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Rachel aus Zentralasien: Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen | Zuflucht gesucht - Seeking Refuge | bpb.de

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Rachel aus Zentralasien: Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen

Katharina Reinhold

/ 15 Minuten zu lesen

Rachels Geschichte eröffnet die Gelegenheit, mit Schülerinnen und Schülern über Religion, Flucht und Asyl, über Kinderrechte oder auch Berufswünsche zu diskutieren - entsprechende auf das Arbeitsblatt abgestimmte Unterrichtsvorschläge und Lösungsmöglichkeiten finden Sie hier.

Gesamtlänge des Films: 5:17 min. (incl. Abspann)

Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Fächer: Sachunterricht, Politik, Kunst, Religion/Ethik, Deutsch

Schwerpunkte: Menschen- und Kinderrechte (Gleichheit, Religionsfreiheit), Macht, Asylrecht, Zukunftsträume, Berufswahl

Ziele: Annäherung an das Thema Flucht, Entwicklung von Empathie, Förderung von Wertschätzung und Rücksichtnahme der Kinder untereinander, Kennenlernen der Menschen- und Kinderrechte (besonders Gleichheit und Religionsfreiheit), erstes Verständnis für Asylrecht

Allgemeiner Hinweis zum Einsatz des Arbeitsblattes: Die Übungen können auch unabhängig voneinander bearbeitet werden. Ausnahme: Die Übung 4 „Menschen- und Kinderrechte “ baut auf der Übung 3 „Alle anders, alle gleich?“ auf.

Übung 1: Vor dem Sehen des Films

Ein unbekanntes Land

Fächer: Sachunterricht, Politik, Kunst, Religion/Ethik, Deutsch

Dauer: ca. 15 - 20 min.

Angestrebte Kompetenzen: Bilder beschreiben, Informationen aus Bildern entnehmen, sich Zusammenhänge erschließen, Empathie entwickeln.

Hinweis: Wenn Sie die Vorentlastungs-Übung mit den Schülerinnen und Schülern durchführen wollen, sollten diese vorab nicht den Einleitungstext zum Film lesen, denn dort werden bereits einige der Fragestellungen beantwortet.

Anhand zweier Standbilder spekulieren die Kinder über Spielort und Themen des Films. Sie analysieren Bildsprache und Farben und nähern sich so der Thematik und Stimmung des Films an. Da es sich um Assoziationen und Spekulationen handelt, gibt es keine richtigen oder falschen Antworten. Alles sollte wertfrei angenommen werden. Wenn verschiedene Meinungen bestehen, sollen die Kinder die Gelegenheit haben, ihre Sichtweisen zu begründen.

Frage/Aufgabenstellung: Schaut euch gemeinsam diese beiden Bilder an. Sie zeigen das Land, aus dem Rachel und ihre Familie kommen und eine Erinnerung an Rachels Leben dort.

1. Was denkst du, wie ist es in diesem Land? Wie ist die Natur, das Klima, die Menschen, die Sprache, die Religion? Wo könnte dieses Land liegen? Finde Adjektive, die beschreiben, wie die Darstellung des Landes (Bild 1) auf dich wirkt. Würdest du dort gern einmal hinreisen? Begründe deine Aussage.

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

Es ist heiß und staubig, sieht aus wie Wüste, dort gibt es Sand, vielleicht Kamele und Menschen mit Turban oder langen Gewändern, wenig grüne Pflanzen, man sieht eine Moschee, erkennbar am Halbmond, also islamische Religion. Vielleicht ist es ein arabisches Land oder in Asien…. Adjektive: heiß, sonnig, düster, geheimnisvoll, gemütlich, gefährlich…

2. Beschreibe, was Rachel tut. Findest du, dass sie glücklich aussieht?

Eine mögliche Antwort:

Rachel schaut durch ein buntes Glasfenster nach draußen. Dort scheint die Sonne und ein Drache fliegt. Sie sieht einsam und traurig aus. Sie sieht so aus, als ob sie gern rausgehen würde.

