert und Dietrich Bonhoeffer, letztere in der Widerstand leistenden "Bekennenden Kirche".

Bedeutung für die Wirksamkeit der antifaschistischen deutschen Schriftsteller im Ausland hatten auch die von deutschen Literaten mit organisierten "Internationalen Schriftstellerkongresse zur Verteidigung der Kultur", die 1935 und 1938 in Paris sowie 1937 in Madrid stattfanden. Dichter, wie Bertolt Brecht, stellten dort mit ihren Reden ihre antifaschistisch-humanistische Gesinnung klar, warnten vor dem neuen Weltkrieg als der Folge der Innen- und Außenpolitik Hitlers, verurteilten die Verfolgung der Juden und Hitlergegner in Deutschland, riefen zur Solidarität mit den in den KZs gequälten Antifaschisten auf, mobilisierten die Weltöffentlichkeit, vor allem durch die Zeitungs- und Rundfunkberichte von diesen Veranstaltungen. Die Bedeutung ihres Kampfes, auch in ihrer Wirkung nach Deutschland hinein, zeigte u. a. Hitlers wütende Drohung an die Adresse der antifaschistischen Künstler und Schriftsteller bei seiner Rede zur Eröffnung des "Hauses der Deutschen Kunst" am 19.7.1937 in München: "Wir werden von jetzt ab einen unerbittlichen Säuberungskrieg führen gegen die letzten Elemente unserer Kulturzersetzung ..."

Der antifaschistische Kampf deutscher Schriftsteller ging aber weit über das geschriebene Wort hinaus: Durch ihr Auftreten mit Bücherlesung, Reden und Rezitationen in Massenveranstaltungen im Saarland versuchten sie, dessen Anschluss an Deutschland zu verhindern und so der faschistischen Kriegsvorbereitung zu begegnen. Schriftsteller wie Erich Weinert kämpften im Spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschismus. Einer von ihnen, Ludwig Renn, deutscher Offizier des I .Weltkrieges, war einer der militärischen Führer der 11. Internationalen Brigade.

Um das Pariser Tagungshotel "Lutetia" organisierte sich unter der Führung Heinrich Manns eine überparteiliche Gruppe deutscher Exilanten. Ziel des "Lutetia-Kreises" war die Schaffung einer "Volksfront" zur Vernichtung des NS-Regimes. Die Mehrheit der Emigranten waren Parteilose und Mitglieder von bürgerlichen Parteien. Die "Volksfront" sollte eine überparteiliche Alternative zum NS-Regierungssystem in Deutschland entwickeln.

Durch die Machtpolitik des deutschen Faschismus und seine Entfesselung des Zweiten Weltkrieges mussten die antifaschistischen deutschen Schriftsteller immer wieder ein neues, ihnen Schutz gebendes Exilland suchen. Nach der Zerstörung der CSR und dem "Anschluss" Österreichs gingen viele Schriftsteller nach Paris, und dann, nach der faschistischen Besetzung Frankreichs, führte sie ihr Fluchtweg in die USA, nach England, in die Sowjetunion und nach Mexiko, das sehr viele der Verfolgten aufnahm. Dadurch wurde die Arbeit der Schriftsteller wochenlang unterbrochen und nicht jeder schaffte es, das neue Asyl zu erreichen. Und nicht jeder konnte die Bedrückung, die er angesichts der scheinbaren Stabilität des NS-Regimes empfand, aber auch die täglichen Sorgen und Nöte des Existenzkampfes in einem fremden Land, mit einer fremden Sprache und ohne Verbindung zu seinen Lesern, manchmal auch ohne Kontakt zu anderen Exilierten und deren Verständnis und Solidarität durchstehen.

So nannte der Schriftsteller Günther Weisenborn, selbst ein Verfolgter der NS-Diktatur, in seiner Dokumentation "Der lautlose Aufstand" neben 36 Schriftstellern, die dem NS-Regime in Deutschland zum Opfer fielen (unter ihnen Erich Knauf, der Textdichter von "Heimat, Deine Sterne") auch die Namen von 42 ins Exil vertriebenen deutschen Dichtern, die dort starben oder durch Freitod aus dem Leben schieden. Aber nicht wenigen unter den Vertriebenen gelang es, wieder Verbindung zu Gleichgesinnten herzustellen und den Kampf gegen Hitler fortzusetzen.

Literatur im Widerstand und im Exil

Die antifaschistische Literatur setzte das kulturelle Erbe der humanistischen deutschen Literatur fort. Krieg und Faschismus wurden bekämpft, aus christlich-humanistischer Überzeugung, wie bei Franz Werfel, der in seinem Roman, "Die 40 Tage des Musa Dagh" schilderte, wie die Menschlichkeit trotz unsäglicher Leiden der Helden über die Unmenschlichkeit siegt und so eine ethnische Säuberung verhindert wird.

Andere, wie Stefan Zweig, bekämpften Krieg und Gewalt mit ihren Werken, setzten sich, wie er das in seiner Schrift "Die Welt von gestern. Erinnerungen eines Europäers" darstellte, für eine humanistische Gesellschaftsordnung ein. Ähnliche Positionen vertraten Alfred Döblin, Joseph Roth, Albrecht Schaeffer und Annette Kolb. Dichter, wie Robert Neumann setzten sich mit den entsetzlichen Folgen des Antisemitismus auseinander, bei gleichzeitiger Würdigung der jüdischen Kultur. Rene Schickele und Fritz von Unruh sollen hier beispielhaft genannt sein für die Schriftsteller, die aus pazifistischer, demokratisch-humanistischer Gesinnung mit ihren Werken sich der nazistischen Ideologie und Kriegsverherrlichung widersetzten ("Europa erwache!" von Fritz von Unruh aus dem Jahre 1936).

