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"Tolle Werbung – großer Aufwand" Im Interview: Anna Rosa Böck, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

/ 4 Minuten zu lesen

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) ist eine Friedensorganisation, die sich für Verständigung, Miteinander und grenzüberschreitende Begegnungen einsetzt. Sie organisiert Freiwilligendienste für überwiegend junge Menschen, um die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in die Gesellschaft zu tragen und dabei international sichtbare Zeichen zu setzen.

Weitere Informationen unter: Externer Link: www.asf-ev.de

Anna Rosa Böck

Anna Rosa Böck war 1996-98 selbst als Freiwillige in den USA und lebte dort in einer Gemeinschaft mit psychisch kranken Menschen zusammen. Ab 2007 war sie im Spenden-Service von ASF tätig. Seit 2011 ist sie Referentin für Fundraising und begleitet u.a. die Patinnen und Paten bei ASF.

Akquisos: Frau Böck, seit wann gibt es Freiwilligenpatenschaften bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF)?

A.R.Böck: Die Freiwilligen-Patenschaften wurden in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre umgesetzt. Ziel war es einerseits ein Fundraising-Tool zu schaffen, um die Finanzierung der Freiwilligendienste zu unterstützen. Zugleich ist es Öffentlichkeitsarbeit für uns. Durch die Bitte um die Übernahme einer Patenschaft wird die Arbeit von ASF in ganz neue Kreise getragen – unabhängig davon, ob eine Patenschaft übernommen wird oder nicht.

Akquisos: Wer wirbt bei Ihnen für die Patenschaften?

Das sind die Freiwilligen selbst. Neben einem vergleichsweise geringen Eigenbetrag von 990€ bitten wir sie, 15 Paten zu finden, die – befristet auf ein Jahr – monatlich 15€ zur Finanzierung beitragen. Beim Aufbau dieses Patenkreises unterstützen wir die Freiwilligen. Wir geben ihnen Ideen und Formulierungen an die Hand, wie und wen sie ansprechen können. Neben der Familie können sie bspw. an örtliche Prominente, Kirchengemeinden oder Lehrerinnen und Lehrer herantreten – wo auch immer sie aktiv sind. Von der Oma bis zum Ministerpräsidenten haben wir als Paten alles dabei.

Akquisos: Warum sollen das die Freiwilligen selbst machen?

Es geht nicht allein ums Geld sammeln. Die jungen Frauen und Männer müssen sich so mit ASF auseinandersetzen. Wenn sie Paten suchen, müssen sie erklären, was ASF ist und warum heute noch 20-jährige Deutsche sich mit dem Nationalsozialismus auseinander setzen sollten. Das ist ein gutes Training für ihren späteren Aufenthalt in fremden Ländern, wo sie das ebenfalls immer wieder gefragt werden.

Akquisos: Kommen alle Patenschaften nur auf Initiative der Freiwilligen zustande?

In den meisten Fällen ist das so. Wir bekommen aber immer wieder Anfragen unserer Spender, die auch eine Patenschaft übernehmen wollen. Mittlerweile kann jeder über unsere Webseite Patenschaften abschließen. Oft sind es treue Spender, die das Patenschaftsmodell nutzen, um näher an den Freiwilligen zu sein. Sie fragen auch nach, wenn sie länger oder noch gar nichts von den Freiwilligen gehört haben. Wir fördern den Kontakt. Die Freiwilligen schreiben während ihres Freiwilligendienstes mindestens zwei Mal einen Projektbericht, den sie auch an ihre Paten schicken.

Akquisos: Besteht auch ein Kontakt über das Jahr hinaus?

In einigen Fällen bestimmt. Ich weiß auch, dass es öfter vorkommt, das Kirchengemeinden oder Schulen, die eine Patenschaft übernehmen, die Freiwilligen nach dem Jahr nochmals einladen, um in der Gemeinde oder Schulklasse davon zu berichten.

Akquisos: Wie nachhaltig ist das Patenschaftsmodell für das Fundraising?

Die Spendenaktivität endet bei den meisten Personen oftmals mit Ende des Freiwilligendienstes. Die Verbindung besteht stärker zu dem Freiwilligen als zu uns. Es sind unter 5%, die aus dieser Gruppe als Spender bleiben. Trotzdem sind uns diese Paten, die das Projekt ein Jahr lang begleiten, wichtig. Ein Patenkreis finanziert – je nach Land – immerhin ein Fünftel bis ein Viertel der Gesamtkosten.

Die Paten, die über ASF zu den Freiwilligen kommen, bleiben der Organisation überwiegend treu verbunden. Viele wechseln auf unsere Bitte hin zu einer anderen – nicht auf ein Jahr befristeten – Form der Unterstützung. Das ist gut für uns, weil eine dauerhafte Spende den Verwaltungsaufwand reduziert. Das Patenschaftsmodell ist dennoch in jedem Fall eine tolle Werbung und wir freuen uns über jeden Paten, der sich dafür entscheidet und dabei bleiben möchte.

Akquisos: Würden Sie Fundraisern, die ein Patenschaftsmodell starten möchten, zu- oder abraten?

Ich würde sagen, es ist eine interessante aber auch aufwandsintensive Spendenform: Von der Erstellung aller Materialien über die Begleitung der Freiwilligen bei der Patenwerbung, der Betreuung der Paten, der Kommunikation mit den unterschiedlichen Beteiligten unterjährig, die Bindung der Paten am Ende des Freiwilligenjahres bis hin zur technischen Abwicklung der Patenschaften. Für uns ist das Patenschaftsmodell eine gute Ergänzung zu den anderen "klassischen" Fundraisingtools, die hierfür nicht vernachlässigt werden sollten. Die Erfahrungen, die man damit macht, sind eine wertvolle Basis. Die Schwierigkeit ist, die Paten dauerhaft zu binden. Wir haben noch nicht den Königsweg dazu gefunden. Aber wie gesagt: Das Patenschaftsmodell muss nicht unbedingt Dauerspenden generieren – für uns ist der Öffentlichkeitseffekt genauso wichtig. Für das Fundraising benötigt man dann allerdings ein alternatives Bindungsinstrument, um langfristig effizient arbeiten zu können.

Akquisos: Vielen Dank für das Gespräch! Viel Erfolg weiterhin mit Ihren Freiwilligen-Patenschaften.

Fussnoten