3. Was denkst du, warum ist sie im Haus?

Eine mögliche Antwort:

Vielleicht ist es zu heiß. Vielleicht ist sie eingesperrt. Vielleicht traut sie sich nicht oder darf nicht. Vielleicht ist sie krank.

Info über Zentralasien

Auswertungsgespräch: Im Filmtitel erfahren wir, dass Rachel aus Zentralasien kommt, aber nicht, aus welchem Land genau.

Lesen Sie gemeinsam den Info-Text „Gut zu wissen“ über Zentralasien (vor) und klären Sie Verständnisfragen.

Weiterführende Informationen:

www.bpb.de/nachschlagen/lexika/islam-lexikon/21743/zentralasien

Interner Link: www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29946/zentralasien

Übung 2: Den Film sehen und verstehen

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik

Dauer: ca. 20 min.

Angestrebte Kompetenzen: Informationen aus Bewegtbildern und Texten entnehmen und verstehen. Inhalte zusammenfassen. Verständnis für Kinder mit Fluchtgeschichte entwickeln.

Der Film wird in kurzen Abschnitten angeschaut und Verständnisfragen werden geklärt. Da die Kinder sich durch die Übung „Ein unbekanntes Land“ bereits auf den Anfang des Films eingestimmt haben, ist es gut möglich, den Film alternativ auch ganz anzuschauen und die Fragen im Anschluss zu bearbeiten.

Möglicherweise ruft der Film bei einigen Kindern starke emotionale Reaktionen hervor. Sie sollten Gelegenheit haben, ihre Gedanken und Gefühle spontan äußern zu können. Alle Äußerungen sollten gleichwertig akzeptiert werden.

Die Ausschnitte starten jeweils bei der angegebenen Stelle, stoppen müssen Sie jedoch selbst. Wir empfehlen, dies vor dem gemeinsamen Anschauen in der Klasse auszuprobieren. Die Fragen können Sie mündlich im Gespräch erörtern, oder die Kinder beantworten sie schriftlich auf einem Arbeitsblatt oder im Heft.

Eine Religion macht viele Probleme (0:00 - 1:15 min.)

Aufgabenstellung: Fasse zusammen, wie Rachel ihr Leben in ihrem Heimatland beschreibt. Sie sagt „Ich spürte, dass ich anders war“. Was meint sie damit?

Eine mögliche Antwort:

Sie fand es sehr anstrengend. Sie ist nicht zur Schule gegangen, weil die Religion ihrer Mutter in dem Land „nicht gerne gesehen wird“. Sie hatte keine normale Kindheit und spielte nicht mit den anderen Kindern. Sie war einsam.

Aufgabenstellung: Welche Religion hat Rachels Mutter und wie übt sie ihre Religion aus? Wie wird die Familie von anderen Menschen behandelt?

Eine mögliche Antwort:

Rachels Mutter ist Christin. Sie ging zu heimlichen, verbotenen Gottesdiensten. Sie wurden sehr schlecht behandelt, gehörten nicht dazu.

An dieser Stelle könnten Sie die vertiefende Übung „Alle anders, alle gleich?“ durchführen.

Eine Reise mit ungewissem Ausgang (1:16 - 1:45 min.)

Hinweis: Hier ist es wichtig, dass sie bei 1:45 min stoppen (siehe Standbild), denn für die Fragestellungen sollten die Kinder noch nicht wissen, wie es weitergeht. Sollten Sie den Film im Ganzen anschauen, müssten Sie die Frage entsprechend anpassen. (z.B.: „Welche guten Aspekte, aber auch welche Schwierigkeiten und Probleme kann es geben, wenn Flüchtlinge in einem neuen Land ankommen?“)

Aufgabenstellung: Stelle dar, wie die Flucht ablief.

