WebQuests
Aufbau
WebQuests folgen einer relativ festgelegten Struktur, die typischerweise aus sechs Arbeitsschritten besteht. Jeder Arbeitsschritt ist in der Regel auf einer eigenen HTML-Seite im WWW abgelegt und mit den anderen per Hyperlinks verbunden.Die Lernenden werden im ersten Schritt in die Ausgangssituation des WebQuests eingeführt, die – wie alle Einstiege – motivierend auf die Schülerinnen und Schüler wirken sollte. Dies kann dann erreicht werden, wenn das Szenario und das sich daraus ergebende Problem ein authentisches ist.
Aus der Ausgangssituation ergibt sich im zweiten Schritt die konkrete Aufgabenstellung. Idealerweise folgt schon aus der Einführung eine Aufteilung der Lernenden in verschiedene Rollen, die die Schüler/innen in Kleingruppen einnehmen – z.B. die Beraterstäbe des deutschen und des polnischen Präsidenten im Szenario einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung zum Jahrestags des Kriegsendes.
Im dritten Schritt finden die Schüler/innen von der Lehrkraft ausgewählte Materialien, die zur Bearbeitung der Aufgabe(n) benutzt werden sollen bzw. als Angebot zur Auswahl stehen. Dies können u.a. sein:
- Links auf Webseiten, die unmittelbar die Aufgabe betreffende Inhalte abbilden,
- Links auf Webportale, die als Anker für eigene Recherchen der Lernenden dienen,
- in das WebQuest integrierte Texte und/oder multimediale Inhalte wie Video-, Audiodateien und Animationen,
- Literaturangaben zu Primärquellen, Darstellungen oder relevanten Abschnitten in Schulgeschichtsbüchern – hier bietet sich in der Unterrichtspraxis auch ein von der Lehrkraft zusammengestellter Reader mit kopierten Materialien an.
- Hinweise zur Strukturierung und Visualisierung des eigenen Vorgehens etwa durch Mindmaps oder Arbeitspläne,
- Hinweise zu Recherchestrategien,
- Verweise auf Hilfsmaterialien wie Wörterbücher, Nachschlagewerke (online/offline),
- methodische Hinweise, etwa zum Verfassen von Reportagen, Kommentaren etc.
Im letzten und sechsten Schritt präsentieren die Lernenden ihre Arbeitsprodukte. Die Form der Präsentation hängt von der Aufgabenstellung ab (z.B. Reden bei der Gedenkzeremonie oder die Sonderausgabe der Geschichtszeitschrift) und sollte den Lernenden ausreichend Freiraum für eigene Gestaltungsideen lassen. Die Veröffentlichung im Internet bietet sich im Sinne eines "Heraustretens aus dem Klassenzimmer" bei der Mehrheit von Arbeitsprodukten an.
Abhängig von den Voraussetzungen der Lerngruppe und weiteren Rahmenbedingungen des Unterrichts, kann der individuelle Aufbau des WebQuests von diesem Schema abweichen, können Schwerpunkte gesetzt werden oder unterschiedlich offene Aufgabenstellungen gewählt werden.
Vorteile
Das Lernen mit WebQuests knüpft an andere handlungsorientierte Unterrichtsmethoden im Geschichtsunterricht, wie z.B. Rollenspiele oder Simulationsspiele an. Ebenso wie diese eignen sich WebQuests besonders für historische Themen und Fragestellungen, die kontrovers sind und multiperspektivische Betrachtungsweisen ermöglichen.Die schnelle und einfache Verfügbarkeit von Texten und Materialien im Internet aus verschiedenen Perspektiven (z.B. Täter – Opfer), aus verschiedenen Ländern und in vielen Sprachen ermöglicht eine Vielzahl denkbarer Lernszenarien. Besondere Chancen bieten der Interneteinsatz im Allgemeinen und die WebQuest-Methode im Speziellen für interkulturelles Geschichtslernen und bilingualen Geschichtsunterricht.
WebQuests sind zudem gut geeignet, um kooperatives Lernen zu fördern. So können die Schüler/innen nicht nur diese wichtige soziale Kompetenz ausbauen. Sie erfahren auch, dass "Wissen" stets ein Produkt von Konstruktions- und Aushandlungsprozessen ist.
Ein besonders hoher didaktischer Mehrwert von WebQuests liegt in den spezifischen Eigenschaften des Internets begründet. Die dort enthaltenen Informationen sind – mit Ausnahme von speziell für Lehr- und Lernprozesse entwickelten Webangeboten – nicht didaktisiert, sondern "authentisch".
Dies bringt jedoch das Problem der Zuverlässigkeit von Informationen mit sich. So stehen die Schüler/innen vor der Schwierigkeit, aus der gewaltigen Datenmenge des World Wide Web Inhalte auszuwählen, diese zu strukturieren und deren Zuverlässigkeit und Relevanz für die eigene Fragestellung zu bewerten.
Eine allgemeine Herausforderungen für schulische Bildung in der Informationsgesellschaft – und zugleich Kern geschichtswissenschaftlichen Arbeitens. Dem Geschichtsunterricht kommt an dieser Stelle eine wichtige Funktion zu; der WebQuest-Ansatz kann hier wesentliche Kompetenzen vermitteln.