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Heutzutage ist die kulturelle Vielfalt überall | Weltfestspiele 1973 | bpb.de

Weltfestspiele 1973 Einführung Video-Interviews mit Zeitzeugen I Der Umgang mit der DDR war nicht fair Wir haben unser Leben am Staat vorbei gelebt Neugierde auf eine "fremde Welt" Der Bessere hat gewonnen Keiner will die DDR wiederhaben, aber keiner will ohne Vergangenheit sein Hinterher war alles beim Alten Lieber Kneipen in Westberlin als Weltfestspiele in der DDR Das Erlebnis einer DDR, die nicht so muffig war "Wie hälst du es mit den Freiheitsrechten?" Einfach mal die andere Seite der Stadt kennen lernen Es war ganz sicher Woodstock Der Wunsch nach Offenheit kann ansteckend sein Video-Interviews mit Zeitzeugen II Erwartet wurde eine klare Niederlage Urlaub von der DDR Ostalgie als Standard-Sehnsucht Mich hat die neue Zeit geküsst Heutzutage ist die kulturelle Vielfalt überall Die Weltfestspiele als Satire Wie ein Rausch und die Flachtrommel mit dabei Dem SED-Mann gingen die FDJler von der Stange Freiheiten des Alltags Das Thema ist immer Kapitalismus und Sozialismus gewesen Die Weltfestspiele damals und heute Chronik Das Jahr 1973 Weltfestspiele in Zahlen und Fakten Hinter den Kulissen des X. Festivals ND-Titelblatt vom 29. Juli 1973

Heutzutage ist die kulturelle Vielfalt überall Ernst-Ludwig Petrowsky, Jazz-Saxophonist

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Der Jazz in der DDR war eine kleine Enklave musikalischer Freiheit und der Jazz-Saxophonist Ernst-Ludwig Petrowsky einer ihrer wichtigsten Protagonisten. Aber ein so tolles Publikum wie bei den Weltfestspielen habe er nie gehabt, sagt Petrowsky.

Heutzutage ist die kulturelle Vielfalt überall

Textversion des Video-Interviews

Auf jeden Fall war das ein großes Erlebnis: Auf einmal war die so graue DDR ganz bunt, multikulti, etnologisch, alle Farben – ich meine auch menschliche Hautfarben – und gleichzeitig auch alle Arten und Farben der Denkweisen.

Wir hatten ein tolles Publikum, wie noch nie, obwohl es auch ein Laufpublikum war, zum Teil, aber wir fühlten uns da als eine Art Mittelpunkt der Welt. Die Welt flanierte an uns vorbei, wir fühlten uns sau wohl, haben auch toll gespielt und einige haben sogar zugehört. Das ist bei so einem Open-Air-Ding nach Art eines Rummels natürlich immer so eine Sache.

Ich werde immer damit etikettiert, Freejazz (heute sagt man improvisierte Musik) zu machen, aber ich war auch 10 Jahre in der Rundfunk-Big-Band der DDR und kann durchaus Noten und kann eigentlich auch ein nettes Liedchen flöten oder zwitschern, dudeln. Und damals habe ich aber hier improvisierte Musik gemacht, im Lustgarten in Berlin. Wir hatten ein Riesenpublikum und kamen, wie eigentlich oft, mit Journalisten in Kontakt, die gestaunt haben über das hohe Niveau und die Relaxtheit der improvisierten Musik in einem totalitären Staat.

Ich habe schon seit den 50er Jahren musiziert, das war die Zeit des Cool-Jazz, und ich habe all diese sozusagen stilistischen Brechungen und Entwicklungen mitgemacht, auch wirklich aus einer natürlich gewachsenen Begeisterung, weil, Jazz ist ja nunmal eine improvisierte Musik von den Anfängen bis heute und mich hat immer interessiert, was gerade neu war, ohne nun nur dem Neuen nachzuhängen. Bei mir hat das alles auch aufgrund meines Alters eine gewisse traditionelle... oder Traditionswurzel, und die Zeit, die 70er, die waren eben schon die Zeit der improvisierten Musik.

Aber nun ist ja heutzutage die kulturelle Vielfalt sowieso überall. Es gibt keine Highlights, es ist gleichzeitig überall irgend etwas los, aber man kann sich, wenn man jetzt am 2. August 2003 die Weltfestspiele 30 Jahre jubiläumsmäßig genießen will, also das ist wirklich eine ganz traurige, graue Angelegenheit, fast DDR-grau.

Fussnoten