Die Erfahrung zeigt, dass die Beschäftigung mit historischen Themen intensiver und bewusster erfolgt, wenn ergebnisorientiert gearbeitet wird. Ein solches Ergebnis kann eine Schülerausstellung sein.
Schülerausstellungen Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung
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Durch die Gestaltung eigener Ausstellungen können Schülerinnen und Schüler ergebnisorientiert lernen. Zusätzliche Motivation bringt die Öffentlichkeit einer Schülerausstellung. Dieser Text gib Hinweise und Informationen zur Vorbereitung und Durchführung.
Bei dieser Form der Projektarbeit können Schülerinnen und Schüler selbst recherchieren und die eigenen Erkenntnisse verarbeiten - also durch Erfahrungen lernen. Motivierend wirkt auch die spätere "Öffentlichkeit" der Ausstellung, da jeder einzelne Beitrag in ein für jeden sichtbares Ganzes einfließen muss. Wie kann der Weg dorthin aussehen?
Vorbereitung
Nicht jedes Projektthema eignet sich für eine Schülerausstellung. Anlässe und Themen für eine längerfristige Schülerarbeit bieten oft bevorstehende Jahrestage historischer Ereignisse, Wettbewerbe zur historisch-politischen Bildung oder auch Kooperationen verschiedener Bildungsträger. Lehrende sollten ausreichend Zeit für Schülerausstellungen einplanen. Diese müssen gründlich vorbereitet werden und erfordern eine längere Durchführungsphase.
Schon zu Beginn der Arbeit an einer Ausstellung sollte überlegt werden, in welchen Räumen und mit welchen technischen Möglichkeiten die Ausstellung präsentiert werden soll. Ist "nur" der Klassenraum geplant, wird sicherlich Packpapier oder Pappe die Grundlage der Ausstellungstafeln bilden.
InfoMethodensteckbrief
Teilnehmerzahl: 12-25 (bis zu Klassenstärke)
Altersstufe: 9.-12. Jahrgangsstufe
Zeitbedarf: 6-9 Monate, mindestens eine Wochenstunde
Preis: (ohne Projektfahrten) Je nach Material 100-900 Euro
Benötigte Ausstattung: Standard-Schulausstattung
Gibt es die Möglichkeit, das Foyer der Schule oder eines Hotels zu nutzen beziehungsweise einen Raum zu mieten, können zum Beispiel Stellwände genutzt und auch Vitrinen (eventuell von örtlichen Museen zu leihen) in die Ausstellung einbezogen werden. In denen können beispielsweise persönliche Dokumente, Fotos oder Bücher gezeigt werden.
Vorkenntnisse
Das Niveau einer Ausstellung ist immer abhängig von der Klassenstufe, die sie erarbeiten will beziehungsweise soll. Prinzipiell sind Schülerausstellungen in jedem Alter möglich. Empfehlenswert erscheint die Erstellung einer Ausstellung ab Klasse 9, da eine so komplexe Arbeit historische Grundkenntnisse voraussetzt.
Haben die Schülerinnen und Schüler das entsprechende Grundwissen vor dem Beginn der Projektarbeit durch den Fachunterricht noch nicht, muss dies für die erste Arbeitsphase eingeplant werden. Dies ist besonders dann wichtig, wenn sich Fächer wie Deutsch, Musik oder Kunst Themen aus der Zeit des Nationalsozialismus zuwenden, bevor dieser im Geschichtsunterricht behandelt wurde. Die Erstellung einer Ausstellung bietet gute Möglichkeiten, Spezialkenntnisse zu erlangen und einen fächerübergreifenden Unterricht durchzuführen.
Gruppenzusammensetzung
Eine Ausstellung zu erstellen, erfordert die Arbeit sowohl in der ganzen Klasse als auch in Kleingruppen. Damit trägt diese Form der Projektarbeit neben der Erweiterung der Sachkompetenz auch zur Förderung der sozialen Kompetenz bei. Die Zusammensetzung der Kleingruppen sollte die Lehrerin oder der Lehrer in der Vorbereitungsphase bedenken.
Überlegungen zu den Arbeitsformen
Vor Beginn der inhaltlichen Arbeit sollte die Lehrkraft die Arbeitsformen zusammenstellen, die sich für das entsprechende Thema anbieten.
Ist es möglich, mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu arbeiten, sollte die ausführliche Vorbereitung und Nachbereitung eines solchen Gesprächs eingeplant werden. Dazu gehört neben der Wiederholung von Kenntnissen zu den historischen Zusammenhängen unter denen der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin lebte, auch die Erarbeitung eines Fragenkatalogs und die Planung des Gesprächs.
