Zirkulieren plus Zahlen
Das Internet ermöglicht die freie Zirkulation von Angeboten, die in den alten Medien kaum Gehör gefunden hätten. Die Frage ist nur: Wie werden ihre Macher entlohnt? Volker Grassmuck stellt einige Modelle vor.
In einem Satz: Was ist Open Source?
In einem Satz?Dann in zwei Sätzen.
Open Source ist ein Begriff, den Eric Raymond als Gegenmodell zum Begriff "freie Software" in die Welt gesetzt hat, weil er der Ansicht war, dass das Wort "frei" ein "four-letter-word", also ein "böses" Wort ist, das Leute aus der Wirtschaft abschreckt.Kurz gesagt: Bei der freien Software steht die Freiheit im Vordergrund, bei Open Source steht das Entwicklungsmodell im Vordergrund. Es bezieht ganz viele Leute mit ein, während ein geschlossenes Modell auf kleinen Gruppen beruht. Kleine Gruppen entwickeln die Software, kleine Gruppen testen sie, und in dem Augenblick, in dem die Software an die Kunden geht, befindet sie sich im Beta-Stadium, und diejenigen, die sie gekauft haben, bezahlen für einen kostenlosen Betatest, den sie an der Software durchführen.
Bei der freien Software ist es letztlich nicht anders. Es ist eine grundlegende Eigenschaft von Software, dass sie so komplex ist, dass sie in unterschiedlichsten Ablaufumgebungen, Software- und Hardware-Konstellationen Phänomene hervorbringt, die vorher nicht vollständig abzusehen und zu testen sind. Das wird mit dem Satz beschrieben: "Wenn nur genug Augen auf ein Problem schauen, ist es ein einfaches, flaches Problem."[1] Und um genau diese vielen Augen zu mobilisieren, dafür ist das Modell der freien Software ideal geeignet. Einfach, weil Leute engagiert dabei sind.
Bei einem gekauften Produkt, das nicht funktioniert, rufe ich den Service an oder schicke eine E-Mail, kriege keine Antwort oder eine Standardantwort, möglicherweise kostet der Support noch extra – da überlege ich mir, ob ich nicht einfach mit dem defekten Produkt weiterarbeite.
In der freien Software ist es anders: Sie ist Community-gestützt. Wenn ich etwas zurückgebe, schauen sich Leute das tatsächlich an und nehmen es nicht als eine Zumutung von Kunden, sondern als eine Bereicherung, dass sie auf diese Weise auf Probleme hingewiesen werden, weil sie nur so diese Probleme auch beheben können. Dieser Feedback-Loop funktioniert, weil alles frei und Community-gestützt ist.