bpb.de: Frau Schmucker, vor allem US-Präsident Donald Trump setzt zunehmend auf bilaterale Abkommen – nicht nur bei Zollfragen. Auch will er dieses Jahr keine Delegation nach Johannesburg schicken. Wie wichtig sind Formate wie die G20 noch für den Welthandel und andere internationale Bereiche?
Claudia Schmucker: Grundsätzlich ist es wichtig, dass es das G20-Format gibt. Die G7 werden oft nur als Format des Westens angesehen. Bei G20-Treffen kommen dagegen Vertreter des Westens sowie der sogenannten Schwellenländer zusammen. Dort können wichtige Themen am Rande des Gipfels in bilateralen Treffen besprochen oder auf die Agenda gesetzt werden. Das darf nicht unterschätzt werden. Allerdings handelt es sich um ein informelles Format – es gibt kein festes Regelwerk. Das sind alles Absprachen zwischen den Staaten. Das Format ist daher von der Kooperationsbereitschaft der Staaten abhängig. Mit den
So funktioniert die G20
Die
Aufgrund der im Sommer 2007 einsetzenden weltweiten
Die G20 ist informeller Natur. Sie ist keine internationale Organisation, hat anders als etwa die
Eine Maßnahme, um die Beteiligung weiterer Gruppen zu ermöglichen, sind Engagementgruppen der G20. Das sind offizielle Dialog- und Beteiligungsformate, die Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Forschung und weiteren nichtstaatlichen Akteuren zusammenbringen, um die Arbeit und Entscheidungen der G20 mitzugestalten. Diese Gruppen erarbeiten eigenständig Positionspapiere und Handlungsempfehlungen zu den Themen der G20-Agenda und bringen diese in die Verhandlungen der Staats- und Regierungschefs ein. Zu den Bekanntesten gehören etwa W20 (Women 20), mit Fokus auf Frauenrechte und wirtschaftliche Gleichstellung oder C20 (Civil 20), wo zivilgesellschaftliche Organisationen gesellschaftliche Anliegen und Demokratiefragen einbringen.
Der G20 gehören 19 Staaten, die EU und seit 2023 auch die AU an. Neben den G-7-Staaten (USA, Deutschland, Japan, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Italien) sind Argentinien, Australien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea und die Türkei Mitglied des Formats. Damit machen die G20 rund zwei Drittel der Weltbevölkerung und 85 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.
bpb.de: Aber in der Praxis geht China doch auch oft den Weg, mit den Staaten direkte Abkommen zu schließen.
Ja. Aber es gibt diverse Themen, die China gerne auf plurilateraler Ebene angeht – etwa Finanzmarktreformen oder Reformen multiliteraler Organisationen. Wenn es seine Interessen nicht nur als einzelnes Land, sondern mit einer Gruppe von Entwicklungs- und Schwellenländern voranbringen kann, ist das aus Sicht Pekings gut. China nutzt zwar in bilateralen Verhandlungen auch Druck,