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Fortbildung "Interkulturelle Filmbildung" für Autor/-innen | Interkulturelle Filmbildung | bpb.de

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Fortbildung "Interkulturelle Filmbildung" für Autor/-innen Konzept: Dr. Martin Ganguly und Aurora Rodonò

Aurora Rodonò Martin Ganguly

/ 4 Minuten zu lesen

Modul 1: Erste Begegnung (60 Minuten)

* Kennenlernspiel II
* Kurze Einführung ins Thema "rassismuskritische Filmvermittlung"
* Klärung des Gegenstandes und der Begriffe
Methode: Spiel - Input/Kurzvortrag – Diskussion im Plenum
Ziel: Lernsetting etablieren und Inhalte präsentieren, Begriffsklärung, Absprachen für die gemeinsame Arbeit

Modul 2: Kontextwissen – Das Wissen der Migration - oder: Stereotypisierungen gegen den Strich bürsten (75 Minuten)

Ausgehend von der Arbeit des DOMID (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) und der Ausstellung "Projekt Migration" schauen wir uns Filme an, die dominante Bilder und Erzählungen durchkreuzen. Im Zentrum stehen Dokumentarfilme und künstlerische Arbeiten und die "Kämpfe der Migration".

* Filmausschnitt aus "Pierburg – Ihr Kampf ist unser Kampf" (Edith Schmidt/David Wittenberg, D 1973, 49 Min.)
* Kurzfilm "Inventur – Metzstrasse 11" (Zelimir Zilnik, D 1975, 9 min)
* Kurzfilm "Aufstellung" (Harun Farocki, D 2005, 16 min)

Methode: Sichtung im Vergleich – Diskussion im Plenum
Didaktische-methodische Lernaspekte:
* Sichtungspraxis und kollektive Bildbeschreibung
* Vermittlung von Kontextwissen: Migrationsgeschichte, Filmgeschichte europäisch
* Formanalyse: das Politische der Form, das Verhältnis von Ästhetik & Politik

Modul 3: Film & Text 1 - die Wahrnehmung in der Formulierung (75 Minuten)

Die gleiche Geschichte in zwei Verfilmungen. In diesem Melodram stehen US-Amerikaner/innen verschiedener ethnischer Herkunft im Mittelpunkt. Da ein zentraler Punkt des Films der Blick auf unterschiedliche Hautfarben ist, muss dieser Aspekt auch benannt werden.

* Filmausschnitt aus “Imitation of Life” (Douglas Sirk, USA 1959, 124 min)
* Filmausschnitt aus “Imitation of Life” (John M.Stahl, USA 1934, 111 min)

Die ersten Szenen der Version von Douglas Sirk Version wird gezeigt. Danach schreibt jede/r Teilnehmer/in den Inhalt in ungefähr fünf Sätzen auf. Der Umgang mit möglichen (immanenten) Stereotypen zeigt sich dabei in den Formulierungen. Nach dem Vergleich von zwei bis drei Textbeispielen und einer Diskussion wird der Beginn der früheren Filmversion von John M. Stahl gezeigt. Diese Version wirkt - obwohl früher entstanden - weniger "rassistisch" problemzentriert als die Variante von 1959.
Sozialformen: Präsentation, Einzelarbeit (Schreiben), Diskussion, Präsentation mit Filmvergleich und Diskussion
Didaktisch-methodische Lernaspekte: Die Form, in der der/die Schreibende mit Formulierungen zur Hautfarbe der Darsteller/innen umgeht, zeigt meist deutlich inwieweit der/die Einzelne selbst von rassistischen Stereotypen beeinflusst ist. Im Falle dieses Films ist ein "Weglassen" der ethnischen Herkunftsgeschichte der Filmfiguren nicht möglich, da dies ein zentraler Punkt der Szenen (und des Gesamtfilms) ist. In der reflektierenden Diskussion ist es jedoch für jede/n Einzelne/n möglich sich dieses bewusst zu machen und darüberhinausgehend eigene Texte in Bezug auf stereotype Formulierungen (zu Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung etc.) zu überprüfen.