Eine mögliche Antwort:

Die Familie wurde von einem Lastwagen mitgenommen und saß lange im Dunkeln, eng aneinandergekuschelt. Sie schliefen viel und wussten nicht wo sie waren.

Aufgabenstellung: Rachel sagt: „Es war eine Reise, von der wir nicht wussten, wohin sie führen würde“ (1:38). Noch ist alles offen und ungewiss. Überlege, wie es mit Rachel und ihrer Familie weitergehen könnte, wenn sie in einem neuen Land ankommen: Wird sofort alles gut sein? Welche Schwierigkeiten oder Probleme könnte es geben? Sammelt eure Antworten an der Tafel oder auf einem großen Papier. Schreibt auf eine Seite die guten Aussichten, auf die andere Seite die möglichen Schwierigkeiten.

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

Gute Aussichten: Sie werden sich sicher fühlen, Rachel wird zur Schule gehen und Freunde finden, die Mutter kann ihre Religion leben, die Eltern werden Arbeit finden. Schwierigkeiten: Sie werden als Fremde behandelt, sie sprechen die Sprache nicht, sie haben keine Wohnung und keine Arbeit, kein Geld, keine Freunde, bekommen Heimweh….

Hinweis: Hier könnten Sie die Infotexte zu Flüchtlingen, Bleiberecht und Abschiebung gemeinsam lesen und besprechen.

Ein neues Leben - auf Zeit (1:45 - 2:16 min.)

Aufgabenstellung: Beschreibe, wie es Rachel in ihrem neuen Zuhause geht.

Eine mögliche Antwort:

Sie ist glücklich, hat Freunde und kann spielen und zur Schule gehen, hat ein normales Familienleben.

Aufgabenstellung: Was passiert, das wieder alles verändert?

Eine mögliche Antwort:

Es kommt ein Brief, in dem steht, dass sie nicht länger in dem Land bleiben dürfen.

Gefängnis und Abschiebung (2:17 - 3:19 min.)

Aufgabenstellung: Fasse zusammen, was passierte, nachdem Rachel und ihre Familie den Brief mit der Ablehnung ihres Asylantrages bekommen hatten.

Eine mögliche Antwort:

Frühmorgens kamen Männer (vermutlich Polizei) und brachten sie in ein Gefängnis. Dort mussten sie eine Weile bleibe, wurden dann jedoch wieder freigelassen. Nach einer kurzen Zeit zu Hause wurden sie wieder abgeholt und direkt zum Flughafen gebracht, von wo aus sie wieder in ihre alte Heimat zurückfliegen mussten. Sie wurden abgeschoben.

Wieder in der alten Heimat (3:19 - 3:59 min.)

Aufgabenstellung: Beschreibe, wie es Rachels Familie zurück in der alten Heimat erging und was sie taten.

Eine mögliche Antwort:

Sie wurden sehr unfreundlich empfangen, niemand wollte ihnen helfen oder sie aufnehmen. Rachels Mutter wurde sogar geschlagen. Sie flüchten wieder nach Europa mit einem Fluchthelfer.

Wieder in Europa (4:00 - 4:58 min.)

Aufgabenstellung: Rachels Familie kommt wieder nach Europa. Beschreibe, wovor Rachel sich anfangs fürchtet. Wie geht es Rachel, nachdem der Anruf kommt? Welche Pläne für die Zukunft hat Rachel?

Eine mögliche Antwort:

Rachel hat Angst, dass sie wieder ins Gefängnis kommen oder abgeschoben werden könnten. Dann kommt endlich die gute Nachricht, dass sie bleiben dürfen. Rachel ist glücklich und führt ein normales Leben. Sie möchte später Anwältin werden und anderen Menschen helfen, die ähnliche Sorgen und Probleme haben wie sie und ihre Familie.

