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Basiswissen zur politischen Bildung, sozialen Medien und Extremismus

Dr. Josephine B. Schmitt

/ 11 Minuten zu lesen

Während soziale Plattformen eine unvergleichliche Gelegenheit bieten, breite und vielfältige Zielgruppen zu erreichen, stehen politische Bildner*innen vor der Herausforderung, extremistischen Inhalten wirksam entgegenzutreten, ohne in den Strudel von Desinformation und Polarisierung gezogen zu werden. Dieser Beitrag skizziert die Ambivalenz des digitalen Raums, in dem politische Bildungsarbeit sowohl enormes Potenzial als auch signifikante Hindernisse beinhaltet, angefangen bei der Illusion der Universalreichweite bis hin zur Notwendigkeit, Bildungsinhalte an spezifische Zielgruppen anzupassen, um einen nachhaltigen Einfluss zu erzielen.

Illustration: www.leitwerk.com

Soziale Medien. Einfach. Überall.

Soziale Medien sind allgegenwärtig. Insbesondere die Hoffnung, vielfältige und große Zielgruppen zu erreichen, hat Praktiker:innen im Bereich der politischen Bildung dazu motiviert, Inhalte für diese Plattformen zu erstellen - oder bereits vorhandene Social-Media-Inhalte für Bildungszwecke zu nutzen. Weiterhin ist zentrales Anliegen von politischen Bildner*innen der Vielzahl an extremistischen Inhalten in den sozialen Medien genau an dieser Stelle etwas entgegenzusetzen. Während es auf den ersten Blick einfach erscheint, diesen Hoffnungen und Anliegen in den sozialen Medien erfolgreich zu begegnen, stellen diese politische viele Bildner*innen vor große Herausforderungen. Manches ist doch schwieriger als gedacht. Nachfolgend möchte ich in vier ausgewählten Thesen ein paar gängige Ideen, aber auch Vorurteile zum digitalen Raum aufgreifen. Diese Thesen sind dabei als Zuspitzungen gedacht, um Diskussionen anzuregen und Ambiguitäten deutlich zu machen. Es gibt für politische Bildung in den sozialen Medien keine einfachen und eindeutigen Antworten, es ist immer ein „es kommt darauf an“ – und das möchte die Autorin in den kurzen Texten zu den Thesen verdeutlichen.

#1 Über soziale Medien kann man alle Menschen mit politischen Bildungsangeboten erreichen.

Inzwischen ist so ziemlich jede*r Deutsche*r täglich im Internet unterwegs; die Mehrheit der jungen Menschen kommuniziert und informiert sich über soziale Medien, aber auch für ältere Generationen nehmen soziale Medien eine wichtige Rolle im täglichen Informationsrepertoire ein. Gleichzeitig sind die Bedingungen, eigene Inhalte in überzeugender Qualität, auch ohne großes professionelles Know-How, zu erstellen und zu verbreiten, vielfältig. So kann jede Person in den öffentlichen politischen Diskurs eintreten. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen politischer Information, Unterhaltung und Sozialem. Dadurch ergeben sich nicht nur vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten für zivilgesellschaftliche Akteur*innen. Nutzer*innen ermöglichen die Plattformen den Zugang zu einer Vielzahl von Perspektiven und Nachrichtenquellen sowie eigenen Entfaltungsspielräumen, können aber auch zur Verbreitung von Fehlinformationen und polarisierenden Ansichten führen. Denn: Die Kommunikationsstrukturen bieten auch Extremist*innen und radikalen Gruppierungen gute Rahmenbedingungen, ihre Ideologien zu verbreiten und um Gleichgesinnte zu werben.

