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12. März 1947: Verkündung der "Truman-Doktrin" | Hintergrund aktuell | bpb.de

12. März 1947: Verkündung der "Truman-Doktrin"

Redaktion

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Am 12. März 1947 hielt der damalige US-Präsident Harry S. Truman eine wegweisende Rede vor dem Kongress. Sie ging als sogenannte Truman-Doktrin in die Geschichte ein und begründete die außenpolitische Leitlinie der USA im Kalten Krieg.

Der US-amerikanische Präsident Harry S. Truman hält am 12. März 1947 eine Rede vor dem Kongress. Er ersuchte damit um Zustimmung zur Militär- und Wirtschaftshilfe für die Türkei und die antikommunistischen Kräfte im griechischen Bürgerkrieg. Mit der "Truman-Doktrin" wollten die USA den "freien" Völkern militärische und wirtschaftliche Hilfe leisten. (© picture-alliance/dpa)

Am 12. März 1947 erklärte der US-amerikanische Präsident Harry S. Truman vor dem Kongress das neue Leitbild der Interner Link: US-Außenpolitik, die später als Truman-Doktrin Bekanntheit erlangte. Truman hatte eine Zweiteilung der Welt in ein westlich-demokratisches und ein östlich-kommunistisches System skizziert und seine Unterstützung für alle "freien Völker" erklärt, "die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen". Das Ziel dieser Außenpolitik war, die Expansion der Interner Link: Sowjetunion aufzuhalten, den eigenen Einflussbereich auszuweiten und ausländische Regierungen und andere Akteure im Kampf gegen kommunistische Kräfte zu stärken. Die Truman-Doktrin gilt als ein zentraler ideologischer und politischer Wegmarker zu Beginn des Interner Link: Kalten Kriegs.

Vorgeschichte

Das Verhältnis der westlichen Staaten zur Interner Link: UdSSR war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs von Spannungen geprägt. Die Sowjetunion hatte eine aggressive militärische Expansionspolitik verfolgt, im Zuge derer sie 1939 Finnland angriff und 1940 die baltischen Staaten und große Teile Polens besetzte.

Nach dem Interner Link: Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941, mit dem Deutschland den Interner Link: deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt brach, trat zum einen die UdSSR in den Krieg gegen das Deutsche Reich ein und zum anderen wuchs auch in Großbritannien zunehmend die Sorge vor dem nationalsozialistischen Eroberungsfeldzug. Im Rahmen Interner Link: eines Zweckbündnisses zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus ließen die USA der Sowjetunion und anderen Interner Link: Alliierten im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes ab 1941 Rüstungshilfen zukommen und Interner Link: traten im selben Jahr in den Krieg ein.

Bei der Interner Link: Konferenz von Teheran vom 28. November bis 1. Dezember 1943 vereinbarten der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt, der Premierminister des Vereinigten Königreichs Winston Churchill und der sowjetische Staatschef Interner Link: Josef Stalin, eine Westfront im Kampf gegen Deutschland zu eröffnen. Die 1944 begonnene Landungsoperation US-amerikanischer und britischer Truppen in Nordfrankreich sollte die Rote Armee im Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland entlasten. Die USA, Großbritannien und Frankreich kämpften gemeinsam mit der Sowjetunion und vielen weiteren Staaten als alliierte Mächte gegen das nationalsozialistische Deutschland. Doch bereits ab 1943 kam es zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten zunehmend zu Konflikten über die künftigen Einflusssphären in Ost- und Südosteuropa.

Uneinigkeit über die Zukunft Osteuropas

Interner Link: Am 8. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich bedingungslos. Bei der Interner Link: Konferenz von Potsdam einigten sich die Siegermächte zwar auf gemeinsame politische Grundsätze für die politische Neuordnung im besetzten Deutschland: Interner Link: Entnazifierung, Entmilitarisierung, Dezentralisierung und Demokratisierung. Darüber, wie die Zukunft der meisten osteuropäischen Staaten aussehen sollte, hatten die USA, Großbritannien und das später unter Vorbehalten beigetretene Frankreich auf der einen und die Sowjetunion auf der anderen Seite jedoch grundverschiedene Vorstellungen.