Alle anders, alle gleich? Religionsfreiheit und Gleichbehandlung

Übung 3: Alle anders, alle gleich? Religionsfreiheit und Gleichbehandlung

Fächer: z.B. Religion/Ethik, Deutsch, Sachunterricht, Politik

Dauer: ca. 1 Std. oder mehr

Angestrebte Kompetenzen: Informationen aus dem Film und aus einer Infografik entnehmen, Auseinandersetzung mit dem Thema Religionsfreiheit und Grundrechte, Transfer des Filminhalts auf Situation in Deutschland, Rollenspiel erarbeiten, Lösungen finden, Verständnis für Menschen aus verschiedenen Religionen entwickeln, Toleranz und Respekt fördern.

Anhand der Gegenüberstellung von Rachels Heimatland und Europa wird im Film das Thema Religionsfreiheit angesprochen.

Aufgabenstellung: Besprecht in Partnerarbeit mit eurem Tischnachbarn oder eurer Tischnachbarin folgende Fragen:

Rachel und ihre Familie werden in ihrem Heimatland anders schlechter behandelt als die anderen Menschen. Was darf Rachels Mutter nicht tun? Was kann Rachel nicht tun? Wie gehen die anderen Leute mit ihnen um?

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

Rachels Mutter ist Christin und darf ihre Religion nicht öffentlich leben. Rachels Mutter darf nicht in die Kirche gehen, sie muss heimlich Gottesdienste besuchen. Sie darf ihre Religion nicht ausleben. Die Staatsmacht möchte die verbotenen Gottesdienste nicht. Mögliche Antworten z.B.: Rachel darf nicht zu Schule gehen und spielt nicht mit den anderen Kindern (ob sie es offiziell nicht darf oder ob ihre Eltern es nicht möchten um sie zu schützen, wird im Film nicht deutlich). Die anderen Menschen sind unfreundlich zu ihnen. Als sie aus Europa zurückkehren, werden sie beschimpft. Rachels Mutter wird geschlagen. Niemand will ihnen helfen.

Aufgabenstellung: Rachel sagt im Film: „In Europa ist es kein Problem, Christ zu sein, aber in meinem Land leben hauptsächlich Muslime. Da mag man die christliche Religion und ihre Bräuche nicht.“

In Rachels Heimat gehören die meisten Menschen dem muslimischen Glauben an. Wie ist es in Deutschland? Schaut euch die Grafik an und findet heraus: Welche Religionen gibt es und welchen gehören die meisten Menschen an?

Grafik: Religionszugehörigkeit, Anteile in Prozent der Gesamtbevölkerung (© 2012 Bundeszentrale für politische Bildung)

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

In Deutschland sind die Mehrheit der Menschen Christen (römisch-katholisch, evangelisch, orthodox, freikirchlich und andere Kirchen). Es gibt etwa 5% Muslime, 0,24% Juden und 0,12% Hindus. Möglicherweise müssen Sie die Grafik erläutern und Prozente erklären, aber durch die Darstellung im Diagramm dürfte es anschaulich sein. Möglicherweise sehen die Mehrheiten und Minderheiten in Ihrer Gruppe auch ganz anders aus als in der Statistik? Sie können ja regional und sogar von Stadtteil zu Stadtteil stark unterschiedlich verteilt sein. Dies sollten sie thematisieren.

Aufgabenstellung: Im Grundgesetz [Externer Link: www.hanisauland.de/lexikon/g/grundgesetz.html] steht, dass alle Menschen ihre Religion ausüben dürfen und dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, also die gleichen Rechte haben.

Kennst du Situationen, in denen Menschen, die zum Beispiel muslimischen oder jüdischen Glaubens sind, wegen ihrer Religion Probleme oder Nachteile haben? Hat jemand aus deiner Familie oder haben Bekannte mal schlechte Erfahrungen wegen ihrer Religionszugehörigkeit gemacht? Denke dabei zum Beispiel an Menschen, die Zeichen ihrer Religion tragen, wie Frauen mit Kopftüchern, Männer mit bestimmten Mützen oder Bärten…

Schreibe auf Kärtchen ein Beispiel für eine solche Situation. Stellt euch in Kleingruppen (2-3 Kinder) gegenseitig eure Ideen vor. Sucht euch dann eine Situation aus, die ihr als kleines Rollenspiel einübt (höchstens 1-2 Minuten lang).

