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Internationaler Tag der Pflege | Hintergrund aktuell | bpb.de

Internationaler Tag der Pflege

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Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai soll die Arbeit der Menschen würdigen, die Kranken und Alten helfen. Angesichts der Corona-Pandemie sind Pflegekräfte oftmals zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. In Deutschland arbeiteten im Jahr 2019 1,7 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig in Pflegeberufen.

Mitglieder des Regionalrats der Krankenpfleger in Amazonas tragen bei einer Gedenkveranstaltung am internationalen Tag der Pflege schwarze Mundschutzmasken als Symbol der Trauer, um ihren Kolleginnen und Kollegen zu gedenken, die im Kampf gegen das Coronavirus gestorben sind. (© picture-alliance/dpa, Lucas Silva)

Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai ist den rund 28 Millionen Menschen gewidmet, die derzeit weltweit in Pflegeberufen arbeiten. Der Aktionstag wurde 1965 vom Externer Link: International Council of Nurses (ICN), einem Zusammenschluss von 130 nationalen Pflegeverbänden, ins Leben gerufen. Das Datum des Tags der Pflege geht auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale zurück, die als Pionierin der modernen Krankenpflege gilt.

In diesem Jahr wird der Tag der Pflege vor allem im Internet stattfinden. Im Jahr 2021 stehe der internationale Aktionstag laut ICN unter dem Motto Externer Link: "Nurses: A Voice to Lead - Eine Vision für die zukünftige Gesundheitsversorgung“. Im Mittelpunkt stehen dabei die Veränderungen und Innovationen in der Pflege und wie diese die Zukunft der Gesundheitsversorgung prägen werden.

Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege sowie die Diakonie Deutschland planen für den 12. Mai gemeinsame digitale Aktionen unter dem Motto Externer Link: "Pflege fragt – Politik antwortet", um sich für eine größere Anerkennung des Pflegeberufs in Deutschland einzusetzen.

Zusätzliche Belastungen durch Corona-Pandemie

Im Zuge der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Überlastung des Gesundheitssystems erhielt die Situation der Pflegekräfte, insbesondere auf den Intensivstationen, eine verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit.

Die Pflegekräfte waren einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt, viele berichteten von einem erhöhten körperlichen und psychischen Arbeitsdruck. Zwischen Anfang April und Ende Juli 2020 sank die Zahl der Pflegekräfte um etwa 9.000, dies wird auch auf Kündigungen zurückgeführt.

Viele Menschen zeigten ihre Solidarität mit medizinischem Personal. Um den Einsatz der Pflegekräfte während der Corona-Pandemie zu würdigen, beschloss der Bundestag zudem im Herbst vergangenen Jahres einen Bonus von einmalig 1.500 Euro für alle, die im Jahr 2020 in der Altenpflege arbeiteten. Forderungen nach einer dauerhaft und deutlich besseren Entlohnung des Pflegeberufs schlugen sich bislang jedoch nicht in der Gesetzgebung nieder.

Geschichte des Pflegeberufs

Die ersten wesentlichen Schritte zur Professionalisierung des Pflegeberufs fanden bereits im 19. Jahrhundert statt. Im 20. Jahrhundert bauten viele Staaten den Pflege- und Gesundheitsbereich aus und setzten Standards, wodurch sich das Interner Link: pflegerische Berufsfeld weiter ausdifferenzierte.

Pflegerinnen und Pfleger unterstützen beim Essen, Anziehen oder Waschen, verabreichen aber z.B. auch, je nach Qualifikation, Medikamente, wechseln Verbände oder messen den Blutdruck. Heutzutage gliedern sich Pflegeberufsbilder nach Aufgabengebieten, wie die Alten- und Krankenpflege oder die Heilerziehungspflege. Die Tätigkeiten der Pflegekräfte sind je nach Einsatzgebiet und Ausbildungsweg sehr unterschiedlich. Es gibt ungelernte Pflegehilfskräfte, aber auch Pflegehelfer und -helferinnen, die je nach Bundesland eine ein- bis zweijährige Ausbildung absolviert haben. Eine klassische Berufsausbildung zur Pflegekraft dauert in der Regel drei Jahre und kann durch mehrjährige Weiterbildungen etwa im Bereich Intensivpflege, Palliativpflege oder Onkologie vertieft werden. Am 1. Januar 2020 führte das Pflegeberufegesetz die bisherigen Berufsausbildungen in den Pflegeausbildungen zur "Pflegefachfrau" oder zum "Pflegefachmann" zusammen. Zudem wurde ein sogenanntes „Pflegestudium“ eingeführt, das mit der Ausbildung verbunden werden kann.

