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FAQ: Vereinte Nationen

Redaktion

/ 8 Minuten zu lesen

Wie viele Mitgliedstaaten haben die Vereinten Nationen? Und was sind die Aufgaben und Ziele dieser internationalen Organisation? Einige Fragen und Antworten im Überblick.

Alle 193 Mitglieder der Vereinten Nationen sind in der Generalversammlung vertreten und haben unabhängig von ihrer Größe oder wirtschaftlichen Bedeutung eine Stimme. (© picture-alliance, ZUMAPRESS.com | Bianca Otero)

Nach dem Interner Link: Zweiten Weltkrieg wurden die Vereinten Nationen (VN) am 24. Oktober 1945 mit dem Inkrafttreten ihrer Charta gegründet. In den vergangenen 80 Jahren haben sich die politischen Rahmenbedingungen, mit denen sich die Vereinten Nationen konfrontiert sehen, verändert. Kaum verändert haben sich dagegen die grundlegenden Strukturen der Hauptorgane, in denen die Organisation operiert – so zum Beispiel der Sicherheitsrat , das wichtigste Organ der Vereinten Nationen für die Friedens- und Sicherheitspolitik. Die Vereinten Nationen gelten noch immer als wichtige Plattform zur internationalen Verständigung und Zusammenarbeit. Zugleich mehrt sich angesichts ihrer Ohnmacht gegenüber vielen Konflikten auf der Welt die Kritik.

Was sind die Vereinten Nationen?

Die Vereinten Nationen sind eine internationale Organisation. Auf Englisch heißen sie „United Nations Organisation“ (Abkürzung: UN, UNO). Das Hauptquartier der Vereinten Nationen ist in New York City, USA. Daneben haben die Vereinten Nationen auch Sitze in Genf, Nairobi und Wien. Der Interner Link: Internationalen Gerichtshof hat seinen Sitz im niederländischen Den Haag.

Der Gründungsvertrag dieser internationalen Organisation ist die Externer Link: Charta der Vereinten Nationen. Sie ist das Ergebnis der Konferenz von San Francisco, die vom 25. April bis zum 26. Juni 1945 stattfand. Offiziell vollzogen war die Gründung dann mit Inkrafttreten der Charta am 24. Oktober 1945 .

Im ersten Kapitel der Charta sind die Ziele der Vereinten Nationen festgehalten. Dazu gehört die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit. Hierbei gilt das Prinzip des Gewaltverbots und der Interner Link: kollektiven Sicherheit; die Bewahrung der internationalen Sicherheit wird also als gemeinsame Aufgabe der Staatengemeinschaft verstanden. Internationale Streitigkeiten sollen auf friedliche Weise und auf der Grundlage des Interner Link: Völkerrechts gelöst werden. Einem jeden Staat steht trotzdem das Recht auf Selbstverteidigung zu. Auch andere Staaten und Staatenbündnisse dürfen im Aggressionsfall in einen Konflikt eingreifen, wenn dafür ein Interner Link: Mandat des Sicherheitsrats vorliegt und die Interner Link: Intervention somit völkerrechtlich legitimiert ist. Darüber hinaus sollen die Vereinten Nationen dazu beitragen, dass sich freundschaftliche und gleichberechtigte Beziehungen zwischen den Nationen der Welt entwickeln und sie sollen die Zusammenarbeit zwischen den Nationen fördern.

Wie viele Mitgliedsstaaten haben die Vereinten Nationen?

Interner Link: Derzeit gehören den Vereinten Nationen 193 Staaten an. An der Gründung der Vereinten Nationen waren im Jahr 1945 insgesamt 51 Staaten beteiligt. Die Zahl der Mitgliedstaaten hat sich seit der Gründung der Vereinten Nationen fast vervierfacht. Der letzte Staat, der den Vereinten Nationen im Jahr 2011 beitrat, war Südsudan. Von 195 der Vereinten Nationen anerkannten Staaten gehören der internationalen Organisation 193 an. Palästina und Vatikanstaat haben einen Beobachterstatus. Damit kann diese internationale Organisation eine universale Gültigkeit ihrer Ziele, Grundsätze und Normen beanspruchen. Doch ihre Gestaltungsmacht wird zugleich durch staatliche Eigeninteressen und Souveränitätsansprüche beschränkt.