Modul 4: Rezeption & Kritik: Vom Gastarbeiter/innen-Narrativ zum doppelten Bewusstsein (75 Minuten)

Analyse des Sprechens und Schreibens über das "Kino der Migration"; Sichtung Videos und Lektüre Manifest Kanak Attak & Kritiken/Rezensionen; das Sprechen der 2. Generation – Against Otherness

* Mediendebatte Berlinale: "Gegen die Wand", Fatih Akin, 2004
* Video: "Fremd im eigenen Land" (Advanced Chemistry, D 1992, 04:18 min)
* Video: "Weißes Ghetto" (Kanak TV, D 2002, 07:38 min + Manifest Kanak Attak)

Methode: Sichtung im Vergleich – Lektüre – Diskussion im Plenum
Didaktisch-methodische Lernaspekte:
* Sichtungspraxis und kollektive Bildbeschreibung
* Vermittlung von Kontextwissen: Migrationsgeschichte, Filmgeschichte europäisch
* Formanalyse: das Politische der Form, das Verhältnis von Ästhetik & Politik

Modul 5: Film & Text 2 - der exoti(sti)sche Blick, Umgang mit Klischees

(75-90 Minuten)
Die Vorstellung "ferner" Lebenswelten und Kulturen entsteht häufig durch Filme (und Medien). In vielen Fällen werden dabei Klischees entworfen und tradiert. In den unterschiedlichen Filmversionen der bewusst exotistisch entworfenen Filmgeschichte der Autorin Thea von Harbou werden positive wie negative Klischees von Asien (im Gegensatz zu Europa, respektive Deutschland) und der Geisteswelt indisch-hinduistischer Tradition deutlich ausgestellt.

Trailer/Filmausschnitte aus
* "Der Tiger von Eschnapur/Das indische Grabmal" (Richard Eichberg, D 1938, 94 min & 95 min, Deutscher Trailer)
* "Der Tiger von Eschnapur/Das indische Grabmal" (Fritz Lang, D/F/I 1959 – 96 min & 98 min, Englischer Trailer für beide Filme)
* "Der Tiger von Eschnapur" (Fritz Lang, D/F/I 1959 – 96 min)
* Beide Drehbücher/Romanvorlage von Thea von Harbou


Sozialformen: Präsentation, kurzes Filmgespräch/Diskussion, Einzel- Partner- oder Kleingruppenarbeit, Vergleich der neu entstandenen Exposés im Plenum
Didaktisch-methodische Lernaspekte: Die Teilnehmer/innen erfahren den Blick auf die "fremde" Welt in verschiedenen Jahrzehnten und entwickeln ein Exposé für einen Fernsehfilm/Mehrteiler für einen TV-Sender/Streamingplattform ihrer Wahl. Durch das Erkennen, Reflektieren und Weiterverarbeiten der zuvor gezeigten Filmausschnitte/Trailer werden sich die Autor/innen gerade im Zusammenhang mit der zeitlichen (Entstehungsjahr) und inhaltlichen Distanz bewusst, wie Klischees funktionieren und welche (rassistischen) Sichtweisen sie dabei möglicherweise entwickeln, auch wenn die Filmgeschichte in die Moderne transferiert wird.

Modul 6: Wrap-Up (30 Minuten)

Zusammenfassung des Tages und Feedback an die Dozent/innen
Methode: Blitzlicht im Plenum
Ziel: Vergewisserung des Lernprozesses, Manöverkritik und emotionales Check-Out

Fussnoten

Aurora Rodonò ist Diversity-Managerin am Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, außerdem Lecturer am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln und freie Kulturarbeiterin/Kuratorin an der Schnittstelle zwischen Migration, Antirassismus und Kunst/Kultur. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD) und hat hier das Forschungs- und Ausstellungsprojekt Projekt Migration mitrealisiert. Anschließend war sie Juniorprofessorin (in Vertretung) für italienische Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Romanistik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, von 2012 bis 2014 Projektreferentin bei der Akademie der Künste der Welt/Köln. Aurora Rodonò ist aktiv im Bündnis Tribunal NSU-Komplex auflösen und Mitglied im Kölner »Filmclub 813«.

Dr. Martin Ganguly ist Filmpädagoge, Autor, Lehrer, Coach und Dozent in der Lehrer/-innenausbildung. Er leitet als Filmpädagoge das Schulprojekt der Sektion Generation der Internationalen Filmfestspiele Berlin und ist im Auswahlgremium der Schulkinowochen und war langjähriger Prüfer der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle Kino).