Anfang 1945 hatten sowjetische Truppen kommunistischen Kräften in weiten Teilen Ost- und Südeuropas zur politischen Macht verholfen. Dadurch verschärfte sich der Dissens zwischen den USA und der Sowjetunion zunehmend. 1945 und 1946 kam es darüber hinaus zu Konflikten in der Interner Link: Türkei, Interner Link: Iran und Griechenland, die die US-amerikanische Außenpolitik prägten.

Die Türkei befand sich zu dem Zeitpunkt in einem territorialen Konflikt mit der Sowjetunion, weil diese Gebiete im Osten des Landes beanspruchte und Georgien sowie Armenien zuteilen wollte. In Iran hatte die Sowjetunion Anfang des Zweiten Weltkriegs den Landesnorden besetzt und sich geweigert, die Truppen wie vereinbart nach Kriegsende abzuziehen. Stattdessen wollte Stalin diese Gebiete abspalten und einen kommunistischen Staat installieren. Der Nachfolger des 1945 verstorbenen US-amerikanischen Präsidenten Roosevelt, Harry S. Truman, drohte Stalin mit Konsequenzen; die iranische Regierung bat den neuen Interner Link: UN-Sicherheitsrat um Hilfe, woraufhin dieser eine Resolution beschloss, infolgedessen die Sowjetunion ihre Truppen abzog.

Auch in Zentraleuropa kam es zu Aufständen kommunistischer Akteure mit Verbindungen zur UdSSR. Interner Link: So begannen 1946 griechische Kommunisten den bewaffneten Kampf gegen die dortige Monarchie und konservative Kräfte, ein Interner Link: über drei Jahre langer Bürgerkrieg entwickelte sich.

US-Containment-Politik

Vor allem unter dem Eindruck der Situation in Griechenland änderte Harry S. Truman die Ausrichtung der US-Außenpolitik grundsätzlich. Am 12. März 1947 erklärte er vor dem Interner Link: amerikanischen Kongress in einer Rede das neue Leitbild der US-Außenpolitik, die später als Truman-Doktrin Bekanntheit erlangte. Jede Nation müsse frei "zwischen alternativen Lebensformen wählen" können, so der US-Präsident. Während die eine auf ein repräsentatives Regierungssystem mit freien Wahlen setze, stütze sich die andere "auf Terror und Unterdrückung", Zensur und manipulierte Wahlen, womit er die kommunistisch regierten Staaten meinte. Er versicherte, die USA werde den "freien Völkern beistehen, die sich der angestrebten Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch äußeren Druck widersetzen". Damit teilte er die Welt in zwei ideologisch entgegengesetzte Sphären ein und formulierte gleichzeitig einen US-amerikanischen Führungsanspruch für die westlich-demokratische Welt.

Ganz konkret wollte Truman der griechischen Regierung im Bürgerkrieg militärisch und wirtschaftlich helfen. Seine Erklärung, die das In- und Ausland als Agenda zur Zurückdrängung des Kommunismus verstand, hatte weitreichende Folgen. So begannen die USA, nicht nur in Europa, gezielt antikommunistische Kräfte zu unterstützen.

In Griechenland ging das Engagement der USA recht weit. Mit der „American Mission for Aid to Greece“ (AMAG) wurde ein großer Stab an amerikanischen Beratern in Griechenland aufgebaut, der de facto die Entscheidungen der griechischen Regierung in vielen Bereichen kontrollieren konnte. Außerdem sandten die USA militärische Berater, Militärausrüstung und Waffen. Die von den USA im Land etablierte Militärmission hatte die Aufgabe, die angestrebte Größe, die Struktur, das Personal und die Ausrüstung der griechischen Armee sowie die operativen Pläne mitzubestimmen.

Truman initiierte auch wirtschaftliche Hilfe. Aus diesem Grund verkündete der damalige Interner Link: US-Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 ein weitreichendes europäisches Hilfs- und Wiederaufbauprogramm.