Mit welchen Themen beschäftigen sich die Vereinten Nationen?

  • Sicherheit und Frieden: Der Erhalt von Frieden und Sicherheit ist bis heute die zentrale Aufgabe der Vereinten Nationen, deren Gründungsphase von Eindrücken des Zweiten Weltkriegs geprägt war. Um bestehende Konflikte einzuhegen, kann der Sicherheitsrat mit Zustimmung aller Konfliktparteien Friedenssicherungseinsätze (auch Blauhelmeinsätze oder Peacekeeping genannt) unter VN-Führung beschließen. Laut Angaben der Vereinten Nationen gibt es derzeit elf Friedensmissionen, bei denen insgesamt 70.000 zivile und militärische Kräfte sowie Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sind. Die meisten andauernden Missionen laufen bereits seit Jahrzehnten. Aufgrund von fehlenden Ressourcen und zum Teil auch politischer Uneinigkeit veränderte sich in den letzten Jahren der Umgang mit Friedensmissionen: In den vergangenen Jahren sind mehr Missionen beendet worden, als neue mandatiert. Das genehmigte Budget für Missionen zur Friedenssicherung verringerte sich von 2014 bis 2024 deutlich.

  • Humanitäre Hilfe: Direkt aus der Charta geht auch das Ziel der Vereinten Nationen hervor, weltweit humanitäre Hilfe zu leisten. Diese wird vor allem von den Nebenorganen der Vereinten Nationen in Folge von Naturkatastrophen oder Konfliktregionen koordiniert, wenn nationale Behörden allein keine ausreichende Unterstützung leisten können.

  • Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten: Bereits in der Charta von 1945 nahmen die Menschenrechte eine zentrale Position ein. Drei Jahre später, am 10. Dezember 1948, wurde von den Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet.

  • Nachhaltige Entwicklung: Die Vereinten Nationen setzen einen weiteren Schwerpunkt auf das Thema Entwicklung. Dazu gehörten die Interner Link: Millenniums-Ziele von 2000 oder die daraus hervorgegangenen Interner Link: 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030, Sustainable Development Goals, SDGs) von 2015. Beispiele von SDGs sind die Beendigung von Armut in jedweder Form, der verlässliche Zugang für alle Menschen zu bezahlbarer und nachhaltiger Energie sowie umgehende Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. Um die Entwicklung zu überwachen, werden jährliche Berichte veröffentlicht. Unter dem Dach der Vereinten Nationen findet auch die Klimakonferenz COP (Conference of the Parties, Vertragsstaatenkonferenz) statt. Sie geht aus der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen vor, die 1994 in Kraft trat. Auf der COP 21 in Paris wurde 2015 das Pariser Klimaabkommen verabschiedet.

  • Völkerrecht: Ein weiterer zentraler Bestandteil der Arbeit der Vereinten Nationen ist die Überwachung der Einhaltung des Völkerrechts. Das soll durch Gerichte, Tribunale und multilaterale Abkommen geschehen.

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Wie sind die Vereinten Nationen aufgebaut?

Die Vereinten Nationen sind ein komplexes Konstrukt. Neben den sechs Hauptorganen gehören zahlreiche Nebenorgane und Sonderorganisationen zu ihr.

Folgende Institutionen zählen zu den Hauptorganen der Vereinten Nationen:

  • Die Generalversammlung: Die Generalversammlung gilt als Herzstück der Vereinten Nationen. Hier sitzen Vertreterinnen und Vertreter aller 193 Mitgliedsstaaten – unabhängig von der Größe oder der wirtschaftlichen Bedeutung hat jeder Staat eine Stimme. Wichtige Entscheidungen werden hier getroffen, wie die Aufnahme neuer Mitglieder (auf Empfehlung des Sicherheitsrats), die Wahl der nicht-ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats, die Ernennung des Generalsekretärs (auf Empfehlung des Sicherheitsrats) oder die Genehmigung des Haushalts. In diesem Organ diskutieren und entscheiden die Mitgliedsstaaten über weltpolitischen Fragen, die nicht vom Sicherheitsrat behandelt werden.