Kommt im Sitzkreis zusammen und spielt den anderen eure kurzen Rollenspiele vor. Sprecht über die Situationen. Was ist passiert? Warum gibt es das Problem? Wie gehen die Menschen miteinander um? Wie könnte man es besser machen? Überlegt euch Lösungen und spielt diese vor.

Hinweis: Möglicherweise benötigen die Kinder Hilfe oder weitere Anstöße für das Ersinnen von Situationen (zum Beispiel blöde Sprüche, Beschimpfungen oder Auslachen, jemand bekommt eine Arbeitsstelle oder eine Wohnung nicht, darf nicht in ein Café rein etc.). Die Zusammensetzung der Klasse sollte dabei berücksichtigt werden, und die Kinder sollen sich sicher fühlen. Beschimpfungen und Beleidigungen sind nur im Rollenspiel, nicht aber im Umgang miteinander okay.

Die Beispiele und Reaktionen hängen sehr stark von der Zusammensetzung der Gruppe ab. Wenn sie wollen, können die Kinder Erlebnisse oder Beispiele von Bekannten oder Verwandten einbringen oder über eigene Erfahrungen erzählen (sie sollten dazu jedoch keinesfalls gedrängt werden).

Es sollte deutlich werden, dass auch in Deutschland Mehrheiten und Minderheiten eine Rolle spielen, dass Angehörige von Mehrheiten sich oft stark fühlen und mächtiger sind. Diese Mehrheiten können aber von Stadt zu Stadt und sogar von Stadtteil zu Stadtteil ganz unterschiedlich aussehen. Auch hier kommt es – trotz Grundgesetz und Religionsfreiheit – zu Diskriminierungen und Ungleichbehandlungen. Viele Menschen haben Ängste oder Vorurteile gegenüber dem Islam, er wird mit Islamismus und Terrorismus gleichgesetzt oder verbunden. Auch antisemitische Vorfälle gibt es immer wieder. Die Kinder sollen selbst bei der Besprechung der Rollenspiele überlegen, wie man solche Ungerechtigkeiten vermeiden kann und wie man besser, freundlicher und respektvoll miteinander umgehen kann. Diese Lösungen spielen sie einander dann vor.

Möglicherweise kommen auch Vorurteile zur Sprache. Die Schülerinnen und Schüler könnten dann thematisieren, dass Stereotype und auch Vorurteile ganz normal sind und dass fast jeder sie hat. Sie helfen uns, in neuen Situationen schnell zu reagieren, unseren Weg durch den Alltag zu finden und möglicherweise auch, uns vor Gefahren zu bewahren. Doch sie können auch Begegnungen und Offenheit verhindern und Fehlurteile sein. Ob eine Frau zum Beispiel Kopftuch trägt oder nicht, sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, wie religiös sie ist oder wie frei und selbstbestimmt sie lebt. Es ist zudem ein großer Unterschied, ob man etwas denkt oder fühlt, oder ob man es auch ausspricht und andere damit zum Beispiel verletzt oder beleidigt.

Sie könnten ergänzend Materialien zum Thema Kopftuch, Assoziationen und Vorurteile (Begleitmaterial zur Ausstellung „Was glaubst du denn?“) einsetzen: Externer Link: http://www.wasglaubstdudenn.de/system/files/dokument_pdf/4.%20CoverDiscover.pdf

Weitere Materialien zur Ausstellung: (Buch mit DVD und Begleitmaterialien), bestellbar bei der bpb: http://www.bpb.de/shop/buecher/einzelpublikationen/217361/was-glaubst-du-denn-muslime-in-deutschland

Hintergründe zum Thema Vorurteile bieten auch die Informationen zur politischen Bildung: Interner Link: http://www.bpb.de/izpb/9677/vorurteile

Übung 4: Menschen- und Kinderrechte

Hinweis: Baut auf Übung 3 „Alle anders, alle gleich?“ auf.