(Politische) Bildungsakteur*innen versprechen sich von den sozialen Medien v.a. auch Personen anzusprechen, die sie sonst nicht oder nur selten mit ihren Bildungsangeboten erreichen können – im Idealfall sollen dafür nur wenige Ressourcen eingesetzt werden. Die Idee ist, genau da vertreten zu sein, wo die Menschen sich ohnehin viel Zeit des Tages aufhalten und mit vergleichsweise wenigen Mitteln viel zu erreichen. Gleichzeitig soll mit politischen Bildungsangeboten in den sozialen Medien ein Gegengewicht zu der Vielzahl an extremistischen Botschaften geboten werden. Allerdings gibt es diesbezüglich insbesondere zwei Aspekte, die bedacht werden sollten:

Erstens: Auch in weltumspannenden sozialen Medien ist es eine Illusion, dass sich viele Menschen mit einem Angebot erreichen lassen. In sozialen Medien erhalten nur sehr wenige Inhalte sehr viel Aufmerksamkeit. Die meisten Angebote werden in spezialisierten Nischen verbreitet und rezipiert. In vielen Fällen erhalten Angebote daher überhaupt keine Aufmerksamkeit von ihrer Zielgruppe. In spezialisierten Nischen wiederum können Angebote sehr erfolgreich sein, von vielen Menschen wahrgenommen und diskutiert werden.

Zweitens müssen diese Nischen und die darin vertretenen Zielgruppen auch entsprechend adressiert werden. Das bedeutet, dass Bildungsangebote unbedingt zielgruppenspezifisch gestaltet werden sollten. Wer soll wie erreicht werden? Um den Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht zu werden, könnte Vertreter*innen dieser Zielgruppen beispielsweise in den Entwicklungsprozess der Angebote eingebunden werden. So lassen sich neben relevanten Plattformen, bedeutsame Themen und (Bild-) Sprache identifizieren. Damit kann die Relevanz und Akzeptanz der späteren Angebote gewährleistet werden.

#2 Nur unterhaltsame und einfache Sachverhalte kommen an, aber Unterkomplexität wird dem Gegenstand nicht gerecht.

Soziale Medien dienen den meisten Menschen als Ort der Unterhaltung und des sozialen Austauschs. Sie sind enorm schnelllebig. Zudem konkurrieren die unterschiedlichsten Inhalte um die Aufmerksamkeit der Nutzenden. Dabei sind Inhalte, die Emotionen hervorrufen, ein zentraler Schlüssel zur Aufmerksamkeit der Nutzenden. Dazu gehören u.a. humoristisch aufbereitete Inhalte. Diese können politische Partizipation und politisches Wissen fördern sowie zu politischer Diskussion und der Verbreitung von Inhalten in sozialen Medien und darüber hinaus beitragen.

Die Vorteile von Humor und Satire als Stilmittel kennen natürlich auch Extremist*innen. Humoristisch aufbereitete extremistische Inhalte können zum sogenannten Mainstreaming des extremistischen Weltbildes beitragen. In anderen Worten, die Zugänglichkeit und Anschlussfähigkeit des extremistischen Gedankengutes an öffentliche Diskurse kann dadurch erhöht werden. Weiterhin eröffnen humoristisch aufbereitete Inhalte zahlreiche Deutungsspielräume. Ambiguität bezüglich der Frage, ob es sich um Spaß oder Ernst handelt, ermöglicht später eine gewisse Distanzierung und die Abwehr von Kritik. Diese Kritik erfolgt insbesondere von rechten Akteur*innen in Form einer Relativierung mit dem Argument, dass es lediglich ein Scherz war.

