Agentenfilme aus der Ära des Kalten Krieges gleichen aus heutiger Sicht einem schillernden Vexierbild: Action, Spannung, schöne Frauen und technische Spielereien vermischen sich stilbildend zu einem furiosen cineastischen Genre-Cocktail, der in Gestalt manches desillusionierten Helden allerdings auch Raum für nachdenklichere Töne gewährt.
Als Dokumente des Zeitgeists zeigen die Spionagefilm-Produktionen von einst eine Welt der ideologischen Grabenkämpfe und der Bedrohung durch die Atombombe. In Zeiten von al-Qaida, WikiLeaks und dem iranischen Nuklearprogramm sind sie damit auch heute, ein halbes Jahrhundert später, bedrückend aktuell. Die Filmreihe "The Celluloid Curtain" dokumentiert die ungebrochene Faszinationskraft eines historischen Genres zwischen Popkultur und Propaganda.

Über die Filmreihe
"The Celluloid Curtain" - Spionagefilme aus der Ära des Kalten Krieges
Vom 1. bis 22. Juni 2011 präsentierte die Bundeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit dem Zeughauskino und dem Goethe-Institut London die internationale Spionage-Filmreihe "The Celluloid Curtain" in Berlin.

Kuratorentext
The Celluloid Curtain – Europe´s Cold War in Film
Der vom US-amerikanischen Publizisten Walter Lippmann 1947 geprägte Begriff des "Kalten Krieges" ("Cold War") beschreibt den bedrohlichen Konflikt, den das Gegenüber zweier mächtiger politischer Systeme entfachte und der 1961 im Bau der Berliner Mauer kulminierte. Entsprechende Spuren finden sich auch in der Filmgeschichte.

Begrüßungsrede von Thomas Krüger
Im Bannkreis der Spione
Vom spannenden Thriller bis zur skurrilen Groteske und vom packenden Actionspektakel bis zum nachdenklichen Drama werden in der Filmreihe "The Celluloid Curtain. Europe's Cold War in Film" sehenswerte Vertreter des Genres nach langer Zeit wieder auf der großen Kinoleinwand gezeigt.

Christoph Classen
Kalter Krieg im Kino: Zur Konjunktur des Agentenfilms in den 1960er-Jahren und ihren Voraussetzungen
Die bemerkenswerte Karriere, die das Spionage-Genre seit dem späten 19. Jahrhundert erlebt, geht mit zwei Entwicklungen einher, die eng miteinander verbunden sind: der Einbeziehung immer größerer Teile der Bevölkerung in politische Diskurse einerseits und dem Aufstieg der populären Massenmedien andererseits.

Die gestohlene Bombe
Auf einer Wiese pflückt ein junger Mann im Anzug Blumen. Plötzlich taucht ein Kriegsbataillon auf, inklusive Hubschrauber. Unser Held – ohne Namen, ohne Vergangenheit, ohne Mission – ist eindeutig der falsche Mann am falschen Ort.

Foto Haber
Frisch aus der Haft entlassen, folgt Gábor Csiky dem Tipp eines Mithäftlings und stellt sich beim Fotografen Háber vor. Hinter dessen Laden, Fotó Háber, verbirgt sich die wichtigste Filiale eines Spionagerings.

Sechs Pistolen jagen Professor Z
Als in den 1960er-Jahren überall in Europa junge Filmemacher zu neuen künstlerischen Ufern aufbrachen, geriet die Kinowirtschaft ins Trudeln. Neue kommerzielle Konzepte mussten her.

Begegnung mit einem Spion
Zu Beginn das Meer, ein U-Boot, verdächtiges Treiben im Halbdunkel – ein mysteriöser Mann fliegt mit einem Ballon in Polen ein. Nach seiner Landung tötet er eiskalt den ersten Zeugen seiner Ankunft. Doch längst wurde sein Eindringen von den polnischen Sicherheitsorganen bemerkt: Die Jagd beginnt.

Smyk - Dem Abgrund entgegen
Der tschechoslowakische Einwanderer František Král erleidet einen schweren Autounfall in Westberlin. Ein westlicher Nachrichtendienst ergreift die Gelegenheit, verpasst ihm ein neues Gesicht und schult den an Teilamnesie Leidenden als Spion.

Die 1.000 Augen des Dr. Mabuse
Fritz Langs visionäre Prognose des Siegeszugs der Überwachungskamera: Eine Reinkarnation des legendären Dr. Mabuse macht sich die optischen Spionage-Einheiten eines in der Nazizeit gebauten Hotels zunutze.

Eva Horn
Die Wahrheit der Fiktion: Spionagefilme und politische Wirklichkeit
Gerade weil sie den Anspruch von Historikern oder Journalisten aufgibt, die eine historische Wahrheit über ein Ereignis erkunden zu können, ist Fiktion besser als alle anderen Diskursformen geeignet, von Geheimnissen zu sprechen, ihre Form zu erläutern, ohne diese Geheimnisse endgültig lüften zu können oder zu wollen.

Podiumsdiskussion
The Spy Who Came in from the Past
Als Dokumente des Zeitgeists zeigen Spionagefilme eine Welt der ideologischen Grabenkämpfe und der Bedrohung durch die Atombombe. Heute, in Zeiten von al-Qaida, WikiLeaks und dem iranischen Nuklearprogramm, sind diese Bilder bedrückend aktuell. Eine prominent besetzte Podiumsdiskussion zum Thema liefert interessante Denkanstöße.
Dossier
Der Filmkanon
Auf Initiative der Bundeszentrale für politische Bildung wurden 35 bedeutende Werke der Filmgeschichte zusammengestellt. Ziel war es, für das Medium Film zu sensibilisieren und der filmschulischen Bildung in Deutschland Auftrieb zu geben.
Film als Teil schulischer Bildung
Programm
Die Tagung gliederte sich in drei Sektionen, die in thematisch verbundenen Vorträgen und Workshops jeweils einen Aspekt der Filmbildung in der Schule im Detail behandelten. Im Mittelpunkt der ersten Sektion stand die Auseinandersetzung mit dem Filmkanon der Bundeszentrale für politische Bildung sowie Möglichkeiten, mittels der Kanonfilme Filmgeschichte im Unterricht zu vermitteln. Die zweite Sektion fragte nach Methoden, filmische Techniken zu behandeln. Die dritte Sektion schließlich konzentrierte sich auf Filmästhetik und wie diese in verschiedene Fächer eingebunden werden kann.
Geschichte und Erinnerung
Wird die DDR-Diktatur verharmlost? Und warum begann die intensive Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit erst so spät? Die Deutung von Geschichte ist oft umstritten - und nicht selten ein Politikum.