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik, Kunst

Dauer: ca. 30 min.

Angestrebte Kompetenzen: Texte (Menschen- und Kinderrechte) verstehen und auf reale Situationen anwenden, Gerechtigkeitsempfinden entwickeln, Forderungen und Wünsche formulieren, Plakat gestalten.

Benötigte Materialien: Plakate, Stifte, Farben

Text Arbeitsblatt: Viele Staaten haben gemeinsam eine Sammlung von Rechten aufgestellt, die für alle Menschen gelten sollen, das ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. In vielen staatlichen Verfassungen oder Grundgesetzen stehen diese Menschenrechte auch. Es gibt außerdem eine Sammlung von Rechten, die speziell für die Kinder der Welt gelten sollen, und zwar für alle. In dieser Kinderrechtskonvention steht zum Beispiel:

Kein Kind darf benachteiligt werden

Alle Kinder haben diese Rechte, egal wer sie sind, wo sie leben, woher sie kommen, welche Hautfarbe sie haben, was ihre Eltern machen, welche Sprache sie sprechen, welche Religion sie haben, ob sie Junge oder Mädchen sind, in welcher Kultur sie leben, ob sie eine Behinderung haben, ob sie reich oder arm sind. Keinem Kind darf irgendeines der beschlossenen Rechte weggenommen werden. (Art. 2 der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen)

Grund- oder Menschenrechte (aus dem Grundgesetz von Deutschland):

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (Artikel 3)

Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet. (Artikel 4)

Aufgabenstellung: Vergleicht die Rechte, die hier aufgeschrieben sind und die für alle Kinder und Menschen gelten sollen, mit Rachels Leben in ihrem Heimatland und mit den Situationen, die ihr vorgespielt habt. Da stimmt etwas nicht, oder? Überlegt in Kleingruppen, warum die Rechte nicht immer und überall eingehalten werden.
Was können wir dafür tun, dass es besser wird? Gestaltet in der Kleingruppe ein buntes Plakat, auf dem ihr eine kurze Forderung oder einen Wunsch aufschreibt, was besser werden soll. Ihr könnt etwas schreiben oder malen oder beides.

Anschließend können die Kinder sich weiter über Kinderrechte informieren, zum Beispiel auf dem Plakat „Kinderrechte“ der bpb: Interner Link: http://www.bpb.de/shop/lernen/falter/194570/kinderrechte

Oder sie recherchieren auf verschiedenen Internetseiten etwas über Kinderrechte:

Externer Link: https://www.hanisauland.de/spezial/kinderrechte/

Externer Link: https://www.unicef.de/mitmachen/youth

Wenn Sie das Thema Kinderrechte noch weiter vertiefen möchten

Bei Unicef können vielfältige Materialien zum Thema Grundrechte heruntergeladen oder angefordert werden, zum Beispiel Unterrichtsmaterialien, Plakate oder der Kinderrechte-Pass: Externer Link: www.unicef.de/informieren/materialien, Suche: Kinderrechte

Compasito ist eine Zusammenstellung von Übungen und Hintergrundmaterialien für die Menschenrechtsbildung mit Kindern. Es ist online frei verfügbar: Externer Link: http://www.compasito-zmrb.ch/startseite/

Übungsvorschlag: Weltferienlager

Zur Vertiefung des Themas Gleichbehandlung und Diskriminierung bietet sich die Übung „Weltferienlager“ von Compasito an. Die Kinder wählen aus einer kommentierten Liste von Kindern mit unterschiedlichen Merkmalen zehn „Wunsch-Zeltgenossen“ aus und diskutieren darüber, worauf sich ihre Auswahl begründet. Ziele der Übung sind die Erforschung eigener Klischees und Vorurteile und deren Herkunft sowie die Förderung von Gleichberechtigung und die Vermeidung von Diskriminierungen.