  • Der Sicherheitsrat: Dieses Organ ist für die Wahrung des Friedens und der internationalen Sicherheit zuständig. Der Sicherheitsrat wacht mit seinen Entscheidungen über die Einhaltung des Völkerrechts. Er kann Friedensmissionen beschließen und Sanktionen verhängen, um die gemeinsamen Interessen durchzusetzen. Der Sicherheitsrat besteht aus 15 Mitgliedern. Fünf davon sind ständige Mitglieder mit Interner Link: Veto-Recht, zehn Nationen werden als nicht-ständige Mitglieder für eine Dauer von zwei Jahren gewählt.

  • Der Wirtschafts- und Sozialrat: Hier findet der zentrale Austausch über Themen wie Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit oder Armutsbekämpfung statt. Dem Rat gehören 54 Mitglieder an, die von der Generalversammlung auf drei Jahre gewählt werden .

  • Das Sekretariat: Hier findet vor allem die Verwaltungsarbeit statt. An der Spitze des Sekretariats steht der Generalsekretär der Vereinten Nationen, der nach außen hin der höchste Repräsentant der Organisation ist.

  • Der Internationale Gerichtshof: Er ist das wichtigste rechtsprechende Organ der Vereinten Nationen. Mitgliedstaaten können sich an den Gerichtshof wenden, wenn völkerrechtliche Streitigkeiten bestehen.

  • Der Treuhandrat: Bis zur Unabhängigkeit von Palau im Jahr 1994 wurden hier Treuhandgebiete der Vereinten Nationen verwaltet – meist handelte es sich dabei um ehemalige Interner Link: Kolonien, die auf dem Weg in die Unabhängigkeit waren. Der Rat hat seine Arbeit eingestellt.

Diese Hauptorgane der Vereinten Nationen werden durch die Interner Link: Nebenorgane bei ihrer Arbeit unterstützt. Diese können von der Generalversammlung oder dem Sicherheitsrat eingerichtet werden. Zu ihnen gehören unter anderem das Welternährungsprogramm (WFP), die Völkerrechtskommission (ILC), das Kinderhilfswerk (UNICEF) und der Menschenrechtsrat.

Darüber hinaus gibt es auch noch Interner Link: Sonderorganisationen mit gesonderten Mitgliedschaften, eigenen Organisationsstrukturen und Budgethoheit. Dazu zählen beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO), der Internationale Währungsfonds (International Monetary Fund, IMF) oder die Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, UNESCO).

Warum steht der Sicherheitsrat in der Kritik und welche Reformen werden diskutiert?

Der Sicherheitsrat repräsentiert in der Zusammensetzung seiner ständigen Mitglieder die politischen Machverhältnisse aus der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die USA, Großbritannien und Frankreich sind Siegerstaaten des Zweiten Weltkriegs, Russland ist der Nachfolgestaat der Siegermacht Sowjetunion. Hinzu kam das damals bevölkerungsreichste Land der Erde, China. Alle fünf waren zur Gründung der Vereinten Nationen bereits Atommächte. Der Wandel der Staatenwelt, unter anderem durch die Dekolonialisierung, ist heute jedoch nur unzureichend in diesem Hauptorgan repräsentiert. Während Europa weiterhin zwei ständige Mitglieder im Sicherheitsrat hat, gibt es keine ständige Repräsentation afrikanischer oder lateinamerikanischer Staaten. Die Staaten Afrikas und Asiens, die eine Mehrheit der Staaten und der Weltbevölkerung darstellen, sind zudem unterproportional vertreten, so die Kritik.