Wenngleich Humor und Satire Zugang zu bestimmten Zielgruppen eröffnen kann, sind sie in der politischen Bildung auch mit Herausforderungen verknüpft. So sollten Zuschauende unbedingt in ihrer Heterogenität und Besonderheit ernst genommen werden. Nicht jede Form einer unterhaltungsorientierten Aufbereitung ist für jede Zielgruppe geeignet. Ein gutes Beispiel dafür sind Memes. So entstehen und zirkulieren bestimmte Memes oft nur in ausgewählten (Diskurs-)Räumen, in denen sie verstanden und mit Bedeutung versehen werden. Das Verständnis insbesondere satirischer politischer Inhalte erfordert umfangreiches Vorwissen und ein politisches Bewusstsein bei den Nutzenden. Im Kontext der Extremismusprävention über soziale Medien zeigt sich zudem, dass satirische Angebote zu kontroversen Themen bei den Zuschauenden Reaktanz und Ablehnung auslösen können. Politische Satire kann weiterhin negative Emotionen und politischen Zynismus befördern und dabei Vertrauen in Politik, politische Selbstwirksamkeit und politische Partizipation beeinträchtigen.

Politische und gesellschaftliche Themen, die für junge Menschen relevant sind, sollten daher v.a. in leicht verständlicher Sprache vermittelt werden, ohne „kindisch“ und unglaubwürdig zu wirken. Weiterhin sollten sie auch in ihrer Bildsprache für die Zielgruppe anschlussfähig wirken. Interaktive Elemente (z. B. Aufteilung des Inhalts, Länge, wahrgenommene und ansprechende Gestaltung) und begleitende Materialien (z. B. Unterrichtseinheiten) und Veranstaltungen abseits sozialer Medien fördern den Lernerfolg. Gleichzeitig muss der Komplexität der politischen Themen Rechnung getragen werden (siehe auch der Beutelsbacher Konsens). In der Regel ist das nicht durch ein Meme oder Kurzvideo auf TikTok oder Instagram möglich. Oft können Angebote in den sozialen Medien nur als Teaser für politische Bildungsinhalte gelten, etwa um das Interesse an Themen zu wecken.

#3 Algorithmen ebnen den Weg in extremistische Echokammern.

Allgemein betrachtet, sind Algorithmen eine endliche Menge von Regeln, die eine Abfolge von Schritten zum Lösen eines bestimmten Problems beschreibt. Algorithmen „entscheiden“ in den sozialen Medien z. B. über die Zusammensetzung individueller Nachrichtenfeeds und die Verknüpfung von Inhalten (z. B. über Empfehlungen). Dadurch sind sie maßgeblich für die Relevanz und Vielfalt von Inhalten und (politischen) Perspektiven, denen Nutzer*innen in den sozialen Medien begegnen. Algorithmen „empfehlen“ Inhalte, wenn sie ähnlich sind in Bezug auf Stichworte, Themen, Sprache, Region und (vermutete) Ähnlichkeit ihrer Nutzer*innen. Sie verhalten sich dabei allerdings nicht neutral. Sie sind von Menschen programmiert, die ihrerseits gewissen Werten und Annahmen folgen.

In den sozialen Medien werden potentiell Inhalte bevorzugt, die Aufmerksamkeit bei den Nutzenden erzeugen. Emotionalisierende Inhalte, wie z. B. sogenannte Fake News, Clickbait-Journalismus und polarisierende Inhalte, können dabei profitieren. Das Ziel ist, Menschen so lange wie möglich auf der Plattform zu behalten und Interaktionen zwischen Nutzer*innen und Inhalte zu fördern. Das bringt den Plattformen letzten Endes Einnahmen. Das stellt politische Bildner*innen vor große Herausforderungen, da sie mit ihren Inhalten gewissen Qualitäts- und Neutralitätsanforderungen unterliegen.

Verschiedene Autor*innen nehmen an, dass Menschen in den sozialen Medien – wenn sie einmal falsch abgebogen sind – in Filterblasen und Echokammern gelangen, in denen sie hauptsächlich mit Gleichgesinnten interagieren und abweichende Meinungen selten sehen. Ein Grund dafür ist, dass die Algorithmen ihre Empfehlungen und Suchergebnisse an die vorherigen Interaktionen und Interessen der Nutzer*innen anpassen und widersprüchliche oder vielfältige Perspektiven herausfiltern. Dieser Umstand kann gesellschaftliche Polarisierung verstärken und den offenen Austausch von Ideen behindern, was langfristig die demokratische Diskussion beeinträchtigen kann.