Schon seit einigen Jahren bieten Universitäten und Fachhochschulen vermehrt pflegewissenschaftliche Studiengänge an, die u.a. für die Berufsfelder Pflegemanagement, Pflegequalitätsentwicklung und Pflegeforschung qualifizieren.

Mangel an Fachkräften

Im Jahr 2019 waren in Deutschland laut Bundesarbeitsagentur in der Alten- und Krankenpflege etwa 1,7 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Kliniken, Heime und ambulante Pflegedienste in Deutschland klagen seit Jahren über einen Interner Link: massiven Fachkräftemangel und werben gezielt Personal aus dem Ausland an. Die Zahl der Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege, die jährlich in die Bundesrepublik kommen, ist laut der gewerkschaftsnahen Externer Link: Hans-Böckler-Stiftung zwischen 2012 und 2017 um fast das Sechsfache auf rund 8800 pro Jahr gestiegen.

In deutschen Kliniken fehlen aktuell mehr als 100.000 Vollzeitstellen für Pflegerinnen und Pfleger, so die Hans-Böckler-Stiftung. Sie führt diesen Mangel an Pflegepersonal neben der zu geringen Zahl an verfügbaren Fachkräften auch auf die Regelungen zur Krankenhausfinanzierung zurück, die Krankenhäuser dazu anhielten, Kosten zu senken und Stellen im Pflegedienst abzubauen oder Arbeitsbereiche unterzubesetzen.

Hoher Pflegebedarf in alternder Gesellschaft

Ein zentraler Grund für den seit Jahren stark ansteigenden Bedarf an Pflegerinnen und Pflegern ist die demografische Entwicklung. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in Deutschland und damit auch die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, ist gestiegen. Während unter allen 70- bis 74-Jährigen hierzulande Ende 2019 rund acht Prozent pflegebedürftig waren, waren es bei den Menschen über 90 Jahren über drei Viertel. Gleichzeitig gibt es aktuell und in absehbarer Zukunft nicht genug Pflegekräfte, um den Bedarf zu decken. Zwar werden laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes 56 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland durch Angehörige in der Familie versorgt, jedoch ist die Pflege oftmals nicht ohne professionelle Unterstützung zu leisten.

Das Externer Link: Deutsche Krankenhausinstitut hat 2019 die voraussichtliche Personalentwicklung in deutschen Kliniken, Pflegeheimen und bei ambulanten Pflegediensten zwischen 2015 und 2030 berechnet. Laut dieser Schätzung würde bei unverändertem Personalschlüssel der Personalbedarf in diesem Zeitraum um über ein Viertel steigen. Allein in den Kliniken wären demnach etwa 63.000 zusätzliche Vollzeitkräfte nötig, was bei unverändertem Personalschlüssel einem Plus von fast 20 Prozent entspricht. Für die ambulante Pflege prognostiziert das Institut sogar einen Mehrbedarf von rund 73.000 weiteren Vollzeitstellen, einem Anstieg von fast 50 Prozent.

Hoher Frauenanteil und geringe Löhne in Pflegeberufen

Neben der demografischen Entwicklung trägt auch das unattraktive Image des Pflegeberufs, der mit hoher körperlicher Belastung, Schichtarbeit und geringer Entlohnung verbunden wird, zu dem Fachkräftemangel bei.

Vollzeitbeschäftigte Hilfskräfte in der Krankenpflege verdienen im Durchschnitt pro Monat rund 2.600 Euro brutto, in der Altenpflege 2.000 Euro brutto monatlich. Das Brutto-Durchschnittsgehalt aller Beschäftigten hierzulande lag hingegen 2019 bei knapp 4000 Euro.

Expertinnen und Experten sehen eine Ursache für die vergleichsweise niedrigen Löhne auch im hohen Frauenanteil in der Pflegebranche. 2019 waren laut Bundesagentur für Arbeit 83 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege und 80 Prozent in der Krankenpflege Interner Link: weiblich. Die Bezahlung in Berufen, die vor allem von Frauen ausgeübt werden, ist in der Regel schlechter und wird wissenschaftlich mit struktureller Benachteiligung begründet.

Bei aktuellen Debatten über die Vergütung von Pflegekräften wird daher die Frage aufgeworfen, ob der Verdienst im Vergleich zur Leistung angemessen ist, da die physischen und psychischen Belastungen in der Pflege überdurchschnittlich hoch sind.

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