Sehr wichtig ist es, den Schülerinnen und Schülern zu einem kritischen Blick auf die Darstellungen von Zeitzeuginnen sowie Zeitzeugen zu verhelfen. Sie sollen erkennen, dass die Erlebnisse und Erfahrungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen teilweise unreflektiert wiedergegeben werden und auch von den historischen Zusammenhängen abweichen können. Die Schülerinnen und Schüler lernen durch das Gespräch mit Zeitzeuginnen oder Zeitzeugen, das Einzelschicksal in die große Geschichte einzuordnen.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Familiengeschichte der Schülerinnen und Schüler einzubeziehen. Für den einzelnen Schüler oder die einzelne Schülerin ist es interessant, welche Geschichten und Anekdoten in der Familie weitergegeben werden, auch wenn zu vielen Themenbereichen des Nationalsozialismus in Deutschland die Familienangehörigen, die diese Zeit erlebten, nicht mehr selbst erzählen können. Außerdem wird der ganzen Klasse beim Vorstellen von Familienbefragungen bewusst, welche ähnlichen Erfahrungen unterschiedliche Familien machten.
Wenn sich ein Bezug zur regionalen Geschichte anbietet, sollte er unbedingt genutzt werden. Dadurch erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass Geschichte nicht nur in weit entfernten Orten stattfand, sondern dass sich ähnliche Ereignisse auch in der eigenen Stadt/ Gemeinde ereignet haben, zum Beispiel, in einem Haus, das man fast nie wahrnahm. So werden Ereignisse aus der Zeit des Nationalsozialismus, die für die Schülerinnen und Schüler in einer weit zurückliegenden Zeit stattfanden, emotional fassbarer und vorstellbarer.
Einbeziehung von Quellen
Die Arbeit mit und in Bibliotheken kennen Schülerinnen und Schüler seit der Grundschulzeit. Der Hinweis, bei der Materialsammlung auch auf Bibliotheken zurückzugreifen, ist trotzdem wichtig. Schülerinnen und Schüler nutzen schon seit mehreren Jahren besonders gern und möglichst ausschließlich die neuen Medien. Dies kann auch Anlass sein, einen kritischen Umgang mit Informationen aus dem Internet zu üben.
Der Lehrer oder die Lehrerin sollte außerdem im Vorfeld abklären, inwieweit die Archivarbeit für das Anlegen der Materialsammlung hilfreich ist. Vor allem in Oberstufenklassen ist die Recherche in Archiven zu empfehlen, da neben selbstständiger Tätigkeit auch die Analyse von Quellen und ihre Einordnung in historische Kontexte geübt und gefestigt werden.
Wenn erstmals in einem Archiv gearbeitet wird, müssen mehrere Stunden für eine Einführung ins Archiv und seine Arbeitsweise sowie Übungen zum Umgang mit den dort zu findenden Quellen eingeplant werden.
Arbeitsphase
Der Beginn der Arbeitsphase dient der Wiederholung der Grundkenntnisse und der Schaffung einer gemeinsamen Ausgangslage für alle Beteiligten. Anschließend sollte innerhalb der ganzen Klasse/Projektgruppe gemeinsam beraten werden, welche Teilthemen für die umfassende Darstellung des gewählten Ausstellungsthemas bearbeitet werden müssen.
Die Teilthemen machen dann schon eine Grundstruktur der Ausstellung sichtbar. An dieser Stelle ist eine gemeinsame Besprechung der Recherchemöglichkeiten in Archiven, Bibliotheken, bei Zeitzeugen sowie Zeitzeuginnen oder auch im Internet wichtig. Gegebenenfalls folgt dann die Einführung in die Archivarbeit und/oder die Vorbereitung der Zeitzeugengespräche.
Die Arbeitsgruppen werden nach den gemeinsamen Vorbereitungen gebildet. Die Mitglieder einer jeden Kleingruppe müssen sich zunächst darauf verständigen, welches Teilthema sie gemeinsam bearbeiten wollen. Der Lehrer oder die Lehrerin muss vermeiden, dass zwei Gruppen die gleiche Arbeit leisten wollen.
Der zweite Abschnitt der Arbeitsphase widmet sich der Recherche. In diesem Zeitraum arbeiten die Schülerinnen und Schüler weitestgehend selbstständig und legen sich eine Materialsammlung an, zu der auch Bilder, Grafiken oder Ausschnitte aus literarischen Werken gehören sollten.
