Inhaltsbeschreibung
Die extreme Rechte in Deutschland versucht in vielen Bereichen die Deutungshoheit zu erlangen. Eine besondere Rolle spielt dabei der Blick auf die deutsche und europäische Geschichte. Umdeutungen historischer Zusammenhänge sollen den Weg zu einem autoritären und illiberalen Staats- und Gesellschaftsmodell ebnen. Diesen Interpretationen zufolge werden die Nationalsozialisten als „links“ und die DDR als – vom SED-Regime abgesehen – Land verlorener deutscher Tugenden imaginiert. Der Historiker Volker Weiß dekonstruiert diese und andere bizarr anmutenden Geschichtsfälschungen und legt offen, wie sehr die dahinterliegenden Weltbilder und Strategien auf altbekannten neurechten Denkweisen beruhen. Er zeigt auch auf, wo sich die extreme Rechte selbst schwertut, widerspruchsfreie Haltungen zu entwickeln. Dabei stehe vor allem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine im Zentrum. Während die meisten im rechtsextremen Spektrum bewundernd auf den russischen Diktator Wladimir Putin blickten und sein Regime als Gegenentwurf zum „dekadenten“ Westen deuteten, störten sich einige an der Verletzung der nationalen Souveränität und sympathisierten eher mit dem „patriotischen“ Kampf der Ukrainer. Geeint, so der Autor, sei die extreme Rechte dabei trotz aller Unterschiede und ideologischer Verrenkungen in ihrer Ablehnung des politischen „Mainstreams“ und der offenen Gesellschaft.