Der sogenannte Interner Link: Marshallplan sollte auch sowjetischen Satelliten-Staaten finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, jedoch verbot Stalin, diese in Anspruch zu nehmen. Im April 1948 unterzeichneten die USA und mehrere europäische Länder die Konvention zur Gründung der Organisation of European Economic Cooperation (OEEC), der Vorgängerorganisation der Interner Link: OECD, die die Gelder aus dem Marshallplan verwalten sollte. Durch den Marshall-Plan wollten die USA Teile Europas an das westliche Wertesystem binden. Zwischen 1948 und 1952 flossen etwa 12,4 Milliarden US-Dollar nach Europa.

Der Marshallplan galt als ein Schlüsselelement der amerikanischen Politik zur Eindämmung ("Containment") des Kommunismus in Europa. Marshallplan und Truman-Doktrin seien "zwei Hälften derselben Walnuss", so Truman. Die USA verstärkten ihr weltpolitisches Engagement und präsentierten sich als Schutzmacht tatsächlich oder vermeintlich von kommunistischen Staaten oder Bewegungen bedrohter Regionen.

Auch innerhalb der USA hatte diese "Blockbildung" Konsequenzen. Bis zur Mitte der 1950er-Jahre wurden tatsächliche oder vermeintliche Kommunisten und ihre Sympathisanten in den USA gesetzlich verfolgt. Es kam zu zahlreichen Denunziationen, Entlassungen und Verhaftungen auf häufig dünner Beweislage. Diese Zeit wird heute als Interner Link: "McCarthy-Ära" bezeichnet, benannt nach dem republikanischen Politiker Joseph McCarthy, der für eine entsprechende politische Kampagne verantwortlich war.

Teilung der Welt in Ost und West

Die Truman-Doktrin und der Marshallplan standen im Gegensatz zur US-Außenpolitik der 1930er-Jahre. Mit ihnen verabschiedete sich die USA endgültig von der seit den 1820er-Jahren geltenden Interner Link: Monroe-Doktrin, der zufolge sich die Vereinigten Staaten nicht in europäische Angelegenheiten einmischen wollten.

In Folge der Truman-Doktrin unterstützen die USA die griechische monarchistische Regierung, die den Bürgerkrieg 1949 für sich entschied. Zudem unterstützen die USA Südkorea ab 1950 militärisch im Krieg gegen den von China unterstützten kommunistischen Norden. Der bis 1953 andauernde Interner Link: Koreakrieg sorgte für eine weitere Polarisierung zwischen Ost und West.

Am 4. April 1949 gründeten zehn europäische Staaten sowie die USA und Kanada den Nordatlantik-Pakt (Interner Link: NATO). Die Bundesrepublik Deutschland trat dem Verteidigungsbündnis im Jahr 1955 bei. Die kommunistischen Staaten Osteuropas schlossen sich ab 1955 zum Interner Link: Warschauer Pakt zusammen.

1957 rief US-Präsident Dwight D. Eisenhower die Eisenhower-Doktrin aus, wonach die USA jedem Land, das sich vom Kommunismus bedroht fühlte, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln beistehen würde.

Weil sowohl die NATO als auch der Warschauer Pakt über Nuklearwaffen verfügten, begleitete stets die Drohung einer nuklearen Auseinandersetzung den Konflikt. Zu einem direkten Krieg der beiden Blöcke kam es in den folgenden Jahrzehnten nicht, weshalb der Ost-West-Konflikt bis zum Ende der Sowjetunion 1991 auch als Kalter Krieg bezeichnet wird.

Häufig kam es jedoch zu Stellvertreterkriegen. In der Regel unterstützen die USA Staaten im Kampf gegen kommunistische Bewegungen oder antikommunistische Rebellen mit Waffen und Geld, oder wie im Falle des Interner Link: Vietnamkriegs auch mit eigenen Truppen; kommunistische Kräfte wurden in ähnlicher Weise von China oder der Sowjetunion unterstützt.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text wurde am 29.2.2024 mit weiterführenden Quellen und Informationen aktualisiert.

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