Die Schülerinnen und Schüler vertiefen und erweitern in dieser Phase ihre historischen Kenntnisse und damit ihre Sachkompetenz. Der Lehrer oder die Lehrerin legt seine beziehungsweise ihre Aufmerksamkeit besonders auf die Beobachtung der Gruppen, insbesondere das Einbeziehen aller Gruppenmitglieder.
Am Ende der ersten Arbeitsphase stellen die Kleingruppen zur Absicherung der Information aller Beteiligten ihr gesammeltes Material in den Grundzügen der Klasse/ Projektgruppe vor. Erst dann ist es möglich, das "Layout" der Ausstellung zu planen.
Als Diskussionsgrundlage erarbeitet jede Kleingruppe einen Vorschlag und stellt diesen vor. Anschließend wählt die Klasse/ Projektgruppe die besten Vorschläge oder Teile davon aus. So kann die Gestaltung der Ausstellung der Altersstufe angepasst werden.
Verwertung der Materialsammlung
In der nächsten Arbeitsphase müssen die Kleingruppen nun entsprechend der gemeinsamen Layout-Absprachen ihre Materialsammlungen verwerten. Die Schülerinnen und Schüler können auf Grundlage des gesammelten Materials Texte schreiben. Entsprechend der Art der Ausstellung und des Alters der Schülerschaft können das eher berichtende Texte, aber auch Reportagen oder Kommentare sein. Da unterschiedliche journalistische und literarische Textsorten Bestandteil des Deutschunterrichts sind, bietet sich hier wieder eine fächerübergreifende Arbeit an.
Informationen der Materialsammlung lassen sich auch in grafischer Form verarbeiten, was eine Auflockerung des Textes und wiederum eine Anwendung von Kenntnissen aus dem Informatikunterricht bedeutet. Da eine Ausstellung schon durch die optische Gestaltung die Aufmerksamkeit des Besuchers und der Besucherin wecken soll, darf sie natürlich nicht zu textlastig und überfüllt wirken. Deshalb sollten alle Gruppen auch Bildmaterial verwenden, das die Aussagen der Ausstellung illustriert und hilft zu interpretieren. Dieses können persönliche Dokumente oder Fotos sein wie auch in Büchern und Zeitschriften recherchierte Fotos oder Karikaturen.
Wichtig ist, dass die Texte auf die grafischen Elemente Bezug nehmen oder eigene, interpretierende bzw. Denkanstöße gebende Bildunterschriften erhalten. Die Umsetzung entsprechend des Layouts kostet erfahrungsgemäß mehr Zeit, als vorher geplant wurde. Häufig treten "technische Unwägbarkeiten" auf - insbesondere Computer- und Softwareprobleme.
Ausstellungseröffnung
Sehr wichtig für den Abschluss eines zeitlich und arbeitsmäßig so aufwendigen Projektes wie einer Schülerausstellung ist eine Eröffnung und Präsentation für die Öffentlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler müssen überlegen, vor wem die Präsentation stattfinden soll. Mögliche Arbeitsschritte sind Flyeraushang für eine schulinterne Veranstaltung, ein Artikel für die regionalen Medien oder Einladungen an andere Schulen und Vertreter sowie Vertreterinnen der Kommune.
Gleichzeitig sollte ein Teil der Klasse/Gruppe die Eröffnung sowohl organisatorisch (Ablauf, Begrüßung, Reden, musikalische Umrahmung...) als auch inhaltlich (Einführung in die Ausstellung und Darstellung der eigenen Arbeit) vorbereiten.
Diese öffentliche Präsentation der gemeinsamen Arbeit vermittelt den Schülerinnen und Schüler Stolz auf das Erreichte und erhöht das Selbstvertrauen. Außerdem ist dies noch einmal eine Möglichkeit, verschiedene Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler (gemeinsame Vorbereitung, öffentliche Darstellung der Ergebnisse, eventuell Führen von Diskussionen) weiterzuentwickeln.
Christine Kindt arbeitet seit 1988 am Gymnasium Fridericianum Schwerin. Die Lehrerin für Geschichte und Deutsch organisiert mit ihren Schülern immer wieder Projekte und Ausstellungen zur Kriegs- und Nachkriegsgeschichte der Region Mecklenburg-Vorpommern. Ein Beispiel ist das Externer Link: Projekt Stolpersteine, das 2006 in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring Schwerin verwirklicht wurde.