Das Arbeitsblatt mit Anleitung finden Sie hier zum Download: Externer Link: http://www.compasito-zmrb.ch/uebungen/?tx_browser_pi1%5BshowUid%5D=35&cHash=bc8165eaf0

Übung 5: Rolle des Staates und der Polizei

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik

Dauer: ca. 30 min.

Angestrebte Kompetenzen: Bilder analysieren, Situationen aus eigenem Erfahrungsschatz vortragen, differenzierte Sichtweise der Rolle des Staates und der Polizei entwickeln, Empathie für Menschen in schwierigen rechtlichen Lagen entwickeln

Aufgabenstellung (Unterrichtsgespräch): Besprecht in der Gruppe folgende Fragen: Welche Aufgaben hat die Polizei bei uns? Hattet ihr schon mal direkt etwas mit Polizistinnen oder Polizisten zu tun? Welche Gefühle hattet Ihr dabei?

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

Die Polizei fängt Verbrecher, die Polizei regelt den Verkehr, die Polizei kommt, wenn ein Unfall passiert, die Polizei beschützt uns, die Polizei ist da, wenn es Demonstrationen oder große Veranstaltungen gibt…
Die Polizei wird meist als freundlich, helfen und, schützend wahrgenommen und ist vertrauenswürdig. Angst haben größere Kinder eher selten vor der Polizei, meist sind die Erfahrungen positiv.

Hinweis: Im Auswertungsgespräch die Rolle der Polizei klären: Die Polizei muss dafür sorgen, dass die Gesetze und die Ordnung eingehalten werden. Polizistinnen und Polizisten versuchen auch, Menschen in schwierigen Situationen zu helfen. Manche Gesetze bedeuten für bestimmte Gruppen von Menschen (zum Beispiel ohne deutschen Pass oder ohne Aufenthaltsgenehmigung) Schwierigkeiten.

Aufgabenstellung: Wie werden die Polizisten in dem Film dargestellt (schau dir die Bilder an)? Welche Gefühle hat Rachel in der Situation, auch gegenüber den Polizisten? Vergleiche dies mit deinen eigenen Erfahrungen oder Gefühlen, die mit Polizei zu tun haben.

Hinweis: Alternativ können Sie hier auch die Szene im Film erneut anschauen mit der Aufgabe, dass die Kinder besonders darauf achten sollen, wie die Polizisten dargestellt werden.

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

Die Polizisten werden sehr groß und dunkel dargestellt, sie wirken übermächtig und stark. Rachel und ihre Familie sehen dagegen klein und hilflos aus, sie können sich nicht wehren. Rachel hat Angst und fühlt sich hilflos. Sie versteht nicht, warum sie ins Gefängnis müssen.
Die Kinder selbst haben vermutlich eher positive Erfahrungen und Gefühle, wenn sie an Polizei denken.

Im Auswertungsgespräch sollte herausgearbeitet werden, dass es die Aufgabe der Polizei ist, über die Einhaltung der Gesetze zu wachen. Dazu gehören auch unangenehme Dinge wie die Durchführung von Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber, auch gegen deren Willen (siehe Infokasten Flüchtlinge, Abschiebungen etc.). Nachdem der Antrag von Rachels Familie, dass sie bleiben möchten, abgelehnt wurde, ist die Polizei dafür zuständig, dafür zu sorgen, dass die Familie das Land verlässt. Es gibt zum Beispiel die sogenannte Abschiebehaft, die Menschen davon abhalten soll, „unterzutauchen“, oder die Polizei bringt Menschen zum Flughafen und direkt in das Flugzeug. Beides wird im Film dargestellt.