Was stimmt ist: Algorithmen verlinken nicht nur ähnliche unproblematische Inhalte, sondern auch ähnliche problematische Inhalte (z. B. Verschwörungsmythen). Außerdem können Bildungsinhalte mit problematischen (extremistischen) Inhalten durch die Plattformalgorithmen eng miteinander verknüpft werden. Im letzteren Fall können die Algorithmen für die Nutzenden Wege zu extremistischerem Inhalt und problematischen Echokammern ebnen – und v.a. politische Bildungsinhalte ungewollt zum Ausgangspunkt machen.

So einfach ist es aber nicht! Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass die Auswirkungen von Algorithmen im Vergleich zu anderen Empfehlungen, z. B. von Freund*innen und Familie, oder der Auswahl von Nachrichten aufgrund persönlicher Interessen und Einstellungen der Nutzenden eher gering sind. Die Mehrzahl der Menschen kommt durch Algorithmen überwiegend mit politischen Inhalten in Kontakt, die im Wesentlichen freiheitlich-demokratisch ausgerichtet sind. Eine zentrale Rolle spielen Algorithmen v.a. für Personen, die sich ohnehin bereits für problematische Inhalte interessieren. Insbesondere diese Personen führen Plattformempfehlungen zu weiteren, problematischen Inhalten.

Das Gegenteil ist sogar der Fall: Plattform-Algorithmen können zu einer vielfältigeren Auswahl an Haltungen und Perspektiven führen, als sie Nutzer*innen in ihren individuellen sozialen Netzwerken erleben. Die Verlinkung von problematischen Inhalten mit Bildungsinhalten kann zudem von Bildungsakteur*innen dazu genutzt werden, Nutzer*innen extremistischer Angeboten „zufällig“ auf Gegenbotschaften stoßen zu lassen. Die sogenannte Redirect-Methode beispielsweise lässt in den Suchergebnissen und Social Media-Feeds von Nutzer*innen, die zuvor nach bestimmten problematischen Begriffen (z. B. zu extremistischen Akteur:innen) gesucht oder gar problematische Inhalte publiziert haben, entsprechende Gegenbotschaften auftauchen.

Nutzer*innen sind Algorithmen außerdem in der Regel nicht hilflos ausgeliefert. Durch ihr Nutzungsverhalten auf der Plattform bestimmen sie maßgeblich mit, was ihnen empfohlen wird. Die Förderung von kritischer Medienbildung wie sie u.a. im Kontext politischer Bildung geschehen kann, kann Nutzer*innen bei einem kompetenten Umgang in den sozialen Medien unterstützen. Dabei ist ein Fokus auf die algorithmische Verknüpfung von Angeboten wichtig.

#4 Politische Bildungsangebote in den sozialen Medien brauchen Community-Management.

Politische Bildung lebt von Interaktionen zwischen Menschen und dem Austausch über politische und gesellschaftliche Sachverhalte. Eine interaktive Lernumgebung, in der Lernende miteinander kommunizieren und kollaborieren können, und in der sie das Dialogische miteinander und mit politischen Akteur*innen erproben können, kann politische Bildungs- und Lernprozesse anstoßen.

In den sozialen Medien können diese Interaktionen einerseits im Rahmen von Kommentaren zu Angeboten stattfinden. Aufrufe, Gedanken, Ideen, Meinungen in der Kommentar-Spalte zu hinterlassen, gehören vielleicht zu den häufigsten Sätzen im Rahmen von Social Media-Inhalten. Sie sind ein wichtiges Mittel zum Engagement der Community. Es ist weiterhin denkbar, dass Bildungsträger weniger eigenständigen Content kreieren, als vielmehr Diskursräume schaffen. Diese Diskursräume unterscheiden sich dabei je nach der jeweiligen Zielgruppe des Angebotes. Ihre Art und Ausgestaltung ebenso wie die Frage, wie schwer erreichbare Zielgruppen, wie z.B. migrantisch geprägte Communities oder Senior*innen, erreicht werden können, könnte beispielsweise im Kontext partizipativer Verfahren geklärt werden.

