Computerspiele und Krieg
Computerspiele mit realem Kriegshintergrund üben auf viele Spieler eine große Faszination aus. Die Spielwelt, die dadurch entsteht, vermittelt dem Spieler das Gefühl, den echten Krieg – zumindest ein Stück weit – nachempfinden zu können.
In Deutschland müssen Spiele, die in den Verkauf kommen, vorab von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) geprüft werden. Im Jahr 2010 waren unter den über 2.800 geprüften Vollpreisspielen 94 militärische Simulationen oder Strategiespiele und 120 Kriegs-Shooter. Der Anteil der Kriegsspiele an den Gesamtveröffentlichungen ist also vergleichsweise gering. Laut USK werden nahezu alle kriegerischen Epochen als Hintergrund für Spiele genutzt – von der Antike über das Mittelalter, bis ins 20 Jahrhundert und sogar in futuristische Konflikte hinein. Gerade bei den militärischen Simulationen finden sich auch Spiele, die keine ausgeprägt gewalthaltigen "Kriegsspiele" sind.
Allerdings sagt das noch nichts über die Verkaufszahlen aus: Auch wenn "Kriegsspiele" in den verschiedenen Genres nicht immer das Bild in den Top 10 bestimmen, so gehören sie doch zu den erfolgreichsten Genres (auch wenn 2011 beispielsweise das Sportspiel "Fifa 11" der Topseller war). Spiele wie "Call of Duty: Black Ops", "Call of Duty 6: Modern Warfare 2" oder "Battlefield Bad Company 2" wurden 2010 jeweils über 500.000 Mal in Deutschland verkauft. "Call of Duty: Black Ops" wurde zudem von der British Academy of Film and Television Arts mit dem "GAME Award of 2010" ausgezeichnet
Die meisten Kriegsspiele werden in den USA produziert und gekauft. Viele Ego-Shooter und Echtzeitstrategiespiele mit Kriegsthematik stammen von US-Herstellern. In Deutschland wie im restlichen Europa ist das Interesse an Kriegsspielen nicht ganz so ausgeprägt, dennoch stürmen auch hier viele der aufwendigen US-Produktionen die Charts.
Ganz anders sieht es dagegen in Japan aus. Hier spielt man sehr viel seltener Kriegsspiele – und wenn, dann fast ausschließlich Strategiespiele. Ego-Shooter werden nahezu komplett gemieden. Insgesamt herrscht in Japan eine Spielkultur vor, die sehr viel weniger als die westliche von Action- und Gewaltspielen geprägt ist. Sie zeichnet sich durch große Vielseitigkeit und Experimentierfreudigkeit aus, was Kriegsspiele zu einem Genre unter Dutzend anderen macht.


Auch wenn Computerspiele den Krieg mittlerweile sehr realistisch darstellen können, bleiben sie dabei immer Spiele. Damit das Spiel funktioniert, müssen bestimmte Seiten des Krieges besonders betont werden, während andere, wie das Kriegsleid oder die schrecklichen Kriegsfolgen, ausgeblendet bleiben. Kein Spieler will den Krieg so nachempfinden, wie er wirklich ist. Ein solches Spiel wäre unerträglich. Kriegsspiele erscheinen daher nur auf den ersten Blick "realitätsnah".