Die DVD als Medium der Filmvermittlung
Veranschaulichung der Film-Produktion
Auf der DVD "L´acteur au cinéma" (dt. Der Schauspieler im Kino) wird unter dem Menupunkt "Der Schauspieler im modernen Kino" einerseits eine kommentarlose Verkettung von Filmausschnitten (u.a. aus Renoirs "Boudu"/ Boudu – Aus den Wassern gerettet, Rosselinis "Stromboli", Bergmanns "Sommaren med Monika"/ Die Zeit mit Monika, Godards "À bout de souffle"/ Außer Atem) präsentiert. Andererseits gibt es zu jedem Filmausschnitt auch einen Off-Kommentar, in dem Bergala das Spiel des Schauspielers erläutert. Diese DVD widmet sich damit einem weiteren Schwerpunkt in Bergalas Filmpädagogik: Der Analyse des Schaffensprozesses. Um Filme zu verstehen, so Bergalas in "Kino als Kunst" formulierte These, muss man die Besonderheiten des filmischen Produktionsprozesses kennen, muss man das Zusammenspiel von Zufall, (ökonomischen und technischen) Beschränkungen, Realität und künstlerischem Gestaltungswillen mitdenken. So lassen die Filme über die Dreharbeiten Jacques Doillons mit der 4-jährigen Hauptdarstellerin des Films "Ponette" oder über Jean Renoirs Arbeit mit Schauspielern anschaulich werden, wie aus einer engen Interaktion zwischen Regisseur und Schauspieler eine Film-Figur entsteht und dass gerade das scheinbar natürliche Spiel eines Kindes Ergebnis harter Arbeit ist.
Andere DVDs bieten einfache, interaktive Spiele, die es ermöglichen, die Entscheidungen beim Filmemachen nachzuvollziehen. Wo ist die Kamera? Auf der DVD zu dem Western "The Searchers" (Der schwarze Falke, R: John Ford) können die Kamerapositionen eines Filmausschnitts in einer Lageskizze angegeben werden, die richtige Wahl wird mit einem Bravo! belohnt. Andere interaktive Spiele zur Wahl der Filmmusik, zur Ton-Synchronisation, zur Raum-Gestaltung und zur Entstehung einer Bewegung aus Einzelnbildern sind auch auf der DVD zum Animationsfilm (Le cinéma d´animation) versammelt. Diese umfangreiche Doppel-DVD widmet sich dem dritten Schwerpunkt in Bergalas filmpädagogischen Konzept: der Realisierung von Filmen im Unterricht. Sie enthält neben 30 Animationsfilmen und dem zugehörigen Portfolio an Bildern zwei Filme, die die technischen Voraussetzungen und die einzelnen Schritte einer Animation erläutern, und zwei weitere Filme, die die schrittweise Realisierung eines Animationsfilms in einer Klasse dokumentieren. Die Ergebnisse dieser Arbeit, die von zwei Animationskünstlern angeleitet wurde, zeugen von dem großen kreativen Potential einer aktiven Film-Arbeit mit Kindern.
Diese Stichprobe aus der französischen DVD-Kollektion "L´Eden cinéma" sollte Bergalas Grundkonzept der DVD und die Vielfalt in der Umsetzung zeigen. Er und seine Mitarbeiter/innen nutzen die Möglichkeiten der hypertextuellen Verknüpfung, um Filmmaterialen und Filmwissen in den unterschiedlichsten Formen zusammenzuführen und miteinander kommunizieren zu lassen. Neben Filmen, Filmausschnitten, Bildern und interaktiven Spielen finden sich dort auch Interviews mit Regisseuren und Darstellern (u.a. Michel Ocelot, Abbas Kiarostami), Perlen des filmvermittelnden Films (von Jean Douchet, Bernard Eisenschitz, Alain Bergala) sowie Porträts und Dokumentationen, die ästhetische, historische und kulturelle Kontexte aufzeigen. Einzigartig ist dabei die Verbindung von einem hohen Anspruch an das Kino mit einer Vielfalt an kreativen Zugangs- und Vermittlungsformen, die ein interaktives, dialogisches Prinzip verwirklichen. Die DVDs bieten sich – als Forschungsfeld Kino – für alle Altersgruppen an: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Laien wie Fachleute können hier ihre Freude an Filmen und ihren vielfältigen Beziehungen finden. "L´Eden cinéma" zeigt, was in der Filmvermittlung möglich ist.