Textversion des Video-Interviews
Wir haben in Westberlin gewohnt, von '63 bis '73 – mit Vorbedacht nach Berlin gezogen. Ich habe an einem Institut an der Technischen Universität gearbeitet. Wir sind mit den Kollegen dort sehr, sehr oft nach Ostberlin gefahren, ins Parallelinstitut.
Warum man zu den Weltjugendfestspieleln eben nicht rüber gefahren war... das hatte zu tun mit der Besetzung der Tschechoslowakei und den Ereignissen insgesamt. Diese Steuerung der Weltjugendfestspiele aus Parteiperspektive – nicht wahr, in der SED – hat einen da natürlich mächtig abgehalten. Das war ein Hauptgrund. Doch so fern waren mir die Geschehen überhaupt nicht. Meine Frau - habe ich vorhin berichtet – hat am Tage nach Walter Ulbrichts Tod ihr Examen gemacht in Politikwissenschaft. Prüfungsthema war "Systemvergleich BRD/DDR". Und da war man natürlich mächtig mit den Problemen beschäftigt. Auf Lustbarkeit in der DDR hatte man in dem Moment keinen Bock mehr. Also, da sind wir wirklich lieber in Westberliner Kneipen gegangen, die damals 26 Stunden am Tag offen hatten.
Lieber Kneipen in Westberlin als Weltfestspiele in der DDR S. D. Sauerbier, Universitätsprofessor
/ 1 Minute zu lesen
S.D. Sauerbier arbeitete 1973 als Dozent an der Technischen Universität in Westberlin. Trotz seiner Kontakte in den Osten fuhr er bewusst nicht zu den Weltjugendfestspielen. Gründe dafür waren das SED-Regime, aber auch die Ereignisse in Prag 1968, die ihm noch gut in Erinnerung waren.