Akquisos sprach mit Andrew Keeling vom Institute of Fundraising, einem 1983 gegründeten Berufsverband und Trainingsinstitut für das Fundraising in England.
Weitere Informationen: Externer Link: www.institute-of-fundraising.org.uk
Akquisos: Wieweit ist Fundraising als integrierte strategische Akquise von Mitteln in gemeinnützigen Organisationen implementiert?
Andrew Keeling (AK): Bei den meisten gemeinnützigen Organisationen in Großbritannien spielt Fundraising eine wesentliche Rolle ihrer Einnahmestruktur und wird auch entsprechend in der Führungsetage wahrgenommen. Dabei wird Berufsbild des Fundraisers zunehmend professioneller. Salopp ausgedrückt: Fundraising wird immer weniger als eine Kunst denn als eine Wissenschaft wahrgenommen.
Akquisos: Wo sehen Sie das größte Potential im Fundraising für die nächsten fünf Jahre?
AK: Bei den elektronischen Medien – Internetkommunikation und Mobiltelefonie bzw. deren Nutzung für das Fundraising. Unklar ist für mich aber noch, ob wir das Engagement von Spenderinnen und Spendern oder Interessierten über diese Kommunikationswege ebenso aufrecht erhalten werden können wie mit Hilfe der traditionellen Kanäle. Auch angesichts der Tatsache, dass wir immer mehr im Internet „leben“ werden, sehe ich den Trend klar dahin, dass dieses der Ort sein wird, wo Fundraiser potentielle Unterstützer ansprechen und binden müssen.
Deutlich sehen wir die Orientierung zum Internet beim Corporate Sektor: Vodafone, Virgin aber auch kleine Start-ups engagieren sich immer mehr online.
Akquisos: Welche politischen, rechtlichen oder gesellschaftlichen Rahmenbedingungen unterstützen das Fundraising besonders und wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
AK: Gemeinnützige Organisationen haben eine hervorgehobene Stellung im hiesigen Sozialgefüge. Der ganze Bereich ehrenamtlicher Tätigkeiten wird bei uns als einer der vertrauensvollsten angesehen und von zahlreichen Steuerermäßigungen öffentlich unterstützt. (A.d.R. Ein interessantes Modell ist „Gift Aid“: Zuzüglich zur Spende kann die empfangende Organisation bei einer entsprechenden Registrierung ebenfalls einen Teil der Einkommenssteuer von der öffentlichen Hand einfordern und weitere ca. 25 % der Spendenhöhe einnehmen.)
Trotzdem fällt es schwer, für diesen Sektor öffentlich Gehör zu erhalten und Einfluss in der politischen Szene zu nehmen. Und es ist wichtig, das Bild differenziert zu betrachten. Wir haben sehr große und „potente“ Organisationen in Großbritannien aber auch viele sehr kleine, die selten oder nie wirklich wahrgenommen werden.
Akquisos: Welche Fundraising-Kampagne der letzten drei Jahre war für Sie die erfolgreichste und warum?
AK: Das war definitiv „iHobo“ von der Organisation Depaul UK. Ziele der Kampagne waren Aufmerksamkeit für das Thema, die Organisation sowie die Akquise von Spenden. Alle drei Ziele wurden deutlich erreicht. (A.d.R: „Depaul“ engagiert sich in der Arbeit mit wohnungslosen Jugendlichen: www.depauluk.org. „iHobo“ war die erste charity-App entwickelt für das iPhone, bei der ein wohnungsloser Jugendlicher drei Tage lang „versorgt“ werden muss. Die Applikation war nach ihrer Veröffentlichung die am häufigsten heruntergeladene in Großbritannien. Ein paar Erfahrungen über die Kampagne finden sich unter: Externer Link: http://resources.mediatrust.org/events/think-mobile/charity-caste-study-ihobo).
Akquisos: Herzlichen Dank.
Anmerkung der Redaktion: Die Charities Aid Foundation hat den Spendenmarkt 2011 untersucht. Aus diesem Bericht (Externer Link: www.cafonline.org/publications/2011-publications/uk-giving-2011.aspx) stammen die einführenden Daten.
"Bei den meisten NGOs spielt Fundraising eine wesentliche Rolle"
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In diesem Teil der Serie werfen wir einen Blick auf die Fundraising-Kultur in Großbritannien. Dort wurden 2011 rund 11 Mrd. Pfund Sterling als „donations“ gespendet, umgerechnet ca. 13,8 Mrd. Euro - in Deutschland betrug das Spendenaufkommen im Vergleich dazu nur 2,9 Mrd. Euro.
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