Eine sozialistische Alternative zum Faschismus wollten Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Anna Seghers, Paul Zech und Oskar Maria Graf mit ihren Werken deutlich machen. Brecht schrieb in diesen Jahren Dramen, wie "Das Verhör des Lukullus", "Mutter Courage", "Leben des Gallilei" sowie "Die Gewehre der Frau Carrar" (In letzterem begründete er am Beispiel einer Episode aus dem Spanischen Bürgerkrieg die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes gegen den Faschismus). Die großen Humanisten Thomas Mann und Heinrich Mann gestalteten ihre Ideale in Romanen, wie "Lotte in Weimar" sowie den beiden Romanen über den König "Henri Quatre", dabei in ihrer humanistisch-realistischen Umsetzung im offenen Gegensatz zu den "Übermenschen" wie sie in der NS-Literatur vorkamen.

Friedrich Wolf schuf mit dem Drama "Proffessor Mamlock" ein Werk, mit dem er seine Überzeugung darstellte, dass es sich beim Kampf gegen den Faschismus nicht um eine Rassen- sondern um eine politische Auseinandersetzung handele und dass der Faschismus unbedingt in der Einheit aller Hitlergegner bekämpft werden muss. Anna Seghers Roman "Das siebte Kreuz" ist die Geschichte eines erfolgreichen KZ-Ausbruchs. Erfolgreich vor allem deshalb, weil der Held, Georg Heisler, die Solidarität vieler Unpolitischer erfährt, die in der Bewährung sich zur Hilfe und damit für humanistisches Handeln entscheiden. Dieser Roman erlangte nach seiner Übersetzung ins Englische schon vor 1945 vor allem in den USA große Verbreitung.

Erich Weinert und Johannes R. Becher setzten sich mit satirisch-kritischen und realistischen Gedichten mit der NS-Wirklichkeit auseinander. Sie gingen dabei auf politische Ereignisse, wie den Reichstagsbrand, Morde an Antifaschisten und die Verbrechen der Nazis ein (z. B. "Die Bänkelballade vom Kaiser Nero" von Erich Weinert sowie "Kinderschuhe aus Lublin" von Johannes R. Becher). Aus humanistischer Gesinnung erwuchs die Feindschaft zum Faschismus und dessen Unmenschlichkeit, die Carl Zuckmayer in seinen Werken, wie "Des Teufels General", mit großem Realismus umsetzte.

Literatur der "Inneren Emigration"

Viele der nichtfaschistischen, in Deutschland verbliebenen Schriftsteller waren nicht bereit, sich auf die verordnete literarische Linie des Regimes festlegen zu lassen. Sie zogen sich in ihrer Literatur auf die Gestaltung der "ewigen Werte", die Schönheit in Natur und Landschaft, aber auch auf eine realistische Darstellung des Alltagslebens der einfachen Menschen (wie z. B. Hans Fallada in seinen sozialkritischen Romanen) zurück.

Dies kam in den Werken zum Beispiel der Schriftsteller Georg Britting ("Die kleine Welt am Strom"), Hermann Claudius ("Jeden Morgen geht die Sonne auf"), Hermann Kasack ("Der Strom der Welt") und Wilhelm Lehmann ("Der grüne Gott") zum Ausdruck. Werner Bergengruen (der aus der "Inneren Emigration" zum christlichen Widerstand fand) wurde nach seinem 1936 erfolgten Übertritt zum Katholizismus im Jahre 1937 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, da er konsequent seine christlichen Überzeugungen gegen die verordnete faschistische Ideologie setzte.

Seine "dies irae" (übersetzt: Tage des Zorns) wurden 1945 illegal vertrieben. Ebenso wie er setzten Mitglieder der "Bekennenden Kirche", wie Manfred Hausmann ("Einer muß wachen"), Rudolf Alexander Schröder ("Ein Lobgesang") und Otto Freiherr von Taube ("Reformation und Revolution") das von ihnen vertretene christliche Menschenbild in ihren Aufsätzen, Erzählungen, Novellen und Gedichten gegen das faschistische Bild vom Menschen. Andere schrieben ausschließlich von der Natur, wie Hans Leifhelm ("Gesänge der Erde") und Oskar Loerke ("Der Silberdistelwald").

Fussnoten

Fußnoten

  1. "Die Tagebücher des Joseph Goebbels”, herausgegeben von Elke Fröhlich, K. G. Saur München, 1998 - 2006, hier Bd. 3/II, S. 181.

  2. Rede Hitlers vom 19.7.1937, auszugsweise abgedruckt in: "Große Geschichte des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs. Der Staat Adolf Hitlers", Naturalis Verlag, München/Köln, 1989, S. 108ff. (So auch zitiert in: "Schweriner Volkszeitung" vom 19.7.2007.)

Weitere Inhalte

ist Diplom-Lehrer für Geschichte und Deutsch und war in der DDR als Lehrer tätig. Forschungsschwerpunkt ist die Zeit des Nationalsozialismus mit besonderem Blick auf den kirchlichen Widerstand.

studiert Rechtswissenschaft an der Universität Heidelberg.