Die Schülerinnen und Schüler üben sich in einer differenzierten Wahrnehmung der Rolle das Staates und der Polizei: Während für die meisten Bürgerinnen und Bürger die Polizei Vertrauen erweckt und als schützend und helfend wahrgenommen wird, löst sie bei anderen Angst und Schrecken aus. Und das betrifft nicht nur Verbrecher wie Diebe oder Gewalttäter, sondern auch Menschen, die „nur“ gegen das Aufenthaltsrecht verstoßen, die sich also illegal in einem Land aufhalten. Damit verhalten sie sich gegen das Gesetz. Die Kinder nehmen einen Perspektivenwechsel vor und entwickeln vermutlich Empathie für Menschen, denen staatliches Recht Lebensträume zerstört. Bei Rachels Familie geht die Sache gut aus, da sie am Ende doch das Aufenthaltsrecht bekommt. Bei vielen anderen geflüchteten Menschen, die auf ein besseres Leben hofften, zerschlägt sich diese Hoffnung jedoch mit der Abschiebung. Auch dies kann den Kindern verdeutlicht werden.

Weitere Anregungen für den Unterricht

Berufswünsche (Deutsch, Arbeitslehre, Sachunterricht)

Ausgehend vom Schluss des Films könnte sich ein Gespräch oder eine Übung zum Thema Berufswünsche anschließen. Rachel will „internationale Anwältin“ werden und sich für die Rechte von Geflüchteten einsetzen.

Haben die Kinder auch Berufswünsche, die auf eigenen Erfahrungen basieren?

Können wir allen Menschen helfen? (Politik, Religion/Ethik, Sachunterricht, ab 6. Jahrgangsstufe)

Rachel möchte als Anwältin gern alle Menschen retten, die ähnliche Probleme haben wie sie. Aktuell sind über 60 Millionen Menschen auf der Flucht oder leben in Flüchtlingslagern. Angesichts dieser Zahl und der Komplexität der Probleme ist Rachels Wunsch natürlich löblich, aber nicht gerade realistisch.

Im Unterricht kann eine Diskussion zu der Frage angeregt werden, ob man tatsächlich alle Flüchtlinge, die kommen wollen, in Deutschland bzw. Europa aufnehmen kann. Dazu können Argumente für und gegen eine Begrenzung der Einwanderung in einer Pro-Contra-Debatte ausgetauscht werden.

Interner Link: http://www.bpb.de/lernen/formate/methoden/46892/pro-contra-debatte

Ein Artikel und ein Video von Logo (Januar 2016) stimmen auf die Diskussion in der Politik ein:

Externer Link: https://www.tivi.de/fernsehen/logo/artikel/45328/index.html

Externer Link: http://www.tivi.de/mediathek/logo-erklaert-896480/obergrenze-fuer-fluechtlinge-2652364/

Rechtliche Grundlagen wie das Asylrecht, die Genfer Flüchtlingskonvention oder die Menschenrechte sollten dabei erarbeitet werden.

Einige Ansichten und Aspekte zur Debatte finden Sie in diesem Faktencheck: Interner Link: http://www.bpb.de/veranstaltungen/format/aktion/221946/faktencheck-flucht-und-asyl

Weitere Aspekte/Argumente könnten z.B. sein:

  • Flüchtlinge aufzunehmen und mit Wohnung, Essen, Gesundheitsversorgung etc. auszustatten kostet Geld, können wir das bezahlen?

  • Viele neue Menschen in ein Land zu integrieren, ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, es kann zu Konflikten kommen.

  • Menschen, die in Gefahr sind, müssen unterstützt werden, egal wie viele es sind.

  • Wir brauchen Zuwanderung, denn die deutsche Gesellschaft wird immer älter – Fachkräftemangel, Stabilisierung der Sozialsysteme…

Katharina Reinhold ist Redakteurin, Autorin und Vermittlerin mit den Fachgebieten politische und kulturelle Bildung.