Auf diesen Umstand reagierten verschiedene Staaten mit Reformvorschlägen. Die Bundesregierung möchte etwa gemeinsam mit Brasilien, Indien und Japan eine Interner Link: Reform des Sicherheitsrates erwirken. Zu ihrem Vorschlag gehört eine Erweiterung des Sicherheitsrates um sechs nichtständige und fünf ständige Mitglieder, die nach regionalem Proporz verteilt werden sollen. Deutschland strebt dabei einen ständigen Sitz an. Alle Reformbemühungen würden die derzeitigen Machtverhältnisse innerhalb des Sicherheitsrats verschieben. Als Herausforderung gilt dabei, dass alle derzeitigen ständigen Mitglieder einen Umbau der Strukturen ratifizieren müssten und zugleich ihre herausragende Stellung nicht aufgeben werden.

Eine weitere Herausforderung ist, dass sich der Sicherheitsrat durch die Veto-Macht seiner ständigen Mitglieder oft selbst blockiert und damit seiner Aufgabe, auf Bedrohungen des Friedens und bei Aggressionshandlungen zu reagieren, nicht gerecht wird. Von 2016 bis 2024 setzten die USA sieben, China zehn und Russland 24 Mal ein Veto ein. Nach dem russischen Überfall auf die gesamte Ukraine im Februar 2022 verhinderte Russland etwa mit seinem Veto eine Reaktion des Sicherheitsrates auf den Völkerrechtsbruch. Die USA verhinderten beispielsweise mit ihrem Veto-Recht in der Vergangenheit Beschlüsse, die sich kritisch mit dem israelischen Vorgehen in Gaza auseinandersetzen sollten.

Sind Resolutionen der Vereinten Nationen für die Mitgliedsstaaten bindend?

Interner Link: Resolutionen der Vereinten Nationen sind verabschiedete Beschlüsse, die zu konkreten Handlungen oder Unterlassungen von Handlungen auffordern. Diese Resolutionen können von drei verschiedenen Organen ausgesprochen werden: von der Generalversammlung, vom Wirtschafts- und Sozialrat und vom Sicherheitsrat. Die Resolutionen der Generalversammlung und des Wirtschafts- und Sozialrats haben einen empfehlenden Charakter, die Resolutionen des Sicherheitsrates sind völkerrechtlich bindend .

Wie werden die Vereinten Nationen finanziert?

Artikel 17 der Charta der Vereinten Nationen bestimmt, dass ihre Ausgaben nach einem von der Generalversammlung beschlossenen Verteilungsschlüssel getragen werden. Die Beiträge orientieren sich unter anderem am Interner Link: Bruttonationaleinkommen (BIP) der vergangenen sechs Jahre, beziehen aber beispielsweise auch die Auslandsverschuldung mit ein. Der letzte Verteilungsschlüssel wurde im Dezember 2024 verabschiedet. Größter Beitragszahler sind demnach die USA, die 22 Prozent des gesamten Beitragsaufkommens leisten müssen. Es folgen China (20 Prozent), Japan (rund 7 Prozent) und Deutschland (rund 6 Prozent). Der reguläre Haushalt der Vereinten Nationen für 2025 beträgt 3,75 Milliarden Dollar. Zahlreiche Programme der Vereinten Nationen werden darüber hinaus aus freiwilligen Beiträgen finanziert .

Deutliche Einsparungen soll es 2026 sowohl im regulären Haushalt, der die laufenden Kosten der Organisation deckt, als auch im Bereich der Friedensmissionen geben. Als Grund werden unter anderem die nicht vollständig bezahlten Pflichtabgaben einiger Mitgliedsstaaten angeführt, darunter von Beitragszahlern mit hoher Abgabepflicht wie USA und China. Die USA haben mit Abstand die höchsten offenen Zahlungen für das Jahr 2025, die im Oktober im Milliardenbereich liegen. Auch trifft die „America First“-Politik die Finanzierung von Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen, die durch Kürzungen der US-Finanzmittel deutliche Einsparungen vornehmen müssen.

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