Sämtliche Maßnahmen, die auf die Interaktion mit Nutzenden zielen, erfordern gleichzeitig ein ständiges, sensibles Community-Management. Politische Bildungsinhalte können Hate Speech bzw. inzivile Diskussionen als Nebeneffekte mit hervorrufen, insbesondere wenn polarisierende Themen bearbeitet werden. Aber auch Persönlichkeitsmerkmale und -eigenschaften von Protagonist*innen und Creator*innen können problematische Diskussionen bedingen. So erhalten beispielsweise als weiblich gelesene Creator*innen mehr abwertende, sexistische Kommentare als ihre als männlich gelesenen Kollegen. Inzivile und hasserfüllte Kommentare können die wahrgenommene inhaltliche Qualität und Vertrauenswürdigkeit von Inhalten ebenso wie das Meinungsklima beeinflussen, gleichzeitig können sie negative Konsequenzen für das psychische Wohlbefinden von Rezipient*innen und Protagonist*innen haben.

In diesem Kontext muss man sich als Produzent*in von Bildungsangeboten in den sozialen Medien die Frage nach der Häufigkeit und Art des Präsentseins stellen. Insbesondere in den ersten Tagen nach der Veröffentlichung eines Angebotes, in denen es voraussichtlich die meiste Aufmerksamkeit erhält, sollte das Beantworten und die Pflege von Kommentaren und Fragen im Vordergrund stehen. Weiterhin sollte man auf Hassrede im Kontext von Bildungsangeboten vorbereitet sein. Es sollten klar definierte Regeln zur Interaktion und Moderation von Kommentaren vorliegen. Wichtig ist weiterhin zu bedenken, wie im Rahmen dieser Diskursräume Schutzräume für besonders gefährdete Zielgruppen geschaffen und erhalten werden können. Neben klaren Moderations- und Interaktionsregeln müssen für das Community-Management ausreichende (personelle) Ressourcen bereitgestellt werden, außerdem müssen die Community-Manager*innen umfassend ausgebildet sein, um in Problemsituationen angemessen (re-)agieren zu können.

Die vorhergehenden Ausführungen sollten überblicksartig verdeutlichen, wie komplex politische Bildung in den sozialen Medien sein kann. Neben den vielfältigen Herausforderungen, mit denen sich politische Bildner*innen im digitalen Raum konfrontiert sehen, wurden aber auch Möglichkeiten skizziert, mit denen diese Herausforderungen adressiert werden können. Es mag unbefriedigend wirken, dass es dabei keine eindeutigen und einfachen Antworten gibt und extremistische Akteur*innen immer ein bisschen schneller und besser die Möglichkeiten in ihrem Sinne (aus-)nutzen können. Allerdings lässt sich in der politischen Bildung mit etwas Mut, Kreativität, Geduld und den entsprechenden (zeitlichen, finanziellen) Ressourcen viel bewirken. Das funktioniert insbesondere dann, wenn wir extremistische und andere problematische Inhalte nicht nur als etwas sehen, auf das wir reagieren sollten. Vielmehr sollten wir den Raum nutzen, um unsere positiven Perspektiven auf demokratische Werte wie Offenheit, Toleranz und Miteinander zu feiern.

Weitere Inhalte

Dr. Josephine B. Schmitt arbeitet als wissenschaftliche Koordinatorin am Center for Advanced Internet Studies in Bochum. Sie forscht u.a. zu extremistischer Kommunikation und politischer Bildung im Internet sowie zu Fragen der Medienkompetenzvermittlung. Außerdem gibt sie Workshops und Vorträge zum Thema.